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Die Tragödie von Trollpforz

Aus Avesfeuer
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Geschätzter Godwyn, werter Freund,

wie ist es Euch in der Zwischenzeit ergangen? Ich hoffe, Ihr könnt Eure Studien wie Ihr es vorhattet weiter voranbringen. Unsere Queste schreitet auch voran, doch habe ich trotzdem das Gefühl, wir sind keinen Schritt weiter. Im Gegenteil – in den letzten Wochen haben wir, vor allem aber ich, versagt. Ich fühle mich schrecklich und ich hoffe, es vermag mir zu helfen, diese Worte zu Papier zu bringen und an einen guten Freund zu richten.

Es begann harmlos, beim Besuch bei unserem gemeinsamen Freund Lumin von Ehrwald diskutierten wir noch rege über das Wort Sumyrdalun. Sein Traktat, welches er zu diesem Thema verfasst hatte, wurde positiv beurteilt, sodass er es zumindest in Gelehrtenkreisen veröffentlichen durfte. Vielleicht habt Ihr ja eine Gelegenheit, es Euch zu Gemüte zu führen. Doch der Friede währte nicht lange. Lumin erzählte uns, dass es einen Mordanschlag auf ihn gegeben hatte. Seine Vermutung war, dass der Herr der Rache dahinter steckte. Und wahrlich, dieser Dämon sollte uns noch weiter auf unserem Weg verfolgen.

Ein paar Tage später erzählte Lumin uns, dass seine Freundin Roana von Nilsitz ihm einen Brief mit einer sonderbaren Bitte übermittelt hatte. Sie fragte an, ob es wohl möglich wäre, ihr ein paar Schriftstücke zum Adels- und Erbrecht zukommen zu lassen. Lumin ahnte bereits, dass mehr dahinter stecken würde und bat uns, seiner Freundin die erwähnten Unterlagen zu überbringen. Die junge Kriegerin ist wohnhaft im Eisenwald auf Burg Trollpforz und so machten wir uns kurze Zeit später mit dem Schiff auf den Weg. Hätten wir doch nur geahnt, was uns dort erwartete!

Nach einem erschöpfenden vierstündigen Marsch ins Gebirge erreichten wir endlich das ersehnte Ziel, doch was für ein Empfang wurde uns bereitet? Wir platzten mitten in eine Gerichtsverhandlung am Dorfplatze, die je durch einen Tumult unterbrochen wurde. Eine Frau rief, die anwesende richtende Praios-Geweihte würde Unrecht sprechen und schon brannten Strohballen und schlussendlich surrten sogar Pfeile mitten in die Menge. Die Delinquenten konnten entkommen, der Angriff diente nur zur Ablenkung, um sie zu befreien. Mit Mühen brachte ich die Alten und Kinder in Sicherheit, während die anderen gerade noch verhindern konnten, dass die Praios-Geweihte angegriffen wurde. Euer werter Bruder Gerwin schaffte es sogar einen der Bogenschützen auszuschalten und festzusetzen.

Als die Situation wieder unter Kontrolle war – was meint Ihr, wie wir begrüßt wurden? Meine werte Schwester im Glauben, die sich als Prianna Greifenstolz vorstellte, rümpfte die Nase und erklärte uns, wir hätten uns doch ein wenig mehr anstrengen können. Mir blieb fast die Luft weg! Wir griffen ein, so gut es in dem Tumult ging, retteten sie und beschützten den Vogt Kalman von Nilsitz, den Vater Roanas, Mento und Ludewich wurden sogar durch Pfeile verwundet und so wurde es uns gedankt?! Doch höflich wie ich bin, schluckte ich meinen Ärger herunter und suchte das freundliche Gespräch. Wie sich herausstellte, waren einige Dörfler nun auch zur anderen Partei übergelaufen, die zu unserer großen Überraschung von des Vogts Tochter Roana angeführt wurde. Seit Wochen liegen Vater und Tochter im Streit darüber, wie die Baronie zu führen sei. Roana wurde dabei von dem charismatischen Praios-Geweihten Celio Praioslob, der sich selbst zu den Bekennern zählt, beraten. Er setzte ihr Flausen in den Kopf, dass sie sich gegen ihren Vater auflehnen solle und das alles aber nur zum Wohl des Volkes. Am vorangegangenen Tage hatte Vogt Kalman schließlich diesen ungebetenen Gast vor die Tür gesetzt, woraufhin auch seine Tochter von dannen zog. Der Vogt wird seinerseits von Prianna Greifenstolz beraten, die ihm beständig einredete, dass seine Tochter völlig im Unrecht sei und Bruder Celio gegen Praios‘ Ordnung verstoße. Dies führte sogar dazu, dass Vogt Kalman bereits die Inquisition verständigt hatte, die sich des Geweihten annehmen sollte.

Wir nahmen uns also dieser verfahrenen Situation an im Glauben, es könne doch nicht so schwer sein, die Parteien zur Vernunft zu bringen. Doch nur allzu schnell mussten wir feststellen, dass dies ein Unterfangen sein würde, welches uns alles abverlangte.

