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Im Land des Feindes

Aus avesfeuer.at
Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
PRA - RON 1005 Wieder daheim
RON - EFF 1005 Die Verwandtschaft in Havena
EFF 1005 In Honingen
EFF - TRA 1005 Von Honingen weiter
TRA 1005 Auf dem Schiff nach Albenhus
TRA 1005 Durch den Eisenwald
TRA 1005 In Albenhus
TRA 1005 Der Auftrag
TRA 1005 In Trackenborn
TRA - BOR 1005 Zurück nach Hause
BOR - PHE 1005 Weiterbilden auf der Akademie
PHE 1005 - PRA 1006 Die Arbeit bei Herrn Prem
PRA 1006 Arbeiten in Lowangen
RON 1006 Auf dem Weg von Lowangen über Teshkal nach Andergast
RON - EFF 1006 Die Prüfungen im Kampfseminar Andergast
EFF 1006 Auf der Akademie in Andergast
TRA 1006 Unterwegs nach Gratenfels
TRA 1006 Die Festtage in Gratenfels
TRA 1006 Die Verfolgungsjagd
BOR - TSA 1006 Aufenthalt in Gratenfels
TSA - PER 1006 Weitermarsch nach Neersand
PER 1006 Die ersten Tage in Neersand
PER 1006 Auf dem Walsach
PER 1006 Unterwegs im Überwals
ING 1006 Von Neersand nach Vallusa
ING 1006 Auf dem Weg nach Kurkum
PRA - RON 1006 Von Vallusa nach Greifenfurt
RON 1007 Von Greifenfurt zum Turm Rohezals
RON 1007 In der Borbaradianerabtei
HES - FIR 1007 Das Fest in Thorwal
FIR 1007 Die Wettfahrt beginnt
FIR - TSA 1007 Unterwegs in Eis und Schnee
TSA 1007 Auf dem Weg zum Himmelsturm
TSA - PHE 1007 Im Himmelsturm und auf der Flucht
PHE 1007 Kampf gegen die Zorganpocken
PHE - ING 1007 Der große Viehtrieb


ING 1015 Wiedersehen in Weiden
ING 1015 Auf dem Weg nach Dragenfeld
RAH 1015 In Dragenfeld und wieder retour
RAH 1015 - PRA 1016 Zurück in Baliho
PRA 1016 Über Trallop nach Punin
RON - EFF 1016 Nachforschungen in Punin
TRA 1016 Herzog Waldemars Auftrag
TRA 1016 Erste Nachforschungen
TRA - BOR 1016 Nachforschungen in Baliho
BOR 1016 Von Baliho nach Rhodenstein
BOR 1016 Auf der Suche nach dem Erzvampir
BOR - TSA 1016 Der Winter in Weiden
TSA 1016 - PRA 1017 Die Reisen im Frühling 1016 BF
PRA - RON 1017 Unterwegs nach Arras de Mott
RON 1017 Im Kloster Arras de Mott
RON 1017 Das Tal der Elemente
RON 1017 Kampf um Arras de Mott
RON - EFF 1017 Der Auftrag des Heliodans
EFF - TSA 1017 Der Winter in Lowangen
TSA - RAH 1017 Auf dem Weg nach Greyfensteyn und Balträa
RAH 1017 - EFF 1018 Das Orakel der Elenviner Auen
EFF - HES 1018 Unterwegs im Auftrag Aromboloschs
HES - FIR 1018 Auf Liscoms Spuren
TSA - ING 1018 Firunwärts nach Ferdok
ING - RAH 1018 Der Auftrag der Boron-Kirche
RAH 1018 - PRA 1019 Auf nach Maraskan
PRA 1019 In der grünen Hölle Maraskans
PRA 1019 Die Endurium-Mine
PRA - RON 1019 Das Zepter der Echsen
RON - EFF 1019 Der Sturm auf den Fürstenpalast
EFF 1019 Auf der Suche nach den Bannkomponenten
EFF - TRA 1019 Die Erben der Gräber
TRA 1019 Neue Feinde
TRA 1019 Die vielen Hände Bastrabuns
TRA - BOR 1019 Den Chimären auf der Spur
BOR 1019 Der Chimärenmeister und die Hexe
BOR 1019 Kurzes Durchatmen
BOR 1019 Vom Licht in den Schatten
BOR - HES 1019 Aufträge im Schatten
HES 1019 Schatten über Tobrien
HES - FIR 1019 Schatten im Dschungel
FIR 1019 Schatten in Altaïa
FIR - TSA 1019 Verloren im Zwielicht
TSA - ING 1019 Warten auf die Apokatastase
ING 1019 Vorboten des Sturms
ING - RAH 1019 Das Artefakt der Oger
RAH 1019 Unter dem Banner von Kurkum
RAH 1019 Belagerungszustand
NL 1019 - PRA 1020 Warten in Beilunk
RON 1020 Auf in den Krieg
EFF 1020 Im Land des Feindes
EFF - TRA 1020 Eine hinterhältige List
TRA - TSA 1020 Das Ende Ysilias
TSA - PHE 1020 Ein kalter Frühling
PHE - ING 1020 Zeit der ersten Bündnisse
ING 1020 Morde am Konvent

Eintrag vom 4. Efferd 1020 BF

Ein kleines Scharmützel hat uns etwas aufgehalten, ein Trupp Borbaradianer meinte wohl, sie könnten uns etwas anhaben. Allein Torben hat vier von ihnen zu Boron geschickt. Ysilia liegt noch eine gute Tagesreise von hier entfernt, doch verursacht der Gedanke, dass wir es sind, die dem Herzog die Nachricht vom Tod seines Bruders überbringen müssen, ein ungutes Gefühl bei mir.

Bernfried von Ehrenstein gilt als sehr rondra- und firunstreu, ist sehr entschlossen, allerdings noch unerfahren. Lange hat er den Herzogstitel ja auch noch nicht inne. Laut Leudalia ist er ein meisterlicher Krieger und Jäger. Seine Frau Efferdane von Eberstamm-Mersingen soll ihm in kämpferischen Belangen um nichts nachstehen. Angeblich erwartet sie gerade ein Kind von ihrem Mann.

Heute haben wir das erste Mal ein wenig über die verlorene Schlacht gesprochen. Aber haben wir nicht die Verluste betrauert, sondern mögliche Abwehrmethoden der feindlichen Angriffe diskutiert. Aridhel schlägt vor, Fortifexi gegen die Brandsätze aus der Luft einzusetzen. Ist wohl sinnvoll, jedoch beherrsche ich diesen recht schwierigen Zauber leider nicht. Aber diese Aufgabe könnten in Zukunft die Magi und Magae combativi übernehmen.

