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Schatten im Dschungel

Aus Avesfeuer
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Eintrag vom 24. Hesinde 1019 BF

Nichts ist mit ruhigem Forschen. Salpikon Savertin plant schon die nächste Mission und diesmal etwas wirklich Großes! Er möchte eine Expedition nach Altaïa starten! Sie ist schon zum Teil geplant und bittet uns, sich ihr anzuschließen. Vor allem meine speziellen analytischen Fähigkeiten sind sehr gefragt. Vor einiger Zeit gab es ja schon zwei Expeditionen, um die Zerstörung von Altaïa aufzuklären. Doch sie brachten nicht viele befriedigende Ergebnisse mit. Die erste Untersuchung war im Travia 1018 BF, ein kleiner Trupp um den Bornländer Erborn von Hinsinken, der vom Untergang der Stadt berichtete. Und dann war da noch die Expedition von Perricum aus, an der Geweihte der Hesinde und der Rondra und einige Bann- und Hellsichtsmagier unter Orchit von Hirschfurten aus Kuslik teilnahmen. Diese berichteten schon von einer dämonischen Präsenz, die vermutlich die Stadt vernichtet hat. Dabei waren zwei Angriffe erfolgt, ein profaner und ein magischer. Spektabilität Savertin vermutet, dass Borbarad etwas mit der Katastrophe zu tun hat.

Die Leitung wird Kalman von Silas übertragen, weiters nehmen Adaque, Kurilian, Pervenel Ilsur, Leronto Dagenfell, Tirato und die Adepten Nemris und Virondil teil. Zur Unterstützung werden uns der Golem Istapher und zwei Sklaven für Hilfsarbeiten zur Seite gestellt. Auch Ferugian wird mitkommen, er ist für die Luftaufklärung zuständig, wie Adaque schmunzelnd erzählte. In der Nacht des 1. Firun werden wir zum Hafen marschieren, im Schutz der Dunkelheit wollen wir so wenig Aufsehen wie nötig erregen. Wir reisen in der Früh mit dem Schiff „Opalglanz“ ab. Am 30. dieses Mondes ist noch das Fest zu Ehren Hesindes, bei dem die Zöglinge der Akademie ihre Abschlussprüfungen haben.

Ich freue mich sehr auf diese Expedition, auch ich habe mich schon oft gefragt, was mit dem Orakel in Altaïa geschehen ist. Nun haben wir die Möglichkeit, Licht in die Angelegenheit zu bringen. Savertin hat angedeutet, er hätte für unsere Gruppe noch einen Spezialauftrag, aber mehr wollte er noch nicht sagen.

Eintrag vom 26. Hesinde 1019 BF

In den letzten Tagen haben wir die Expedition vorbereitet und ich habe zusammen mit Silberbraue die borbaradianischen Sprüche erforscht. Ich befürchte, es wird einige Zeit dauern, bis es hier Ergebnisse gibt. Gestern kam die Diskussion auf, was wir mit dem ganzen Geld von der Boron-Kirche tun sollen. Bald stand die Idee im Raum, den zwölfgöttlichen Kirchen etwas zu spenden, aber da gingen dann die Meinungen etwas auseinander. Denn Leudalia meinte, wir mögen doch der Rondra-Kirche spenden und Joela wollte das Geld der Phex-Kirche geben. Wir zankten uns richtig deswegen! Meiner Meinung nach ist es das Klügste, allen Zwölfgöttern zu spenden, jeder und jede dieser Gottheiten hat uns auf seine oder ihre Weise schon geholfen und ist uns beigestanden. Aber meine beiden Gefährtinnen sind mit dieser Lösung aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen nicht sonderlich glücklich. Die beiden sind so stur, dass es zum Haare raufen ist!

Eintrag vom 27. Hesinde 1019 BF

Ich hatte heute Nacht schreckliche Albträume. Die Zerstörung Altaïas kam darin vor, die armen Menschen, die verbrannten, Truppen, die sich gegenseitig erschlugen. Ein grauenvolles Bild. Und immer wieder sah ich dieses große Feuer. Manchmal erschien es mir, als könnte ich vage Gesichtszüge darin erkennen, als ob es ein Wesen wäre. Ob dieser Traum etwas zu bedeuten hat? Oder spielt mir mein Unterbewusstsein einfach nur einen Streich?

Ich habe mit Hilfe von Sherianus ein bisschen Aureliani gelernt. Eine furchtbar komplexe Sprache! Zhayad, das ich nebenbei studiere, erscheint mir dagegen relativ einfach. Außerdem habe ich es mit einigen Büchern aus der Bibliothek der Akademie schon fast geschafft, die Glyphe der Elementaren Attraktion zu rekonstruieren! Wenn dazwischen noch Zeit ist, helfe ich Pervenel Ilsur bei der Herstellung alchimistischer Tränke. Die Expedition könnte gefährlich werden, wir wollen gut vorbereitet sein. Leudalia, der Xeraan und die entführten Kinder aus Ruthor keine Ruhe lassen, konnte inzwischen herausfinden, dass Belhalhar auch der Heerführer der Legion von Yaq-Monnith genannt wird. Was diese Legion aber genau ist, weiß sie nicht.

Eintrag vom 29. Hesinde 1019 BF

Salpikon Savertin hat uns heute zu einem persönlichen Treffen gebeten. Er dankte uns noch einmal, dass wir mit nach Altaïa reisen. Die Spur von Azaril ist leider verlaufen. Die Spektabilität hat aber einen anonymen Brief an den KGIA geschrieben, um einige Leute, darunter die verfluchte Elfe, festsetzen zu lassen, ich hoffe, der wird ernst genommen. Seit dem Eklat am Gildenrat, hat Savertin von den Teilnehmenden nichts mehr gehört, ich hoffe, sie kommen noch zur Vernunft!

