Formatvorlagen      Chronik      Charaktere      Tagebücher      Gespielte Abenteuer     

In Dragenfeld und wieder retour

Aus Avesfeuer
Wechseln zu: Navigation, Suche
Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
PRA - RON 1005 Wieder daheim
RON - EFF 1005 Die Verwandtschaft in Havena
EFF 1005 In Honingen
EFF - TRA 1005 Von Honingen weiter
TRA 1005 Auf dem Schiff nach Albenhus
TRA 1005 Durch den Eisenwald
TRA 1005 In Albenhus
TRA 1005 Der Auftrag
TRA 1005 In Trackenborn
TRA - BOR 1005 Zurück nach Hause
BOR - PHE 1005 Weiterbilden auf der Akademie
PHE 1005 - PRA 1006 Die Arbeit bei Herrn Prem
PRA 1006 Arbeiten in Lowangen
RON 1006 Auf dem Weg von Lowangen über Teshkal nach Andergast
RON - EFF 1006 Die Prüfungen im Kampfseminar Andergast
EFF 1006 Auf der Akademie in Andergast
TRA 1006 Unterwegs nach Gratenfels
TRA 1006 Die Festtage in Gratenfels
TRA 1006 Die Verfolgungsjagd
BOR - TSA 1006 Aufenthalt in Gratenfels
TSA - PER 1006 Weitermarsch nach Neersand
PER 1006 Die ersten Tage in Neersand
PER 1006 Auf dem Walsach
PER 1006 Unterwegs im Überwals
ING 1006 Von Neersand nach Vallusa
ING 1006 Auf dem Weg nach Kurkum
PRA - RON 1006 Von Vallusa nach Greifenfurt
RON 1007 Von Greifenfurt zum Turm Rohezals
RON 1007 In der Borbaradianerabtei
HES - FIR 1007 Das Fest in Thorwal
FIR 1007 Die Wettfahrt beginnt
FIR - TSA 1007 Unterwegs in Eis und Schnee
TSA 1007 Auf dem Weg zum Himmelsturm
TSA - PHE 1007 Im Himmelsturm und auf der Flucht
PHE 1007 Kampf gegen die Zorganpocken
PHE - ING 1007 Der große Viehtrieb


ING 1015 Wiedersehen in Weiden
ING 1015 Auf dem Weg nach Dragenfeld
RAH 1015 In Dragenfeld und wieder retour
RAH 1015 - PRA 1016 Zurück in Baliho
PRA 1016 Über Trallop nach Punin
RON - EFF 1016 Nachforschungen in Punin
TRA 1016 Herzog Waldemars Auftrag
TRA 1016 Erste Nachforschungen
TRA - BOR 1016 Nachforschungen in Baliho
BOR 1016 Von Baliho nach Rhodenstein
BOR 1016 Auf der Suche nach dem Erzvampir
BOR - TSA 1016 Der Winter in Weiden
TSA 1016 - PRA 1017 Die Reisen im Frühling 1016 BF
PRA - RON 1017 Unterwegs nach Arras de Mott
RON 1017 Im Kloster Arras de Mott
RON 1017 Das Tal der Elemente
RON 1017 Kampf um Arras de Mott
RON - EFF 1017 Der Auftrag des Heliodans
EFF - TSA 1017 Der Winter in Lowangen
TSA - RAH 1017 Auf dem Weg nach Greyfensteyn und Balträa
RAH 1017 - EFF 1018 Das Orakel der Elenviner Auen
EFF - HES 1018 Unterwegs im Auftrag Aromboloschs
HES - FIR 1018 Auf Liscoms Spuren
TSA - ING 1018 Firunwärts nach Ferdok
ING - RAH 1018 Der Auftrag der Boron-Kirche
RAH 1018 - PRA 1019 Auf nach Maraskan
PRA 1019 In der grünen Hölle Maraskans
PRA 1019 Die Endurium-Mine
PRA - RON 1019 Das Zepter der Echsen
RON - EFF 1019 Der Sturm auf den Fürstenpalast
EFF 1019 Auf der Suche nach den Bannkomponenten
EFF - TRA 1019 Die Erben der Gräber
TRA 1019 Neue Feinde
TRA 1019 Die vielen Hände Bastrabuns
TRA - BOR 1019 Den Chimären auf der Spur
BOR 1019 Der Chimärenmeister und die Hexe
BOR 1019 Kurzes Durchatmen
BOR 1019 Vom Licht in den Schatten
BOR - HES 1019 Aufträge im Schatten
HES 1019 Schatten über Tobrien
HES - FIR 1019 Schatten im Dschungel
FIR 1019 Schatten in Altaïa
FIR - TSA 1019 Verloren im Zwielicht
TSA - ING 1019 Warten auf die Apokatastase
ING 1019 Vorboten des Sturms
ING - RAH 1019 Das Artefakt der Oger
RAH 1019 Unter dem Banner von Kurkum
RAH 1019 Belagerungszustand
NL 1019 - PRA 1020 Warten in Beilunk
RON 1020 Auf in den Krieg
EFF 1020 Im Land des Feindes
EFF - TRA 1020 Eine hinterhältige List
TRA - TSA 1020 Das Ende Ysilias
TSA - PHE 1020 Ein kalter Frühling
PHE - ING 1020 Zeit der ersten Bündnisse
ING 1020 Morde am Konvent

Eintrag vom Rahja 1015 BF

Ich weiß nicht, welcher Tag heute ist. Das letzte an was ich mich erinnere, ist unsere Reise hierher. Wir sind in Dragenfeld angekommen, dem Zentrum der Schrecknisse, die über das Land herfallen.