Eintrag vom 6. Efferd 1020 BF

Wir sind wohlbehalten in Tobriens Hauptstadt eingetroffen. Ayla von Schattengrund ist bereits hier, Markgräfin Gwidûhenna hat sie ziehen lassen. Insgeheim hofften wir, dass sie bereits durch einen Boten vom Tode Dietrad von Ehrensteins und seiner Gemahlin erfahren hatte und den Herzog davon unterrichtet hat, doch wusste sie bis dato selbst nicht davon. Doch konnte Ihre Erhabenheit eine Neuigkeit aus dem Norden berichten, angeblich hat sich in Paavi eine Hexe zur Königin ausgerufen. Nachdem dort der Winter nicht weichen will, vermutete ich schon länger, dass Belshirash seine eiskalten Klauen im Spiel hat. Wäre es möglich, dass es sich bei dieser Hexe um Savolina handelt?

Dank Ayla von Schattengrund haben wir in der Stadt Quartier beziehen können, kein einfaches Unterfangen, platzt die Stadt doch aus allen Nähten. Im Umland ist alles voll mit den Zelten der Flüchtlinge und der Söldlinge. Die gesamte Landwehr der Umgebung sammelt sich hier, sowie sämtliches anderes Kriegsvolk. Viele Arkane und Rondra-Geweihte sieht man in den Gassen der Stadt. Nahrung ist bereits knapp, was die Preise in unerschwingliche Höhen treibt. Auffällig viele Trupps der Stadtgarde versuchen in der Stadt die Ruhe zu bewahren und das aufkeimende Verbrechen im Keim zu ersticken.

Einige Neuigkeiten konnten wir in der Stadt aufschnappen. Bei der Magierakademie hier in Ysilia ist der große Kaiserdrache Lessankan erschienen und hat Magistra Raliane Trutzbringer vor den Augen der vor Furcht erstarrten Eleven entführt, damit sie fortan seine Dienerin sei. Gerüchten zufolge sei dies vor über fünfzig Jahren schon einmal passiert. Ich frage mich nun, auf welcher Seite dieser Drache wohl stehen mag. Gehört habe ich noch nicht wirklich etwas von ihm.

Flüchtlinge aus Shamaham – darunter auch ein paar der Sturköpfe, die sich geweigert hatten, mit uns zu ziehen –trafen wir auch wieder. Sie konnten uns berichten, dass am 16. Rahja, als das Dorf endgültig in die Hände der Borbaradianer fiel, die Geister Solasque, Rondrage und Rahjane mit erhobenen Schwertern aus ihrem Tempel traten und den Kampf gegen den Feind eröffneten. So manchen wurde dadurch die Flucht hier nach Ysilia erst ermöglicht. Gar kleinlaut gaben die Shamahamer Flüchtlinge dies zu, waren es doch teilweise die Anwesenden selbst, die die Dienerinnen der Rondra damals vor vielen Jahren getötet hatten!

Mitte Rondra gab es einen Überfall der Oger auf Perainefurten, einen Weiler ganz hier in der Nähe. Aridhel wurde bei dieser Nachricht ganz blass, er hatte so auf die Hilfe der Oger gehofft, nachdem sie ihre Keule zurück erhalten hatten. Doch wer weiß, vielleicht haben die Oger im Ogerbusch mit denen, die Perainefurten überfallen haben, ja nichts zu tun. Dieser Überfall war übrigens auch laut dem Schwert der Schwerter der Grund, warum der Herzog keine Verstärkung nach Eslamsbrück gesendet hatte. Irgendwie verständlich und vermutlich hätte diese Verstärkung nur den Tod gefunden. Gegen den Angriff Rhazzazors hätten wir mit einem Banner mehr auch nichts ausrichten können.

Sonst hört man nur von einzelnen Baronien, die nach und nach vom Feind erobert werden. Morgen werden wir am Kronrat teilnehmen, da begegnen wir dann auch dem Herzog und werden ihm die Todesnachricht überbringen. Ich hatte die letzten zwei Nächte schon grauenvolle Albträume von diesem Moment, bin ich froh, wenn er vorbei ist!

Eintrag vom 7. Efferd 1020 BF

Oh, was für ein Tag! Tumult ist hier ausgebrochen, nach den Neuigkeiten, die sich am Kronrat aufgetan haben. Der Vormittag war ja noch ruhig, wir sind durch die Stadt spaziert, auf der Suche nach einer Möglichkeit, unsere Rüstungen reparieren zu lassen. Doch war dies Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt, da es zu kostspielig ist und die Rüstungen erst in Wochen fertig wären, da viele andere ebenfalls auf die Idee gekommen sind, Rüstungen in Auftrag zu geben.

Wie auch immer, gegen Mittag begann der Kronrat in der Festung am Yslistein. Die Halle des Heiligen Jarlak besteht aus weißem Granit und bietet einen Versammlungsort für viele hundert Personen. Die bunten Glasfenster lassen die Sonne bunte Flecken an die Wände malen, die die Bilder von Helden, Heldinnen und Heiligen beleuchten. Wie die Edlen nahmen wir auf einen Wink von Ayla von Schattengrund hin auf einer der schlichten Bänke Platz, weiter vorne ließen sich Barone und Grafen auf roten Samtsesseln nieder. Über allen thronten Bernfried von Ehrenstein und seine Frau Efferdane, neben ihnen die Krippe mit dem am 1. Efferd geborenen Thronfolger Jarlak.

Zu Beginn sprach der Illuminierte von Tobrien, Luceo von Ghuné, einige salbungsvolle Worte und nahm dann neben Bernfried auf einem schön geschnitzten Stuhl Platz. Nach einer Ansprache des Erbprinzen traten nun Edle vor, um von den Vorgängen im Land zu berichten. Immer wieder wurden neue Namen von Baronien genannt, die in die Hände des Dämonenmeisters gefallen waren. Kinder werden entführt, um deren Eltern zu zwingen, für den Feind zu arbeiten, Namen von Verrätern und Verräterinnen wurden genannt, von grausigen Ritualen und Experimenten war die Rede. Und dann fiel irgendwann der Name von Arngrimm von Ehrenstein, einem Vetter von Bernfried, der versucht, abtrünnige Adlige zu einen. Eine Reihe hinter uns begannen zwei Edle zu tuscheln, der eine berichtete, dass ein Burmeister und dessen Leute sein Grundstück besetzt hatten. Im Namen von Arngrimm forderte der Burmeister die sofortige Unterwerfung, sonst würde viel Blut fließen. Der Adlige wehrte sich, doch dann kamen schwarze Reiter und Reiterinnen, woraufhin er dem Burmeister den Kopf abschlug und floh. Da war bereits klar, dass Arngrimm die Seiten gewechselt haben könnte.

