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Von Baliho nach Rhodenstein

Aus Avesfeuer
Version vom 17. Juni 2009, 16:41 Uhr von Ginaya (Diskussion | Beiträge) (Eintrag vom 13. Boron 1016 BF: Link geändert)
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Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
PRA - RON 1005 Wieder daheim
RON - EFF 1005 Die Verwandtschaft in Havena
EFF 1005 In Honingen
EFF - TRA 1005 Von Honingen weiter
TRA 1005 Auf dem Schiff nach Albenhus
TRA 1005 Durch den Eisenwald
TRA 1005 In Albenhus
TRA 1005 Der Auftrag
TRA 1005 In Trackenborn
TRA - BOR 1005 Zurück nach Hause
BOR - PHE 1005 Weiterbilden auf der Akademie
PHE 1005 - PRA 1006 Die Arbeit bei Herrn Prem
PRA 1006 Arbeiten in Lowangen
RON 1006 Auf dem Weg von Lowangen über Teshkal nach Andergast
RON - EFF 1006 Die Prüfungen im Kampfseminar Andergast
EFF 1006 Auf der Akademie in Andergast
TRA 1006 Unterwegs nach Gratenfels
TRA 1006 Die Festtage in Gratenfels
TRA 1006 Die Verfolgungsjagd
BOR - TSA 1006 Aufenthalt in Gratenfels
TSA - PER 1006 Weitermarsch nach Neersand
PER 1006 Die ersten Tage in Neersand
PER 1006 Auf dem Walsach
PER 1006 Unterwegs im Überwals
ING 1006 Von Neersand nach Vallusa
ING 1006 Auf dem Weg nach Kurkum
PRA - RON 1006 Von Vallusa nach Greifenfurt
RON 1007 Von Greifenfurt zum Turm Rohezals
RON 1007 In der Borbaradianerabtei
HES - FIR 1007 Das Fest in Thorwal
FIR 1007 Die Wettfahrt beginnt
FIR - TSA 1007 Unterwegs in Eis und Schnee
TSA 1007 Auf dem Weg zum Himmelsturm
TSA - PHE 1007 Im Himmelsturm und auf der Flucht
PHE 1007 Kampf gegen die Zorganpocken
PHE - ING 1007 Der große Viehtrieb


ING 1015 Wiedersehen in Weiden
ING 1015 Auf dem Weg nach Dragenfeld
RAH 1015 In Dragenfeld und wieder retour
RAH 1015 - PRA 1016 Zurück in Baliho
PRA 1016 Über Trallop nach Punin
RON - EFF 1016 Nachforschungen in Punin
TRA 1016 Herzog Waldemars Auftrag
TRA 1016 Erste Nachforschungen
TRA - BOR 1016 Nachforschungen in Baliho
BOR 1016 Von Baliho nach Rhodenstein
BOR 1016 Auf der Suche nach dem Erzvampir
BOR - TSA 1016 Der Winter in Weiden
TSA 1016 - PRA 1017 Die Reisen im Frühling 1016 BF
PRA - RON 1017 Unterwegs nach Arras de Mott
RON 1017 Im Kloster Arras de Mott
RON 1017 Das Tal der Elemente
RON 1017 Kampf um Arras de Mott
RON - EFF 1017 Der Auftrag des Heliodans
EFF - TSA 1017 Der Winter in Lowangen
TSA - RAH 1017 Auf dem Weg nach Greyfensteyn und Balträa
RAH 1017 - EFF 1018 Das Orakel der Elenviner Auen
EFF - HES 1018 Unterwegs im Auftrag Aromboloschs
HES - FIR 1018 Auf Liscoms Spuren
TSA - ING 1018 Firunwärts nach Ferdok
ING - RAH 1018 Der Auftrag der Boron-Kirche
RAH 1018 - PRA 1019 Auf nach Maraskan
PRA 1019 In der grünen Hölle Maraskans
PRA 1019 Die Endurium-Mine
PRA - RON 1019 Das Zepter der Echsen
RON - EFF 1019 Der Sturm auf den Fürstenpalast
EFF 1019 Auf der Suche nach den Bannkomponenten
EFF - TRA 1019 Die Erben der Gräber
TRA 1019 Neue Feinde
TRA 1019 Die vielen Hände Bastrabuns
TRA - BOR 1019 Den Chimären auf der Spur
BOR 1019 Der Chimärenmeister und die Hexe
BOR 1019 Kurzes Durchatmen
BOR 1019 Vom Licht in den Schatten
BOR - HES 1019 Aufträge im Schatten
HES 1019 Schatten über Tobrien
HES - FIR 1019 Schatten im Dschungel
FIR 1019 Schatten in Altaïa
FIR - TSA 1019 Verloren im Zwielicht
TSA - ING 1019 Warten auf die Apokatastase
ING 1019 Vorboten des Sturms
ING - RAH 1019 Das Artefakt der Oger
RAH 1019 Unter dem Banner von Kurkum
RAH 1019 Belagerungszustand
NL 1019 - PRA 1020 Warten in Beilunk
RON 1020 Auf in den Krieg
EFF 1020 Im Land des Feindes
EFF - TRA 1020 Eine hinterhältige List
TRA - TSA 1020 Das Ende Ysilias
TSA - PHE 1020 Ein kalter Frühling
PHE - ING 1020 Zeit der ersten Bündnisse
ING 1020 Morde am Konvent

Eintrag vom 3. Boron 1016 BF

Oh diese Weidener! Ich dachte, sturer kann man nicht sein, aber nein, die Altnordener übertreffen alles! Sie wollen die Wahrheit einfach nicht sehen. Wieder sind einige Leute verschwunden. Doch die seien angeblich alle desertiert. Etwa ein Dutzend dürfte abkömmlich sein! Was mich beunruhigt ist, dass hier viele Menschen in kurzer Zeit verschwinden. Elbaran brauchte wohl alle sieben Tage Blut. Hier verschwinden pro Woche aber mehrere! Ich habe schon die Befürchtung, dass hier mehrere Vampire am Werk sind.

Ich war zuallererst im Boron-Tempel. Die Geweihte Alwine Menzheimer war wie erwartet sehr schweigsam. Sie konnte mir leider nicht weiterhelfen. Also ging ich weiter zum Praios-Tempel. Doch was passierte dort? Der Geweihte, der mir die Tür öffnete, fragte mich sofort: „Auf welcher Seite steht Ihr?“ Ich wusste gar nicht was er meint! Erst als er fragte „Gareth oder Elenvina“ wurde mir klar, von was er sprach. Ich sagte „Gareth“. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mir das noch gar nicht so genau überlegt gehabt, schließlich habe ich mit den Praioten nicht viel zu tun. Inquisitionsrat Amando Laconda da Vanya stand auf der Seite der Garether, er ist ein sehr vernünftiger Mann, ich schätze seine Meinung, daher folgte ich ihm. Doch war das leider hier in Altnorden die falsche Antwort. Der Geweihte meinte, ich wäre auf einem Irrweg. Ich solle erst auf den rechten Pfad zurückfinden, dann würde er mir helfen. So eine Frechheit! Ich bin eine Zwölfgöttergläubige, die um die Hilfe Praios’ bittet. Und dann wird sie mir verwehrt! Ich habe versucht zu erklären wie wichtig die Angelegenheit wäre, aber ohne Erfolg. Er schlug mir einfach die Tür vor meiner Nase zu!

Schließlich meldete ich mich beim Travia-Tempel. Doch die Geweihte dort hatte mit dem Gänsemarkt zu tun und interessierte sich nicht für meine Belange. Außerdem glaubte sie mir nicht in Bezug auf Vampire. Ich dachte wirklich, Geweihte wären gelehrte Menschen und nicht so einfältig wie die restlichen Weidener. Doch nicht hier in diesem Land. Auch mit dem Dorfvogt Bervis von Dunkelstein habe ich gesprochen, doch kam auch hier nicht viel heraus. Ich versprach ihm seine Leute nicht vom Arbeiten abzuhalten, damit er nicht mehr so schlecht auf uns zu sprechen ist. Ich sitze nun verärgert in der Schenke, in der ich uns Zimmer besorgt habe, und warte auf die anderen. Ich bin etwas durch das Dorf spaziert. Die Ruine würde sich gut als Vampirversteck eignen. Wir sollten sie durchsuchen.

Eintrag vom 3. Boron 1016 BF

Die anderen haben nichts gefunden auf ihrem Weg hier her. Joela ist nun böse auf mich, weil ich für Aridhel kein Zimmer genommen habe. Dabei haben sie mir doch erzählt, wie unerwünscht er hier im Dorf war, da dachte ich, damit wir die Menschen hier nicht noch mehr verärgern, sollten wir Aridhel besser verstecken. In der Nacht würde ja sowieso immer einer Wache halten. Ein Bett wäre dadurch zu viel. Ich wollte wirklich nur das Beste für Aridhel, ich machte mir doch nur Sorgen um ihn. Joela ist nun also nicht gut auf mich zu sprechen. Vor allem wenn es um Aridhel geht, reagiert sie sehr empfindlich. In unserer Freundschaft läuft es nicht so gut derzeit. Vielleicht sollte ich einmal mit ihr reden.

Heute Nacht werden wir die Baustelle im Auge behalten. Vielleicht erwischen wir den Vampir auf frischer Tat. Das Gebiet ist einigermaßen überschaubar. Ich hoffe, wir haben Glück.

Eintrag vom 4. Boron 1016 BF

Die Stimmung hier wird nicht besser. Die gestrige Nacht war ereignislos und nun streiten wir uns darum, wo es weiter hingehen soll. Heute ist auch noch Grims Geburtstag, doch in all dem Trubel geht er leider völlig unter. Ich habe ihn komplett vergessen, als ich heute Mittag schlaftrunken in den Schankraum kam und Grim tadelte, weil er schon einen Schnaps nach dem anderen kippte. Es war mir sehr unangenehm, ich hoffe, Grim ist nicht auch noch böse auf mich.