Während wir weiterzogen wurde die Gegend immer schlimmer. Der Humus war nur noch grauer Staub, die Zeit schien hier wirklich schneller zu vergehen, denn auch unsere Kleidung schien in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Es schien mir, Jahrzehnte unterwegs zu sein, uns ist klar, dass wir die Rückreise nicht mehr überleben werden, sollte uns nicht ein Wunder retten. All unser Proviant ist verdorben, das Wasser schmeckt schal, aber es ist immerhin noch trinkbar. Rund um uns war es totenstill, keine Insekten, kein noch so kleines Getier war auszumachen.

Irgendwann, ein Jahrhundert später, wie mir schien, erreichten wir einen Hügel. Von dort sahen wir hinab auf ein Tal, welch ein furchtbarer Anblick! Alles war in ein tristes Grau getaucht, das Dorf Dragenfeld lag zerstört vor uns, ein Scheiterhaufen stand mahnend auf dem Dorfplatz, über alles ragte Burg Drachentodt mit seinem Turm.
Doch dort – einen Lichtblick konnten wir ausmachen. Es erschien wie eine Insel, ein rettendes Eiland. Der Tempel der Tsa. Er stand dort, als würden ihm all diese Schrecknisse nichts anhaben.

Als wir uns mit letzter Kraft näher schleppten, waren wir wie geblendet von seinen Farben. Es erschien mir wie eines der alveranischen Paradiese. Dann weiß ich nur noch, dass wir ihn betraten und uns ein Gefühl der Sicherheit überkam. Wir sanken zu Boden und fielen wohl alle in einen tiefen erholsamen Schlaf. Und nun sitze ich hier, ich fühle mich frisch erholt und gestärkt, und doch scheint es mir, als ob ich nur ein paar Stunden geschlafen hätte.

Wir werden nun diesen Tempel untersuchen, vielleicht finden wir hier ja Hinweise darauf, was passiert ist. Und dann werden wir wohl die Festung stürmen und versuchen Korobar zu stoppen, hier wird es sich entscheiden…

Eintrag vom Rahja 1015 BF

Nun wird uns endlich klar, was hier ungefähr passiert ist. Zumindest können wir es vermuten.

Wir haben Schwester Laniares Tagebuch gefunden. Und das Dragenfelder Register. Es heißt hier, dass sie im Efferd 1010 BF in dieses Dorf als neue Priesterin kam. Sie war motiviert, den Menschen hier Tsa näher zu bringen, doch war sie scheinbar nicht erfolgreich mit ihrer Mission. Laniare beschreibt die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes als einfältig und verschlossen vor neuen Dingen. Sie kommt damit wohl nicht zurecht und wird zunehmend frustrierter.

Interessant ist ein Eintrag im Peraine 1013 BF, als ein Tulamide ins Dorf kommt. Sie beschreibt ihn als Gelehrten, doch körperlich schrecklich entstellt. Sein linkes Auge fehlt und er weist am ganzen Körper Verbrennungen auf. Sein Name sei Hamid ben Seyshaban, der Name, den uns auch schon die Dörfler genannt haben. Sie schreibt in ihrem Tagebuch über ein Buch dessen Titel mit CS abgekürzt wird und welches sie von diesem Tulamiden bekommen hatte. Es stammt von den alten Echsen. Seither nennt sie die junge Göttin Z’zah, wie es die Geschuppten tun.

Bereits im Rahja 1013 BF lernt sie durch diesen ben Seyshaban die Zeit anzuhalten! Woher hat er dieses Wissen bloß? Schwester Laniare ist wie besessen davon mehr über die alten Achaz zu erfahren. Sie glaubte, ben Seyshaban war ein Priester Satinavs. Er ist ihr Lehrer, gemeinsam studieren sie die Schriften des CS und des LZS – ob mit letzterem das legendäre Liber Zhammoricam per Satinav gemeint ist?? Extra dafür lernt sie Zelemja, die Sprache, die nur noch in der Gegend um Selem gesprochen wird, und die ältere Form Protozelemja. Wir haben auch das Vokabelheft gefunden, welches sie benutzt. Ich könnte daraus Protozelemja lernen, jedoch müsste ich dazu auch Zelemja können.
Schwester Laniare führt ab nun echsische Rituale im Dorf durch, eines nennt sie „Shiz’msshr-Liturgie“, die sie dem LZS entnimmt, welch frevlerisches Treiben! Sie fordert wohl den Dreizehngehörnten selbst heraus!
Im Register steht, dass die Ernten besser werden, die Erträge wachsen mit der Zeit auffällig an. Die Früchte sind schon viel früher reif als sonst, auch Kinder kommen früher auf die Welt.