Danach waren wir endlich an der Reihe und Aridhel berichtete traurig vom Tod von Dietrad von Ehrenstein und Walpurga von Weiden. Leudalia berichtete von der Schlacht, Torben von den Gefallenen, ich von den Dämonen und dem untoten Rhazzazor. Bernfried von Ehrenstein wahrte tadellos die Fassung, auch wenn man merkte, dass es ihm nicht gerade leicht fiel. Er erhob sich nach unseren Reden, während derer er immer fest die Hand seiner mitfühlenden Frau hielt, schwer vom Thron und sprach nur ein paar wenige Worte über den Tod seines Bruders. Dann berichtete er von der Geburt des kleinen Jarlaks, doch vermochte sich angesichts des eben Gehörten niemand so recht darüber freuen.

Direkt nachher, völlig unpassend, sprang plötzlich Baron Gwendion von Nevelung auf und stellte die Frage in den Raum, ob Arngrimm nicht der fähigere Herrscher sei! Dies war der Stein des Anstoßes, denn ab da brach eine hitzige Diskussion über den Herrschaftsanspruch von Bernfried los. Es bildeten sich unter den Edlen drei Lager, die einen hielten treu zum Erbprinzen, die anderen sahen Arngrimms Anspruch auf den Thron ob seiner Verwandtschaft für gerechtfertigt, die dritten wollten beide nicht auf dem Thron Tobriens sehen. Erst Aridhel konnte unter Einsatz seiner „Stimme des Waldes“ kurzfristig für Ruhe sorgen.

Oh, wir werden gerade zu der Privataudienz bei Herzog Bernfried gerufen. Ich werde danach noch meinen Bericht fortsetzen.

Eintrag vom 7. Efferd 1020 BF

Es ist schon spät, das Madamal steht hoch am Himmel, morgen ist Vollmond. Aber die Ereignisse des heutigen Tages will ich noch niederschreiben.

Kurz nachdem die Debatte um den Herrschaftsanspruch dank Aridhel etwas ruhiger geworden war, stürmte ein bleicher Herold in die Halle. In den zitternden Händen hielt er eine Schatulle, die sich seiner Aussage nach soeben im Hof manifestiert habe. Der Hofmagus und ich stürmten sofort hin und konnten übereinstimmend feststellen, dass das Behältnis selbst nicht magisch war. Der Herzog öffnete die Schatulle und zog eine versiegelte Botschaft und einen Ring hervor. Unglaube, Zorn und Angst zogen über das Gesicht Bernfrieds, der den Brief fallen ließ und mit dem Ring aus der Halle lief. Ayla von Schattengrund und Luceo von Ghuné folgten ihm, während Kanzler Delo von Gernotsborn den Brief verlas.
Das Schreiben war von Arngrimm, dem Verräter, persönlich, der offen bekannte, sich Borbarad angeschlossen zu haben! Da er im Besitz der Herrschaftsinsignien Tobriens war, den Hauern des mendenischen Ebers, erhob er Anspruch auf den Thron! In dem Brief zählte er provokant die wichtigsten eroberten Orte des Landes auf und erinnerte, dass die finsteren Horden bereits den früheren Herzog, seine Leute und auch Königin Yppolita von Kurkum besiegt hatten. So forderte der dreiste Verräter, dass Bernfried sich Borbarad und ihm unterwerfen solle. Die größte Frechheit war jedoch der Nachsatz: „Anbei ein Ringlein, getragen von einem eurer Toten von Eslamsbrück. Erkennt ihr das kostbare Stück? – Wie schön das Prinzlein Dietrad doch noch immer zur Laute singt – allein sein Äußeres hat seit seinem Tode etwas gelitten.“
Welch Frechheit – haltet dieser Arngrimm gar seinen toten Vetter als untoten Höfling??? Kein Wunder dass Herzog Bernfried so plötzlich den Saal verlassen hatte!

Nun brach natürlich der nächste Streit aus, einige zogen es tatsächlich in Betracht, sich Borbarad zu unterwerfen! Als Bernfried von Ehrenstein mit Ayla von Schattengrund und Luceo von Ghuné zurück kam, verkündete der Illuminierte, das heute Bernfried zum Herzog gekrönt werden solle. Doch dieser Baron Gwendion von Nevelung höhnte nur, er würde diesen erst anerkennen, wenn er im Besitz der Insignien sei, und verließ dann mit einigen anderen Aufrührern die Halle. Der Illuminierte ließ sich jedoch davon nicht beeindrucken und krönte Bernfried am gleichen Abend zum Herzog. Später wird er mit diesem und dem Schwert der Schwerter nach Gareth ziehen, um Bernfried im Amt bestätigen zu lassen. Die noch anwesenden Adligen schworen dem neuen Herzog die Treue.

Am Abend ließ uns der Herzog überraschend persönlich wissen, dass er uns noch sehen möchte. Wir folgten dieser Einladung selbstverständlich. Neben dem Illuminierten, dem Kanzler, Ayla von Schattengrund und der Herzogin war noch Erzabt Eno Kariolinnen von den Draconitern anwesend. Bernfried von Ehrenstein ließ sich die Geschehnisse, die zum Tod seines Bruders und seiner Schwägerin führte, noch einmal von uns schildern. Diesmal ließ er jedoch seiner Trauer freien Lauf und weinte offen, wenn auch stumm.
Schließlich trug der Herzog seine Bitte an uns vor. Die Barone Tobriens waren unsicher, da die Herrschaftsinsignien sich nicht in seinem Besitz befinden. Und so lange würde es auch nicht gelingen, Tobrien zu einen. Denn die Hauer des Mendenischen Ebers sind ein Zeichen des Stolzes und der Macht und wer sie nicht halten kann, der ist kein würdiger Herrscher. So mögen wir nach Mendena gehen, Dietrad von seinem unwürdigen Dasein erlösen und die Hauer zurück bringen. Auch das Schwert der Schwerter unterstützt trotz der unrondrianischen Komponente dieses Unterfangen. Ayla von Schattengrund bittet uns, Informationen über die feindlichen Truppen einzuholen. Wir müssen uns außerdem beeilen, denn Arngrimm könnte bald seinen Aufenthaltsort wechseln. Am 5. Travia ist der 450. Jahrestag des Heiligen Jarlak, dort wolle Bernfried ein Zeichen setzen und die Insignien präsentieren.

Kurz bevor wir entlassen wurden, betrat begleitet von dem Knarzen der schweren Holztür ein gebeugter Mann gestützt auf einem Stock den Raum. Er hatte langes Haar und einen schlohweißen Bart, seine milchigen Augen zeugten davon, dass er wohl blind sein musste. „Es ist Zeit, Herzog.“ sprach er und nach einer Entschuldigung Bernfrieds, dass er ihn warten gelassen hatte, ging er wieder. Da fiel mir ein, dass es in Tobrien Brauch war, dass jeder Herzog zusätzlich von den Druiden „gekrönt“ wird. Dabei handelt es sich um ein geheimes Ritual auf Sumus Kate. Bernfried wird in diesem Moment wohl gerade auf dieser sagenumwobenen Insel weilen und diesen Bund schließen.

