Formatvorlagen      Chronik      Charaktere      Tagebücher      Gespielte Abenteuer     

Auf der Suche nach dem Erzvampir

Aus Avesfeuer
Wechseln zu: Navigation, Suche
Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
PRA - RON 1005 Wieder daheim
RON - EFF 1005 Die Verwandtschaft in Havena
EFF 1005 In Honingen
EFF - TRA 1005 Von Honingen weiter
TRA 1005 Auf dem Schiff nach Albenhus
TRA 1005 Durch den Eisenwald
TRA 1005 In Albenhus
TRA 1005 Der Auftrag
TRA 1005 In Trackenborn
TRA - BOR 1005 Zurück nach Hause
BOR - PHE 1005 Weiterbilden auf der Akademie
PHE 1005 - PRA 1006 Die Arbeit bei Herrn Prem
PRA 1006 Arbeiten in Lowangen
RON 1006 Auf dem Weg von Lowangen über Teshkal nach Andergast
RON - EFF 1006 Die Prüfungen im Kampfseminar Andergast
EFF 1006 Auf der Akademie in Andergast
TRA 1006 Unterwegs nach Gratenfels
TRA 1006 Die Festtage in Gratenfels
TRA 1006 Die Verfolgungsjagd
BOR - TSA 1006 Aufenthalt in Gratenfels
TSA - PER 1006 Weitermarsch nach Neersand
PER 1006 Die ersten Tage in Neersand
PER 1006 Auf dem Walsach
PER 1006 Unterwegs im Überwals
ING 1006 Von Neersand nach Vallusa
ING 1006 Auf dem Weg nach Kurkum
PRA - RON 1006 Von Vallusa nach Greifenfurt
RON 1007 Von Greifenfurt zum Turm Rohezals
RON 1007 In der Borbaradianerabtei
HES - FIR 1007 Das Fest in Thorwal
FIR 1007 Die Wettfahrt beginnt
FIR - TSA 1007 Unterwegs in Eis und Schnee
TSA 1007 Auf dem Weg zum Himmelsturm
TSA - PHE 1007 Im Himmelsturm und auf der Flucht
PHE 1007 Kampf gegen die Zorganpocken
PHE - ING 1007 Der große Viehtrieb


ING 1015 Wiedersehen in Weiden
ING 1015 Auf dem Weg nach Dragenfeld
RAH 1015 In Dragenfeld und wieder retour
RAH 1015 - PRA 1016 Zurück in Baliho
PRA 1016 Über Trallop nach Punin
RON - EFF 1016 Nachforschungen in Punin
TRA 1016 Herzog Waldemars Auftrag
TRA 1016 Erste Nachforschungen
TRA - BOR 1016 Nachforschungen in Baliho
BOR 1016 Von Baliho nach Rhodenstein
BOR 1016 Auf der Suche nach dem Erzvampir
BOR - TSA 1016 Der Winter in Weiden
TSA 1016 - PRA 1017 Die Reisen im Frühling 1016 BF
PRA - RON 1017 Unterwegs nach Arras de Mott
RON 1017 Im Kloster Arras de Mott
RON 1017 Das Tal der Elemente
RON 1017 Kampf um Arras de Mott
RON - EFF 1017 Der Auftrag des Heliodans
EFF - TSA 1017 Der Winter in Lowangen
TSA - RAH 1017 Auf dem Weg nach Greyfensteyn und Balträa
RAH 1017 - EFF 1018 Das Orakel der Elenviner Auen
EFF - HES 1018 Unterwegs im Auftrag Aromboloschs
HES - FIR 1018 Auf Liscoms Spuren
TSA - ING 1018 Firunwärts nach Ferdok
ING - RAH 1018 Der Auftrag der Boron-Kirche
RAH 1018 - PRA 1019 Auf nach Maraskan
PRA 1019 In der grünen Hölle Maraskans
PRA 1019 Die Endurium-Mine
PRA - RON 1019 Das Zepter der Echsen
RON - EFF 1019 Der Sturm auf den Fürstenpalast
EFF 1019 Auf der Suche nach den Bannkomponenten
EFF - TRA 1019 Die Erben der Gräber
TRA 1019 Neue Feinde
TRA 1019 Die vielen Hände Bastrabuns
TRA - BOR 1019 Den Chimären auf der Spur
BOR 1019 Der Chimärenmeister und die Hexe
BOR 1019 Kurzes Durchatmen
BOR 1019 Vom Licht in den Schatten
BOR - HES 1019 Aufträge im Schatten
HES 1019 Schatten über Tobrien
HES - FIR 1019 Schatten im Dschungel
FIR 1019 Schatten in Altaïa
FIR - TSA 1019 Verloren im Zwielicht
TSA - ING 1019 Warten auf die Apokatastase
ING 1019 Vorboten des Sturms
ING - RAH 1019 Das Artefakt der Oger
RAH 1019 Unter dem Banner von Kurkum
RAH 1019 Belagerungszustand
NL 1019 - PRA 1020 Warten in Beilunk
RON 1020 Auf in den Krieg
EFF 1020 Im Land des Feindes
EFF - TRA 1020 Eine hinterhältige List
TRA - TSA 1020 Das Ende Ysilias
TSA - PHE 1020 Ein kalter Frühling
PHE - ING 1020 Zeit der ersten Bündnisse
ING 1020 Morde am Konvent

Eintrag vom 15. Boron 1016 BF

Wir sind heute den ganzen Tag gereist. Morgen sollten wir in Scheutzen sein. Heute sind wir ganz gut vorangekommen, auch wenn der Weg schlechter wird. Wir übernachten jetzt in einem Gehöft.