Dann wird berichtet, wie sie dank ben Seyshaban in die Vergangenheit blicken kann! Wie geht das? Solche Zauber sind eigentlich den Druiden und vorbehalten! Sind gar borbaradianische Methoden im Spiel? Praios bewahre!
Im Firun 1015 BF schließlich bereitet sie sich auf ein schwieriges Ritual vor, welches sie als Frühlings-Liturgie bezeichnet. Als sie sich von ben Seyshaban ein Buch borgen möchte, während dieser auf Reisen ist, findet sie ein beunruhigendes Pergament, welches sie mitnimmt.
Dennoch führt sie die oben genannte Liturgie am ersten Tsa 1015 BF durch. Daraufhin passieren jedoch merkwürdige Dinge im Dorf. Sie berichtet von einer Totgeburt, vom ungewöhnlich frühen Austrieb der Rüben, von der ungewöhnlichen Größe der Äpfel. Schließlich überkommen die junge Geweihte Zweifel an der Richtigkeit ihres Segens. Es gibt tote Lämmer, deren Kadaver merkwürdig verdorrt aussahen, Kinder kommen verkrüppelt auf die Welt, das Gemüse schmeckt fad (daher wohl der komische Geschmack der Bornäpfel!!!) und schließlich wird ein Kalb mit zwei verkrüppelten Köpfen geboren. Laniare wird klar, dass ihr Segen in Wahrheit ein Fluch ist und „dass die alte Echsenschrift genau dies beabsichtigt“. Sie erkennt endlich, dass dieser ben Seyshaban sie nur für seine finsteren Zwecke ausgenutzt hat, sie vermutet, dass er etwas Schreckliches in seinem Turm plant. Dies alles geschah erst vor wenigen Wochen Mitte Ingerimm.

Schwester Laniare hat warnende Träume, schließlich ist sie sich sicher, dass ben Seyshaban von Turm Drachentodt eine mächtige Beschwörung einleitet. Fest entschlossen will sie ihn aufhalten. Doch die Dorfbewohnerinnen und -bewohner sehen sie als Hexe und wollen sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Sie sieht ein, dass sie einen großen Fehler begangen hat und hat sich ihrem Schicksal wohl freiwillig gefügt. Das war am 22. Ingerimm 1015 BF, genau an dem Tag, als Mutter Linai ihre Vision hatte.

Eintrag vom Rahja 1015 BF

Wir hatten gerade eine Besprechung und haben nun einen Entschluss gefasst. Doch davor will ich noch die restlichen Erkenntnisse niederschreiben.

Das unheilvolle Pergament, welches Schwester Laniare beschreibt, haben wir auch gefunden. Nicht alles kann ich lesen, doch einiges hat uns hellhörig werden lassen.
Der erste Absatz darauf beschreibt den Spruch, mit dem Rohal damals den Bethaner in der Wüste Gor vernichtet hat. Wir sahen dies in einer Vision, als wir damals an diesem verfluchten Ort weilten.
Dann folgt ein Absatz in einer mir unbekannten Schrift. Der nächste ist in Zhayad geschrieben, es heißt dort: „Sein Blut kochte und das Fleisch schmolz vor seinen Knochen. die Lohe des Drachenodems versengte ihn bis ins Innerste und tief in ihm schuf sie den Stein, geborgen aus Wille, Drachenfeuer und der Kraft. Sein Leib verging, aber sein Zorn hält ihn am Leben. Bis zu dem Tag, an dem Körper, Geist und Stein wieder eins sein werden…“
Was hat das zu bedeuten? Wir werden den Gedanken nicht los, dass es sich dabei um Liscom handelt… langsam haben wir die Vermutung, dass ben Seyshaban gar Liscom selber ist. Seinen Leichnam haben wir ja nie gefunden.
Wieder folgt ein Absatz, den ich nicht entziffern kann. Dann jedoch, steht der erste Vers der Orakelsprüche von Fasar! Fast alle Teile davon haben wir schon. Der Absatz danach in Nanduria ist eine andere Übersetzung des einzigen Mittelstückes der Prophezeiungen, welches wir haben. Gegenzauberer wird dort mit Nichtzauberern ersetzt, die erleuchteten Erleuchteten mit strahlenden Strahlenden. Und dann folgt ein interessanter Satz:
„Dann wird erscheinen der Erste der Sieben Gezeichneten und sein Zeichen wird sein der Rubin und das Wissen um SEINEN Namen.“

Zu gerne würde ich versuchen das gesamte Pergament zu entziffern, aber es ist nicht die Zeit nun dazu. Ich habe mir die Sterne draußen angesehen, um einen Anhaltspunkt über das Datum zu erhalten. Doch stattdessen musste ich feststellen, dass genau heute Nacht die Gestirne günstig stehen, wenn man Großes vorhat. Das Sternbild des Satinav steht im Meridian, es ist eine Art Warnung vom Ende der Zeit, es bedeutet Kampf und Beginn. Korobar hat auf diese Nacht hingearbeitet, da ich bin mir sicher. Wir müssen ihn aufhalten. Jetzt. Wir dürfen keine Zeit verlieren!