Ich selbst werde mich nun endlich zu Bett begeben, morgen werden wir bereits in das Feindesland aufbrechen!

Eintrag vom 8. Efferd 1020 BF

Herzog Bernfried hat uns für unseren Auftrag mit schnellen Pferden, neuen Rüstungen, Wintergewandung und einer Karte von Mendena ausgestattet. So sind wir gut gewappnet für dieses delikate Unterfangen. Mitten hinein in die besetzten Gebiete – das wird bei Phex nicht einfach! Leudalia murrt, da wir unerkannt bleiben müssen, und ich daher meine Robe nicht trage.

Auf dem Burghof verabschiedeten wir uns, der Herzog selbst war jedoch nicht anwesend. Ayla von Schattengrund sprach noch einen Segen über uns, der von einem wild zuckenden Blitz und lautem Donnergrollen begleitet war. Rondra ist mit uns! Aridhel murmelte nachher noch, dass wir Phexens Hilfe wohl mehr benötigen würden, woraufhin Leudalia etwas beleidigt war.

Wie auch immer, unser erster Tag verlief ereignislos, wir verließen die Stadt und durchquerten die Flüchtlingslager, wo man uns neugierig begaffte und über uns tuschelte. Die Meinungen über uns gingen wie immer auseinander, einige glaubten, dass wir ausritten, um Borbarads Truppen zu schlagen, andere grübelten darüber nach, ob wir nicht doch Verrat üben würden. Mittlerweile, so kann man doch sagen, überwiegen jedoch die positiven Kommentare.

Unser erster Stopp ist Eslamsbrück, denn dort sollen wir auf Anraten des Herzogs von den Golgarithen Pallanais Licht holen, ein Artefakt des Herren Boron. Mit diesem soll es uns möglich sein, die Seele des unglücklichen Dietrad zu erlösen. An weiteren Informationen haben wir gestern noch erhalten, dass mittlerweile Boote auf der Tobimora verschwinden und die Straßen überflutet seien. Daher werden wir durch den Nebelwald reiten und uns dann querfeldein nach Mendena durchschlagen. Möglicherweise treffen wir auf den Baron Yelnan von Dunkelstein, der sich angeblich in der Nähe der Stadt vor dem Feind versteckt.

Eintrag vom 9. Efferd 1020 BF

Wir haben heute sehr interessante Bekanntschaften geschlossen. Am späten Vormittag hörten wir plötzlich Kampfeslärm, jemand rief „Haltet ein!“, dann „Plumbumbarum“ und ein Zauberspruch, der mit „…sphaero“ endete. Wir beschleunigten unseren Ritt und eilten den Bedrängten zu Hilfe. Ein Magier und eine Magierin setzten sich gerade verzweifelt gegen einen Haufen Borbaradianer und Borbaradianerinnen zur Wehr. Schnell sprach ich einen Paralys während die anderen in den direkten Kampf eingriffen. Schnell hatten wir die Oberhand gewonnen und den feindlichen Trupp besiegt. Die Fremden stellten sich als Aria Cargosta und Thure vom Stein vor, beide stammten unverkennbar aus Drakonia, denn sie trugen entgegen der Vorschrift aus dem Codex Albyricus ihr Akademiesiegel auf der Stirn. Thure vom Stein ist ein etwa zwei Schritt großer Norbarde, der ganz seinem Element Erz entsprechend nicht sonderlich redselig war. Ganz anders seine Gefährtin Aria, die aus Almada stammt, sich der Luft verschrieben hat und daher umso gesprächiger war. Die beiden waren erleichtert, uns gefunden zu haben, ihr Auftrag ist es bei uns und in Tobrien Informationen über die Elemente hier einzuholen. Wie sie bis jetzt überlebt haben, ist mir ein Rätsel, denn die beiden sind weltfremder als jeder Firnelf!

Doch bevor wir sie über ihre genaueren Absichten ausfragen konnten, stellte sich die Frage, was wir mit den überlebenden Borbaradianern und Borbaradianerinnen machen sollten. Aridhel plädierte natürlich dafür, sie leben zu lassen, die beiden aus Drakonia hingegen wollten sie tot sehen. Schlussendlich sprach Leudalia Recht und entschied für den Tod. Aridhel zog sich daraufhin gekränkt zurück, während Thure mit einem Metamorpho Felsenform ein steinernes Grab baute.

Nachdem dies getan war, beschlossen wir, meine beiden Collegae zu Sardragons Hütte zu bringen, da sie einen Ort elementarer Reinheit suchten. Während unserer Reise erzählten sie vom legendären Drakonia, dem Schloss oben auf einem Felsen mitten im Rashdulswall, erbaut von Dschinnen und Meistern der Elemente. Aria berichtete, dass die Strömungen der sechs Elemente sich verändern und von einer unbekannten Kraft zerstört werden. Daraufhin waren die Drakonia das erste Mal seit langem an die Öffentlichkeit getreten und hatten die Völker vor der bevorstehenden Gefahr gewarnt, doch wurden sie nicht gehört. Besondere Erschütterungen nahmen sie am 13. Rondra 1019 BF war, es wäre möglich, dass zu diesem Zeitpunkt die Pforten des Grauens auf Maraskan geöffnet worden waren. Später wurden vom 11. Ingerimm bis zum 8. Rahja 1019 BF alle sechs Elemente erschüttert. Vermutlich Vorbereitungen für den Angriff auf Tobrien. Als man in Drakonia von der Invasion erfuhr, begaben sich 3 x 2 Abgesandte auf die Reise um Orte zu erforschen, die geschändet worden waren.

Es war höchst interessant, mit den Collegae aus dieser legendären Akademie zu disputieren, unglaublich, welche seltenen Zauber sie beherrschen, auf der anderen Seite jedoch von der klassischen Gildenmagie kaum Kenntnis haben! Nicht einmal der Analys war ihnen bekannt! Collega Aria wird heute Abend einen Humusgeist herbeirufen, dem sie einige Fragen bezüglich Tobrien stellen möchte. Auch wir können daran teilnehmen.