Joela und Grim wollen nun weiter zur Acheburg reisen. Ich und Torben sind der Ansicht, dass wir hier bleiben sollten um den Vampir oder die Vampire hier zur Strecke zu bringen. Aridhel will unbedingt zu Nachtschattens Turm. Für Joela kommt es nicht in Frage, hier zu bleiben. Die Altnordener haben sie und Aridhel so beleidigt, dass sie ihnen die Hilfe verwehrt. Anstatt in den Norden zu ziehen bin ich eher dafür, vorher den Süden noch fertig abzusuchen. Torben will aber, wenn wir schon abreisen, nach Osten ziehen. Wenigstens waren wir uns alle einig, dass Trennen keine gute Idee wäre. Die Gemeinsamkeit ist unsere größte Stärke.

Ich verstehe Joela gut, wenn sie sagt, sie will hier niemanden helfen, weil die Bewohnerinnen und Bewohner unsere Hilfe nicht annehmen, viel mehr noch, sie verhindern, dass wir ihnen helfen können. Aber ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, sie hier einfach im Stich zu lassen. Joela meint, in den anderen Dörfern hätten wir auch nicht die Vampire vernichtet. Es wäre eine zu große Zeitverschwendung die Vampire zu suchen. Das stimmt einerseits schon, aber auf der anderen Seite wussten wir damals über diese Wesen so gut wie gar nichts. Nun sind wir schon schlauer. In Dörfern, wo häufig Vorfälle sind, sollten wir aber durchaus auf Jagd gehen, denn sonst breitet sich diese Seuche sehr schnell aus.
Dass Aridhel unbedingt in diesen Turm möchte, ist mir nicht ganz klar. Denn eigentlich ist er ja den Taubrawar, wie er mich und meine Kollegi und Kollegae nennt, sehr misstrauisch gegenüber. Wer sagt denn, dass in dem Turm jemand ist, der uns hilft? Vielleicht stören wir einen Magier, der sich absichtlich zurückgezogen hat, dann könnten wir ihn verärgern. Und wenn er schon seit Jahrhunderten dort lebt, dann ist er wohl sehr mächtig. Mit solchen Menschen sollte man vorsichtig sein. Ich habe Aridhel gesagt, wenn er aber unbedingt will, dann schauen wir eben bei diesem Turm vorbei, es ist kein allzu großer Umweg. Ich bin ja auch neugierig, ob dort vielleicht ein mächtiger Magier wohnt. Hilfe erwarte ich mir allerdings keine große, denn dieser Magier scheint sich um die Behelfe der Menschen nicht allzu sehr zu kümmern.

Wir haben nun die Karten gelegt und gefragt, was wir in Bezug auf Altnorden tun sollen. Ich habe den Stern mit Signifikator Altnorden gelegt. Ingerimm steht für was gut ist. Der Namenlose für das, was passiert ist, die verkehrte Feuer Sechs für das, was schlecht ist und der Wahrsager des Feuers für das, was passieren wird. Ganz schlau werde ich daraus nicht. Der Namenlose weist darauf hin, dass etwas sehr Schlimmes hier vorgeht. Das bestärkt mich in meiner Meinung, dass wir hier bleiben sollten. Der Wahrsager warnt uns vielleicht vor etwas Altem, Unbegreiflichen, wir sollten vorsichtig sein. Ingerimm könnte uns sagen, dass wir uns gut vorbereiten sollen, auf das, was uns hier erwartet und die verkehrte Sechs – nun, ich glaube, es ist ein Hinweis darauf, dass wir uns nicht trennen sollten, dass wir unseren Streit beilegen sollten.
Ich habe noch gefragt, ob wir uns vom Bewohner des Turms Hilfe erwarten können. Die Karte Luft Sieben sagt wohl, dass das kaum der Fall sein wird. Aber Aridhel wird sich sicher nicht davon abbringen lassen.

Nun werden wir eine Nacht lang noch hier bleiben. Wir hoffen einfach, dass der Vampir bald zuschlägt und wir ihn dann fassen können.

Eintrag vom 4. Boron 1016 BF

Die Boron-Geweihte hat für mich einen Auszug aus einem Buch abgegeben in einer mir unbekannten Schrift. Mit einem Xenographus konnte ich ihn lesen. Im Werk „Das Schwarze Buch“ steht geschrieben, dass der Fürst Rohafan auf Pailos der erste Vampir war. Er war gierig und nahm seinen Untertanen das Blut um es dem Namenlosen zu opfern. Er ließ die Praioten auf der Insel durch Feuer hinrichten. Daraufhin wollte Praios sich rächen. Doch Boron nahm sich Rohafans Frau Etilia, die ihm Marbo gebar. Marbo wiederum kümmerte sich um die Opfer von Rohafan und lehrte sie Kinder der Nacht zu werden. Ihre Aufgabe war es über den Schlaf der Menschen zu wachen, sie wurden sogar zu Paladinen Borons. Die anderen Vampire, die immer noch dem Namenlosen dienten, werden als Kinder der Finsternis bezeichnet, sie sind Boron ein Gräuel.

Joela hat die Geschichte bestätigt, sie hat auch schon davon gehört. Somit wäre Rohafan wohl der Urvater aller Vampire. Ich wüsste gerne mehr von ihm, doch nach Pailos kommen wir nicht so schnell.

Joela erzählte, dass sie heute Nacht einen Traum gehabt hatte. Es spielte sich hier in der Gegend ab, rote Kugeln, die aussahen wie Kieselsteine, rollten über ein verschneites Feld. Sie wurden größer und überrollten Joela. Sie war gefangen, überall floss Blut. Schließlich flossen die Kugeln einen Berg hinauf. Doch welcher Berg das war, wissen wir nicht. Ihre Tageskarte für heute ist der Magier des Eises. Könnte Unheilvolles bedeuten.

Wir haben heute noch die Burgruine untersucht. Leider haben wir nichts gefunden. Sie wird als Lagerraum benutzt, aber Vampire waren keine dort.

Ich war mit Joela bei der Boron-Geweihten, doch sie hatte keine weiteren Hinweise für uns. Danach haben wir die Arbeiter gefragt um zu eruieren, wer ausschließlich in der Nacht arbeitet. Nur die Vorarbeiter täten dies, für Genaueres sollten wir den Vogt fragen. Dieser hat uns das bestätigt. Vielleicht ist ja einer von denen ein Vampir. Heute Nacht werden wir auf jeden Fall die Vorarbeiter im Auge behalten.

Eintrag vom 5. Boron 1016 BF

Die heutige Nacht hätte böse enden können, doch die Zwölfe waren uns gnädig. Wir konnten tatsächlich einen Vampir finden. Nachdem wir den Vorarbeiter gefunden hatten, sah ich mit meinem Oculus, dass er eine schwach magische Ausstrahlung hatte. Joela war auf den Dächern unterwegs zwecks einer besseren Übersicht. Wir schickten Aridhel aus um sie zu suchen, denn ohne sie würden wir keinen Angriff versuchen. Der Vorarbeiter sprach uns an, doch wir sagten, wir wollten nur die Baustelle etwas beobachten. Er wurde zum Glück nicht misstrauisch. Plötzlich hörten wir Aridhel um Hilfe schreien. Wir stürzten sofort in seine Richtung. Aridhel war gerade dabei gegen einen Vampir zu kämpfen, während Joela nach Luft ringend am Boden lag. Blut rann ihren Hals herab. Ich sprach einen Axxeleratus auf Grim und rannte danach zu Joela. Sie sagte, dass dieser Vampir anders wäre, Pflöcke würden nichts helfen. Sie zückte ihre Schleuder und ein Fläschchen mit Alkohol. Ich entzündete meinen Zauberstab und machte mich bereit. Joela traf und ich setzte den Vampir mit meinem Stab in Brand. Doch unser Gegner dämpfte boronsruhig die Flammen aus und kämpfte weiter. Torben wurde einige Male hart getroffen. Der Vampir fing an uns zu verhöhnen. Immer wieder rief er uns zu „Verschwindet ihr Gewürm“, „Ihr geht mir auf die Nerven“, „Geht oder sterbt“.

Aridhel versuchte sich von hinten ihm zu nähern. Doch der Vampir sprang aus dem Stand in die Luft und landete mit einem Salto nun seinerseits hinter dem Elfen. Der Kampf war hoffnungslos, erkannten wir irgendwann. Joela konnte dem Gegner einen Pflock ins Herz rammen, doch der Vampir sagte nur „Aua“ und zog ihn sich wieder aus der Brust. Auch ich versuchte noch mitzuhelfen im Kampf, doch ich behinderte die anderen mehr als ich ihnen half. Wir mussten uns zurückziehen. Der Vampir verschwand einfach und ließ uns wenigsten am Leben.

Wir gingen zurück zur Taverne. Alle außer mir waren übel zugerichtet. Grim hatte eine große Verletzung an seinem rechten Arm und eine im Brustbereich. Die am Arm sieht heute schon viel besser aus. Nun kann er wenigstens wieder halbwegs kämpfen.

Wir werden nun beraten, wie wir weiter vorgehen möchten. Jetzt, wo wir wissen, welch mächtiger Vampir hier umgeht, möchte ich ihn erst recht vernichten! Wir können die Altnordener nicht alleine lassen mit ihm!

Eintrag vom 5. Boron 1016 BF

Joela ist nach Baliho geritten. Sie möchte zu Brunn Baucken. Grim und Torben versuchen herauszufinden, wer der Vampir war und wo der eine Aufseher wohnt. Vielleicht können wir die beiden am Tag besser angreifen. Aridhel und ich werden nun meditieren, damit wir mit unserer astralen Macht die anderen unterstützen können.

Ich habe heute Aridhel abgefangen, um mich wegen der Sache mit dem Zimmer zu entschuldigen. Dabei wollte ich ja eigentlich nur das Beste für ihn, es kam bloß völlig falsch rüber. Aridhel hat das verstanden und ist mir auch nicht böse. Ich war sehr erleichtert deswegen. Aber dann erwähnte er, dass Joela das Ganze mehr mitgenommen hat, als ihn selbst. Denn sie erträgt es schon nicht, dass die Weidener Tölpel ihn nicht akzeptieren. Und nun denkt sie, dass auch ich ihn nicht als gleichwertig ansehe. Wie kann sie nur so etwas glauben? Aridhel und ich sind schon sehr lange Zeit Freunde! Er meint, ich solle mit ihr reden, da es um meine Freundschaft zu Joela nicht so gut stehe. Ich werde mit ihr sprechen, sobald sich ein Moment dazu findet. Unsere Freundschaft ist mir sehr wichtig, gerade jetzt.
Aridhel hat mir noch geraten, die anderen Gezeichneten zu suchen, das würde mir vielleicht helfen. Das habe ich sicher vor, doch wo soll ich anfangen?