Im Tempel haben wir vier Tränke gefunden, ein Heiltrank und drei Wässerchen, die einem Segen versprechen, so man sie verschenkt. Auch Essen war hier, endlich konnten wir uns wieder stärken.
Joela wird mit uns ein Gebet sprechen, dann werden wir uns auf den Weg zum Turm Drachentodt machen. Vielleicht ist es unsere letzte Reise, aber die Zwölfe wissen, dass wir alles unternommen haben um das Schlimmste zu verhindern.

Eintrag vom 3. Rahja 1015 BF

Ich glaube es kaum, ich bin am Leben. Und mit mir auch alle anderen. Unerwartete Hilfe kam von Delian von Wiedbrück, der zurückgekehrt ist um uns zu helfen. Er fand uns gestern Abend bewusstlos im Turm Drachentodt.

Noch ist alles zu frisch, was passiert ist, wir alle sind am Ende mit unseren Kräften. Ob wir siegreich waren oder nicht, vermag ich noch nicht zu sagen. Einerseits ja, andererseits aber nicht. Wir bleiben heute im Tempel, noch sind wir zu schwach um weiterzuziehen, außerdem haben wir einige Wunden davongetragen, es lief wie erwartet nicht ohne Kampf ab.

Doch nun muss ich nachdenken, vieles ist passiert, mir noch mehr, als den anderen.

Eintrag vom 4. Rahja 1015 BF

Wir sind auf dem Weg zurück nach Runhag, nur der Wille diese gottverlassene verfluchte Gegend zu verlassen treibt uns voran. Nur langsam vermögen wir zu reisen, Delian von Wiedbrück ist immer noch nicht ganz vom Wundfieber genesen, und wir sind alle immer noch schwach.

Endlich vermag ich zögernd niederzuschreiben, von den schrecklichen Erlebnissen im Turm.
Wie wir es überhaupt dorthin geschafft haben, ist mir nicht klar, ich kann mich nur noch an große Schmerzen erinnern, meine Haut drohte mit jedem Schritt mehr aufzureißen, ich war völlig kraftlos. Dann der Turm, ganz oben erkannten wir Korobar, er rief zu uns runter, dass er uns schon erwartet hätte. Doch wir ließen uns nicht aufhalten, Joela knackte die schwere Stahltür, und wir betraten das Gebäude. Das erste was mir ins Auge stach, war ein Wandteppich mit der Namenssigille Thargunitoths. Davor stand ein gut gerüstetes Skelett, welches auch gleich zum Angriff überging. Doch Grims Hände wurden wohl von Rondra persönlich geführt, er vollbrachte einen meisterlichen Schlag, der seinesgleichen suchte. Damit war dieses Problem erledigt. Wir vernichteten den Wandteppich, während Torben schon die Treppe nach oben stürmte.

Wieder zwei Skelette, doch auch die konnten wir besiegen, auch wenn Grim und Torben einige Verletzungen davontrugen. Ich gab Grim den Heiltrank, denn dies würde nicht der letzte Kampf gewesen sein. Oben im ersten Stock fanden wir jedoch interessante Dinge. Zuerst einmal standen dort einige alchimistische Apparaturen, ein Foliant lag auf einem Lesepult und darunter vier Teile der Orakelsprüche von Fasar! Doch als ich den Folianten durchsehen wollte, zerbröselten die Seiten zwischen meinen Fingern. Aus Angst den Orakelsprüchen könnte es gleich ergehen, lernte ich sie mit einem Memorans auswendig. Meine Sorge war jedoch unbegründet, Satinav konnte diesen Artefakten nichts anhaben.

Schließlich folgte ich den anderen in den nächsten Stock, der Raum war fast leer, doch merkwürdige Kreidelinien am Boden konnte ich ausmachen. Es waren drei an der Zahl, sie kreuzten sich in einem Punkt und trugen die Namen Satinavs Ketten 1 und 2 und Hexenband. Ich habe noch nie davon gehört. Notdürftig versuchte ich sie aufzuzeichnen, was haben sie nur zu bedeuten? Vielleicht haben sie mit dem Beschwörungsritual zu tun.

Im oberen Stock entbrannte währenddessen ein harter Kampf, der für uns nicht gut aussah. Der Zwerg und die Söldnerin, beide Mitglieder der formidablen sechs, machten ein Weiterkommen unmöglich. Joela wurde von einem Armbrustbolzen am Arm getroffen. Mir gelang es mit Ach und Krach die Söldnerin zu paralysieren. Ihr Geist leistete ungewöhnlich hohen Widerstand, ich denke, das kommt daher, dass sie von Korobar beherrscht wird. Schließlich konnten wir auch den Zwerg bezwingen. Der Weg war frei zu Korobar.

Mit diesem Bericht schließe ich für heute. Immer noch reisen wir mehr oder minder schweigend. Nur das Notwendigste wird gesprochen, jeder und jede von uns verarbeitet die Geschehnisse auf seine Weise. Dies waren Erlebnisse, die wir wohl nie vergessen werden. Ich als Allerletzte…

Eintrag vom 7. Rahja 1015 BF

Wir haben unsere Pferde wieder gefunden, genauso, wie wir sie zurückgelassen haben. Sie haben wohl auf uns gewartet. Wie froh war ich, als ich Sturmnacht wieder sah! Ich dachte schon, sie wäre für immer verloren!