Nun aber zu Savertins Bitte. Er möchte doch tatsächlich, dass wir Galotta in seiner Villa in Al'Mancha aufsuchen, um ihn davon zu überzeugen, auf unserer Seite zu kämpfen! Ich kann ihm gleich sagen, dass das umsonst ist, dieser Reichsverräter wird sich uns sicher nicht anschließen! Aber Savertin meint, wir bräuchten die Hilfe von allen Magiern und Magierinnen. Aridhel hat mich überzeugt, dass wir es zumindest versuchen müssen, aber ich habe so eine Ahnung, dass das eher in einer Katastrophe enden wird. Es ist geplant, dass wir auf dem Rückweg von Altaïa einen Halt in Al'Mancha einlegen. Nun gut, versuchen werden wir es, aber bringen wird es nichts!

Ich habe mittlerweile Collega Leronto Dagenfell kennengelernt. Er ist schon ziemlich alt, aber gilt als Spezialist für magische Analysen. Mit ihm werde ich gemeinsam versuchen, das Rätsel um Altaïa zu lüften.

Eintrag vom 29. Hesinde 1019 BF

Es ist schon spät am Abend, ich komme gerade vom Garten der Akademie. Dort haben Aridhel und ich im Unitatio einen Madas Spiegel gesprochen, um herauszufinden, ob Varagaun noch am Leben ist. Ich konnte seine Aura aufspüren, er ist nicht extrem weit weg, so weit ich das einschätzen kann. Ich sah in der Wasserschale vor mir nur Schemen in der Dunkelheit, er war angsterfüllt und sehr nervös. Aber da war noch mehr, etwas, das ich nicht deuten kann. Seine Aura war seltsam, sie fühlte sich nicht so an, wie bei anderen Menschen. Eigenartig. Ich befürchte, er ist noch immer in Gefangenschaft. Hoffentlich missbrauchen die Borbaradianer ihn nicht für irgendwelche finsteren Experimente!

Eintrag vom 30. Hesinde 1019 BF

Das heutige Hesinde-Fest war sehr ausgelassen und fröhlich, zwei Candidati haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, eine Candidata muss wiederholen. Die Akademie war auf Hochglanz herausgeputzt und es gab ein großes Bankett mit viel Wein. Grim und Leudalia feierten zusammen mit mir, die anderen hielten sich im Hintergrund. Leudalia war besonders gut gelaunt, was vermutlich auf den kredenzten Liebefelder Wein zurückzuführen ist. Sie hat Ferugian davon zu trinken gegeben, der sich daraufhin nicht mehr ganz unter Kontrolle hatte und Leudalia mit einem kleinen Feuerodem ihr Haar versengte, um dann daraufhin von ihrer Schulter zu kippen. Grim und ich konnten uns vor Lachen kaum noch halten!

Langsam wird es etwas ruhiger, einige Gäste haben sich bereits schlafen gelegt, es war doch sehr ausgelassen. Zhurlan und Sherianus, die beiden, die neben Adaque die einzigen der Schatten sind, die sich gerne und oft mit uns unterhalten, haben uns noch zu einem kleinen Umtrunk in den Konziliensturm geladen. Zhurlan möchte uns unbedingt Syllerok servieren, ein Palmenschnaps, der typisch für hier ist.

Eintrag vom 30. Hesinde 1019 BF

Ich komme gerade von einer Krisensitzung mit Salpikon Savertin. Kaum zu glauben, was passiert ist! Wir, das heißt Leudalia, Grim und ich, saßen gerade mit Zhurlan und Sherianus gemütlich zusammen, als plötzlich ein Schatten durch den Raum huschte. Zuerst dachte ich mir, der Alkohol hätte meine Sinne vernebelt, doch dann hörten wir dieses Wispern. Es war Varagaun, der nur noch ein Schattendasein führte! Deshalb war mir seine Aura so merkwürdig vorgekommen! Er wollte uns warnen, sie seien hinter ihm her, der Bund der Schatten sei nicht mehr sicher, es gäbe da jemanden – doch bevor er diesen Satz beenden konnte, hetzten auch schon drei Karmanthi herein!

Wir liefen ihnen sofort hinterher Richtung Mentorenturm. Auf der Brücke dorthin wurden Leudalia und Grim von zwei der dämonischen Hetzer angegriffen. Weitere zwei fielen über den Schatten von Varagaun her, dem letzten Rest, der noch von ihm übrig war. Ich schrie um Alarm und versuchte, den Dämon bei Grim mit einem Fulminictus auszuschalten. Diese Hunde der Niederhöllen kämpfen geschickt, durch schritthohe Sprünge landen sie plötzlich hinter einem und greifen überraschend wieder an. Leudalia konnte einen der Karmanthi vernichten, doch da nahm auch schon ein anderen dessen Platz ein. Mit letzter Kraft und einem zerschmetternden Schlag konnte Grim einen weiteren in die Niederhöllen zurückschicken. Gerade als ich meinem Liebsten mit einem reversalierten Fulminictus helfen wollte, stürzte er bewusstlos zu Boden und ich sah mich gezwungen, nun an seiner Stelle zu kämpfen. Grim, vom Amulett, das ich ihm geschenkt hatte, wieder bei Kräften, konnte gerade noch verhindern, dass der Karmanth mich zerfleischte. Doch bei seinem Angriff stürzten sie beide von der Brücke in die finstere Tiefe. Auch Leudalia lag schwer verwundet in meiner Nähe, als endlich Hilfe herannahte. Ignifaxii schossen über unsere Körper hinweg und trafen die fliehenden Dämonen. Collegae der Akademie versorgten unsere Wunden. Aridhel fand im Garten der Akademie Grim und holte ihn wieder ins Leben zurück. Das war wirklich knapp. Ich habe jetzt noch eine böse Verletzung am linken Arm, die Verletzung am Bauch ist bereits dank magischer Hilfe ganz verschwunden.

