Welch eine unangenehme Nacht! Und der Tag begann auch nicht viel besser. Für ein mikriges Frühstück musste ich das gleiche Geld bezahlen, für welches man in Al'Anfa ein den Granden würdiges Frühstück bekommt. Aber wenn ich mich schon einmal hier in dieser "Stadt" befinde, kann ich mir auch das Hochzeitsspektakel anschauen, aus jeder Misere sollte man wohl immer das Positive nicht vergessen. Am Marktplatz sind dann auch schon viele Leute versammelt, sie jubeln der passierenden Hochzeitsgesellschaft zu. Ganz vertieft in dieses Schauspiel, merke ich nicht wie sich ein Herold mir nähert, erst als er mich etwas schüchtern anredet, nehme ich diesen wahr. Er lädt mich auf Geheiß von Prinzessin Walbirg von Weiden zur Feier am heutigen Abend ein, und erklärt mir dass auch ein Nachtquartier auf der Burg für mich wartet. Welch eine überraschende Wende! Ich kann mir zwar keinen Reim auf die Einladung der Jüngsten der Herzogsfamilie machen, aber um dieser schlechteren Besenkammer, die mir als Schlafzimmer verkauft wurde, zu entgehen, würde ich sogar Einladungen von weniger politisch gewichtigem Gehalt annehmen. Sofort werde ich in mein neues Zimmer gebracht, in dem weitere 4 belegte Betten sich befinden. Wahrscheinlich werde ich meine Zimmergenossen heute am Abend auf der Festlichkeit auch kennen lernen. Bis ich auf der Festlichkeit erwartet werde, sind noch etwa drei bis vier Stunden Zeit, also gerade genug, um mich für heute Abend herzurichten: Waschen, neues Puder auflegen, Rosenwasser hinter den Ohren und an den Handgelenken auftragen, die Kleidung reinigen, meine Haare bürsten und flechten, mein Widderkopfhut ausklopfen und neu bürsten,....
Als dann Jubel zu hören ist, weiß ich, dass es langsam Zeit wird, mich nach unten in die Aula, den Festsaal, zu begeben. Unerfahren in Weidener Etikette suche ich als erstes Rat bei einem Domesticus. Dieser versichert mir, dass ich mit der Prinzessin reden dürfte und dazu am Besten mich bei ihrer Amme vorstelle. Zurzeit ist diese aber abwesend, und der Domesticus stellt mich meinen Zimmergenossen vor: eine weiße Kampfmagierin namens Thornia, ein tulamidischer Akrobat namens Kasim, eine erfahrene Kriegerin namens Ferushan und ein großer, starker Mann namens Larric. Sofort bricht eine Disputatio mit Thornia los, die ich sehr, sie scheinbar aber minder amüsiert. So vergeht die Zeit recht schnell, und Kasim und Thornia werden von einem Domesticus abgeholt, da ihre Präsenz anderweitig erwünscht ist. Diese freie Zeit nutze ich um mich bei der Amme vorzustellen.
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