Eintrag vom 7. Rahja 1015 BF

So schön der Tag auch begonnen hat, er wird durch eine traurige Nachricht überschattet. Als wir in Runhag angekommen sind, mussten wir erfahren, dass man hier nichts von Mutter Linai und den Menschen aus Dragenfeld gehört hat. Ist ihnen etwas zugestoßen? Oder waren sie zu alt um die Reise zu überstehen? Traurig werde ich bei dem Gedanken, dass niemand von ihnen diese Reise überlebt hat. Ich trauere um sie.

Doch auch wir sind gealtert. Joela und Aridhel blieben weitgehendst unberührt von Satinav (Joela hat kleine Falten um die Augen, doch das gibt sie nicht zu), aber wir anderen… Torben, Grim und ich sind einige Jahre älter geworden. Vor allem ich. Als wir im Tempel der Tsa wieder erwachten, wurde es uns so richtig bewusst. Wie ich mich in der Klinge von Grims Orknase das erste Mal sah, dachte ich, ich blicke in die Zukunft. Ich war wohl fünfzehn Götterläufe oder mehr gealtert. Falten durchziehen schon mein Gesicht, meine Gelenke schmerzen und meine Haut ist schlaffer als früher. Was ist hier nur vorgegangen? Welcher Frevel wurde hier begangen, an Dere, an den Sphären und an den Zwölfen?

Doch nun möchte ich fortfahren mit den Ereignissen in jener schicksalsträchtigen Nacht.

Nachdem wir den Zwerg ausgeschaltet hatten, stürmten Torben und Grim schon nach oben. Aber auch der Turm Satinavs Hörnern gezeichnet. Der Boden war morsch, und Torben stürzte hinab. Im zweiten Stockwerk blieb er bewusstlos liegen. Sofort rannte ich hinunter zu ihm. Gleich war mir klar, würde ich nicht erste Hilfe leisten, ginge er zu Boron! Gerade als ich ihn halbwegs stabilisiert hatte, schreckte ich hoch, denn ober mir krachte es gewaltig. Und einen Wimpernschlag später landeten Grim und Korobar neben mir. Welch Glück, dass ich Torben noch beiseite gezogen hatte, die beiden hätten ihn unter sich begraben.
Grim wusste keinen anderen Ausweg und hatte Korobar mit sich hinabgerissen. Grim trug gehörige Blessuren davon, doch auch Korobar, der auf ihm gelandet war, war geschwächt. Ich nutzte die Gunst der Stunde und schlug mit meinem Schwert auf Korobar ein. Joela war gleich darauf bei mir um mir zur Seite zu stehen. Er hatte keine Chance gegen uns. Bald lag er im Sterben, ich holte ihn noch zurück von seinem Weg zu Borons Hallen um ihn zu verhören. Doch Korobar schwieg. Er starrte nur an uns vorbei. Schließlich tötete Grim ihn.

Die Söldnerin, die ich paralysiert hatte, wurde nun auch nicht mehr beherrscht, wir nahmen sie und den Leichnam von Korobar mit nach unten ins Erdgeschoss. Uns war vorher schon aufgefallen, dass es dort eine Bodenluke gab. Torben und Aridhel blieben hier sitzen, da sie beide zu diesem Zeitpunkt in einer schlechte Verfassung waren. Torben war schwer verletzt und Aridhel hatte wohl einen Borbaradianerspruch von Korobar abbekommen. Wir stiegen hinab und fanden uns in einer Art Empfangsraum wieder. Zwei Statuen standen auf dem Tisch, eine Hornechse und ein Drache mit 13 Hörnern. Als wir uns ihnen näherten, erschien eine eindringliche Warnung in Form einer Flammenschrift an der Wand: „Weiche zurück oder stirb, Verdammter!“ Joela zerstörte die Statuen aus Wut, zu unserem Glück passierte jedoch nichts.
Wir begannen den Raum zu durchsuchen. Joela schließlich fand unter dem Teppich einige Kreidezeichnungen. Welch Glück, dass sie sie nicht beschädigte und mich sofort holte! Denn es waren Arkanoglyphen, ich erkannte die für Schutz, Weg und Luft. Etwas wurde hier also geheimgehalten. Ich wollte schon die Zeichen verwischen, als ich bemerkte, dass sich auch ein Schutzsiegel darunter befand. Dies hätte eine elementare Vernichtung verursacht! Wir wussten nun, dass wir etwas Unsichtbares finden mussten.