Salpikon Savertin rief uns gleich danach zu einer Besprechung. Er meint, dass Varagaun eine Variante des Ecliptifactus benutzt hat, um seinem Körper zu entfliehen. Dafür öffnete er wohl auch verbotene Pforten. In seinem Schattendasein konnte er entkommen, um uns zu warnen. Er ist ziemlich sicher tot, die Dämonen haben ihn erwischt. Wir haben beschlossen, niemandem sonst von seiner Warnung zu erzählen, es würde nur zu Misstrauen bei den Schatten untereinander führen. Gegenseitige Verdächtigungen nützen nichts und behindern uns bei unseren zukünftigen Vorhaben. Wir werden einfach wachsam sein müssen und den Verräter oder die Verräterin bald enttarnen. Ich werde jetzt noch versuchen, Grims Amulett wieder aufzuladen, ich habe wieder gesehen, wie nötig es ist.

Eintrag vom 1. Firun 1019 BF

Alles spricht in der Akademie von dem gestrigen Zwischenfall, aber wir bewahren Stillschweigen über die genauen Details. Die letzten Vorbereitungen für die Expedition werden noch getroffen, ich werde mich aber zurückziehen, um zu meditieren. Ich brauche meine astrale Kraft. Wer weiß, wann der Verräter oder die Verräterin zuschlagen wird!

Eintrag vom 2. Firun 1019 BF

Endlich am Schiff! Der Marsch in der Nacht den Chamir entlang zum Hafen Chatosqua war doch etwas kräfteraubend. Unsere Ausrüstung ist außerdem sehr umfangreich, auch wenn Istapher und unsere beiden Sklaven und einige Pferde viel getragen haben, einiges mussten wir selber schleppen. Die „Opalglanz“ ist ein prächtiges Schiff, ist sie doch das Flaggschiff des Königs von Mirham. Eine dreimastige Zedrakke ohne Kiel, aus Binsen geflochten und mit Latten aus Zedernholz verschärft. Das Drachensegel ist in alle Richtungen drehbar, nicht so wie bei havenischer Takelage. Mit diesem Schiff kann man schnell reisen, doch bei stürmigem Wetter könnte es etwas ungemütlich werden, wie Grim und Joela skeptisch anmerkten. Im Notfall kann man aber einen zweiten Rumpf sperren, damit das Schiff bei Überflutung nicht sinkt. Insgesamt ist die „Opalglanz“ dreiunddreißig Schritt lang und sieben Schritt breit, wie uns der stolze Kapitän Almosso Yarderwick erklärte. Seine Mannschaft besteht aus vierzig Personen, bewaffnet sind wir mit einer Rotze voraus und zwei Hornissen.

Uns wurden sechs Kabinen zugewiesen, der Golem und die Sklaven sind mit unserer Ausrüstung im Lagerraum untergebracht. Ich sehe es nicht gern, wie die Südaventurier mit ihren Sklaven umgehen, aber ich muss es wohl dulden. Man stößt mit Einwänden auf taube Ohren, ich habe es oft probiert. Bei Sonnenaufgang sind wir aufgebrochen, nachdem Leudalia eine kleine Andacht für Efferd gehalten hat, auf dass er dieses Schiff und diese Reise segne.

Aridhel wird jetzt noch einen Ruhe Körper auf mich sprechen, damit ich wirklich wieder ganz fit bin. Joela hat mich gebeten, ihr etwas Aureliani beizubringen, dabei habe ich ja selbst erst die Grundkenntnisse erworben. Leudalia sitzt am Heck und versucht, Ferugian Rondra-Lieder beizubringen, aber ich glaube, sie ist nicht sonderlich erfolgreich dabei. Grim sitzt daneben und pflegt seine Waffen.

Eintrag vom 3. Firun 1019 BF

Bis jetzt verlief die Reise eigentlich sehr ruhig. Eine Gruppe Grünwale begleitete uns eine Zeit lang, der Kapitän meinte, es wäre ein schlechtes Zeichen, ich deute es eher als gutes Omen von Swafnir oder Efferd.

Doch heute gab es einen Vorfall, der mir etwas zu denken gibt. In der Schiffswand ist ein Leck, eine Vitriolampulle ist ausgelaufen und hat ein Loch in das Holz gefressen, wie Grim, der das Ganze inspizierte, fachmännisch feststellte. Adaque hat den Schaden behoben, indem sie mit einem Hartes Schmelze das Holz wieder zusammenwachsen ließ. Ich bestürmte sie natürlich gleich, da sie einen Spruch angewendet hat, vor dem Collega Silberbraue gerade erst ob dessen Unberechenbarkeit gewarnt hat! Aber sie wollte nicht auf mich hören und beschimpfte den Magier als „alten Dummkopf“. So ein ignorantes Weibsbild! Torben ist in seinem Misstrauen ihr gegenüber bestärkt und auch ich werde ab jetzt mehr als ein Auge auf sie haben! Wir beide haben uns daran beteiligt, das Wasser aus dem Schiff zu entfernen, das hat geholfen, sich etwas abzureagieren!

Zu Mittag gab es fliegende Fische zum Essen, das Praktische ist, sie fallen von selber auf das Deck, man muss sie nur noch einsammeln. Leudalia und Torben haben einen kleinen Übungsringkampf veranstaltet. Bald wälzten sich beide zur Belustigung der Mannschaft eng ineinander verkeilt am Boden. Im Enddefekt hat Torben gewonnen, er hat auch mehr Übung in so etwas. Joela und Aridhel musizierten danach etwas und wir sangen gemeinsam Seefahrtslieder.

Alles in allem ein sehr ruhiger gemütlicher Tag, wäre da nicht dieser Zwischenfall gewesen. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass dies kein Zufall war, sondern viel eher Sabotage. Aber mir fehlen die Beweise dafür. Ich hoffe, es gibt nicht noch weitere Vorfälle.