Ich habe nun endlich verstanden, was Luzelin meinte, als sie in den letzten Atemzügen ihres Lebens uns „Küssen“ und „Wein“ zurief. Sie wusste um das Geheimnis, wie man Vampire am besten tötete. Die Lösung hatten wir schon in der Hand. Den entscheidenden Hinweis liefert das Textstück, das ich gestern fand. Dort stand, dass sich das, an was man glaubte, sich gegen einen als Fluch wendet, wenn man zum Vampir wird. Und genau so ist es. Deshalb vergeht ein Vampir, der früher rondragefällig gelebt hat, wenn man ihn zum ehrenhaften Zweikampf fordert. Deshalb stirbt Walmir von Riebeshoff, ein ehemaliger Mann des Praios, wenn er mit Sonnenlicht in Berührung kommt. Darum wollte Luzelin, dass Torben sie küsst oder ihr Wein gibt – denn Zeit ihres Lebens war sie rahjagefällig. Und daher würden sie Wein oder ein Zeichen der Liebe sie als Vampir töten. Das ist es also, warum jedes dieser unheiligen Wesen anders zu besiegen ist. Das könnte uns helfen, wenn wir noch mehr dieser Wesen gegenüber treten müssen.

Ich habe mir Aridhels Bild auf der Brust angesehen. Es scheint, als würde die Katze etwas anders aussehen als vorher. Pflanzen umranken sie, manchmal glaube ich, in den Ornamenten, die sie bilden, Symbole zu erkennen. Das Bild ähnelt der elfischen Schule der Malerei, es strahlt Frieden und Harmonie aus.
Es gibt Geschichten von Elfen, die in unruhigen Zeiten zwischen Menschen vermittelten, der Legende nach, trugen sie alle so ein Bild. Der letzte Elf war Therandael von Malvenblatt, der während der Unruhen 969 BF in Weiden war. Doch leider wurde er von ein paar Bauerntölpeln erschlagen. Dieses Schicksal wird Aridhel hoffentlich nicht ereilen!
In den Prophezeiungen heißt es, dass das wandelnde Bildnis zum Bündnis bittet. Ich denke Aridhels Aufgabe ist es, im Ernstfall zwischen den Völkern Aventuriens zu vermitteln. Er ist vielleicht eine Art Diplomat. Ich bin gespannt, ob Aridhel auch neue Fähigkeiten erhalten wird. Ich habe ihn heute beobachtet. Vielleicht bilde ich mir es nur ein, aber er wirkt charismatischer als früher. Sein Gang ist aufrechter, seine Stimme klarer. Auch die Weidener haben ihn heute viel freundlicher behandelt als die Tage davor. Ob das wirklich mit seinem Zeichen zusammenhängt?

Zwei Gezeichnete und beide in unserer Gruppe. Sind wir etwa alle die Auserwählten? Ich habe schon mal daran gedacht, aber nun ist Aridhel tatsächlich auch einer von ihnen. Selbst wenn alle von uns einmal gezeichnet werden, fehlen noch zwei Personen. Ob Leudalia auch eine Gezeichnete werden wird? Dann würde immer noch jemand fehlen. Vielleicht Vater Corvus? Oder lernen wir die betreffenden Personen noch kennen? Haben die Zwölfe uns schon früher dazu auserkoren? War das Zusammentreffen von Aridhel und mir auf meiner Akademie damals kein Zufall, sondern von den Zwölfen bestimmt? Als ich ihn kennenlernte, hätte ich mir nie gedacht, dass wir einmal so eng nebeneinander für die Rettung Deres kämpfen würden. Ist dies mein Schicksal? Die Prophezeiungen erfüllen sich, und Aridhel und ich sind nun ein Teil davon.

Eintrag vom 16. Boron 1016 BF

Wie geplant sind wir in Scheutzen angekommen. Ich fühle mich etwas wie damals in Altnorden. Auch hier sind wir nicht gern gesehen, vor allem seit wir bekannt gegeben haben, dass wir zur Acheburg wollen. Rittfrau Dorntrud von Scheutzen warnte uns vor dem Bösen, das dort lauern würde. Das Dorf hier ist stark vom Orkkrieg gezeichnet. Der Boronanger ist überfüllt mit den tapferen Männern und Frauen, die im Krieg ihr Leben ließen.

Heute am Vormittag haben wir im Schnee eine Leiche gefunden. Sie stammte von einem Draconiter. Aus seinem Buch der Schlange konnten wir herauslesen, dass er eine Art Vampirjäger war. Er hieß Mardulf von Hartsteen und war Akolut vom Hesinde-Tempel zu Gareth. Sein Schlangenhalsband war abgebogen und mit eklig schmieriger Asche bedeckt. Neben ihm fanden wir einen Stab aus Blutulmenholz von etwa zwei Spann Länge. Der Griff ist in Salamanderform, die Spitze enthält einen Bernstein und trägt einen Praiosgreif. Auch einen Boronsraben, eine Schlange und eine Mondsichel konnten wir entdecken. Laut seinem Buch der Schlange konnte er damit Vampire erkennen. Ich habe den Stab analysiert. Er war ein Artefakt und hatte drei Ladungen, mehr konnte ich jedoch nicht feststellen. Aufladbar ist er leider nicht mehr. Ich werde es trotzdem mitnehmen, wir sollten es auf jeden Fall in einem Hesinde-Tempel bringen.