Torben, von Aridhel magisch gestärkt, bewies Scharfsinn, er konnte schlussendlich eine Treppe ausmachen. Wir kamen in einem kleinen Raum, am Boden befand sich nur eine Falltür mit einem Heptagramm aus Arcanium, welches in den Boden eingelassen war. Als wir die Falltür öffneten erschien ein Sordul, eine hunde- und menschenähnlicher Wächterdämon. Leider konnten wir gegen ihn nicht viel ausrichten. Ich heilte zwar Joela etwas, aber wir waren insgesamt viel zu schwach und die außer mir und Aridhel hatte niemand magische Waffen. Nur Korobars Zauberstab war noch da. Als wir die Klappe jedoch schlossen, war der Sordul jedoch sofort weg.
Wir versuchten es auf alle erdenklichen Arten den Dämon zu überlisten, doch er erschien immer an einer unerwarteten Stelle. Wir konnten nur so viel ausmachen, dass unter der Falltür sich eine große Kuppel befand, die mit einem grauen Nebel gefüllt war.
Hier sollte uns endlich Korobar nützlich sein. Wir öffneten mit der Hand seines Leichnams die Falltür, der Dämon ließ sich täuschen und erschien nicht. In dem grauen Wabern der Kuppel konnten wir ein Tridekagramm ausmachen. Die Kuppel war in Wirklichkeit eine Kugel. Als Joela versuchte sie zu betreten, durchzuckten Schmerzen ihren Körper.
Aridhel wusste sich nicht anders zu helfen als mit seinen Waffen auf diese Kugel einzuschlagen um es zu zerstören. Es zeigte eine Wirkung, und so half ich ihm, während die anderen zurücktraten. Warum wir das taten, wussten wir nicht. Es war ein Instinkt, der uns leitete, die letzte Hoffnung.

Ich kann nicht mehr, ich muss meinen Bericht hier für heute schließen. Kopfweh plagt mich und mein linkes Auge hat sich böse entzunden, es ist schon ganz rot und schwillt langsam zu. Außerdem sehe ich damit alles nur mehr in einem Grauschleier. Aridhel und ich ritten mit Dhawyn voraus nach Anderath, wir erhofften uns Hilfe von den Praioten, doch das Treffen wurde nach Salthel verlegt. Morgen werden wir dorthin reiten, doch heute werden wir hier übernachten.

Eintrag vom 8. Rahja 1015 BF

Aridhel und ich sind gut in Salthel angekommen. Noch ist nicht viel los hier. Von den anderen hat man nichts gehört. Mir tut die Ruhe gut. Auch wenn mich meine Gedanken oft verzweifeln lassen. Ich werde mich noch etwas ausruhen, heute am Nachmittag hat mich Inquisitionsrat Amando Laconda da Vanya um ein Gespräch gebeten.

Ich will nun die Ruhe nutzen um meine Geschichte weiter niederzuschreiben.

Irgendwann gab die Kugel nach, und das Grau strömte aus der Öffnung. Das Wabern erfasste uns, umschlang uns, vereinnahmte uns. Wir schienen zu schweben. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass wir uns im Limbus befanden, denn ich fühlte auch Schmerzen. Wir fassten uns an der Hand um uns nicht zu verlieren. In der Ferne sahen wir den Dreizehnzack. Just in dem Moment, als ich mir wünschte, dorthin zu gelangen, schwebte ich auch schon darauf zu. In dem diffusen Licht konnte ich dämonische Symbole ausmachen, es handelte sich wohl um einen Beschwörungskreis. In den Zacken saßen angekettete Menschen, sie wanden sich vor Schmerzen, ihre Gesichter waren schrecklich entstellt, sie alle waren gealtert, wie wir.

Und dann – in der Mitte saß in silbernes Licht getaucht ein Mann mit einem Kristall in der Hand. Zuerst glaubte ich schon, dass es sich um einen Karfunkel handelte, doch als wir näher kamen, bemerkten wir, dass es ein Rubin war. Plötzlich wurde es uns klar, der Mann dort in der Mitte war Liscom von Fasar. Er hatte sich also doch als Hamid ben Seyshaban ausgegeben. Sein Fleisch war bis auf die Knochen abgebrannt, grausam entstellt war er. Tecladors Odem war wohl der Grund dafür. Der Blick in seinem einzig noch vorhandenen Auge war fanatisch, Entschlossenheit sprach sein Gesicht, auch wenn es fast nicht mehr vorhanden war.

Und da, plötzlich wurde er jünger, seine Haut regenerierte sich, die Falten verschwanden, er wurde gesund. Mir war klar, dieser Körper war für jemanden bestimmt, die Person, die er in diesem Ritual freisetzen wollte. Wir schwebten weiter auf ihn zu, er schien uns gar nicht wahrzunehmen. Irgendwann, ich vermag nicht zu sagen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, da erreichten wir ihn. Joela schlug ihm seine Hand ab, die mit dem Rubin, und Torben nahm den Stein an sich. Er sah ihn kurz an und streckte ihn mir hin. Und ich nahm ihn und besiegelte dadurch womöglich mein Schicksal.

Wir verstümmelten buchstäblich Liscoms Körper, unsere Waffen wurden von unserer Wut geführt. Es war ein grausamer Anblick. Ich merkte ein Gefühl von Macht um mich herum, etwas schien sich um mich herum zu sammeln. Nachdem Liscom getötet war, erlösten wir die restlichen Gefangenen von ihrem Leid, Aridhel hatte sich schon einige Zeit vorher von unserer Gruppe gelöst und damit begonnen. Wir versuchten irgendwie dieses Ritual aufzuhalten, egal mit welchem Mittel. Auch ich tötete einen Gefangenen, es war ein Junge, nicht mehr als zwanzig Götterläufe alt. Als ich ihn erschlug konnte ich in seinem Gesicht Erlösung sehen, mein einziger Trost.