Wir haben uns heute etwas über Orakel unterhalten. Altaïa war eines der wenigen fixen Orakeln Aventuriens. Sonst gibt es nur mehr das Orakel von Balträa und das Orakel am Purpurberg in der Schwarzen Sichel. Dort läuft man durch einen Gang, bis eine Stimme einen fragt, was das Begehr ist. Wurde einem ein Rat erteilt, so verliert man etwas von seiner Lebenskraft. Wir haben ja von Luzelin erfahren, dass es sich dabei um einen Vampir handeln soll. Würde den Verlust der Lebenskraft plausibel erklären.

Aber zurück zum Hesinde-Orakel. In Altaïa fand man 796 BF eine in grünlichem Feuer leuchtende Kugel, in deren Innerem Nebelschwanden waberten. Die Kugel war von perfekter Form, als nachgewiesene Wunder gelten die Befreiung zweier Menschen von Besessenheit und die Bestrafung eines Sünders. Der Magier Alaar Zharino hat die Kugel 901 BF untersucht, konnte aber auch nicht viel darüber sagen. Die Herkunft ist unbekannt, Gerüchten zu Folge gab es aber so eine Kugel auf A'Tall, die Herz des Sturms genannt wurde. Diese Stadt, die vermutlich in der Südsee lag, ist der Sage nach im Feuermeer versunken. Manche sagen, das Herz des Sturms hätte A'Tall zerstört, andere behaupten, das Artefakt hätte die Stadt vor der Zerstörung gegen Pyrdacor beschützt, am Tag der Zerstörung hätte dieser Schutz jedoch versagt. Der Legende nach haben die Überlebenden die Stadt Altaïa gegründet. Domaris von A'Tall hat über den Untergang geschrieben, so weit ich weiß. Zu dumm, dass wir sie jetzt nicht fragen können. An der Drachenei-Akademie vertritt man die These, dass es fünf solche Kugeln gibt, jede mit einer elementaren Komponente.

Als wir so am Überlegen waren, fiel mir plötzlich ein Spruch aus den Alanfanischen Prophezeiungen ein. Dort heißt es ja „Wenn aus kristallenem Herz der geraubte Schlangenfürst spricht“. Ist damit vielleicht diese Kugel gemeint? Sie wurde ja gestohlen und ich befürchte, Borbarad steckt dahinter. Ob er der Schlangenfürst ist? Immerhin war er früher eine Echse, also nicht ganz so unpassend.

Das Orakel in Altaïa sind aber drei Statuen, an denen die drei Gottheiten Efferd, Hesinde und Phex beteiligt waren. In den „Annalen des Götteralters“ heißt es „Dort, wo Kaucas jadegrüne Schwester gestürzt war, errichteten Efferd, Hesinde und Phex auf ihrem Leib den klugen Völkern einen Ort, wo die Menschen den Willen Alverans erfahren sollen.“ Die Statue der Hesinde spricht immer wahr, die des Phex stets falsch und die des Efferd mal das eine, mal das andere. So weit ich weiß, sprechen immer alle Statuen mit einem, man weiß auch, welche der Statuen spricht, doch sehen alle gleich aus. Man kann also nicht wissen, welche Gottheit welche Statue ist. Ich bin gespannt, was wir in Altaïa noch vorfinden werden. Es heißt ja, das Orakel wurde komplett zerstört und die Kugel geraubt. Wer vermag nur, so etwas zu vollbringen? In Altaïa befinden oder befanden sich zumindest heilige Quellen des Efferd und der Tsa. Ich hoffe, sie wurden nicht auch geschändet!

Eintrag vom 4. Firun 1019 BF

Schon wieder ist etwas Merkwürdiges passiert. Nachdem ein Perldrache über uns kreiste, was die abergläubischen Seemannsleute fast dazu gebracht hätte, vor lauter Aberglauben umzukehren, entdeckte Grim eine schleimige Spur. Eindeutig von einer Morfu Schleimschnecke. Diese Biester saugen sich an Schiffen fest, dringen ein und suchen sich etwas fressen. Bevor wir noch Jagd auf die Schnecke machen konnten, hörten wir auch schon einen Schrei aus einer der Kabinen. Kalman von Silas persönlich stand kreischend auf einem Sessel, getroffen von mehreren vom Tier abgefeuerten Hornsplittern. Wir töteten das Vieh und kümmerten uns um den Magier. Schließlich bemerkten wir einen seltsamen Geruch, der von unter dem Bett zu kommen schien. Dort lagen nämlich Fleischbrocken und Ingrim, hervorragende Morfuköder! Meiner Meinung nach eindeutig ein Hinweis auf Sabotage, wie kommt das Zeug sonst unter das Bett? Ich glaube nicht an einen dummen Streich der Mannschaft.

Kalman kontrollierte sofort, ob etwas fehlte, doch alle Unterlagen waren an ihrem Platz. Aridhel probierte es mit einem Objektovoco auf den Köder, aber leider brachte das keine Hinweise. Zumindest hatte die Hand, die ihn dort platzierte, keinen Ring und es war eine rechte Hand. Aber das hilft uns auch nicht groß weiter. Ein Odem zeigte mir magische Spuren, doch ich hatte nicht bedacht, dass Aridhel den Köder schon berührt hatte. Also auch keine weiteren Hinweise. In der Nacht werden wir jetzt verstärkt Patrouillen aufstellen.

Eintrag vom 5. Firun 1019 BF

Im Morgengrauen haben wir Charypso erreicht. Eine Piratenstadt, wie man sie sich vorstellt. Das „Empfangskomitee“ waren zwei Piratenschiffe, die gleich einmal versucht haben, uns zu entern. Tirato, der die ganze Reise kein einziges Wort von sich gegeben hat, meinte plötzlich, wir sollten ruhig bleiben und keine Angst zeigen. Das war kein Problem. Adaque schoss dem Piratenpack einen Ignifaxius vor den Bug, worauf die Schiffe von dannen zogen. Beim Ansteuern des Hafens sahen wir auf Klippen angekettete Leute, dieser sogenannte „Felsentod“ ist in dieser Gegend eine übliche Bestrafungsform. Die Personen verhungern zuerst, bevor sie verdursten, da sie durch den täglichen Regen am Nachmittag genug Flüssigkeit erhalten. Aasfressende Vögel kreisen um den Felsen, hie und da sieht man einige Skelette und Nester von Flugechsen.