Auf dem Weg ins Dorf haben wir eine Gruppe von etwa fünfzig Orks ausgemacht. Wir wichen einem Kampf aus, da sie zu viele waren, selbst für uns. Aridhels Pferd brach sich beim Davonreiten auch noch ein Bein, aber er konnte es zum Glück heilen. Wenigstens ist nicht mehr passiert. Aridhel hätte sich auch verletzen können. Jetzt ärgere ich mich darüber, dass wir nicht gekämpft haben, wir hätten diesem Pack sicher das Fürchten gelehrt! Ich hätte ihnen einen saftigen Ignisphaero entgegenschleudern sollen! Das nächste Mal kommt dieser Abschaum nicht mehr so ungeschoren davon, bei Rondra!

Eintrag vom 17. Boron 1016 BF

Wir mussten die Pferde in Scheutzen lassen, denn ab hier können wir nicht mehr reiten. Die Ausläufer des Finsterkamms liegen vor uns. Teilweise liegt hier viel Schnee, sodass das Vorankommen mühsam war. Außerdem peitschte uns der Wind immer wieder diesen ins Gesicht, es war richtig ungemütlich.

Am Nachmittag passierten wir eine Stelle, an der eine Geisterscheuche stand. Sie bestand aus einem Holzpfahl mit einem Pferdekopf drauf, an dem Tuchfetzen herunterhingen. Der Schädel blickte in Richtung Acheburg. Von dort kommt offensichtlich nichts Gutes.

Kurz vor Sonnenuntergang waren wir endlich kurz vor unserem Ziel. Ein Pfad führte zu der verfallenen Burg weiter hinauf. Wir wollten jedoch nicht in der Nacht dorthin, denn die Vampire sind unserer Meinung nach trotz allem am Tag schwächer. Und vom Herrn der Acheburg heißt es, er könne nur mit Praioslicht und Sonnenzepter besiegt werden. Heute Nacht werden wir Wachen aufstellen und morgen gleich in der Früh weitergehen.

Eintrag vom 18. Boron 1016 BF

Ich kann es nicht glauben, die Burg ist verlassen. Wir sind zu spät. Als wir endlich am Ziel waren, stellten wir fest, dass am Boronanger sämtliche Gräber aufgebrochen und Grabsteine umgestürzt waren. Auch Kampfspuren waren zu sehen. Die gesamte Krypta war zusammengebrochen und das vor noch gar nicht allzu langer Zeit. Sämtliche Praios- und Boronsymbole waren aus den Steinen herausgehauen. Dann fanden wir etwa zwei Dutzend Orkleichen, die seit etwa einem halben oder einem Götterlauf tot waren. Ihre Knochen waren seltsam verdreht, die toten Körper wurden achtlos weggeworfen.

Plötzlich hörten wir von rundherum überall ein Flüstern und Heulen. Unter dem Schnee schimmerte es unheimlich. Ich konnte nicht anders als mir die Ohren vor dem Lärm zuzuhalten. Aus dem Nebel traten dann auf einmal wabernde Lichtgestalten. Sie tauchten über den Leichen auf – es waren die Geister der toten Orks. Plötzlich überkam mich eine furchtbare Angst, und ich drückte mich in eine Ecke. Die anderen stellten sich schützend vor mich. Plötzlich begann der Geist des Anführers mit uns in gebrochenem Garethi zu sprechen. Er fragte, was wir hier wollten. Im weiteren Gespräch konnten wir folgende Dinge heraushören. Eine Elfe war hier und mit ihr ein Dämon, der von den Orks als „Ungesehene Kralle“ bezeichnet wurde. Sie selbst wurde beschrieben als „Weiße Schamanin mit Spitzohren“ – das ist sicher die Elfe, die auch wir trafen, und von der wir vermuten, dass sie Pardona ist. Damals als wir gegen ihre Schergen kämpften, schickte sie uns auch einen unsichtbaren Dämon – ob das die „Ungesehene Kralle“ ist?
Weiters erzählten die Geister, dass die Elfe den „Trinker des Blutes“ erweckte. Das war wohl Walmir von Riebeshoff. Laut den Orks wehrte er sich dagegen, doch es war umsonst. Die Elfe gab ihm Blut, sodass er stärker wurde. Außerdem zwang sie diese Orks den Praios-Tempel in Anderath zu überfallen. Nun seien jedoch sowohl Elfe als auch Vampir weggegangen um ein „mächtiges Zauberwerk“ zu vollführen. Der Name des Ortes konnte der Anführer der Orks uns nicht nennen, nur die Richtung Südosten. Nach einigem Raten fiel der Name „Nachtschattens Turm“ – da erinnerte er sich wieder, dies war der Ort, wo sie hingingen.

Als Dank für ihre Hilfe versprachen wir den Orks, ihnen ihren Seelenfrieden zu geben. Sie baten uns, ihnen die Köpfe abzuhacken und sie zu verbrennen. Wir taten ihnen den Gefallen.

Morgen werden wir uns gleich auf den Weg zurück zu Nachtschattens Turm machen. Die Zeit wird knapp, aber wir können es noch schaffen. Nicht zu glauben, wir waren schon so gut wie dort, doch die Karten schickten uns weg. Warum? Ich hoffe, wir kommen jetzt rechtzeitig, wer weiß, was diese Elfe plant…

Eintrag vom 19. Boron 1016 BF

Wir sind in Beornfirn angekommen. Die Reise verlief ohne Schwierigkeiten, wir könnten es schon noch rechtzeitig schaffen Nachtschattens Turm zu erreichen. Trotzdem überlegen wir, ob wir nicht die Flöte Tecladors benutzen sollen. Schließlich ist die Zeit knapp.