Eintrag vom 5. Boron 1016 BF

Bevor Joela abreiste, habe ich auch mit ihr gesprochen. Ich habe mich für alles entschuldigt und ihr von meiner derzeitigen Lage erzählt. Wie schwer und neu alles für mich ist. Joela hat mir gesagt, wie sehr es sie verletzt hat, als ich von ihr verlangte Aridhel zu fesseln, als er von dem Vampir gebissen wurde. Dass er eine große Gefahr für uns sein hätte können, ließ sie außer Acht. Sie war froh, dass ich mich entschuldigt habe. Bevor sie ging, sagte sie noch: „Es lässt mich hoffen, denn es zeigt mir, dass irgendwo noch die alte Ginaya in dir steckt.“ Da wurde mir das erste Mal bewusst, wie sehr ich mich in letzter Zeit verändert habe. Ich war allen sehr misstrauisch gegenüber, auch denen, denen ich eigentlich am meisten vertraue. Selbst Grim war davon betroffen. Wie konnte es nur so weit kommen? Sie sind doch die einzigen, die zu mir halten, und ich misstraue ihnen.

Es heißt der Stern von Selem habe seine Besitzer und Besitzerinnen beeinflusst. Er verlieh großen Scharfsinn, aber angeblich sollen einige auch von einem gewissen Verfolgungswahn ergriffen worden sein. Ich wage diesen Gedanken kaum zu Ende zu denken. Ist es etwa mein Auge, das mich verändert hat? Ist es wirklich der Stern von Selem?

Eintrag vom 5. Boron 1016 BF

Endlich ein Erfolg! Der Vampir ist vernichtet! Ich bin ehrlich erleichtert. Grim und Torben fanden das Haus des Vampirs, der übrigens auch ein Vorarbeiter war. Drinnen entdeckten sie seine verkrüppelte Frau, eine Orkkriegsveteranin. Auch sie war eine Vampirin. Die beiden Thorwaler töteten sie mit Sonnenlicht. Im Keller des Hauses lagen etwa zwei Dutzend Leichen. Allesamt Arbeiterinnen und Arbeiter der Baustelle. Wir gingen mit Alwine Menzheimer, dem Vogt und vier seiner Gefolgsleute dorthin, damit sie das Grauen endlich selber sehen und uns glauben. Der Vogt beschloss daraufhin zu unserer Freude, den Vampir zu suchen und zu vernichten.

Im Dorf verbreitete sich die Nachricht, dass Vorarbeiter Halman diese ganzen Menschen getötet hatte, wie ein Ingerimmsfeuer. Alle waren schockiert, bewaffneten sich mit Mistgabeln, Schaufeln, Hämmern und was sich sonst noch so fand und halfen bei der Suche. Mir kam nur vor, dass die Altnordener absolut nicht wussten, auf was sie sich dort einließen. Für sie war Halman ein Mörder, kein Vampir. Sie verdrängten es. Doch ich hoffte einfach, dass das keine Probleme machen würde.

Alle Fenster in den Häusern wurden geöffnet, kleinere Gruppen durchsuchten die Gebäude. Wir gaben die Anweisung, nichts auf eigene Faust zu unternehmen, wenn sie eine Spur finden würden. Unsere Gruppe fand schließlich in einem leerstehenden Haus im Keller in einer Kiste den Vampir. Wir holten Verstärkung, die Dörfler stürmten aber sofort den Keller und zerrten den Vampir ans Licht, der daraufhin sofort zu Staub zerfiel. Als die Menschen das sahen, liefen sie schnell alle wieder zurück in ihre Häuser, niemand sprach mehr mit uns. Das war wohl etwas zu viel für die Altnordener. Doch nun ist der Vampir besiegt, ich hoffe, das Dorf hat endlich seinen Frieden.

Ach ja, Vorarbeiter Wolfhart ist gar kein Vampir. Torben und Grim stellten ihn ins Tageslicht, aber nichts geschah. Er hat wohl einfach nur eine magische Begabung, von der er nichts weiß.

Am Abend kam Joela wieder zurück. Und man stelle sich vor, sie hat Raidri Conchobair mit seiner Tochter Shanhazadra persönlich getroffen! Und er hatte schon von uns gehört! Ich konnte es kaum glauben! Sie traf ihn einfach auf ihrer Reise nach Baliho. Wir bekamen einige nützliche Informationen. Mit ihnen konnte Joela ohne Probleme ganz offen sprechen. Da sieht man einmal wieder, wie edel und klug die Conchobairs sind. Mit denen kann man vernünftig reden. Oh ich beneide Joela so! Sie wurde sogar von Raidri eingeladen! Welch Ehre! Von seiner Tochter erfuhr Joela, dass die Baroness Ulgrein von Menzheim und ihr Vater Jarl Staubhold von Mersingen-Menzheim angeblich Vampire seien. Die Tochter lebte schon immer traviaungefällig, dauernd ließ sie junge Männer für die Befriedigung ihrer Gelüste kommen. In letzter Zeit sind jedoch einige nicht mehr zurückgekehrt, zwei sind sicher gestorben. Wir werden also morgen Richtung Menzheim reisen. Mir fällt gerade ein, dass der Gaugraf in Espen ein Vampir sein soll, wir sollten also auch dorthin reisen. Ich würde außerdem gern Raidris Tochter sehen! Sie ist Rahja-Geweihte in Espen, ihre Schönheit hat sie sicher von ihrem Vater geerbt. Was für ein Bild von einem Mann!

In Baliho war Joela noch bei Brunn Baucken. Er war überraschend freundlich und meinte noch, er setze sein vollstes Vertrauen in uns. Er weiß leider auch nicht, wie er uns helfen kann, doch gab er Joela neben einen Brief für Mutter Alwina ein Säckchen mit Goldstaub mit! Der Brief ist ja jetzt hinfällig, da sich die Sachen schon erledigt hat, doch den Goldstaub können wir gut brauchen! Was ist nur mit Brunn Baucken los? Vor einigen Monden hätte er uns am liebsten wegen Ketzerei verhaften lassen und nun bekommen wir eine der größten Gaben, die die Praioten zu geben haben! Ich hoffe, er führt nichts im Schilde. Vielleicht hat ihn ja der Inquisitionsrat ermahnt uns zu helfen. Nun, soll mir recht sein!

Eintrag vom 6. Boron 1016 BF

So freudig der gestrige Tag war, so düster ist der heutige. Auf unserer Reise nach Menzheim flog auf einmal über uns ein Gletscherdrache hinweg. Er landete in einem nahen Wäldchen. Bald kam von dort eine junge Elfe heraus, völlig nackt und wunderschön. Sie zog mich sofort in ihren Bann. Sie umschwärmte mich, wollte unbedingt eine Haarsträhne von mir. Zum Glück hielt mich Aridhel davon ab. Sie küsste mich sogar, worauf Grim ziemlich wütend wurde. Ich konnte aber nicht anders. Ich war ihr völlig ausgeliefert. Ich hätte alles für diese Firnelfe getan. Sie erzählte, sie wäre Lysira, die von Zurbaran mit einem Bann belegt wurde. Eine Gruppe, die auf der Suche nach dem Polardiamanten war, befreite sie. Sie wollte nun ihre Retterinnen und Retter suchen um ihnen zu danken, als sie von dem Gletscherwurm überrascht wurde. Zum Glück blieb Aridhel misstrauisch. Irgendwann merkte die Elfe, dass sie nicht gegen uns ankam, und dann änderte sich ganz plötzlich ihr Gesicht. Ihr schneeweißes vollkommenes Gesicht musste einer bösartigen grotesken Maske weichen. Sie warf ein Armband in unsere Mitte, woraufhin alle außer mir in Panik gerieten. Die Elfe jedoch lachte nur höhnisch und verwandelte sich in den Gletscherdrachen. Das Wesen flog hoch und stürzte noch einmal auf uns herab und köpfte unseren Kutscher Boril. Es war ein grauenhafter Anblick. Dann schnappte sich der Drache mit seinen glitzernden Krallen Grims Pferd und eines der Kutschpferde, flog mit ihnen empor, nur um die Tiere gleich darauf entzwei zu reißen und wieder fallen zu lassen. Ich musste meinen Blick abwenden, so grauenvoll sah dies aus. Der Drache verschwand daraufhin.

Gerade als ich den anderen aufgeholfen hatte, hörte ich hinter mir wieder ein Zischen in der Luft. Im ersten Moment dachte ich schon, dass der Drache zurückgekommen sein könnte, doch es war eine Hexe auf ihrem Besen. Sie stellte sich uns als Matissa vor, eine Gesandte der mächtigen Hexe Luzelin vom Blautann. Matissa hatte uns gesucht, ihre Meisterin lässt uns grüßen. Zum anderen berichtete sie uns stolz, dass Menzheim von heute an vampirfrei sei. Sie hatte den gleichen Auftrag wie wir. Sie hat Ulgrein und ihren Vater, der wohl auch ein Vampir war, getötet. Und zwar im Kampf! Der Baroness schlug sie einen Buchenpflock ins Herz, dem Baron trennte sie den Kopf ab. Das ist scheinbar auch ein Mittel um Vampire zu töten. Matissa wusste offenbar recht viel über uns. Die Hexen im Blautann würden an uns denken, sagte sie uns. Luzelin empfinge uns jederzeit. Über den Drachen konnte sie nur so viel sagen, als dass er seit einiger Zeit hier kreisen soll.

Jetzt sind wir in Menzheim, wir werden einfach mal beim Gutshof des Barons und der Baroness vorbeischauen. Ich möchte wissen, ob das wahr ist, was Matissa uns da erzählt hat. In diesen unruhigen Zeiten traue ich niemandem so leicht.