Die Stadt selbst war mir auf Anhieb unsympathisch. Hier lebt wahrlich der Abschaum von Aventurien. Ordnungshüter gibt es kaum und wenn, so sind sie korrupt. Jede und jeder hier ist bestechlich, es herrscht das Recht des Stärkeren. Früher wurde Charypso von den Stämmen der Darna und der Haipu verwüstet, aber leider, so muss man sagen, wieder aufgebaut. Sogar die Efferd-Geweihten hier sind ehrlos, mit Wucherpreisen erpressen sie Geld, damit die Schiffe hier anlegen dürfen. Wir zahlten sogar das Doppelte, damit der „Opalglanz“ auch ja nichts passiert. Die Geweihten kontrollieren die Stadt regelrecht, im Tempel gehen Piraten ein und aus, um mit ihrer Beute zu prahlen.

Der gefürchtete Piratenführer Dagon Lolonna, der bei unserem Stadtspaziergang gerade dabei war, einige Leute über „die Planke“ zu schicken, hat hier seinen Stützpunkt. „Die Planke“ ist eine Holzkonstruktion, von der in Ungnade gefallene Matrosen springen müssen, die dann unten von den eigens dafür aufgestellten Stacheln aufgespießt werden. Wie grausam und barbarisch! Andere müssen wiederum den Scharlachkappentanz aufführen, wie uns von einigen Schaulustigen erzählt wurde. Dagon Lolonna prahlte vor uns, dass noch nie ein Syrilla oder Horasier lebend an ihm vorbeigekommen ist. Nur mit Mühe konnten wir Leudalia und Joela davon abhalten, mit gezogenen Waffen auf ihn zu stürmen.

Plan ist es, hier Tragehilfen und ortskundige Personen für unsere Zwecke zu rekrutieren. Außerdem benötigen wir Lasttiere für all unsere Ausrüstung. Ich hoffe, das gelingt uns schnell, ich möchte keine Sekunde länger hier bleiben, als nötig!

Aridhel und ich werden Grims und Torbens Waffen mit Astralkraft erfüllen, während die anderen in der Stadt Erkundigungen einholen. Ich werde sicher nicht hier herumrennen, das ist mir zu gefährlich!

Eintrag vom 6. Firun 1019 BF

Leudalia und Grim konnten fünf Mherwati auftreiben, diese fleißigen Tiere sind für den Dschungel bestens geeignet. Außerdem haben die beiden fünf Träger und Trägerinnen organisiert und Vorräte besorgt. Joela und Torben haben sich etwas in der Stadt umgehört. Sie konnten einen Führer namens Han-Valu vom Stamm der Haipu finden, der bereit ist für drei Oreal und drei Tränen des Auftraggebers pro Tag nach Altaïa zu führen. Seltsame Bezahlung, aber ich vermute, da steckt wohl irgendein Aberglaube dahinter.

Hier in der Stadt kursieren eine Menge Gerüchte, unter anderem über die Haipu, die angeblich Menschen essen. Sie sollen für den Untergang der Altaïer verantwortlich sein. Andere sagen wieder, dass die Einwohnenden von einem Schwarzoger gefressen wurden. Wieder andere behaupten, es hätte ein großes Erdbeben gegeben, weil der Erde Ingerimms Schätze entrissen worden waren. Immer wieder hört aber man von dem geheimnisvollen Spinnenmann, man munkelt, er wäre ein dämonisches Wesen, das im Dschungel haust und Reisenden auflauert. Er verschlinge alle, die nach Altaïa aufbrechen. Der interessanteste Hinweis war allerdings, dass vor einigen Tagen ein Mann aus Selem da war, der sich als Nabudassar vorgestellt hat und rot-schwarze Sachen trug. Mit seinen Händen soll etwas merkwürdig gewesen sein, blickt man in seine Augen, so meint man, er hätte Dämonen im Leib. Ob das etwa Borbarad persönlich gewesen ist? Die Beschreibung könnte schon passen! Wir müssen noch vorsichtiger sein, wer weiß, was uns alles erwarten wird!

Eintrag vom 7. Firun 1019 BF

Der Dschungel macht ein schnelles Vorankommen unmöglich. Der ganze Boden ist mit Blattwerk überwachsen, Sträucher stellen sich einem in den Weg und die feuchte schwüle Luft erschwert einem das Atmen. Und doch muss ich sagen, dass dies ein Spaziergang im Gegensatz zu Maraskan ist! Eine Zeitlang konnten wir noch auf einem Pfad gehen, doch dieser ist mittlerweile völlig zugewuchert, traut sich doch kaum wer noch, nach Altaïa zu gehen. Der einzige, der sich hier wohlzufühlen scheint, ist Torben. Er genießt das Klima und züngelt ungewöhnlich oft. Aridhel und Joela mutmaßen jetzt, ob er zu einem Leviatan wird, der seine Kinder frisst… zum Glück hat er diesen Unsinn nicht gehört. Die meisten meiner Collegae sind bereits ziemlich erschöpft, sie sind solche Strapazen im Gegensatz zu uns nicht gewohnt. So hacken wir uns vorne mit Han-Valu durch das Gestrüpp.

Wir wandern nördlich des Ilara-Deltas und dementsprechend säumen Mangroven-Wälder und Sümpfe unseren Weg. Am Nachmittag sind wir dann wieder ins Grasland gelangt, wo wir oft verlassene Dörfer und Plantagen vorfinden. Auf dem Weg begegneten uns einige Schmetterlinge, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Kann leicht sein, dass sie bis jetzt unbekannt waren, die Fauna hier ist so vielfältig, dass es mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauert, sie zu erforschen. Ich habe einige der Tiere abgezeichnet. Leudalia besteht darauf, dass einer davon nach ihr benannt wird. Darüber konnte ich nur schmunzeln, denn Leudalia ist nicht gerade eine Tierfreundin. Joela griff den Vorschlag gleich auf und malte sich bereits aus, wie berühmt ein Joela-Falter werden könnte.