Die Sternbilder am Nachthimmel verheißen nichts Gutes. Das Sternbild ähnelt dem vor einem halben Jahr – damals in Dragenfeld. Zu Neumond werden Nandus, Ucuri, Simia und Marbo in Sumus Schale zusammentreffen, die ersten drei stehen in eindeutiger Konjunktion zueinander, Marbo hingegen im Trigon. Das könnte heißen, dass unnatürliches Leben entstehen wird. Nandus hingegen steht auch für den „Weisen im Turm“ – ist das der Hinweis auf Nachtschattens Turm? Horas steht wieder in Negation zum Sternbild des Gehörns. Ein Hinweis also auf Weiden. Aves in Negation zur Schlange, die sich dem Zenit nähert. Könnte heißen, dass sich die Magie ihrem Höhepunkt nähert. Außerdem steht der einsame, schnell laufende Elfenstern in Harmonie zur Schlange. Pardona? Kor und Levthan verhießen auf jeden Fall nichts Gutes, wieder gibt es Hinweise auf Vergeblichkeit von Kampf bzw. die Gier, die den Kampf besieht. Das Sternbild der Eidechse geht im Boronmond auf – entsteht aus Totem Leben? Wir haben alle das ungute Gefühl, dass diese Elfe die Wiedererweckung Borbarads plant. Alles deutet schon darauf hin. Denn der nächste Neumond ist am 22. Boron – das wäre der 426. Götterlaufstag von Rohals und Borbarads Entrückung…

Grim, Joela und Torben bearbeiten ihre Waffen mit einem magischem Balsam. Hoffen wir, dass das im Kampf gegen diese Elfe helfen wird.

Eintrag vom 20. Boron 1016 BF

Wir sind in Trallop angekommen. Bei der Gelegenheit haben wir Herzog Waldemar einen Besuch abgestattet. Er war wieder nicht sonderlich freundlich. Zu unserer Enttäuschung entsagt er uns auch jegliche weitere Hilfe, wir würden das schon allein schaffen, meint er. Wenn er wüsste, gegen wen wir da kämpfen werden… immerhin können wir wieder auf der Bärenburg übernachten. Wie kann man seine Augen nur vor dem Unheil verschließen, das über das eigene Land hereinbricht?! Er mag zwar ein großer Kämpfer sein, aber Hesinde hat ihn wahrhaftig nicht gesegnet!

Grim hat ein Boot gekauft, Nachtschattens Turm soll von einem See umgeben sein, den müssen wir irgendwie überqueren. Ich war mit ihm auch im Efferd-Tempel, wir haben tatsächlich einen Schank gesegnetes Wasser bekommen.

Immerhin gibt es eine gute Nachricht. Leudalia hat uns einen Brief geschrieben. Ihr geht es gut, aber sie kann leider noch nicht zu uns stoßen. Sie ist unterwegs um für ihre Tochter eine geeignete Akademie zu suchen. Aber sie glaubt uns und wird versuchen uns zu helfen. Ich hoffe, sie ist bald wieder in unserer Mitte, wir können göttlichen Beistand dringend gebrauchen. Sie hat stolz berichtet, dass sie im Orden der Ardariten aufgenommen wurde. Ich freue mich für sie, das hat sie sich immer gewünscht.

Eintrag vom 21. Boron 1016 BF

Heute übernachten wir in Anderath. Wir nutzten die Gelegenheit und haben uns noch einmal nach dem Überfall auf den Praios-Tempel erkundigt. Es wurden einige Praios-Artefakte gestohlen. Die Gegenstände wurden aber gezielt ausgewählt. Die Elfe muss irgendetwas Bestimmtes damit gewollt haben. Aridhel hat in seiner Naivität gleich wieder von den Vampiren angefangen, worauf uns jegliche Hilfe gleich verweigert wurde. Wie kann er nur immer noch so weltfremd sein? Eigentlich sollte er in der Zeit in Weiden einiges gelernt haben! Wie auch immer, die Sonnenlegionäre sind mit Jariel, dem Boten des Lichts, unterwegs. Also keine Hilfe von den Praioten.

Ich habe mir einen Pflock aus Bosparanie geschnitzt. Wer weiß, wie viele Vampire auf uns beim Turm lauern. Die anderen haben sich auch welche zugelegt. Einige in Reserve sind nie schlecht, schließlich brechen sie immer sehr leicht entzwei.

Wofür braucht die Elfe bloß die ganzen Artefakte? Es sind alles wertvolle Gegenstände, aber ich denke nicht, dass sie sie des Geldes wegen braucht. Ob sie ihr für ihr geplantes Ritual dienen? Will sie etwa Blakharaz anrufen?

Heute Abend habe ich zwei Mal versucht, für Grim ein Amulett mit Hilfe eines Applicatus mit einem Balsam zu belegen, doch ohne Erfolg. Ich muss dieses Manko so bald wie möglich beheben. Eigentlich sollte der Applicatus kein Problem für mich sein!
Ich habe doch etwas Angst, dass meinem Geliebten etwas passieren könnte. Wenn er sterben würde – ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen soll. Ich werde es nicht zulassen, dass ihm etwas Schlimmes geschieht.