Gestern Nacht war übrigens Niobarasnacht. Die Wölfe heulten, weil Vollmond war, und bald schon schob sich ein finsterer Schatten vor das Madamal. Wir betrachteten die Sterne und mussten zu unserem Schrecken eine sehr beunruhigende Konstellation feststellen! Das Madamal steht in Konjunktion mit drei Planeten im Drachen. Dies kulminiert über den Drachensteinen. Zusätzlich stehen auch noch das Madamal und darüber hinaus Simia, Nandus und Kor in Konjunktion. Simia und Drache stehen für den Sieg, Nandus warnt jedoch. Kor ruft zum Kampf gegen den, von dem die Sterne sprechen. Marbo steht im Hund, der für Tobrien stehen könnte. Denn der Hund wird in Tobrien als Wolf angesehen. Dieses Sternbild passierte im Laufe dieser besonderen Nacht das Schwert, wir befürchten, dass es zu einem Kampf um Tobrien kommt, der jedoch unter keinem guten Stern steht. Denn auch der Kaiserstern steht tief und zusammen mit dem verdunkelten Madamal ist dies kein gutes Omen! In der Nacht hatte ich Albträume von einem blutigen weißen Wolf, der von den blutigen Wassern der Tobimora noch Norden davon geschwemmt wurde. Verzweifelt klammerte er sich mit seinen Pfoten an einen ins Wasser ragenden Baum, während ein anderes schwarzes Tier, das ich nicht erkennen konnte, von den Strömen erfasst wurde und unterging. Danach bin ich schweißgebadet erwacht.

Eintrag vom 10. Efferd 1020 BF

Die Unterredung mit dem Humus-Dschinn, bei dessen Herbeirufung ich übrigens im Unitatio mithalf, war nicht ganz so informativ, wie ich erhofft hatte. Dschinne haben einfach ein anderes Verständnis der Welt wie wir und es ist schwer, ihren Ausführungen zu folgen. Collega Aria scheint aber recht zufrieden mit den erhaltenen Informationen zu sein.

Nachdem Aria eine etwa 2 Schritt hohe Gestalt bestehend aus Ranken und Blüten gerufen hatte, stellte sie die erste Frage. Sie wollte wissen, ob es hier in der Nähe einen Ort der elementaren Reinheit gäbe. Der Dschinn antwortete, dass es jenseits des Wassers, das im Winter dem Eis weiche, einen Hügel des sechsfachen Erzes gibt. Ich kann mit dieser Beschreibung nicht viel anfangen, aber ich denke, Elementaristen aus Drakonia genügt so etwas. Die zweite Frage interessierte mich schon mehr, da wir uns nach einem Ort erkundigten, in dem der Fluss der Elemente gestört ist. Wir erfuhren, dass der Hain der alten Bäume verblüht ist, nachdem Borbarads Schergen ihn geschändet hatten und er jetzt dem Gebirge des schwarzen Erzes zustrebt. Ich denke, dass hier Kraftlinien verändert wurden, genaueres müsste ich aber erst erforschen. Die dritte Frage war, wohin sich der Fluss der Elemente genau hinbewegt. Doch die Antwort war nur, dass nichts mehr so sei, wie es war, die Orte der Reinheit verschwinden und ziehen weg vom Großen Wasser zum Großen Erz. Aria fragte daraufhin, was die Hüter der Elemente gegen diese Veränderungen unternehmen. Der Dschinn erwiderte, dass die Hüter sich auf den Fels im tiefen Wasser zurückgezogen haben, um den Fluss der Elemente zu stärken. Welche Orte am stärksten geschändet wurden, wollten wir wissen. Im Tal der gelben Blüten habe das falsche Eis Einzug gehalten, dunkle Wasser sind ins Land eingedrungen, wo Land und Wasser sich umarmen. Zuletzt wurde eine Frage gestellt, die von uns Gezeichneten kam: Wo befinden sich die Waffen für die Heermeister Borbarads? Die des schändlichen Wassers befinde sich inmitten des Reich des Humus jenseits des schwarzen Erzes. Die des Eises dort, wo das geschändete Eis nicht vergehen mag. Und die dritte sei eine Vielgeschändete an vielgeschändetem Ort.

Die etwas kryptischen Antworten beschäftigten uns noch den restlichen Abend. Den Ort der elementaren Reinheit werden Aria und Thure nun suchen gehen. Dass Schändungen in Tobrien vorgenommen werden, ist nichts Neues, sie dürften aber sehr wohl auch Kraftlinien betreffen, so wie damals in Borbra. Das Tal der gelben Blüten dürfte ein Ort im Norden in den Nivesenlanden sein. Ich denke, dass hier wirklich wie befürchtet, Belshirash ein Reich errichtet. Wo Charyptoroth ihre Klauen ausstreckt, vermag ich nicht zu deuten, es könnte sich nach der Beschreibung des Dschinns um eine Insel handeln. Vielleicht Maraskan? Was vor Andalkan für Kreaturen hausen, haben wir ja schon am eigenen Leib erfahren müssen! Immerhin dürfte sich Yamesh-Aqam weiterhin in Perricum in Sicherheit befinden. Das Schwert des Eises haben wohl leider die Borbaradianer in die Hände bekommen. Ich hatte es befürchtet, da wir es in Kurkum nicht mehr gefunden haben. Phexverflucht! Ich frage mich, wer der Träger oder die Trägerin ist. Vielleicht diese selbsternannte Königin von Paavi?

Wie auch immer, in der Nacht hatten wir eine äußerst beunruhigende Begegnung. Drei Dutzend knurrende Nebelwölfe näherten sich unserem Lager. Die milchig-weißen Tiere gelten als Gefährten der Druiden. Aridhel näherte sich dem Leitwolf, der sich als Gwendion von Nevelung entpuppte! Wir behaupteten, unterwegs nach Beilunk zu sein, doch durchschaute der Druide die Lüge und da begann auch meine Kristallkugel, die ich in weiser Voraussicht aktiviert hatte, ein warnendes Leuchten von sich zu geben. Die Situation war kurz davor zu eskalieren, die Wölfe knurrten, fletschten die Zähne und begannen uns einzukreisen. doch da – ein markerschütterndes übernatürliches Wolfgeheul durchschnitt die Nacht. Ein prächtiger weißer Wolf mit roten Augen erschien in einem nahegelegenen Wald. Die Wölfe des Druiden zogen den Schwanz ein und jaulten. Gwendion von Nevelung aber drehte sich noch ein letzten Mal in unsere Richtung und pfauchte, dass Herzog Bernfried sterben und seine ganze Familie ausgerottet würde! Dann verwandelte er sich zurück in einen Wolf und setzte mit großen Sprüngen dem weißen Wolf nach.

Also steht dieser Verräter Gwendion von Nevelung auf der Seite von Borbarad! Vermutet hatten wir das bereits, da er es war, der am tobrischen Kronrat die Frage in den Raum geworfen hatte, ob Arngrimm von Ehrenstein nicht der bessere Herrscher wäre. Doch nun hat er es selbst zugegeben, es besteht für mich kein Zweifel! Er ist einer von Borbarads Schergen! Baron von Nevelung hatte in unserer kurzen Begegnung behauptet, dass Beilunk gefallen sei und Walpurga lebe und die feindlichen Truppen anführe. Ich hoffe inständigst, dass das eine Lüge ist!