Später am Nachmittag begegneten wir einigen Rashduler Drehhörnern, die wohl irgendwo ausgerissen waren. Grim und Torben planten sich anzuschleichen, um eines davon zu töten. Doch da trat Torben auf eine der herumliegenden Wurzeln und die Herde stieb panisch davon. Eines der Tiere jedoch erkannte die Gefahr und stürmte direkt auf Torben zu. Das wildgewordene Vieh konnte durch zwei gezielte Pfeile getötet werden. Grim zerlegte es fachmännisch, allerdings konnten wir gar nicht das gesamte Fleisch mitnehmen, weil es so viel war. Jetzt haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen, Grim und Aridhel bereiten das frisch gejagte Fleisch zu. Die meisten anderen liegen völlig erledigt in ihren Zelten. Einige dürften einen Hitzschlag abbekommen haben. Ich bin auch froh, dass wir angekommen sind, erschöpfend ist so ein Marsch auch für uns Dschungelerfahrene!

Eintrag vom 8. Firun 1019 BF

Wir machen gerade Mittagspause. Heute bin ich nicht gut in Form, Albträume haben mir zu schaffen gemacht. Kein Wunder, mitten in der Nacht fing das trockene Savannengras Feuer. Es sind uns drei Mherwati durchgegangen, die aber zum Glück wieder gefunden werden konnten. Irgendwie kommt mir dieser Zwischenfall seltsam vor, der Verdacht mehrt sich, dass dies Sabotage gewesen sein könnte. Die Ereignisse am Schiff, die Warnung von Varagaun – das hängt doch alles zusammen! Ich habe in meiner Wache mit Nemris versucht, etwas über sie herauszubekommen, aber die junge Frau ist sehr verschwiegen.

Laut Karte sollten wir heute Abend in Edas ankommen, es ist ein Vorposten Charypsos. Das Dorf umfasst etwa 750 Seelen und ist laut Han-Valu mit zwei Palisadenwällen befestigt. Hier soll auch der Turm der Niobara von Anchopal stehen, sie war ja eine wichtige Sterndeuterin und Prophetin zur Zeit Rohals. Kalman von Silas hat mir erzählt, dass die Siedlung vom Magier Alrik von Terilia gegründet worden ist. Er war hier Marktgraf und wurde später bekannt durch seine Belkelel-Schriften! Er stellte sich damals in den Magierkriegen auf die Seite Borbarads und verschwand dann irgendwann. Jetzt herrscht wieder ein Magier hier, er heißt Zamuel von Edas.

Eintrag vom 9. Firun 1019 BF

Es ist nun gesichert, sine dubio, hier sabotiert uns jemand! Die Frage ist bloß, ist es wer aus unserer Gruppe oder folgt uns jemand? Der gestrige Abend begann noch ganz nett, Zamuel von Edas verpflichtete uns zwar mehr oder minder bei ihm zu übernachten, aber immerhin wurden wir gut bewirtet. Eine nette Abwechslung zu Zwieback und Trockenfleisch. Hilfreiche Informationen über die Gerüchte, die herumgehen, erfuhren wir nicht, doch wurden wir alle in adretten Zweierzimmern untergebracht. Leudalia übernachtete zusammen mit Kalman in einem Raum, was ihr so manches Getuschel einbrachte. Torben schlief bei Adaque im Zimmer, doch da wusste ich, dass Misstrauen der Grund dafür war.

Wie auch immer, in der Früh erwachte ich durch lautes Geschrei, ohne Zweifel waren es Torben und der Graf. Man fand die Lieblingsfrau des Magiers (er hat einen ganzen Harem) bei Torben im Bett. Mein Gefährte wiederum konnte sich das nicht erklären. Zumal eigentlich die Wachen dies hätten bemerken müssen. Der langen Rede kurzer Sinn – wir wurden vom Grafen sofort aus seiner Villa geschmissen. Eine schnelle Analyse, zu der Kalman sich erst nach langem Zureden überreden ließ, bestätigte schon meinen Verdacht, er und Leudalia, die beide zusammen Wache hielten, wurden mit einem Somnigravis belegt! Kalman war ganz zerknirscht ob dieser Erkenntnis.

Wir sind also weitermarschiert, zu unserer „Freude“ wird die Gegend immer verwilderter. Gegen Mittag erreichten wir einen Totempfahl. Ein Schweine- und ein Ziegenkopf waren aufgespießt und bemalt, alles war mit Blut verschmiert. Natürlich wurden unsere Träger und Trägerinnen dadurch ziemlich ängstlich. Wir hätten das ja nicht weiter beachtet, aber Torben ist stutzig geworden. Er meint, solche Pfähle seien nicht so ungewöhnlich, doch an diesem hier stimmt etwas nicht, er wirkt eher wie nachgemacht. Der Pfahl ist laut Grim (der erst durch Aridhel überredet werden konnte, sich dem blutigen Ding zu nähern) noch keine drei Tage alt, magisch ist er nach meiner Analyse nicht. Wir vermuten, dass dieser Pfahl aufgestellt worden ist, um uns abzuschrecken, das waren nicht die Waldmenschen! Leider hatte die Person, die dies initiierte, Erfolg, Grim und Joela weigerten sich, wie auch die Träger und Trägerinnen, weiterzugehen! Doch ich lasse mich nicht von so abergläubischem Geschwätz beeindrucken, ich habe den Pfahl mit meinem Stabfeuer angezündet – Ende der Diskussion!