Eintrag vom 6. Boron 1016 BF

Wir übernachten auf dem Gutshof der edlen Herrschaften von Menzheim. Bevor wir hier ankamen, haben wir die Leiche von unserem treuen Kutscher in den dortigen Firun-Tempel gebracht. Der Geweihte, der uns empfing, war ein treuer Anhänger seines Gottes, denn als wir ihm vom tragischen Tod Borils erzählten, zog er es in Erwägung, den Gletscherwurm jagen zu gehen. Wir warnten ihn vor der Elfe, doch er schien nicht sonderlich beeindruckt von ihr.

Derweilen haben wir uns auf dem Gutshof umgesehen. Der Baron und die Baronesse waren wirklich Vampire, denn wir konnten in ihren Schlafgemächern kaum sichtbare, aber doch vorhandene Spuren von Aschehaufen finden. Die Angestellten verdächtigen die Hexe, die gestern Nacht gekommen war. Wir können also davon ausgehen, dass die Geschichte von Matissa wahr ist. In einer Kommode der Baronesse haben wir ein Tagebuch gefunden. Es ist voll von rahjagefälligen Erlebnissen. Doch seit Praios macht sich doch so etwas wie eine Gier ihrerseits bemerkbar. Im Zimmer des Barons hängt ein Portrait von ihm und seiner Tochter. Sie wurden im Madalicht gemalt. Das Bild ist neueren Datums. Ich befürchte, zu der Zeit waren sie schon Geschöpfe der Nacht. Wir haben alles durchsucht, doch nichts gefunden, was uns weitere Hinweise liefern würde. Nur ihre Asche weist leichte magische Strahlung auf.

Den Angestellten ist auch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Wir haben sie befragt. Aber bei den Weidenern weiß man ja nie, ob sie einem alles gesagt haben, was sie wirklich wissen. Ich habe einen Odem auf die gesprochen, die wir gesehen haben. Niemand davon hat eine magische Aura. Ganz wohl ist mir nicht in einem Gehöft zu übernachten, das von Vampiren bewohnt wurde. Aber wir haben keine andere Wahl.

Wir sind uns nicht sicher, woher die Vampire ihre magische Kraft erhalten. Haben sie nur diejenigen, die in ihrem vorherigen Leben von Astralmacht beseelt waren? Die Theorie haben wir aber schon wieder verworfen, denn der Baron und seine Tochter waren sehr bewandert in den rondrianischen Tugenden. Und Waffen und Rüstungen vertragen sich bekanntlich nicht gut mit Magie. Doch woher kommt sie dann? Von wem erhalten sie sie?

Wenn ich so den Tag Revue passieren lasse, muss ich immer wieder an diese Elfe denken… wie konnte ich mich nur so von ihr täuschen und beeinflussen lassen. Ich mache mir unglaubliche Vorwürfe deswegen. Wie konnte ich uns nur so in Gefahr bringen? Ich schäme mich sehr. Niemand anderes wurde von ihr so in den Bann gezogen. Wie konnte ich das nur zulassen? Ich hätte mich viel mehr konzentrieren müssen! Aber ich sah sie und konnte nur noch an sie denken. Ich hatte das Bedürfnis sie zu berühren, zu küssen, zu streicheln. Wie schlimm muss das für Grim gewesen sein, als er mich so sah! Er hat heute nicht mehr viel mit mir gesprochen, und ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Wie wäre es mir ergangen, wenn ich ihn so gesehen hätte? Auch wenn er weiß, dass irgendein Zauber mich so beeinflusst hat, es ist sicher nicht leicht für ihn gewesen. Grim schläft schon. Er liegt da so friedlich. Ich sehe ihm gern zu, wenn er schläft. Wenn ich neben ihm liege, fühle ich mich geborgen und sicher. Ich sollte morgen mit ihm reden. Mir kommt vor, in letzter Zeit haben wir uns etwas voneinander entfernt. Wen wundert es, bei den schlimmen Erlebnissen, die wir tagtäglich haben. Unsere Ehe wird wirklich auf schlimme Proben gestellt. Ich bete zu Travia, dass wir sie alle bestehen.

Eintrag vom 7. Boron 1016 BF

Heute war nicht gerade viel los. Am Vormittag hat Grim die Kutsche repariert. Währenddessen habe ich die Arbeitszimmer der hohen Herrschaften durchsucht. Ich erhoffte mir einige Informationen zu finden, aber nichts dergleichen. Nur normale Dokumente über die Ereignisse in der Baronie. Keine Berichte über verschwunden Menschen waren darunter. Joela ritt nach Menzheim um sich über das angebliche Efferd-Heiligtum zu erkundigen, das bei Auen in der Nähe sein soll. Torben hat das Personal dazu befragt. Herausgekommen ist dabei nur, dass es einen Turm gibt, aus dessen Spitze Wasser sprudelt. Rundherum ist Sumpfgebiet, in dem schon viele Reisende verschwunden sind. Angeblich wohnt die Fee Pandlaril darin. In Auen sind keine Menschen verschwunden, so weit wir wissen. Darum haben wir beschlossen wieder nach Norden zu ziehen. Joela hat gehört, dass einige junge Männer von ihrem Besuch bei der Baronesse wieder zurückgekehrt sind. Wir befürchten, dass sie alle Vampire geworden sind. Das wäre schrecklich. Doch wir konnten keine Namen erfahren, nach denen wir hätten suchen könnten. Die jungen Männer könnten von überall gewesen sein.

Für die Kutsche haben wir uns vom Baron und der Baronesse zwei Pferde geborgt. Wir haben einen Brief pro forma dagelassen, dass wir die Pferde im Namen des Herzogs geliehen haben. Den Angestellten haben wir nicht verraten, dass ihre Herrschaften nicht mehr am Leben sind. Sie hätten uns die Wahrheit sowieso nicht geglaubt.

Die Fahrt mit der Kutsche war ziemlich unruhig. So gern ich meinen Angetrauten habe und so sehr ich seine Fähigkeiten auch schätze, das Kaleschkalenken gehört nicht dazu. Es war eine sehr rumplige Reise. Wir sind nicht gut vorangekommen und so übernachten wir in unserem Lieblingsort Altnorden. Joela seufzte laut, als sie erfuhr, dass wir nicht mehr weiter kommen würden. Sie mag diesen Ort noch immer nicht. Und ich muss sagen, ich auch nicht. Nicht, dass ich erwartet hätte, dass die Bewohnerinnen und Bewohner uns einen großen Empfang bereiten würden. Aber als wir in das Dorf kamen, drehten sich sofort alle weg, niemand sprach mit uns. Eine Mutter zerrte ihr Kind sofort von der Straße weg und bläute ihm ein, ja nicht mit uns zu sprechen. Und das ist der Dank, dass wir sie von einem Vampir befreit haben. Aber das sind wir ja mittlerweile von den Weidenern gewohnt. Hesindeverlassenes Pack!

Torben macht sich bei Joela und nun auch bei mir immer unbeliebter. Dieser dumme Thorwaler behauptet doch tatsächlich, dass die Boronis mit den Vampiren unter einer Decke stecken! Als Beweis führt er an, dass sie in einem ihrer Bücher etwas über diese Wesen stehen haben! Und er vergleicht den wahren Glauben an Boron mit dem von den Alanfanern! DAS ist ein Frevel, sage ich! Bei den Zwölfen! Torben ist fest der Ansicht, dass die Boron-Geweihten in Al'Anfa alle korrupt sind, ihre Freunde verraten würden und die Sklaverei befürworten. Das mag ja alles stimmen, aber diese sogenannten „Gläubigen“ sind fehlgeleitet! Torben behauptet sogar, Boron würde diese Dinge gutheißen und Al'Anfa unterstützen! Wie kann er nur so etwas sagen! Joela und ich haben von den guten Taten Vater Corvus’ erzählt, doch das wollte er nicht hören. Sein Argument gegen Vater Corvus war, dass er ja Aridhel damals auf den Inseln im Nebel dem Tod überlassen wollte. Er verstand das einfach nicht. Als er dann noch stur behauptete „Bei einem Frevel gegen den Swafnir-Glauben schadet man meist einem anderen Menschen, bei einem Frevel gegen den Boron-Glauben hilft man einem anderen“, reichte es mir endgültig. Ich bin aufgestanden und gegangen. Warum sollte ich mir so ein Geschwätz anhören? Vater Corvus war einer meiner treuesten Gefährten. Solche Beleidigungen sind auch Beleidigungen gegen mich. Verfluchter Thorwaler!

Eintrag vom 8. Boron 1016 BF

Wir sind heute mit den Pferden nach Espen geritten. Es war unwegsames Gelände, ich fiel recht bald zurück. Zum Glück nahm mich Joela auf ihr Pferd. So haben wir die anderen bald eingeholt. Zu meiner Zufriedenheit waren aber Torben und Grim auch nicht so viel geschickter als ich, sie brauchten auch recht viel Zeit.

In Espen begegneten wir einer Frau, die etwa fünfzig Götterläufe zählte. Sie stellte sich vor als Meierin Fallgard. Joela und mich ignorierte sie, dafür zeigte sie großes Interesse an Grim und Torben. Nicht einmal meine Anmerkung, dass ich mit Grim verheiratet sei, hielt sie davon ab. Eine unmögliche Person! Da ich mir diese armselige Vorstellung von ihr nicht länger ansehen wollte, verschwand ich bald mit Aridhel in Richtung Noinonitenkloster. Ich wollte wissen, ob Mutter Linai oder die Dragenfelder Flüchtlinge dort aufgenommen worden waren. Doch leider wurden wir enttäuscht. Nun stirbt auch die letzte Hoffnung, dass sie noch leben. Immerhin war der Besuch dort nicht umsonst, denn wir trafen auf den wirren Wurrbalt. In dem Kloster hörte man ständig die absonderlichsten Geräusche. Verrückte, die irgendetwas vor sich hin brabbelten, ständig schmiss irgendwer mit irgendwelchen Gegenständen um sich. Doch dann fiel plötzlich das Wort „Gebissen!“ Aridhel und ich fuhren herum. Da saß dieser Greis, die weißen Haare standen wirr vom Kopf ab. Nervös blickte er um sich. Und dann wieder: „Gebissen! Auf der Burg.“ Das erregte nur noch mehr unsere Aufmerksamkeit. Er sagte noch etwas von einer Dirne, dann fing er wieder an zu singen. Es war schwer etwas aus ihm herauszubekommen. Vereinzelt konnten wir „Pfeile“, „Schmerzen“ und „Der Schrecken war’s“ heraushören. Ob er damit den Schrecken der Acheburg meinte? Ich versuchte einen „Blick in die Gedanken“, aber er misslang mir. Die Geweihte im Kloster erzählte, dass er wohl aus dem Norden gekommen war...