Wir warten auf Aridhel, der als Falke seit einer Stunde die Gegend erkundet. Unsere Reise wurde jäh unterbrochen, als wir plötzlich vor einer vierhundert Schritt breiten Tobimora standen, von einer Brücke weit und breit keine Spur. Wir merken, wir kommen in den Einflussbereich des Bethaniers – faulig-öliger Nieselregen, schmutzig-grünes Gras, schwarze Praiosblumen. Meine Collegae aus Drakonia haben sich bereits heute Morgen verabschiedet, doch nicht ohne wertvolle Geschenke hier zu lassen. Ein Stein mit einem gebundenen Feuerelementar für den Kampf, zwei Federn mit Luftelementaren für den Transport, ein Kiesel mit einem wachenden Erzelementar und zwei Nüsse mit heilenden Humusdienern. Wir sind nun gerüstet für den weiteren Weg durch die verseuchten Lande. Mögen die Zwölfe und die Elemente uns beistehen!

Eintrag vom 10. Efferd 1020 BF

Aridhel brachte gute Kunde, Eslamsbrück ist in Hand der Kaiserlichen und wird nicht belagert! Es gibt allerdings feindliche Patrouillen und Spähtrupps, auch Dämonen und Untote meinte unser Elf vereinzelt erkannt zu haben. Die Brücke zur Stadt steht zwar unter Wasser, ist jedoch mit Pfeilern markiert. Man kann auf ihr den Fluss überqueren, das Wasser reicht nur bis zur Hüfte. Jedoch müssen wir einen Krakenmolch überwinden, der die Brücke bewacht. Auch bestätigte Aridhel, dass das Land hier dämonisch verseucht ist, die Landschaft scheint unwirklich, faulig braun und krank. In Richtung der Küste wird es immer schlimmer. Unwillkürlich kamen uns die Alanfanischen Prophezeiungen in den Sinn: „Dann werden die Wasser blutig und die Brunnen sauer, der Regen brennend und das Land schimmelig.“

So erkundete ich als Eule das Gebiet am anderen Ufer, Torben und Aridhel sollten inzwischen mit Hilfe eines Wellenlaufes den Krakenmolch besiegen. Ich packte meine wichtigsten Sachen in einen Beutel, damit sie bei unvorhergesehenen Zwischenfällen nicht von der Tobimora davon gespült würden und hielt wie vereinbart Ausschau nach feindlichen Truppen. Der Krakenmolch war bald erledigt, doch wir hatten nicht mit dem Angriff der Wasserleichen gerechnet. So mussten Torben und Aridhel für Grim und Leudalia, die die Pferde und unsere Ausrüstung mit sich führten, den Weg frei schlagen. Schon fast hatten sie das rettende Ufer erreicht, als Torben den Halt verlor und die reißende Tobimora ihn verschlang. Aridhel wirkte geistesgegenwärtig noch einen Wellenlauf und zog unseren nach Luft japsenden Gefährten aus dem Wasser.

Als ich über das Schlachtfeld flog, kamen all die unangenehmen Erinnerungen hoch, die ich in den letzten Tagen versucht hatte zu vergessen. Die vielen Toten, halb versunken im Morast, starrten mich mit kalten Augen an. Und doch war ich mir sicher, dass es mehr gewesen sein mussten. Einige waren wohl in den untoten Heerwurm Borbarads aufgenommen worden. Kurz vor den Toren der Stadt gesellte ich mich wieder zu den anderen. Leudalia hatte eine Regenbogenflagge gezückt, unter der wir in die Stadt eintraten. Schon wollte man uns verhaften, denn wir hatten uns als Borbaradianer verkleidet für den Fall, dass uns ein feindlicher Trupp begegnet. Selbst als Leudalia den Siegelring Herzog Bernfrieds, den wir vor unserer Abreise erhalten hatten, vorzeigte, war ihr Misstrauen nicht ausgeräumt. Der Weibel befragte uns sicher eine Stunde lang um sicher zu gehen, dass wir auch wirklich die Gezeichneten und Gesandte des Herzogs waren. Sogar ein Magus wurde geholt, der einen Respondami nach dem anderen sprach. An meinem geistigen Widerstand biss er sich allerdings die Zähne aus. Ich dachte nicht daran, meine geistige Verteidigung einfach zu senken, der sollte nur wissen, welch starke Persönlichkeit hier vor ihm sitzt. So musste mein Collega sich mit der Aussage der anderen zufrieden geben, dass ich auch wirklich Ginaya Galdifei von Lowangen bin.

Schlussendlich wurden wir zu Stadtvogt Eberhelm von Darbonia-Schnattermoor gebracht, der die Schlacht um Eslamsbrück offensichtlich überlebt hatte. Nicht so jedoch Baron Ludeger von Eslamsbrück, er dürfte im Kampf gefallen sein, sein Leichnam wurde jedoch nicht gefunden. Die Stimmung hier ist mehr als gedrückt, die Menschen sind ohne jeglicher Hoffnung, düstere Wolken scheinen über ihren Häuptern zu schweben. Sogar der Praios-Tempel scheint seinen Glanz verloren zu haben, die Rondra-Statue vor dem Tempel der Kriegsherrin wirkt schwach. Viele Einwohnende sind geflohen, nur wenige verteidigen die Stadt gegen den Feind, der zu allem Überdruss auch die Ernten vernichtet hat. Die Golgarithen versuchen den Menschen hier so gut wie möglich Trost zu spenden, ein fast hoffnungsloses Unterfangen. Der Vogt stellte uns das Ordensmitglied Bruder Stahe von Feldbruch vor. Wir trugen ihm unser Anliegen vor und schließlich willigte er ein, uns das Artefakt zu überlassen. Er erzählte uns, dass Arngrimm von Ehrenstein tatsächlich auf Burg Talbruck in Mendena Unterkunft bezogen haben soll, diese Stadt aber ein Ort der Finsternis sei. Daher müssen wir höchste Vorsicht walten lassen, aber das war uns ja schon vorher klar. Leider können uns die Golgariten keinerlei Unterstützung mitschicken, da sie hier jeden Mann und jede Frau zur Verteidigung der Stadt benötigen.

Von Wallmir von Styringen hat man nichts gehört, er kann zu den Gefallenen gezählt werden. Der Stadtvogt konnte uns aber berichten, dass Saldor Foslarin sich nach der Schlacht in die Stadt gerettet hatte und somit am Leben ist. Er hat die Stadt allerdings schon wieder verlassen, um nach Beilunk zurück zu kehren. Beim Belauschen einiger Truppen der Feinde hat man aufgeschnappt, dass Walpurga von Weiden am Leben ist! Hat etwa Gwendion von Nevelung doch nicht gelogen? Dann bei den Zwölfen, lasst es zumindest unwahr sein, dass sie von nun an auf der anderen Seite kämpft!