Eintrag vom 9. Firun 1019 BF

Am Nachmittag gelangten wir zu einer Stelle, an der das Dickicht fast nicht zu durchqueren war. Ich machte es mir leicht und flog als Eule darüber, aber meinen Gefährten und Gefährtinnen erging es nicht so gut. Aridhel war am Abend völlig zerschunden, sein ganzer Körper war blutig und dreckig, ich hatte Angst, die Wunden könnten sich entzünden, also heilte ich ihn mit einem Balsam. Leudalia ließ sich zur Verwunderung von Kalman von Silas magisch versorgen, was die Gerüchte nährte, die beiden hätten was miteinander. Wir lagern jetzt in der Nähe eines Flusses, hoffentlich ist diese Nacht heute ruhiger als die davor. Mit einem Attributo hat es Grim im Gegensatz zu gestern endlich geschafft, unsere Rüstungen zu reparieren. Sie werden hier ziemlich strapaziert, hoffentlich halten sie noch eine Weile!

Wir diskutieren in kleinem Kreis, wer uns hier Steine in den Weg wirft. Aber es könnte jeder und jede aus der Gruppe sein. Aridhel hat in den letzten Tagen die Seelentiere der betreffenden Personen genauer unter die Lupe genommen, aber es ist nichts Auffälliges dabei. Dass Kalman allerdings einen Steinbock hat, sorgte bei Joela und mir mit Blick auf Leudalia zu Gekicher. Das auffälligste Tier hat Tirato – es ist ein Bluthund. Aber überrascht hat uns das nicht. Wir mutmaßen nun schon, ob uns nicht ein Quitslinga in Gestalt von Kalman an der Nase herum führt. Leudalia meinte, dieser würde nicht so laut beim Liebesspiel sein, wie seinerzeit Ramon, womit es wenigstens offiziell ist, dass sie mit Kalman Rahjas Lust nachgeht. Das sehe ich jedoch nicht als Beweis, dass er ein Quitslinga ist, aber Leudalia will sich vermutlich nur selbst beruhigen. Allerdings wurde das Gespräch unter vielen Ausreden unsererseits abrupt beendet, als Torben fragte, was Ramon, von dem er nur weiß, dass er der Vater von Dolora ist, mit diesem Dämon zu tun hat. Ich hoffe, er stellt nicht weitere Fragen, sonst kommt Leudalia in Erklärungsnot!

Eintrag vom 10. Firun 1019 BF

Eine ruhige Nacht war nur ein Wunschtraum. In meiner Wache mit Virondil hörte ich ein seltsames Trommeln aus dem Dschungel. Sicherheitshalber weckte ich alle. Aridhel und Torben waren sich schnell einig, dass dies wieder keine Waldmenschen sind. Leider waren zwei Träger anderer Meinung und machten sich aus dem Staub. Torben und Aridhel schlichen sich mit meinen zwei Gefährtinnen in den Dschungel, um dem auf den Grund zu gehen, kamen aber leider nur mit drei Trommeln, anstatt der Saboteure, zurück. Han-Valu konnte unseren Verdacht bestätigen, dies waren keine Instrumente der Waldmenschen! Jemand will unser Vorankommen also eindeutig behindern! Magisch sind die Trommeln nicht, also hatte sie kürzlich keine astral begabte Person in der Hand. Hilft uns aber auch nicht viel weiter. Aus dem Dschungel hörten wir noch einen Schrei, konnten ihn aber nicht lokalisieren. Es gibt zwar Spuren, aber im Dickicht sind die kaum zu verfolgen.

Aber bei diesem Zwischenfall blieb es nicht. Istapher musste außerdem in Grims Wache zwei Alligatoren töten, die auf unser Lager zukrochen. Aber es ist noch etwas viel Schlimmeres passiert. Heute Früh sahen wir Kalman von Silas wie ein Häuflein Elend dasitzen. Jemand hat unsere Unterlagen zu Altaïa gestohlen, die Karten, der Kompass, das Landvermessungsgerät – alles ist weg! Torben konnte aus dem Fluss unseren Sextanten bergen, Ferugian hat flussabwärts ein paar Fetzen Papier gesehen. Kalman sitzt jetzt da und versucht einiges zu rekonstruieren. Das Trommeln war also nur ein Ablenkungsmanöver! Zu allem Überdruss ist auch noch Han-Valu verschwunden. Grim wird uns weiter führen müssen. Ich habe versucht die Inrah-Karten nach einem Hinweis auf die Person befragt, die für all dies verantwortlich ist, aber ich zog nur die Wasser 3, mit diesem Hinweis kann ich nichts anfangen.

Eintrag vom 10. Firun 1019 BF

Wieder einen weiteren Tag im Dschungel überstanden. Mir geht es ja noch gut, den anderen allerdings weniger. Die Mitglieder der Schatten sind völlig erschöpft und demotiviert. Vor allem Leronto Dagenfell macht das feuchte Klima zu schaffen, er ist schließlich nicht mehr der Jüngste. Joela hatte gestern schon leichtes Fieber, das heute noch stärker geworden ist, Aridhel hat auch erhöhte Temperatur.

Wir haben bereits das Gebirge erreicht und lagern auf einem Felsvorsprung über dem Fluss Ialnur. Der heutige Tag war auch wieder von Sabotage überschattet. Zuerst mussten wir eine Furt überqueren, in die jemand einen frischen Ziegenkadaver hineingelegt hatte, sodass alles voller Flussfetzer war. Istapher hätte uns schon alle der Reihe nach hinübertragen können, doch das war zu zeitintensiv. Also hat Grim einen Brüllaffen erlegt, dessen Kadaver die Fische woanders hinlocken sollte. Eine Zeitlang funktionierte das auch, aber schlussendlich mussten wir ein Mherwati opfern, um ans andere Ufer zu gelangen. Leudalia, dieses sture Weib, schleppte (wenigstens eigenhändig) einen Waschzuber, der eigentlich als unnütze Ausrüstung zurückgelassen werden hätte sollen. Aber unsere feine Horasierin kann ja nicht ohne einen auskommen!