Wir erzählten ihr außerdem von unseren Träumen, von dem von Joela und den von mir mit den Spinnen. Da offenbarte auch Aridhel, dass er einen Alptraum hatte. Er erzählte aber nicht viel davon, nur dass er Blut geschwitzt hatte und er großes Unbehagen fühlte. Die Geweihte riet mir, meinen Traum zu erforschen, ich sollte die Antwort in mir suchen. Das probiere ich ja, doch ich werde nicht schlau daraus. Meine anderen Träume habe ich gar nicht erwähnt.

Die anderen haben mit Shanhazadra gesprochen. Hier in Espen ist niemand verschwunden. Das Gerücht über den Gaugrafen dürfte erfunden sein. Er geht öfters auf die Jagd bei Tag. Die Geweihte konnte uns nur noch sagen, dass die Berichte aus dem Westen mehr werden. Im Süden werden sie weniger. Das freut mich, unsere Taten zeigen Wirkung.

Wir sind wieder zurück nach Altnorden geritten. Morgen fahren wir weiter nach Baliho. Ich hoffe, ich kann endlich mit Dschelef ibn Jassafer sprechen. Außerdem bin ich gespannt, was der Herzog an Neuigkeiten zu berichten weiß.

Eintrag vom 9. Boron 1016 BF

Wir sind mittlerweile in Anderath. Die Erkundigungen in Baliho haben einiges gebracht. Zuerst genehmigten wir uns ein ausgiebiges Mittagessen. Peraine verzeih, aber wenn ich noch länger Knoblauch rieche, werde ich irgendwann durchdrehen!!! Diese grauenvollen Tralloper Krachwürste stehen mir bis obenhin und Rindfleisch kann ich auch keines mehr sehen! Das nächste Rind, das ich sehe, verwandle ich in ein Schwein und esse es dann.

Wie dem auch sei, nach diesem Mahl gingen wir zum Travia-Tempel. Der Herzog hatte uns geschrieben. Auch wenn er froh war, dass wir mit den Nachforschungen gut vorankommen, war er doch etwas ungehalten darüber, dass ich den Brief doch etwas sehr direkt verfasst habe. Ich nenne Dinge beim Namen, wenn er damit nicht klar kommt, ist das sein Problem. Herzog Waldemar bestätigte die Erzählungen von Shanhazadra, aus dem Süden und Norden hört man nicht viel, aus dem Osten sowieso nicht. Heldentrutz sendet auch keine Nachrichten. Doch im Westen häufen sich die Berichte von Verschwundenen. Wir wollen nun weiter über Rhodenstein zur Acheburg ziehen. Ich glaube auch, dass wir dort weitere Antworten finden werden.

Endlich wurden wir auch zu Dschelef ibn Jassafer vorgelassen. Wir haben ihn zu Vampiren befragt. Er sagt, sie stammen vom Namenlosen, der diese Wesen auch mit ihrer Magie ausstattet. Auch konnte er uns bezüglich unserer Frage helfen, wann Vampire entstehen. Rohals Theorie über das Sikaryan ist der Schlüssel. Vampire saugen es aus den Menschen. Stirbt der Mensch bevor sein Sikaryan aufgebraucht ist, dann passiert nichts. Ist jedoch das Sikaryan weg und das Opfer lebt noch, dann wird es zum Vampir.
Auch über die Kraftlinien konnte er uns noch einiges sagen. Ich berichtete ihm von den drei Linien im Dragenfelder Turm. Der Magier ist auch der Meinung, dass dies Kraftlinien sind. Er selbst verfolgt sogar die mit Namen Hexenband. Knoten sind wohl besondere Orte, es wird vermutet, dass Punin zum Beispiel auf einem Kreuzungspunkt erbaut ist. Wenn diese Vampirplage endlich beseitigt ist, würde ich gern mit ihm zusammen das Geheimnis der Kraftlinien ergründen. So viel gibt es noch zu erforschen!

Ich bat den Tulamiden mein Auge zu untersuchen. Er ist schließlich spezialisiert auf Beschwörungen. Ich wollte wissen, ob dieses Artefakt eine eigene Seele hat, die mir schaden könnte. Seine Antwort war etwas kryptisch. Auf der einen Seite meinte er, ich solle es zulassen, das Auge birgt große Macht, die mir hilft zu sehen. Doch es bringt auch Gefahren mit sich, ich kann es nutzen, muss aber vorsichtig sein. Die Merkmale Hellsicht und Einfluss sind zu sehen, aber auch noch andere, die nicht zuordenbar sind.

Als wir schon am Gehen waren, fragte ich Dschelef ibn Jassafer noch nach den Orakelsprüchen von Fasar. Er wurde ungehalten und meinte, wir sollen ihn jetzt allein lassen, schließlich ging es ihm noch nicht so gut. Joela, Aridhel und ich schickten uns also an ihn zu verlassen – die anderen waren schon viel früher gegangen - als er uns noch einmal zurückrief. Seine Stirn legte sich in Falten, dann zitierte er uns aus dem Gedächtnis in etwa den gesamten zweiten Spruch! Er laute ungefähr so:
„Wenn der geblendete Blender auf die geblendete Blenderin trifft, dann wird ihr gieriger Blick fallen und die Gier der Menschen auf IHN und was auf IHN zutrifft wird auch auf sie zutreffen. Wenn die Schlange die Schwerter und die geflügelte Zunge … werden Drachen erscheinen und Greifen fliegen und alte Partner in Zwietracht und alte Gegner in Eintracht.... Wenn die Ruhe des Behüters gestört wird und die Ruhestatt in Dunkelheit gerät, wird ein alter Pakt wiederholt, eine alte Schuld aufgebraucht, ein altes Geheimnis gelüftet und ein altes Vorhaben durchgeführt. Wenn der Heuchler von der Heuchlerin Untertan wird und weiße Pracht rot von Blut ist, wird es das Blut sein von vielen und das formlose Grauen wird annehmen grausame Form. Und dann wird kommen der zweite der sieben Gezeichneten und sein Zeichen wird sein das Wesen und das Wissen um das Aussehen.“
Nach diesen Worten schlief der Magier ein. Wir haben schon vier Teile dieses Spruchs. Nicht viel davon kann ich deuten. Aber bei der weißen Pracht könnte es sich um Weiden handeln, liegt es derzeit doch unter einer dichten Schneedecke. Die Vampire ernähren sich von Blut, und glaubt man den Orakelsprüchen, dann ist es vielleicht genau dieses, dass den Bethaner wieder zum Leben erweckt. Ich bete, dass wir dies verhindern können. Sonst sind wir verloren.

Eintrag vom 10. Boron 1016 BF

Ich bin heute schon etwas früher auf. Der Spruch und die Worte des Magiers über mein Auge ließen mich nicht schlafen. So nutze ich die frühen Morgenstunden um meinen Gedanken nachzuhängen und sie zu ordnen. Ich denke an meine Träume in den letzten Wochen. Sie handeln öfters von Blutritualen und von Anrufungen finsterer Mächte. Auch Liscom habe ich wieder gesehen. Ich habe wirklich die Angst, dass er noch immer auf Dere wandelt. Diese Rituale… ob sie Opferungen sind für den Namenlosen? Oder gar für den Bethaner? Lässt er die Vampire für sich Sikaryan sammeln? Ist es möglich mit dem Sikaryan fremder Menschen wiederzukehren? Diese Träume möchten mir etwas sagen, denn heißt es nicht, ich sei die alleine Ahnende?

Wir haben wieder im Aventurischen Boten einige Artikel gelesen. Es steht etwas über die Zwerge drinnen, dass sie sich wieder mit den Menschen verbünden gegen das Horasreich, aber das glaube ich nicht. Das Alte Reich hingegen steht kurz vor einem Bürgerkrieg. Auch von den Träumen des Zwergenkönigs wird wieder berichtet. Vielleicht sollten wir sie wirklich aufsuchen. Der König gilt als recht aufgeschlossen. Kann sein, dass er uns tatsächlich empfängt.

Aber jetzt haben wir eine wichtigere Aufgabe zu erfüllen. Aridhel will immer noch zu Nachtschattens Turm. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies etwas bringt. Die anderen und auch ich wollen so schnell wie möglich nach Rhodenstein. Mal sehen, auf was wir uns heute einigen.

Eintrag vom 10. Boron 1016 BF

Der Tag heute ist anstrengend und verstörend. Viel ist geschehen, was wir erst verarbeiten müssen. Ich möchte nicht wissen, was uns noch hier im Westen von Weiden erwartet.

Heute am Morgen hat Joela von einem schlimmen Alptraum erzählt. Ihr Gesicht schmerzte, sie befand sich wieder auf einer Ebene mit Schnee. Schließlich kam sie zu einem gefrorenen Teich, sie wischte den Schnee weg, bis sie sich im Eis sehen konnte. Das Gesicht war von roten Warzen bedeckt, sie riss sie herunter, bis ein anderes Gesicht zum Vorschein kam. Es war ihr vertraut, doch bevor ihr einfiel, woher sie es kannte, erwachte sie. Ich legte meinen Arm um meine Freundin, die am ganzen Körper zitterte. Das Wissen um das Aussehen – ist sie etwa die zweite Gezeichnete? Grim bestürmte Joela mit Fragen, er verstand nicht, dass Träume etwas Verworrenes sind, man erkennt keine klaren Bilder. Ich riet Joela, sich von Aridhel mit einem „Ruhe Körper, Ruhe Geist“ belegen zu lassen. Aber sie erkannte richtig, dass diese Träume uns weiterhelfen könnten. Joela dankte mir für meinen Trost. Es freute mich, das zu hören, endlich scheinen wir wieder zueinander zu finden. Torben hatte die Idee, dass Beorn der neue Körper für den Bethaner sein könnte, schließlich ist er verschwunden und wohl in der Gewalt von Pardona, falls er überhaupt noch lebt. Aber wer weiß das schon. Aridhel wollte unbedingt zu dem Turm, nach langem Hin und Her befragten wir schließlich die Karten. Zuerst ob wir Hilfe erwarten könnten – ich zog die Karte Luft König. Dann fragten wir, ob es für uns hilfreich sei dorthin zu reisen – Luft Drei. Doch Aridhel ließ nicht locker. Er wollte unbedingt selber eine Karte ziehen. Ich verdrehte die Augen, aber ließ ihn gewähren. Er wollte wissen, ob er alleine gehen sollte. Und was zog er? Die Luft Zwei! Das überzeugte den Elfen endlich, und wir zogen weiter nach Keilersried.