Und dann, als der letzte Gefangene fiel, erschütterten die Sphären, ich spürte unsägliche Schmerzen, mein Leben zog an mir vorbei und ich dachte im ersten Moment, es wäre nun zu Ende. Doch dann überkam mich ein Gefühl der Sicherheit. Ich wollte nur noch dem Nebel entkommen, ein Beben, das die Sphären erschütterte, beförderte die anderen wohl nach draußen, doch ich blieb einen Wimpernschlag länger hier in diesem grauen Wabern. Bevor mir wie den anderen die Sinne schwanden, war er hier. Er, dessen Name ich nie mehr vergessen werde. Zuerst fühlte ich mich fast fröhlich, zufrieden, bis ich merkte, dass nicht ich diese Gefühle hatte, sondern er. Er, ein Schatten seiner selbst, ging durch mich hindurch. Vom dort ins hier. Von da an wusste ich, dass ich von nun an ein Zeichen tragen werde, dass mich für immer an dieses Ereignis erinnern wird, und sein Name brannte sich mir ins Gedächtnis: es war der des Bethaners.

Ich erwachte im Tsa-Tempel. Als ich um mich blickte, sah ich in erleichterte Gesichter. Sie alle waren der Meinung, dass wir das Ritual vereitelt hatten. Doch ich wusste, dass das nur bedingt stimmte. Der Bethaner war trotzdem zurückgekehrt. Vielleicht nur sein Geist. Aber irgendwo ist er in unserer Welt, vielleicht noch nicht in unserer Sphäre, aber ich weiß, dass er entkommen ist. Als ich das erzählte, war mir klar, dass sie mir zuerst nicht glaubten. Auch ich wollte es zuerst nicht wahrhaben. Aber ich konnte es spüren, ich ahnte es. Und ich bin die erste Gezeichnete. Alle blickten mich fassungslos an, als ich das sagte. Der Rubin – ich hatte ihn in meiner Tasche, doch nun war er nicht mehr hier, er war verschwunden.

Alle waren schweigsam die nächste Zeit. Wir ruhten uns noch eine Weile aus, bevor wir zurück nach Anderath zogen. Delian von Wiedbrück fand das Liber Zhammoricam, das berüchtigte Buch der alten Echsen. Ich kann es nicht lesen, es ist wohl in Zelemja und Protozelemja geschrieben. Noch weiß ich nicht, was ich damit tun soll, solch ein mächtiges Buch kann gefährlich werden, noch dazu wo es verboten ist. Doch vielleicht können wir mit seiner Hilfe herausfinden, was hier passiert ist. Ich bin mir sicher, hier liegt der Schlüssel darin.

Nun ist dies meine Geschichte, ich weiß nicht, was mit mir passiert, ich habe oft Kopfweh und mein linkes Auge ist stark entzunden. Um viele Jahre bin ich gealtert, und auch die Welt ist eine andere. Diese Nacht, vom ersten auf den zweiten Rahja 1015 BF hat etwas eingeleitet, sie hat etwas beschworen, das das Schicksal Deres erschüttern wird. Die Prophezeiungen erfüllen sich. Und ich bin nun ein Teil von ihnen.

Eintrag vom 8. Rahja 1015 BF

Heute habe ich das erste Mal mit Inquisitionsrat Amando Laconda da Vanya gesprochen. Er wollte mit Aridhel und mir jeweils unter vier Augen und deren der Zwölfe sprechen. Ich erzählte ihm fast alles, was passiert war. Nur den letzten Teil ließ ich aus. Ich erwähnte den Namen nicht, der mir die letzten Tage allgegenwärtig war. Da Vanya hörte mir einfach nur zu, fragte hin und wieder etwas nach, war sonst aber ganz ruhig, selbst bei den Stellen, wo ich dachte, er würde sie mir nicht glauben. Am Schluss unseres Gesprächs, sah er mich an, ich glaube, er wusste, dass ich noch etwas zurückhielt. Er fragte mich nicht direkt, doch sein Blick bohrte sich tief in mein gealtertes Gesicht mit dem geschwollenen Auge.

Wie das Gespräch mit Aridhel verlief, weiß ich nicht so recht, aber ich glaube, es war nicht ungut. Denn Aridhel sagte darauf nichts, ich erwartete fast, dass er über die Praioten zu schimpfen beginnen würde, doch nichts geschah.

Amando Laconda da Vanya – er beeindruckt mich immer mehr. Er hat eine beruhigende Art, man fühlt sich in seiner Gegenwart nie angegriffen, wie ich es schon bei anderen Geweihten des Herrn Praios bemerkt habe. Im Gegenteil, das Gespräch mit ihm hat mich irgendwie erleichtert, auch wenn ich nicht weiß, was er von meinen Erzählungen haltet. Er scheint mir ein wirklich vernünftiger Mann zu sein, der wirklich von Praios gesegnet ist. Seine Menschenkenntnis ist beachtlich und im Umgang mit Menschen sehr bedacht. Er ist ein gerechter Richter.

Eintrag vom 9. Rahja 1015 BF

Das Schreiben gestern hat gut getan. Auch das Gespräch mit dem Inquisitionsrat hat mir geholfen. Endlich fühle ich mich etwas erleichtert. Ich habe meine Gedanken geordnet, nun kann ich anfangen, die Geschehnisse der letzten Tage zu verarbeiten.