Wieder machte uns das Dickicht zu schaffen. Ich selbst konnte darüber fliegen und musste mitansehen, wie meine Gefährten und Gefährtinnen sich durchquälten, um dann auch noch mit einem Stolperdraht eine Falle auszulösen! Sechs Lianen mit Steinen sausten auf die Gruppe hinab. Wie wir später herausfanden, waren sie mit Goldleim versehen! Ich musste Leudalia dringend verarzten, auch Aridhel sah sehr schlecht aus. Das Klima schlägt sich auf die Konzentrationsfähigkeit nieder, der einzige, der damit klar kommt, ist Torben. Die Wachen für heute Nacht werden verstärkt, wir teilen uns in Vierergruppen. Wir dürfen nicht noch weiteren Sabotageakten zum Opfer fallen!

Eintrag vom 11. Firun 1019 BF

Wieder nur eine kurze Nacht, es gilt einen Toten zu beklagen und fast einen zweiten. Mitten in der Nacht griff uns der aus den Gerüchten bekannte Spinnenmann an. Zumindest vermuten wir, dass er es ist. Er kletterte die Felswand zu unserem Lager hoch, schnappte sich, nachdem er zuerst Joela erwischen wollte, einen der Träger und schmiss ihn in den Abgrund. Wir schickten Ferugian zu der Leiche, der uns mitteilen konnte, dass die Haare abgeschnitten worden waren. Der Spinnenmann ist uns entkommen.

Heute Morgen sind unsere zwei letzten Trägerinnen davon gelaufen. Von der anderen Seite des Flusses hörten wir einen Waldmensch mit dem Skalp in der Hand zu uns rufen „Auch wenn du in vielen Körpern steckst, roter Schädelgeist, ich werde Rache für die Zerstörung der Stadt fordern!“ Und dann schrie dieser Waldmensch genau so, wie wir es nach dem merkwürdigen Trommeln gehört haben. Grim schoss sofort einen Pfeil auf ihn, aber der dürfte an einem starken Armatrutz abgeprallt sein. Ich vermute, der Moha ist Magiedilletant, was auch seine unglaubliche Kletterleistung erklären würde. Joela und der tote Träger hatten beide rote Haare! Was hegt dieser Waldmensch nur für einen Groll? Die erste Assoziation mit einem roten Schädel war unwillkürlich Galotta. Hatte er vielleicht mit der Zerstörung Altaïas zu tun? Irgendwie kann ich mir aber nicht vorstellen, dass dieser Waldmensch hinter den anderen Sabotageakten steckt, der würde uns anders schaden wollen. Seltsam. Haben es etwa zwei Seiten auf uns abgesehen?

Als zweites hätten wir fast Kurilian verloren. Nur unter Aufbringen all unserer Kräfte konnten wir ihn zurückholen. Wir kamen immer weiter ins Gebirge und schließlich zu einer Schlucht, über die eine Hängebrücke führte. In weiser Voraussicht lief Kurilian als Maus über die Brücke und stellte fest, dass die Brücke auf der anderen Seite angeschnitten wurde! Wir überlegten gerade, was wir tun könnten, als Kurilian von drei Pfeilen in den Rücken getroffen wurde! Grim und Aridhel schossen zurück, die Angreifer flohen aber sofort ungesehen. Ich paralysierte den Verletzten, der inzwischen von zwei weiteren Geschossen verwundet worden war. Nach einigem Überlegen schlug ich schließlich vor, dass Magister Dagenfell einen Adamantium auf die Brücke zaubern soll. So gelangten wir alle sicher auf die andere Seite. Jetzt mussten wir uns um Kurilian kümmern. Wir hängten ihm das Amulett von Grim um, Adaque sprach einen Heilzauber mit Hilfe des Liedes der Kunstfertigkeit von Aridhel. So erwachte der Verletzte bald und ist wieder halbwegs auf den Beinen. Jetzt erholen wir uns alle einmal von dem Schrecken. Torben sucht noch nach Spuren, aber er dürfte nichts finden. Ich denke, wir setzen unseren Marsch jetzt fort, wenigstens ist es laut Ferugian nicht mehr weit bis nach Altaïa!

Eintrag vom 11. Firun 1019 BF

Vor uns liegt die zerstörte Stadt Altaïa, die geborstene Mauer ist bereits überwuchert, es herrscht eine unheimliche Stille über der Senke. Der Duft von wilder Minze erfrischt die Sinne. In einer ersten Besichtigung sehen wir, dass ganze Häuserzeilen abgebrannt sind, manche Häuser sind aber unerklärlicherweise in nicht so schlechtem Zustand, obwohl die Gebäude daneben abgebrannt sind.

Istapher befreit den Weg zur Stadt vom Gestrüpp und legt so weitere Ruinenteile frei. Wir anderen schlagen unser Lager unterhalb der Talmauer auf. Joela liegt krank in einem Zelt, sie hat sich Blutigen Rotz eingefangen. Wieder hat uns unterwegs der Moha angegriffen, er feuerte drei Blasrohrpfeile auf mich, Nemris und Kurilian – als ob der Arme heute nicht schon genug durchgemacht hätte! Die Geschosse waren mit Kelmon versetzt, sodass wir drei Getroffenen sofort in eine Starre verfielen. Mit Antidot konnten wir erfolgreich behandelt werden, es geht uns mittlerweile wieder gut. Die anderen haben erzählt, dass der Waldmensch mit einem Chamälioni getarnt war und mit einem Axxeleratus geflüchtet ist. So konnten wir ihn nicht erwischen.

Wir müssen ihn und die anderen, die uns behindern wollen, endlich in die Finger bekommen, sonst gibt es bald weitere Tote! Offensichtlich will jemand nicht, dass wir die Hintergründe der Zerstörung aufdecken. Sehen wir, was Altaïa für uns bereit hält, und ob wir der Stadt ihre Geheimnis entlocken können!