Eintrag vom 21. Boron 1016 BF

Wir sind nun in Moosgrund. Gleich zu Beginn haben wir uns beim Vogt vorstellig gemacht, von dem wir jedoch durch ein dummes Benehmen von Grim nicht viele Informationen bekamen. Wo der Turm liegt, zu dem wir wollen, wissen wir nicht wirklich. Mein Auge liefert uns auch keine Hinweise. Ich hatte gehofft, dass Kraftlinien uns führen würden, aber leider ist dem nicht so. Das einzige, was wir im Dorf herausfinden konnten, ist, dass wir durch den Wald Richtung Westen müssen. Wir werden es einfach probieren.

Mögen die Zwölfe uns beistehen, auf dass der Bethaner nicht wiederersteht. Ich erahne eine Katastrophe, die über Dere hereinbricht, hoffen wir, dass wir ihr irgendwie entgegentreten können.

Eintrag vom 22. Boron 1016 BF

Ich kann nur kurz schreiben, Aridhel und Joela testen gerade die Stabilität der gefrorenen Oberfläche des Nebelwassers, das Nachtschattens Turm umgibt. Er steht auf einer Insel, um dorthin zu gelangen müssen wir etwa 30 Schritt auf dem Eis zurücklegen.

Als wir durch den Wald ritten, überkam mich eine Welle des Hasses auf diesen Ort, sie führte uns zu dem Turm. Alles hier ist moorig uns sumpfig, der Turm erhebt sich drohend schwarz aus dem Nebel. Der Sonnenuntergang liegt schon hinter uns, er war wunderschön rot, ja, fast schon blutig rot, als würde er eine schreckliche Kreatur gebären.

Der Turm selber ist drei Stockwerke hoch, wir können von ihm Fackelschein ausmachen. Mein Auge stellte sich wieder von selbst auf magische Wahrnehmung um. Es war beeindruckend. Die Silhouette des Gebäudes bildet ein dickes Geflecht von Fäden, dicht gewoben. Wie erwartet kreuzen sich zwei Kraftlinien in ihm – eine, die von Ost-West verläuft, eine andere Nord-Süd. Der Nodix liegt im ersten Stockwerk. Die Aura des Turms zieht sich in der Mitte zusammen. Ich konnte trotz der dicken Mauer zwei Präsenzen ausmachen, sie sind humanoid. In Bodenhöhe sehe ich mehrere schwarze Wesen, sie scheinen stark verbunden zu einer dunklen Quelle zu sein. Ich vermute, es sind Vampire, die Quelle, mit der sie zusammenhängen, ist wohl der Erzvampir.

Hier schließe ich meinen Bericht, Joela und Aridhel berichten, dass das Eis in Richtung Turm recht dünn wird. Sie werden unsere Ausrüstung mit einem Seil zur Insel hinüberziehen, dann werden wir anderen uns anbinden, flach auf das Eis legen und uns am gespannten Seil rüberziehen. Hoffen wir, dass das klappt, sonst passiert noch ein Unglück, bevor wir gegen den Schrecken überhaupt angetreten sind…

Ich verstecke diese Aufzeichnungen nun hier, falls wir nicht mehr zurückkehren werden. Auf dass die Nachwelt erfahre, was in Weiden diesen Winter wirklich geschehen ist.

Eintrag vom 24. Boron 1016 BF

Der Bethaner ist zurück. Ich vermag gar nicht zu beschreiben, wie das Gefühl war, als wir dortstanden, dem Ritual beiwohnten und nichts dagegen tun konnten. Wir haben versagt. In jeglicher Hinsicht, denn Walmir von Riebeshoff weilt auch noch auf Dere.

Ja, wir kamen unversehrt zum Turm, das Eis war kein Hindernis für uns. Doch dann wurden wir von einigen Vampiren angegriffen. Es war ein unheimlicher und schwerer Kampf, denn wir kannten teilweise unsere Gegner und Gegnerinnen zum Teil. Mein Gegner war Patras Hullheimer, der mir versuchte einzureden, dass keine Gottheit mich schützen würde. Doch Praios war mit mir, denn mir gelang mit dem Pflock ein Stoß, den ich mir selbst nicht zugetraut hätte. So streckte ich ihn nieder, auch wenn er vorerst nicht zu Staub zerfiel. Joela kämpfte gegen einen Magier, der jedoch bald fliehen konnte, nachdem er Joela mit einem Paralys belegt hatte. Torben hatte eine schwer gerüstete Gegnerin, gegen die er unterlag. Ich heilte ihn so gut es ging mit einem Trank und meiner astraler Macht. Joela wollte ihm schon helfen, da forderte er die Vampirin zum ehrenhaften Zweikampf, denn dann würde er sie mit seinem Schwerte wohl Schaden zufügen können, da sie in ihrem früheren Leben rondragefällig gelebt haben musste. Doch Torben ging zu Boden, Grim musste ihn Golgaris Schwingen wieder entreißen. Joela konnte seinen Kampf beenden. Aridhel tötete einen perainegefälligen Bauer, der ihn sogar darum gebeten hatte. Dann widmete er sich den verbliebenen Vampiren. Grim hatte es am schwersten, denn ihm stellte sich der junge Balgor Blaufüchsen entgegen. Ihn zu töten muss ihm furchtbar schwer gefallen sein. Er war noch ein Knabe, ein unschuldiges Kind. Aber es musste sein.