In diesem Weiler erfuhren wir, dass ein Knecht am 14. Travia verschwunden war, eine Blutspur führte Richtung Wald. Die Vermutung war, dass ihn Wölfe geholt hatten, aber ich wollte das nicht so recht glauben. Auch der Gletscherwurm wurde hier gesehen, das beunruhigt mich noch mehr. Auf unserer Weiterfahrt entdeckte Torben schließlich einen leblosen Körper in einer Baumkrone hängen. Eine Frau, die wohl gerade am Holzsammeln gewesen war, als sie ihr schreckliches Schicksal ereilte. Alle Knochen in ihrem Körper schienen gebrochen, der Anblick war grauenvoll. Sie war wohl ein Opfer dieses verfluchten Gletscherwurms geworden. Gerade als ich die Leiche genauer untersuchen wollte, wurde Grim angegriffen! Es war ein goblinähnliches Wesen, aber mit langen Spitzen Hauern, die es sofort in Grims Hals versenkte. Mitten am Tag! Das Wesen war ziemlich stark, erst nach einiger Zeit gelang es Grim sich loszureißen. Da ich nicht wusste, wie ich sonst helfen könnte, sprach ich einen Paralys und siehe da – er wirkte! Als ich mich umsah bemerkte ich erst, dass Torben, der in den Kampf eingegriffen hatte um meinem Mann zu helfen, am rechten Arm einen offenen Bruch hatte! Das Wesen hatte ihn mit seinem Speer arg erwischt. Wir hatten nicht viel Zeit, also sprach ich einen sehr starken Balsam auf ihn und das in der halben Zeit. Wir brachten uns alle in Position, Grim setzte einen Pflock an der Brust des Vampirs an einer Stelle an, die ich ihm zeigte, Joela und Torben hielten das Wesen fest. Aridhel versorgte die Thorwaler noch mit einem Attributo, bevor ich schließlich die Erstarrung löste. Das Wesen wehrte sich mit aller Kraft und verpasste Joela noch einen ordentlichen Kinnhaken mit seinem Fuß. Doch der Pflock, den Grim schnell aus der Lärche, in dem die Leiche gefunden wurde, geschnitzt hatte, zeigte Wirkung. Das Wesen zerfiel zu Asche.

Joela gab Grim einen Wirseltrank, zum Glück ist er nicht schwer verletzt worden. Aridhel und Grim sind nun dabei weitere Pflöcke aus der Lärche zu schnitzen. Ich will nicht wieder unvorbereitet einem Vampir begegnen. Wieso konnte dieser sich nur im Praioslicht ohne Probleme aufhalten? Ich verstehe das nicht… je mehr Vampire wir treffen, desto mehr Rätsel geben sie uns auf. Gibt es verschieden Sorten von Vampiren wie bei den Dämonen? Stattet sie der Namenlose mit unterschiedlichen Fähigkeiten aus? Jetzt sind wir nicht einmal mehr am Tage vor diesen Wesen sicher! Wir müssen schnell weiter nach Rhodenstein. Ich hoffe, dass uns die Hexen im Blautann helfen können. Wer weiß, vielleicht verbünden sie sich mit uns. Wir könnten jede Hilfe gebrauchen!

Eintrag vom 10. Boron 1016 BF

Noch ein Kampf erwartete uns heute, doch einer, den wir gerne ausfochten. Wir begegneten Orks, die ein Gehöft überfallen und in Brand gesteckt hatten. Dieses widerliche hinterhältige Pack! Für die armen Bauersleut konnten wir nichts mehr tun außer ihren Tod zu rächen! Und dies taten wir, bei Rondra! Mit lautem Kampfgeschrei stürmten wir auf diesen Haufen feiger Orks zu. Nach kurzer Zeit versuchten sie alle zu fliehen. Sechs waren es an der Zahl, vier davon konnten wir richten, zwei flohen, darunter auch der, gegen den ich gekämpft hatte. Schon nach seinem ersten Schlag, holte ich mit aller Kraft aus und landete einen harten Treffer, worauf dieser sich umdrehte und wie ein winselnder Hund weglief. Niemanden von uns hat es ärger erwischt, ich habe nur eine kleine Verletzung am rechten Arm. Grim war eigentlich unversehrt, habe ich ihn doch vor dem Kampf mit einem Armatrutz gestärkt. Torben kämpfte tapfer gegen zwei dieser Schwarzpelze und musste dadurch doch einige wenige Treffer einstecken, Joela machte mit ihrem Gegner kurzen Prozess.

Wir haben den Orks ihre Beute genommen, wir wollen sie in einem Tempel opfern. Die Leichen der Orks und die Leiche der Frau, die wir gefunden hatten, warfen wir nach einigem Zögern ins Feuer des brennenden Gehöfts. Joela und ich beteten gemeinsam zu Boron, auf dass er dieser armen Seele gnädig sein möge und uns diese Art der Bestattung verzeihe.

Nun sind wir in Schnakenteich angekommen. Es besteht gerade einmal aus elf Häusern, aber doch sind hier drei Menschen verschwunden. Am 18. Praios wurden ein Jäger und sein Hund niedergemetzelt in seiner Hütte gefunden. Man tippte auf einen Wolfsangriff. Am 1. Rondra wollte ein Jagdaufseher nur schnell sein Geschäft verrichten und wurde nie mehr gesehen. Zuletzt wurde die Familie eines Jägers getötet, am 25. Travia fand man die Leichen des Mannes, seiner Frau und seines Kindes. Das zweite Kind war verschwunden. Von den Toten sagte man, sie wirkten irgendwie blutleer. Ich glaube nicht an die Wolfsangriffe – das waren ganz sicher Vampire. Auffällig ist, dass die Opfer diesmal alle firungefällig lebten. Ob das nur Zufall ist, oder steckt da etwa mehr dahinter?

Die Menschen hier waren gesprächiger, als wir es bisher gewohnt waren. Das lag vielleicht auch daran, dass wir von unserem Kampf gegen die Orks erzählt haben. Sie scheinen uns zu vertrauen. Auf unserer Weiterreise sollten wir vorsichtig sein, hier scheinen einige Vampire tätig zu sein!

Eintrag vom 11. Boron 1016 BF

Heute hatte ich einen schlimmen Traum. Ich sah wie Menschen auf grausame Weise geopfert wurden. Aber nicht nur das, sie wurden auch noch gefoltert. Vor allem Kinder waren anwesend. Ich hoffe, dass dieser Traum nicht etwas zeigt, das gerade geschieht…

Heute sollten wir in Rhodenstein ankommen. Wir werden Luzelin gleich morgen aufsuchen. Außerdem werde ich die Bibliothek in Rhodenstein durchforsten. Vielleicht treffen wir auch das Schwert der Schwerter an. Langsam glaube ich wie Joela, dass wir uns beeilen sollten. Wir sollten uns nicht zu lange dort aufhalten und gleich…

Eintrag vom 11. Boron 1016 BF

Wir haben gerade eine Jägerin begraben. Torben und ich haben genug Steine für ein improvisiertes Grab gefunden. Diese Frau starb durch unsere Hand, auf meinen Rat hin. Als ich obigen Eintrag schrieb, rasteten wir gerade von unserer Reise und stärkten uns etwas. Plötzlich sahen wir eine Frau auf uns zuwanken, die blutete. Sie bat um etwas Verbandszeug. Wir wollten es ihr schon geben, als Torben Bissspuren an ihrem Hals sah. Wir fragten, was passiert war. Irma, so hieß die Jägerin, war gerade in der Grotte des weißen Hirschen - einem Firun-Heiligtum - um ihrem Gott zu opfern. Plötzlich wurde sie angegriffen, ein Wesen mit haarigen Klauen fiel sie an. Es biss ihr in den Hals. Wir ahnten schon Schreckliches. Irma schlug mit einer Bärenstatue, die auf dem Altar stand, auf das Wesen ein, worauf es von ihr abließ. Die Jägerin flüchtete, wurde jedoch nicht verfolgt. Es wollte die Höhle wohl nicht verlassen.

Grim flüsterte mir zu, dass die Jägerin gesundheitlich wirklich sehr schlecht aussehe, wobei er das „sehr“ stark betonte. Ich verstand. Vampire saugen Sikaryan, also sprach ich einen Exposami. Und tatsächlich, zu meinem Schrecken war nicht die geringste grüne Färbung an ihrem Körper zu erkennen. Ich rief den anderen zu: „Sie hat kein Sikaryan mehr!“, worauf alle auf sie zustürzten und die Frau töteten. Die Leiche zerfiel jedoch nicht zu Staub. Wir alle machen uns nun Vorwürfe wegen unserer Tat, ich versuche zu glauben, sie vor einem unheilvollen Schicksal bewahrt zu haben, doch ich bin mir nicht sicher, um ehrlich zu sein. Dieser ganze Schrecken, der über das Land hereinbricht, macht uns sichtlich nervös, sonst hätten wir nicht so überstürzt gehandelt. Wir dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, sonst sind wir verloren. Hesinde, steh uns bei und schenke uns Weisheit, auf dass wir das Richtige tun können!

Wir machen uns nun auf den Weg zur Aröhöhle, so wird die Höhle des weißen Hirschen auch genannt. Irma hat uns vor ihrem Tod noch den Weg dorthin beschrieben. Grim und Aridhel schnitzen Pflöcke, wir haben keine mehr aus frischem Holz. Die Kutsche haben wir versteckt, wir werden mit den Pferden weiterreiten. Ich hoffe, wir können diesen Vampir vernichten!