Am Abend rief uns ein Soldatentrupp zu sich und bat uns fast schüchtern, mit ihnen zu speisen. Sie fragten uns über unsere Erlebnisse aus und hakten immer wieder nach. Beiläufig brachte ich das Gespräch auf die Hauer des mendenischen Ebers. Eine alte Veteranin erzählte uns die Legende von Jarlak und dem Eber. Jarlak war auf der Jagd und begegnete einem weißen Hirschen, den er erlegen wollte. Seine Verfolgung führte ihn an den Fuß der Schwarzen Sichel, wo er feindlichen Goblins begegnete. Jarlak behauptete sich im Kampf gegen sie, eine Schamanin konnte jedoch fliehen. Am nächsten Tag fand Jarlak das Schwert Schalljarß neben sich, das heilige Schwert des Firun. In einer Prophezeiung hieß es, dass die nächsten Herren der Tobimora von den Drachensteinen kommen würden, und so ernannte Rohal der Weise Jarlak schließlich zum Herzog. Die Goblins aber schickten als Rache einen Eber, der jedoch von Jarlak bezwungen wurde. Die Hauer dieses Tieres sind heute zusammen mit dem Schwert Schalljarß die Herrschaftsinsignien der tobrischen Herzöge.

Ein weiteres Märchen, das wir hörten, handelt vom Riese Gorbanor, einem Sohn Sumus‘. Das alte Volk der Alhani lebte am Yslisee und erkundete die Insel Sumus Kate, von der ein Lichtschein zu sehen war. Der Riese empfing sie dort auf seinem Thorn und es begann eine glückliche Zeit für das Volk. Doch irgendwann wurde das Volk der Alhani vernichtet oder vertrieben und Gorbanor schlief, da er müde geworden war. Sein Atem sei der Nebel, der die Insel Tag aus Tag ein umgibt. Doch irgendwann in der Not wird er erwachen und wiederkehren, um Tobrien zu schützen. Ja, einen Riesen könnten wir im Kampf gegen Borbarad schon brauchen!

Eintrag vom 11. Efferd 1020 BF

Nach einer feierlichen Zeremonie heute Vormittag enthüllte Bruder Stahe Pallanais Licht, eine silbrig glänzende Laterne, über und über mit Bildern von Drachen und Ungeheuern verziert, aber natürlich auch mit Zeichen Borons und Uthars geschmückt. Dazwischen wurden zusätzlich noch einige Blutachate eingefügt. Entzündet man die Kerze im Inneren der Laterne, so schützt sie einen vor Untoten und kann sie auch erlösen. Doch brennt die Kerze schnell ab, sie ist nur noch ein einziges Mal verwendbar. Ehrfürchtig nahmen wir das Artefakt an uns mit dem Versprechen, die heilige Laterne wieder hierher zurück zu bringen.

Um uns für die weitere Reise zu rüsten, haben Aridhel und ich Torbens Anderthalbhänder und Grims Barbarenstreitaxt mit einem Zauberklinge belegt. Denn dass uns widernatürliches Gezücht begegnen wird, daran hegt niemand von uns Zweifel.

Der Regen hat zwar endlich aufgehört, doch trotzdem wird es immer düsterer, je weiter man sich rahjawärts bewegt. Die Pflanzen sind oft blutrot aber auch schwarz gefärbt und verheißen nichts Gutes. Das Land ist verflucht, der Schlamm unter unseren Füßen scheint uns mit jedem Schritt mehr verschlingen zu wollen. So wie es aussieht, wird die Reise etwas länger dauern, als ursprünglich veranschlagt, das Weiterkommen ist nicht so einfach, wenn wir immer wieder offenkundig verderbten Gebieten ausweichen müssen. Grim und Torben sind heute besonders gereizt, aber auch uns anderen schlägt die Stimmung hier aufs Gemüt. Aridhel hört zwar immer noch das Friedenslied, doch spürt er auch dämonische Präsenz. Bei den Zwölfen, bringen wir unsere Queste bloß schnell hinter uns, ich will hier keinen Augenschlag länger verweilen als unbedingt notwendig!

Eintrag vom 12. Efferd 1020 BF

Aridhel hatte einen schlimmen Albtraum, in dem er sich auf einer Insel befand, wo ein Hügel in den Himmel ragte. Doch plötzlich kroch violetter Nebel den Hügel hinauf, Aridhel versuchte auf einem grünen Fleck oben Schutz zu suchen, doch vergebens, der Nebel erreichte ihn. Der Schössling in des Elfen Händen erstarb, er selbst zerfiel zu einem Skelett. Ein triumphierendes Kreischen war zu hören, dann erwachte Aridhel. Grauenvoll, dieses Land sendet wohl sogar Albträume aus, wie damals auch die Gegend um Dragenfeld. Hoffen wir nur, dass die Träume nicht tödlich sind!

Immer mehr entstellte Kreaturen kreuzen unseren Weg, sie wie auch andere Tiere sind auffällig aggressiv. In einem Weiler sahen wir ein Lamm mit zwei Köpfen, das wir erschlugen. Doch die erschreckendste Szene war die, als Singvögel plötzlich auftauchten, ein junges Schaf auf einer Weide attackierten und es zerfleischten! Was sind hier nur für Mächte am Werk???

Die wenigen Leute, denen wir begegnen, suchen schleunigst das Weite, sie fürchten sich vor uns, halten sie uns doch ob unserer Verkleidung für den Feind. Ich will hier weg, doch ein paar Tage müssen wir wohl noch durchhalten!

Eintrag vom 13. Efferd 1020 BF

Es wird immer schlimmer hier! Es begann schon mit der Tageskarte, die ich gezogen hatte – die verkehrte Humus 6. Am Vormittag wurden wir dann aus heiterem Himmel von vier geifernden toll gewordenen Keilern angegriffen. Einer davon verbiss sich in das linke Vorderbein von Leudalias Pferd. Mit meinem Magierstab als Fackel versuchte ich, das Tier zu vertreiben, doch es ließ sich von seiner Beute nicht abbringen. Nicht einmal ein Fulminictus konnte den Keiler verscheuchen.

Kurz darauf hatten wir die Tiere erschlagen, doch Leudalias Pferd war arg zugerichtet. Das Bein hing nur noch in Fetzen am restlichen Körper und Grim stellte bald fest, dass es wohl an Schwarzer Wut erkrankt war. Schwarze Flecken und leichtes Fieber breiteten sich bald schon aus. Doch brauchten wir unsere Pferde noch dringend und so flößte Grim ihm einen Heiltrank ein und ich sprach noch einen Balsam auf das Tier. Wir müssen vorsichtig sein, denn so wie es aussieht, sind sämtliche Tiere in dieser Gegend von dieser schrecklichen Krankheit befallen!