Nachdem ich Torben magisch wieder etwas auf die Beine geholfen hatte, betraten wir den Turm. Im Erdgeschoss fanden wir schließlich endlich den, den wir gesucht hatten: den Erzvampir Walmir von Riebeshoff. Von ihm ging eine Aura des Bösen aus, das Licht aus seinen Augen wirkte wie aus anderen Sphären. Das schwarze Haar hing im strähnig ins fahle Gesicht. Er kniete mitten in einem Kreis von goldenen Schätzen – dem Diebesgut aus dem Anderather Praios-Tempel. Damit wurde er offensichtlich in Schach gehalten. Walmir erhob sich langsam, jedoch nicht ohne den Blick von uns abzuwenden. Eine imposante Gestalt war er, auf seine Art sogar charismatisch. Er erzählte uns, dass er von Pardona aus seinem Schlaf erweckt wurde, dabei fiel der Name Tharkol, das war wohl der Magier, gegen den Joela gekämpft hatte. Der Vampir versicherte uns, dass er sich nun an der Elfe rächen wolle. Denn Pardona zwang ihn sein Blut zu geben für ihre finstere Zwecke. So schlug er uns einen Pakt vor – wenn wir ihn befreiten, so würde er uns gegen Pardona helfen. Aridhel, der nun unser Diplomat war, war einverstanden, auch wir anderen willigten ein, denn Pardona war die machtvollste Gegnerin, der wir je gegenüber getreten waren und da nahmen wir auch die Hilfe eines Erzvampirs an. Doch wir hätten es besser wissen sollen, er hatte zu Lebzeiten schließlich schon Praios gefrevelt. Sobald wir einen der geweihten Gegenstände entfernt hatten, entkam er, nachdem er mit einer Handbewegung Grim gegen eine Wand schleuderte. Ich versorgte meinen Liebsten sofort mit einem Wirseltrank, es war so ziemlich alles, was wir noch hatten.

Ich höre gerade, dass wir nun losziehen wollen. Heute sollten wir zurück nach Trallop kommen. Der Gedanke, dem Herzog von unserer Niederlage berichten zu müssen, bereitet mir Sorgen. Aber dem werden wir uns wohl stellen müssen.

Eintrag vom 24. Boron 1016 BF

Bevor ich berichte, was hier auf der Bärenburg geschehen ist, schreibe ich noch die finsteren Ereignisse nieder, die sich in der Nacht vor zwei Tagen zugetragen haben.

Nachdem wir von Walmir so verraten wurden, liefen wir den Turm nach oben. Wir standen außen an einer Balustrade, im Turm drinnen war sie – Pardona, die Begehrensauslöserin, wie sie bei den Elfen genannt wird. Sie war gerade mit dem schrecklichsten aller Rituale beschäftigt – wir sahen im Zentrum des Raumes einen Kessel aus Zinn, der uns nur allzu bekannt vorkam. Es war wohl einer der dreizehn Kessel der Urkräfte, genau so einer, mit dem wir Aridhel damals auf den Inseln im Nebel vom Tode zurückgeholt hatten. Im Boden war ein Tridekagramm eingefräst, es war voll mit Blut. In jeder Zacke war eine Rune angebracht – für alle zwölf Erzdämonen eine, die dreizehnte war für den Namenlosen selbst reserviert.
So standen wir draußen und wurden Zeugen eines unbeschreiblich grauenerregenden Rituals, unfähig etwas dagegen zu unternehmen, denn die Arkaden, die den Raum umgaben, waren mit einem Fortifex blockiert. Egal was wir probierten, Efferdwasser, Goldstaub oder Amulette, wir konnten das Hindernis nicht überwinden. So kam uns die Idee über das Dach einzusteigen. Joela kletterte voran, doch ihr Vorhaben wurde je durch einige Harpyien unterbrochen. Sie griffen an, solange, bis Joela den Turm herabfiel. Grim lief sofort hinunter zu ihr um ihr zu helfen, zum Glück war sie aber gut gefallen. Wir begannen, die Pfeiler einzureißen, wir steckten das Dach in Brand, doch der komplette Ritualraum war mit der magischen Barriere gesichert. So stellten wir die Praios-Artefakte um den Raum herum, begannen, Praios’ Choräle zu singen, Torben schlug den heiligen Gong, der sich unter den Gegenständen befand. Immerhin konnten wir Pardona damit stören, sie wurde wütend, beschimpfte uns als „nichtsnutzige Würmer“, doch das Ritual schritt unheilvoll voran.

Tränen traten in meine Augen, Tränen der Verzweiflung und Wut über meine Untätigkeit. Ich betete zu den Zwölfen, sie mögen uns helfen, mit den Fäusten hämmerte ich sinnlos gegen die unsichtbare Wand. Und dann – plötzlich überkam uns eine Welle überderischer Macht, das Blut im Inneren des Turms begann zu kochen, bis es schließlich verklumpte. Die Tropfen wurden zu Fäden, die sich anfingen von der Wand zu lösen, ein Stalaktit pulsierte voll unheiliger Macht, alles pochte im gleichen Rhythmus, selbst wir schienen dieser unheimlichen Schwingung nicht entkommen zu können. Die Klumpen setzten sich in Bewegung, langsam rollten sie auf den Kessel zu. Sie vereinten sich und wuchsen, verschmolzen mit den Fäden, zogen schlussendlich die Kesselwand hinauf. Das Blut formte sich zu Fleisch, es begann zu wuchern, zuerst formten sich Hände aus dem Klumpen, dann die Beine, Haut begann das Gebilde zu überziehen. Ein Zischen – und der Kessel begann zu schmelzen, eine silberne Kaskade ergoss sich über den Boden, der silbrige Fluss rann in den Dreizehnzack, wo er schließlich erstarrte. In der Mitte erstand vor uns ein Mensch, wunderschön und perfekt, schwarze Haare und Augen, weiße makellose Haut überzog den athletischen Körper. Ein Wesen mit dem Besten aus Mensch und Elf.