Eintrag vom 11. Boron 1016 BF

Wir nächtigen nun in einem Weiler. Rhodenstein haben wir nicht erreicht. Welch Schmach liegt hinter uns! Wir waren nicht fähig, den Vampir in der Höhle zu töten. Stattdessen hätten wir fast unser Leben gelassen. Nur knapp gelang uns die Flucht.

Die Höhle war wie ein kleines Labyrinth, das Wesen war im Vorteil, denn es kannte sich hier aus. Die Gänge waren eng, sodass ein Schwertkampf kaum möglich war. Von überall hörten wir ein Trappeln und ein Heulen. Der Vampir wollte uns verwirren. In einer größeren Halle fiel auf einmal ein ganzes Rudel Ratten über uns her. Schnell war uns klar, dass der Vampir sie gerufen haben musste, da sie ungewöhnlich aggressiv waren. Ich konnte mir schnell einen Armatrutz auf die Beine zaubern, sodass die verderbten Tiere mir zuerst nichts anhaben konnten. Dann stolperte Joela plötzlich, worauf die Ratten sofort über sie herfielen. Ich versuchte ihr aufzuhelfen, doch sie strampelte so, dass ich es nicht vermochte. Stattdessen fiel daraufhin ich zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Torben von einem Wesen angegriffen wurde, es war der Vampir. Als Grim darauf einschlug, ließ es ab und flüchtete in die Gänge.

Wir liefen hinterher, Torben und Joela voran. Leider hatten die Ratten, diese verfluchten Biester des Namenlosen, uns ziemlich arg erwischt, wir waren alle etwas angeschlagen. Aridhel hatte sich zusätzlich selbst mit seiner Waffe verletzt, als er die Ratten vertreiben wollte. So war der Kampf gegen den Vampir alles andere als leicht für uns. Der Blutsauger hatte menschliche Züge, Klauen und Reißzähne. Wir hatten keine Chance, er war zu stark für uns. Wären wir alle unverletzt gewesen, hätten wir ihn sicher besiegt. Auch der Armatrutz auf Joela half nicht mehr viel, bald mussten sie und Torben sich schwer verwundet aus dem Kampf zurückziehen. Ich nahm Joela den Pflock ab und kämpfte nun selbst gegen den Vampir. Aridhel löste Torben ab. Wir wollten Zeit gewinnen, damit Grim die beiden Verletzten aus der Höhle bringen konnte. Meine letzte Kraft nutze ich nun für einen Armatrutz auf mich, doch ich hielt nicht lange durch. Der Pflock von Joela brach zudem noch gleich nach ein paar Sekunden. Kurz darauf rief Aridhel mir zu, ich solle endlich flüchten. Also rannte ich. Dabei fiel ich fast den Schutthang hinab, über den wir gekommen waren. In dem Moment kamen mir die anderen entgegen, sie wollten nach uns sehen. Zum Glück. Ich hatte es bis zu dem Augenblick nicht bemerkt, aber Aridhel war mir nicht gefolgt. Er wollte es, doch der Vampir hatte ihn eingeholt. Zum Glück konnte Torben das Wesen von Aridhel losreißen, und wir alle flohen nach draußen.

Ist dies die Strafe der Zwölfe, dass wir diese Jägerin getötet haben? Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie noch am Leben war, ihr Sikaryan war erloschen. Da bin ich mir sicher, auf die Magie ist doch Verlass!
Wir waren auf der Weiterreise alle sehr schweigsam, niemand traute sich etwas zu sagen. Alle hatten wohl die gleichen Gedanken. Ich halte nun Wache, die anderen schlafen gerade. Grim hat unsere Wunden gut versorgt, aber morgen werden wir alle nicht fähig sein schon wieder zu kämpfen. Wir werden dieses Wesen später vernichten müssen. Ich habe keine astrale Macht mehr um die anderen zu unterstützen. Hoffentlich finden wir in Rhodenstein etwas Hilfe!

Eintrag vom 12. Boron 1016 BF

Endlich sind wir in Rhodenstein angekommen. Die Fahrt am Vormittag war sehr unruhig, wir sind nicht allzu schnell vorangekommen.

Hier in Rhodenstein ist das Winterlager des Heeres, etwa 200 Personen sind hier. Ich bin überglücklich, denn ich habe einen Hesinde-Schrein ausfindig machen können. Das Schwert der Schwerter ist übrigens wirklich nicht hier, aber er wird bald zurück erwartet. Die Gerüchte über seinen Tod bestätigten sich zum Glück nicht.

Burgherr Norre von Bjaldorn empfing uns und gewährte uns Quartier. Joela und Torben spendeten etwas von der Beute des Orkenpacks den Veteranen. Wir erkundigten uns nach verschwundenen Personen. Doch hier ist nichts dergleichen passiert, weiter östlich von Rhodenstein seien jedoch zwei Personen verschwunden. Ein Bauer und eine Jägerin. Der Gletscherwurm ist in der Gegend schon gesichtet worden, was uns nicht gerade beruhigt. Der Burgherr hat uns zugesagt, dass wir morgen in der Bibliothek Nachforschungen anstellen können.

Aridhel hatte gestern einen merkwürdigen Traum. Simia erschien ihm. Er hielt sechs Schwerter in der Hand, die er zusammenfügte. Dann erschien noch ein siebtes, das sich auch mit den übrigen vereinte. Für Aridhel war dies ein wunderschöner Traum. Die sieben Schwerter könnten für die sieben Kelche stehen, die aus dem legendären Siebenstreich hergestellt wurden. Ob das heißt, dass wir sie suchen sollen? Wird das geheimnisumwitterte Schwert neu geschmiedet werden? Die Alanfanischen Prophezeiungen könnten auch daraufhin deuten. Beim siebten Gezeichneten heißt es, „Wenn aus sieben Schalen Schärfe schäumt, dem kein Schrecknis gewachsen ist“. Wo die Kelche versteckt sind, weiß kaum wer. Angeblich hatten Stover Stoerrebrandt und der Erzmagus Rakorium Muntagonus etwas damit zu tun. Sechs Kelche wurden gestohlen und wären fast in falsche Hände geraten. Doch 996 BF wurden sie zurückerobert und aufs Neue versteckt.

Ich werde mich nun schlafen legen. Wir wurden von den Rondrianern hier gut versorgt. Morgen werde ich gleich in der Früh mit Aridhel und Torben in den Blautann gehen und Joela und Grim wollen die Bibliothek durchforsten. Hoffentlich finden wir Hinweise zur Acheburg. Eigentlich wäre ich gern selber in die Bibliothek gegangen, doch die Zeit drängt. Und Luzelin möchte ich doch gern kennenlernen.

Eintrag vom 13. Boron 1016 BF

Ich kann es kaum glauben, wir haben eine der legendären Tierköniginnen getroffen! Vor uns auf einem Baum sitzt Oropheîa, die Eulenkönigin vom Blautann. Als wir den Wald betreten wollten, flog sie auf uns zu und sprach: „Ich bin Oropheîa, die Eulenkönigin vom Blautann. Luzelin, die alte Hexe, will euch sehen. Ich bin gekommen um euch zu rufen, Luzelin will euch alle sehen, wo sind die anderen? “ Wir sagten, sie seien in Rhodenstein. Die Eule gab uns zu verstehen, dass wir die anderen holen sollten. So machte sich Aridhel auf den Weg. Ich habe versucht, mit Oropheîa zu sprechen, aber sie sagt nichts mehr. Ihre Stimme klingt wie die einer alten Frau. Sie ist ein wirklich imposantes Tier. In der Höhe misst sie wohl einen Schritt, ihre bersteinfarbenen Augen funkeln im Sonnenlicht. Ihr Gefieder scheint perfekt zu sein, jede Feder sitzt am rechten Platz. Es heißt, die Tierkönige und –königinnen seien aller Lebenden Freund. Sie seien aus Los’ Tränen entstanden und unsterblich.

Ich warte nun hier mit Torben auf die anderen. Wenigstens wissen wir, wie wir Luzelin finden können. Der Blautann ist ein sehr dichter Wald, hier verläuft man sich sicher sehr leicht.

Eintrag vom 13. Boron 1016 BF

Wir übernachten heute in der Grotte Luzelins, zusammen mit Gwynna der Hex' und anderen Hexen ihrer Schwesterschaft.

Ein neuer Gezeichneter ist unter uns. Es ist Aridhel! Aber der Reihe nach. Als die anderen endlich zu uns stießen, wiederholte Oropheîa ihre Worte. Doch am Schluss hieß es „Luzelin will euch sehen, zum letzten Mal“. Ein Gefühl sagte mir, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte, und ich behielt recht. Wir erreichten nach einem mehrstündigen überaus anstrengenden Marsch die Grotte Luzelins. Dabei entdeckte ich wieder eine der Kraftlinien, die von Norden nach Süden verläuft. Torben brachte mich auf die Idee, dass sie durch die Acheburg führen könnte. Dem werde ich nachgehen.
In der Grotte fanden wir bald Luzelin. Sie wirkte seltsam erschöpft. Sie mochte zwar um die fünfzig Götterläufe hinter sich haben, doch ihre Ausstrahlung war ungebrochen. Ein grauer Kater striff um ihre Beine. Luzelin verschwendete keinen Moment und fing sofort an ihre Geschichte zu erzählen.

Vor dreißig Jahren kehrte sie von einer Hexennacht zurück. Plötzlich hatte sie eine Vision, in der sie eine gefährliche Macht auf das Land zukommen sah. Ab da widmete sie ihr Leben der Aufgabe, die Hexen in Weiden zu stärken um sie darauf vorzubereiten. Fast wäre sie an der Hexe Achaz gescheitert. Doch deren finsterer Plan misslang wohl. Dann erzählte sie uns, dass der vereinte Hexenzirkel in 8 Nächten etwas sehr Mächtiges schuf, etwas, das scheinbar diese gefährliche Macht aufhalten sollte. Sogar die Hexen Glorana und Yassia, die ihre Insel, auf der sie lebt, nicht verlassen darf, halfen mit.