Eintrag vom 14. Efferd 1020 BF

Je weiter wir ins Feindesland vordringen, desto schlimmer wird das Umfeld. Ich hatte heute Nacht einen Albtraum, ich war eine unter vielen, die hoffnungsvoll nach Osten blickten, um den ersehnten Sonnenuntergang zu sehen. Doch welch Entsetzen schlug um sich, als es am Horizont finster wie in den Niederhöllen blieb. Als ich erwachte, war es dunkel um mich, doch wenigstens sternenklar.

Wir reiten mutig weiter, die meisten anderen Menschen jedoch, welche uns begegnen, sind auf der Flucht. So sehen wir Bauernsleut mit Karren, die scheu den Blick von uns abwenden, aus Angst, wir würden ihnen etwas antun. Dörfer mit Leichen und Untoten liegen auf unserem Weg, Thargunitoths Einfluss ist unübersehbar, abends hören wir das Schlurfen ihrer Diener, doch trauen sie sich nicht bei einem brennenden Avesfeuer anzugreifen. Und auch Agrimoth vollführt sein schreckliches Werk.

Eintrag vom 15. Efferd 1020 BF

Kein Wunder, dass heute selbst Aridhel etwas unruhig ist, von Grim mag ich gar nicht sprechen. In der Nacht griffen Wölfe im Blutrausch an, krank waren sie nicht, Agrimoth verdirbt sie. Sie bedrängten uns lange und stahlen uns unsere Boronsruhe, wir mussten einige erschlagen, sonst hätten sie uns getötet.

Aridhel hörte nach einigen Stunden Ritt jemanden markerschütternd stöhnen. Hinter einem Gebüsch entdeckte unser Elf vier zerschundene Körper, zwei davon leblos. Sie wiesen fürchterliche Verbrennungen auf, andere waren durch andere Verletzungen schwer verwundet, einem fehlte sogar ein Arm. Einer, der bei Bewusstsein war, krächzte: „Die Zwölfe mögen uns gnädig sein…“ Soweit wir sehen konnten, trugen sie nichts bei sich außer ihren Lumpen. Wir hatten keine Ahnung, was mit ihnen passiert sein könnte. Schweren Herzens ritten wir weiter, wir wussten nicht, was wir hier tun sollten. Je länger wir hier verweilten, desto gefährlicher wird es selbst für uns. Die Bäume greifen bereits nach uns, Sumpflöcher tun sich aus dem Nichts auf. Nach Anraten Grims meiden wir Wälder, denn auch er kann uns keinen heilen Durchritt garantieren.

Eintrag vom 16. Efferd 1020 BF

Schlimme Albträume plagten mich heute Nacht wieder, immerhin fanden die anderen diesmal etwas Schlaf. Wir kamen heute Abend bei einem Dorf vorbei, in dem eine schwarze Rauchsäule aufstieg. Mit einem unguten Gefühl sahen wir nach dem Rechten und mussten erschrocken feststellen, dass die aufgebrachten Bewohner und Bewohnerinnen unter zufriedenem Jubel einen Mann und eine Frau auf einem Scheiterhaufen verbrannten. Angeblich hätten sie die Ernte verzaubert und sie sollten nun dafür büßen. Der Mob kam bald schon auf die Idee uns dazu zu binden, woraufhin unsere Geweihte ein Donnergrollen der Göttin die Menschen kurz erschaudern ließ. Doch der Schrecken wich ein paar Herzschläge später schon aggressiver Kampfeslust und die Situation drohte zu eskalieren. Grim wollte sich nur allzu gerne prügeln, doch Leudalia konnte ihn noch davon abhalten. Wir verließen das Dorf, bevor noch weiteres unnötiges Blut vergossen würde.

Wir diskutierten lange, ob es Sinn macht, eine Patrouille hier aufzuhalten und zu befragen. Doch wir haben Angst, dass die Anhänger und Anhängerinnen Borbarads sich an einem unschuldigen Dorf rächen und wir außerdem Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden. Daher haben wir den Gedanken schlussendlich verworfen.

Eintrag vom 17. Efferd 1020 BF

Eine verhältnismäßig ruhige Nacht gibt uns wieder etwas Kraft. Heute begegneten wir einem Wagenzug, einer der Karren war zu einem Käfig umgebaut, in dem einige Leute auf engstem Raum zusammen gequetscht kauerten. Angeführt wurde der Trupp von Goblins und Söldnersleuten, zwei davon sogar der Magie kundig. Als einer der gefangenen Personen zusammen sackte, schmiss ihn ein Goblin aus dem Käfig, sodass die restlichen Wägen einfach über ihn hinwegrollten. Torben flüsterte uns zu, dass der Tross für ihn stark nach Magie roch, wir vermuten, dass die Gefangenen magiebegabt sind. Er und Grim bestanden darauf, sie zu befreien, doch unser Auftrag ist zu wichtig, als dass wir dafür unsere Tarnung gefährden.

Eintrag vom 18. Efferd 1020 BF

In der Nacht auf heute hatten wir eine Begegnung mit einem Geist, der um Wasser bat. Da wir nicht wussten, was wir sonst tun sollten, gewährten wir ihm den Wunsch. Er aß noch etwas trockenes Brot und trollte sich dann irgendwann wieder.

Aber nicht nur die überderischen Erscheinungen nehmen zu, das Land um uns herum ist in immer schlimmeren Zustand. Dämonen erscheinen einfach so aus dem Nichts, spontane Manifestationen sind keine Seltenheit mehr. Aridhel und ich erneuerten daher im Unitatio den Zauberklinge für Torbens und Grims Waffe, wer weiß, wer oder was uns noch alles begegnet.

Heute Nachmittag mussten wir uns vor einem Heereshaufen von Borbarads Leuten verstecken. Sie führten einen schwarzen Karren, vermutlich voller Untoter, mit sich. Ihr Banner der Dämonenkrone, das sie stolz vor sich hertrugen, hätte ich am liebsten mit einem Ignisphaero in Flammen aufgehen lassen!

Eintrag vom 19. Efferd 1020 BF

Bei der Zwölfen, ich frage mich, ob wir hier je wieder heil aus diesem verderbten Land heraus kommen. Auch wenn der Kampf gegen einige spontan manifestierte Zantim heute schnell gewonnen war, langsam neigen sich unsere Kräfte dem Ende zu. Nur Pallanais Licht spendet noch etwas Wärme und Hoffnung in dieser verseuchten Welt. So schlimm habe ich es mir in meinen wildesten Albträumen nicht vorgestellt. Ihr Zwölfe, wo seid ihr nur?