Pardona trat mit leuchtenden gierigen Augen vor, zitternd und ehrfürchtig streckte sie ihre Hand dem wiedererstandenen Bethaner entgegen. „Borbarad“ flüsterte sie, während die Welt um sie den Atem anhielt, selbst die Zeit schien für einen kurzen Moment still zu stehen. Und dann wurden wir mit folgenden Worten aus unserer Starre herausgerissen: „Vergiss es Pardona“ Diese Worte klangen so hart, dass wir alle zusammenzuckten. Pardona erging es ebenso, ihr siegessicherer Ausdruck im Gesicht fiel zusammen, nach kurzer Sprachlosigkeit brachte sie noch „Aber Tharsonius…“ heraus. Und dann - wir konnten unseren Augen kaum trauen – hob der Bethaner seine Hand und mit einer Wucht schleuderte er Pardona durch den Raum mit den Worten „Du, Pardona, bist nur eine Chimäre von Mächten, die du nie verstehen wirst. Aber ich… ich… ICH bin Borbarad“. Dann widmete er plötzlich uns seine Aufmerksamkeit, er nickte uns zu, verschränkte seine Arme und verschwand. Ich glaube, in seinem Mundwinkel ein leichtes Lächeln gesehen zu haben, als er mich anblickte. Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, erhob sich eine zornige Pardona, deren strahlend weißes Gesicht rot angelaufen war und hysterisch schrie: „Nicht interessiert??? Wen glaubt er vor sich zu haben? 5000 Jahre und länger habe ich in den Niederhöllen geschmachtet, habe alles gesehen!!“

Dann schien sie sich wieder an unsere Anwesenheit zu erinnern, denn sie fuhr herum, ein giftiger Blick traf uns. Mit tiefstem Hass in der Stimme harschte sie uns an: „Ihr, ihr habt das Nurdhraza gestört, ihr sollt dafür bezahlen, wegen euch ist er nicht perfekt!“ Ein Fingerschnippen und die Worte „Grakvaloth, hol sie dir, alle fünf!“ ließen ein Knurren ertönen, ein Wesen wurde sichtbar, dem wir schon einmal gegenüberstanden: groß wie ein Ochse, in schwarzer Löwengestalt, am Rücken Schwingen die aus Nichts zu bestehen schienen, vier Hörner, die von seiner Macht zeugen. Drei gespaltene Zungenspitzen zischten uns drohend entgegen, Krallen aus Flammen stießen auf uns zu. Pardona nutzte die Gelegenheit zur Flucht, indem sie sich in ihrer Gestalt als Gletscherwurm in die Lüfte erhob und davonflog. Der Kampf gegen diesen Diener des Namenlosen war hart, ich wurde einige Male schwer getroffen. Grim goss unser gesegnetes Wasser über ihn, es war ein schwerer Kampf, der uns fast das Leben kostete. Doch wir blieben siegreich.

Im Erdgeschoss versorgten wir unsere Wunden. Wir hatten keine andere Wahl als hier zu übernachten, auch wenn dieser Ort eine unheimliche Aura ausstrahlte. Die Praios-Artefakte stellten wir als Schutzkreis um uns herum auf. Und tatsächlich, es geschah nichts. Am nächsten Tag, als wir den Turm verließen, erschien mir das Praios-Licht trotz der Wolken wie eine Erlösung, eine schwache Minderung des Leids und des Hasses, die ich in mir spürte. Nicht nur der Schnee war aufgewühlt, auch die Elemente. Denn das Böse hat nun einen Namen, einen Geist und auch einen Körper.

Die Vampire, die wir getötet hatten, waren alle zu Staub zerfallen. Ich konnte mit meiner Wahrnehmung nur noch so viel sagen, dass alle dämonischen Bereiche bei diesem Ritual Anteil hatten, was uns nicht verwunderte. Einen der Urkessel gibt es nun nicht mehr.
In Anderath gaben wir den Geweihten des beraubten Tempels gestohlene Aufzeichnungen und das Praios-Zepter zurück. Die anderen Artefakte konnten wir nicht auch noch mit uns führen. Doch wurde uns versichert, dass sie geborgen werden würden.

Dies ist also Borbarads Rückkehr. Es heißt, wir haben ihm einen Makel verpasst. Hoffen wir, dass dies reichen wird, um ihn zu vernichten. Denn wenn nicht, dann Gnade uns die Zwölfe…

Eintrag vom 25. Boron 1016 BF

Ich kann nicht schlafen. So sitze ich hier bei Kerzenlicht mitten in der Nacht. Die Praiosstunde dürfte schon seit etwa zwei Stunden vorbei sein.

Gestern noch konnte ich schlafen, obwohl wir uns in dem unheilvollen Turm befanden. Doch da war ich zu erschöpft und mein Geist noch zu verwirrt, als dass ich all dies fassen hätte können, was geschehen ist.
Der Bethaner ist wieder zurück. Immer und immer wieder gehe ich die Augenblicke durch, als wir auf dem Turm standen und Pardona nur zusehen konnten, wie sie ihr grauenvolles Ritual vollführte. Immer und immer wieder frage ich mich, was ich hätte tun können um dies zu verhindern. Immer und immer wieder sehe ich die Blut- und Fleischklumpen, wie sie auf den Kessel zurollen, vor meinem inneren Auge. Wie soll ich da nur Ruhe für die Nacht finden?