Daraufhin fing Luzelin an verschiedenste Kräuterbündel in den Kessel zu werfen, der mitten im Zimmer stand. Offensichtlich war dies Teil eines schwierigen Rituals, wir wussten, dass wir sie nicht unterbrechen durften. Die Flüssigkeit im Kessel begann aufzuschäumen, Gestank breitete sich aus. Fettige Schwaden durchzogen den Raum. Luzelin kostete es auch viel Kraft, sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Als sie fertig war, holte sie eine silberne Schatulle, in der eine einzige Nadel lag. Sie war wahrhaftig aus Alicorn gefertigt, wie sie uns erklärte! Die Nadel glänzte blutig rot, sie war dazu da um ein sogenanntes Hexenbild zu fertigen. Die Hexe erklärte uns, dass dieses Hexenbild für einen Auserwählten bestimmt sei. Dieser Person würde das Tätowieren auch keine Schmerzen bereiten. Offensichtlich war sie der Ansicht, dass jemand von uns der oder die Auserwählte sei. Um dies festzustellen, unterzog sie uns allen einem Test. Luzelin ging nun von einem zum anderen, bei Grim beginnend, und stach jedem und jeder von uns in den Finger. Als bei ihm ein Blutstropfen zu sehen war, sagte sie „du nicht“ und ging zur nächsten Person – zu mir. Wieder Blut, genau wie bei Torben nach mir. Und dann bei Aridhel – kein Blut! Trotzdem testete sie Joela, aus deren Finger sich jedoch ein Tropfen löste.

Der Auserwählte war somit bestimmt. Luzelin begann sofort Aridhel mit der Nadel ein Bild auf die Brust zu malen. Es dauerte einige Zeit, erst als es fertig war, konnten wir erkennen, was es darstellte. Es war eine Katze, die einen unsichtbaren Gegner anzufauchen schien. Luzelin erklärte, dass nun eine Essenz in Aridhel eingedrungen ist, die eine Kreatur in ihm wecken würde. Nun sei er fähig, alle Kreaturen zu erreichen, die in jedem Wesen stecken. Dann verstand ich nicht mehr, was sie sprach, denn sie sackte kurz darauf zusammen. Aridhel fing sie auf. Mit heiserer Stimme sprach sie noch, dass etwas in allen Kreaturen schlummert, doch in ihr selbst nicht mehr, es wurde ihr geraubt. Da dämmerte es uns, und einen Augenschlag später versenkte sie ihre Zähne auch schon in Aridhel. Sie stieß ihn aber gleich wieder von sich weg und keuchte, wir sollen uns beeilen, denn sie könne es nicht mehr lange bekämpfen. Wir wussten, dass es unsere Aufgabe war, sie zu töten. Sie keuchte noch „Küssen“ und „Wein“, doch wussten wir damit nichts anzufangen. Torben stürzte auf sie zu um sie zu köpfen, Joela schlug ihr einen Pflock ins Herz. Pallikratz, ihr Kater, maunzte bitterlich. Dann schlug Luzelin noch einmal ihre Augen auf und sagte: „Lasst nicht zu, dass er das Land verschlingt, stoßt ihn zurück“. Wir erschraken, denn ihr Kopf war zu diesem Zeitpunkt schon von ihrem Körper getrennt. Der Kater jammerte um seine Gefährtin, und uns war klar, er würde nicht mehr lange leben.

Ich bin zu müde um fortzusetzen, ich muss mich schlafen legen. Morgen, wenn wir wieder in Rhodenstein sind, werde ich meinen Bericht fortsetzen.

Eintrag vom 14. Boron 1016 BF

Wir sind wieder in Rhodenstein, ich werde mich gleich in die Bibliothek begeben. Davor will ich aber noch berichten, was gestern weiter geschehen ist.

Auf einem Tisch in der Höhle fanden wir ein Schriftstück, verfasst von Luzelin vor ihrem Tod. In dem stand, dass sie von einem Vampir gebissen wurde, der sich als Wanderer ausgegeben hatte. Er stand unter irgendeinem Zwang. Drei Fürsten der Vampire kamen in Frage, der diesen hier geschickt haben könnte: der wandlungsfähige Henker von Greifenfurt, Bronn – das Orakel vom Purpurberg und Walmir von Riebeshoff – Herr der Acheburg. Doch niemand von jenen Unseligen hätte einen Grund gehabt, dies zu tun. Weiters stand, wir sollten den Ursprung dieser Plage finden, irgendwo müsse es ein Zentrum geben. Doch ist nur noch bis zum nächsten Neumond dafür Zeit. Mit diesen Zeilen ermächtigte Luzelin uns, uns mit allem in ihrer Hütte auszurüsten, was nötig sei. Zum Schluss bat sie noch um eine Feuerbestattung mit ihrem Vertrauten Pallikratz. Der restliche Besitz gehöre ab nun den Hexen vom Blautann, die Grotte soll die neue Oberhexe erhalten. Und tatsächlich, in der Hütte fanden wir unzählige Tränke und Elixiere, sogar zwei Zaubertränke waren darunter. Wir nahmen vieles mit, ließen aber auch einiges für die Hexen des Blautanns hier.

Wir errichteten vor der Grotte einen Scheiterhaufen. Gerade als wir ihn entzündet hatten, hörten wir über uns etwas rauschen. Es waren drei Hexen auf ihren Fluggeräten. Eine alte hässliche Hexe fauchte uns an, wir sollten verschwinden, da sie nun die Herrschaft beanspruchen würde. Es war Achaz, die Hexe, von der Luzelin erzählt hatte. So weit wir es einschätzen konnten, war diese Hexe feindlich gesinnt, also stellten wir uns ihr entgegen. Damit gingen die Hexen zum Angriff über. Eine tippte Grim an und sprach: „Was du jetzt wirklich brauchst, ist ein Bad.“ Daraufhin sprang Grim in den nächsten Bach. Eine Hexe spuckte auf Torben, Hexengalle – ein Schadenszauber. Die dritte warf ihren Besen in unsere Mitte, der auch sofort begann auf uns loszugehen. Ich machte mich schon kampfbereit, als ober uns noch eine Stimme ertönte. Es war Gwynna die Hex' mit ein paar anderen Hexen. Sie rief: „Auseinander bei Satuaria und Hesinde“. Dann sprach sie davon, dass das Erbe Luzelins nicht entehrt werden sollte und verfluchte Achaz. Es sah so aus, als würde in der Luft jeden Moment ein Kampf zwischen den rivalisierenden Hexen entbrennen, doch Achaz zog schlussendlich mit ihrem Gefolge ab. Aber nicht um uns vorher mit „Asfaloth soll euch holen!“ zu verfluchen.

Zusammen mit Gwynna und ihren Hexen wachten wir etwa eine Stunde am Scheiterhaufen. Ich musste an Luzelin denken, wie sie dreißig Jahre lang darauf hingearbeitet hatte, den zweiten Gezeichneten zu finden und ihm das Zeichen zu übergeben. Sie hat ihre Bestimmung erfüllt. Möge ihre Seele in Borons Hallen Frieden finden und ihr Opfer nicht umsonst sein!

Gwynna konnte uns nichts Genaueres über Luzelins Ritual sagen. Über die Vampire hatte sie auch keine Informationen. Luzelin schickte damals mit Matissa noch drei Hexen los, aber nur Matissa überlebte. Nun wissen wir, wie die Hexe überhaupt eine Chance gegen die beiden Vampire hatte. Zu Aridhel sagte Gwynna nur: „Alle werden dich verstehen.“. Ich bin gespannt, was das zu bedeuten hat. Kann er mit allen Wesen jetzt kommunizieren?

Die Hexen kümmerten sich noch gut um uns, bevor wir uns schlafen legten. Wir haben es nun eilig, denn der nächste Neumond ist in der Nacht vom 22. auf den 23. Boron. Lasset uns hoffen, dass wir auf der Acheburg den Erzvampir finden, denn wir haben nicht die Zeit, die anderen zwei Vampire aufzusuchen.
Gwynna wünschte uns noch viel Glück und sagte, dass wir bei den Hexen im Norden jederzeit willkommen seien. Vielleicht komme ich ja darauf zurück, ich könnte sicher einiges von Gwynna lernen.

Ich werde nun in die Bibliothek gehen, Joela und Grim konnten gestern nur die Sachen bestätigen, die wir schon herausgefunden hatten. Viele Bücher sind auf Bosparano, die konnten sie nicht lesen. Ich werde sie heute durchforsten. Morgen wollen wir auf jeden Fall zur Acheburg aufbrechen.

Eintrag vom 14. Boron 1016 BF

Ich habe heute einen wichtigen Hinweis gefunden. Im Buch „Von denen Monstren und Un-Geheuren“ heißt es, dass es viele Methoden gäbe um einen Vampir zu besiegen, doch Sonnenlicht würde alle töten. Außerdem vergehe ein Vampir, wenn man ihn zum ehrenhaften Zweikampf fordert. Von Walmir wird berichtet, dass er als Mann des Praios aber nur mit Sonnenlicht und Sonnenszepter zu besiegen sei. Und dann ein wichtiger Hinweis: „Bedenke: Was der Mensch geglaubt hat und in wessen Zwölfgottes Monat er geboren, das wendet sich gegen ihn als Fluch, so er wird zum Vampir“ Das könnte Hinweise darauf liefern, wie man diese Plage beseitigt.

Aridhel und Joela waren beim Heeresoberst. Unterstützung vom Heer selber bekommen wir nicht, aber wir dürfen uns mit Waffen ausrüsten. Besonders Torben ist froh darüber, hat er doch beim Kampf gegen den Vampir in der Arögrotte seine beiden Waffen verloren. Grim hat heute den Tag über Pflöcke geschnitzt.

Ich war heute Abend beim Hesinde-Schrein beten. Es tat gut, wieder meiner Göttin nahe zu sein. Hier in Weiden spüre ich ihre Anwesenheit nur allzu selten. Nun werde ich noch Leudalia einen Brief schreiben. Wir werden also in den Kampf gegen den Erzvampir ziehen. Ich weiß nicht, ob wir zurückkehren. Aber Leudalia soll wissen, was hier vor sich geht. Vielleicht kann sie, sollte der schlimmste Fall eintreten, unser Werk fortführen. Die Finsternis legt sich über uns, ich hoffe, wir kommen nicht zu spät.