Endlich sind die anderen auch eingetroffen. Zu unserem Leidwesen haben auch sie nichts von Mutter Linai gehört. Die Hoffnung schwindet, dass sie jemals zurückkehren werden.

Auch die anderen wurden alle vom Inquisitionsrat befragt. Delian von Wiedbrück hat unsere Geschichte hoffentlich bestätigt, denn auch er hatte ein Gespräch mit da Vanya. Danach verabschiedete er sich wortkarg von uns und meinte nur noch in seiner arroganten Art: „Wir sind quitt“. Ein wahrhaft nicht sehr freundlicher Zeitgenosse, doch verdanken wir ihm einiges. Ich bin gespannt, ob wir ihn noch einmal wiedersehen werden. In ein paar Tagen ist die Besprechung über die Ergebnisse der Untersuchungen. Ich hoffe, wir erfahren, was hier vor sich geht.

Eintrag vom 11. Rahja 1015 BF

Auch hier konnten mir die Ärzte und Geweihten nicht helfen. Mein Auge ist weiterhin entzunden. Ich sehe fast nichts mehr, da es völlig zugeschwollen ist.

Immer wieder holt der Inquisitionsrat uns zu Einzelgesprächen. Trotz allem haben wir nicht das Gefühl, dass er uns verhört. Ich sitze oft im Wald, hier wo er noch in Ordnung ist. Die Natur hat nicht weit von hier entfernt schrecklichen Schaden genommen, vielleicht erholt sie sich nie wieder davon.

Noch ahnt hier niemand, was vielleicht noch auf Dere passieren wird, noch ahnt niemand etwas von dem Schrecken, der zurückgekehrt ist. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass selbst Grim und Joela mir nicht ganz glauben. Sie reden über mich, ich weiß es. Was, wenn sie sich gegen mich stellen und glauben, ich wäre verrückt geworden? Was, wenn ich das wirklich bin? Aber was, wenn ich recht habe? Was wenn der Bethaner wirklich zurückgekehrt ist? Dann müssen wir die Völker Deres warnen. Doch werden sie uns dann glauben?

Eintrag vom 14. Rahja 1015 BF

Heute hatte ich wieder ein Gespräch mit dem Inquisitionsrat. Ich habe ihm nun alles erzählt. Ob er mir glaubt? Ich weiß es nicht. Seine Miene verrät nichts. Nur, dass er doch ziemlich besorgt ist. Was soll ich davon bloß halten? Ich kann es nicht sagen. Lässt er mich für verrückt erklären? Steckt er mich zu den Noioniten? Oder wird er mir helfen, die anderen zu überzeugen, dass meine Geschichte war ist?

Eintrag vom 15. Rahja 1015 BF

Heute war die große Versammlung. Ucuriel und seine Expedition sind zurück. Der Magister und die Magistra der beiden weißen Akademien sind jedoch nicht hier gewesen.

Wie erwartet lief die Besprechung chaotisch wie auch das letzte Mal. Alle riefen durcheinander, Amando Laconda da Vanya musste einige Male zur Ruhe mahnen. Vor allem den ehrenwerten Ucuriel Jago. Er war wütend, denn seine Expedition verlief alles andere als gut. Auch sie wurden von schlimmen Alpträumen geplagt. Fünf Todesopfer hatten sie zu beklagen. Doch herausgefunden haben sie nichts.

Dann waren wir dran zu erzählen. Aber nur wenige wollten uns glauben. Als Ketzer wurden wir beschimpft. Und dann sagte Joela auch noch, dass Borbarad zurückkehren würde. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Warum war sie auch so töricht und hatte den Namen des Bethaners erwähnt?! Schlimm genug, dass man uns so schon keinen Glauben schenkte. Ich versuchte zu beruhigen, doch als ich sagte, dass wir einen Praioseid darauf schwören würden, wurde es nur noch turbulenter. Was uns denn einfiele, einfach so etwas zu verlangen. Welch Frevel das sei an den Geweihten dieser Kirche. Ob wir der Ansicht seien, dass sie Wahrheit und Lüge nicht auseinander halten könnten. Egal was wir sagten, es machte die Lage nur noch schlimmer.

Irgendwann waren einige sogar der Ansicht, dass wir auf dem Scheiterhaufen brennen sollten! Häresie und Ketzerei warf man uns vor! Ich war kurz davor irgendeinen bösen Spruch auf diese Unwissenden zu schleudern! Zu unserem Glück schritt Amando Laconda da Vanya schließlich ein. Sofort wurde es still. In seinem Urteilsspruch meinte er, dass alles genau untersucht werden müsse. Alle sollten stillschweigen bewahren über das, was hier passiert ist. Vorsichtig sollten wir sein mit dem, was wir sagen. Doch dann durften wir gehen. Sehr zum Unwillen einiger anwesenden Geweihten.

Ich bin erleichtert. Wir werden morgen zurück nach Baliho reisen. Hoffentlich ist Vater Corvus noch da. Aber ich glaube fast, dass er zurück nach Brokscal gegangen ist. Ich vermisse ihn als Gefährten, ich könnte jemanden gebrauchen, der mir zuhört und mir hilft, dieses schreckliche Erlebnis zu verarbeiten.