Noch nie fühlte ich mich so hilflos und verloren. In diesem Moment schienen die Zwölfe Alverans so fern wie nie zuvor. Haben sie uns verlassen? Wie konnten sie das nur zulassen? Ist der Namenlose so mächtig?
Ich mache mir solche Vorwürfe, weil wir den Schrecken nicht verhindern konnten. Meine astrale Macht, auf die ich mich immer verlassen konnte, war völlig wirkungslos. Auch dieser verfluchte Erzvampir ist uns entkommen. Es war vielleicht unsere einzige Chance ihn jemals zu töten. Ich fühle mich so schuldig. Waren wir zu langsam? Hätte es etwas gebracht, wenn wir gleich zu Nachtschattens Turm gegangen wären, so wie Aridhel es wollte? Ich habe mich auf die Karten verlassen, ich dachte, mein Zeichen würde mir durch sie den Weg weisen. Oder musste dies alles geschehen? War es unvermeidbar? Wie gern würde ich mir dies einreden, um diese Schuldgefühle loszuwerden, die mich seither plagen.

Tränen fließen mein Gesicht herab. Ich sehe mein Spiegelbild im Fenster vor mir - wie alt sehe ich nur aus! Und ich habe das Gefühl, in den letzten zwei Tagen bin ich wieder um Jahre gealtert. Was für Spuren hat die Finsternis, die über unsere Welt kommt, nur schon bei mir hinterlassen? Sorgenfalten durchziehen mein Antlitz. Ich habe Angst, Angst um Dere. Was wird die Zukunft nur bringen? Wir alleine können den Bethaner nicht aufhalten, aber wer wird uns helfen? Gibt es noch eine Möglichkeit ihn aufzuhalten? All diese Fragen gehen mir zu dieser späten Stunde durch den Kopf und rauben mir die nächtliche Ruhe.

Heute Abend, als Grim und ich endlich hier auf das Zimmer kamen, nahm er mich in den Arm. Lange saßen wir schweigend beieinander. Ich fühlte, wie seine Tränen auf mein Gesicht tropften und sich mit den meinen vermischten. Keiner von uns sagte ein Wort, wir vermochten nicht, den Schwall an Gefühlen, der uns übermannte, auszudrücken. Wir hielten uns einfach nur aneinander fest. In all dieser Hoffnungslosigkeit konnte ich dadurch wenigstens ein bisschen Kraft schöpfen. Ich weiß nicht, was ich ohne meinen Geliebten tun würde! Wie schlimm muss es für Torben sein, in diesen schlimmen Tagen nicht bei seiner Familie sein zu können! Joela hat Aridhel, ich habe Grim – aber er ist ganz allein.

Mir fallen die Augen vor Müdigkeit schon fast zu, doch der Schrecken mag nicht aus meinen Gedanken verschwinden. Trotzdem werde ich mich wieder zu Bett begeben, in der Hoffnung, dass die Nähe zu Grim mir doch noch den Frieden schenkt, sodass ich endlich schlafen kann.

Eintrag vom 26. Boron 1016 BF

Wir ruhen uns nun auf der Bärenburg von den Strapazen aus. Es bleibt mir nur noch zu berichten, was nach unserer Rückkehr hierher passiert ist.

Herzog Waldemar ließ sich widerwillig die ganze Wahrheit über die Vampirplage erzählen. Aridhel, der neue Sprecher unserer Gruppe, übernahm diese Aufgabe. Erstaunt waren wir, als auch Gwynna die Hex' zu uns stieß. Sie prophezeite, dass der Schrecken den Winter über ruhen würde. Doch noch vor Ende des Jahres wird der Mond sein rotes Antlitz zeigen. Immerhin heißt das, dass wir einige Zeit haben um Kräfte gegen den Bethaner zu sammeln. Gwynna sprach noch mit Aridhel. Sie sagte ihm, dass die Hexen in Weiden uns beistehen würden, doch auch die Ihren nicht vor der Versuchung gefeit sind. Einige Hexen werden sich wohl dem Bethaner anschließen.

Nach dem gemeinsamen Mahl erhob sich Waldemar schließlich mit den Worten: „Wie soll ich euch danken? Ihr habt viel getan“ Daraufhin wurde uns allen der silberne Bärenorden verliehen, der meine prangt nun an meinem Mantel. Als Leibrente stehen uns von nun an 100 Dukaten im Jahr zu, von denen wir gleich 200 für dieses uns nächstes Jahr erhielten, wenn auch nur unter großem Jammern und Klagen des Kämmerers. Außerdem können wir uns aus seinem Gestüt ein Ross aussuchen. Ich werde das Angebot sicher annehmen, denn Sturmnacht ist mittlerweile doch schon alt. Sie war mir ein treues Pferd, doch für sie ist es Zeit in den Ruhestand zu treten.

Aber dies war noch nicht alles. Schließlich sollten wir Niederknien, auch Aridhel tat es nach einigem Zureden. Mit den Worten „Erhebt Euch, Ritterin Ginaya von Lowangen durfte ich mich wieder aufrichten. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass wir doch einiges erreicht haben, auch wenn wir das Schlimmste nicht verhindern konnten. Es tat gut, nach all der Zeit des Misstrauens endlich Anerkennung zu erhalten.

Den Winter werden wir wohl auf der Bärenburg bleiben, Herzog Waldemar hat uns eingeladen. Ich freue mich auf etwas Ruhe, ich denke mir, die können wir alle gut brauchen. Der Schrecken wird früh genug über uns hereinbrechen. Hoffen wir, dass wir ihm rechtzeitig entgegen treten können!