Mento und ich verhörten den Gefangenen, den Gerwin gemacht hatte. Roana hatte tatsächlich den Überfall befohlen und auch noch den Überfall auf eine Lebensmittellieferung an die Front. Der Grund war, dass der Vogt sehr hohe Abgaben verlange und dadurch das Volk leide. Grundsätzlich ja durchaus löblich, dass Roana sich für die Menschen einsetzte, jedoch ihre Mittel heiligten bei Weitem nicht den Zweck. Ein Angriff auf ein heiliges Gericht – wie konnte sie es nur wagen? Und der Überfall auf die Lebensmittellieferung – nun würde der Vogt noch mehr dem Bauernsvolk abverlangen!

Aber ich mag nicht die Schuld nur bei ihr suchen, denn ihr Vater verkündete am Abend desselben Tages in der Praios-Andacht, dass man niemals von seinen Idealen abweichen dürfe und er die unseligen Schriften Bruder Celios am folgenden Tage zur Mittagszeit verbrennen lassen würde. Jedem vernünftig denkenden Wesen wäre klar gewesen, dass dies kein bisschen zur Lösung der Situation beitragen würde, jedoch waren der Herr der Burg, die übrigens in einem armseligen Zustand ist, vernünftigen Argumenten nicht zugänglich. Mento schaffte es immerhin tatsächlich die Geweihte dazu zu überreden, dass wir besagte Schriften lesen durften. Was soll ich sagen – es war eine Bekennerschrift über die Grundsätze der Strömung. Auch Celio befindet sich auf der Quanionsqueste, der Familie Nilsitz unterstellt er nach einer Vision sogar eine Verbindung zum Heiligen selbst und in Roana sieht er den Funken, der ein Feuer für Praios entfachen soll. In ihr sieht er die würdige Regentin über die Baronie. Wir gingen den Vorwürfen von Roana nach, Gerwin hörte sich ein wenig im Dorf um. Doch so dramatisch, wie Roana und Celio es sahen, dürfte die Realität nicht gewesen sein. Der Vater regierte streng aber gerecht, er verlangte durchaus dem Volk einiges ab. Doch von Unterdrückung zu reden, wäre infam gewesen!

Am nächsten Tage sputeten wir uns, wollten wir doch zu Roanas Versteck, um mit ihr zu sprechen. Celio unterstellte uns permanent mit dem Vogt im Bunde zu sein, da wir ja bei ihm auf der Burg nächtigten. Es dauerte eine gefühlte alveranische Ewigkeit, bis wir es schafften, zu Roana vorgelassen zu werden und einmal vernünftig mit ihr zu reden. Doch was soll ich sagen – das weidener Sprichwort „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ trifft die Sache auf den Punkt. So stur der Vater war, so stur war auch die Tochter. Uneinsichtig, fehlgeleitet, den Blick links und rechts mit Scheuklappen verstellt. Immerhin konnte ich erahnen, dass Roana doch etwas mitfühlender ist, als sie es zugeben mochte. Auch Celio ist sich gar nicht bewusst, dass er das Volk aufstachelt und mit seinen Reden die Menschen aufwiegelt. In einem Gespräch unter vier Augen konnte ich immerhin Roana klar machen, dass ihre großen Reformen beim Volk nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen würde. Natürlich, die Kinder aus der Mine abzuziehen, Zölle einzuheben, um mehr Geld in die Kassen von Trollpforz zu spülen und die Bevölkerung zu entlasten sind vernünftige Vorschläge. Doch die gesamte Führungsweise umzukrempeln, ihren Vater abzusetzen – das Volk benötigt auch Beständigkeit! Veränderungen sind wichtig, doch müssen sie mit Bedacht ausgewählt und durchgeführt werden. Wie ein Thorwaler mit dem Hammer die Türen einzuschlagen führt hingegen nicht zum Erfolg.

Gerade als ich dachte, ich hätte den Konflikt durch die Gespräche ein wenig entschärft, stapfte Celio wieder in das Lager. Er war mit Ludewich und Gerwin ins Dorf gegangen, ich bat die beiden den Geweihten ein wenig zu beschäftigen, damit ich mit Roana in Ruhe sprechen konnte. Jedoch konnten sie nicht verhindern, dass Celio die Verbrennung seiner Schriften bemerkte. Nie werde ich Roanas Blick vergessen, als Celio, dem sie so blind folgte, davon berichtete. Es lief mir kalt den Rücken herunter, als sie zwischen den Zähnen die Worte „Dafür wird Blut fließen!!!“ hervorpresste. Bevor ich ein Wort sagen konnte, war Roana entschwunden. Ich schnappte mir Celio und redete ihm ins Gewissen, dass er mit seinen Worten drauf und dran war einen Bürgerkrieg auszulösen! Und Roana kurz davor stehen könnte, dem Herrn der Rache anheim zu fallen. Ich bat ihn inständigst, auf sie die Liturgie „Innere Ruhe“ zu sprechen, sodass sie ihre Entscheidungen neutral und frei von jeglichen subjektiven Emotionen fällen konnte. Immerhin erkannte Celio die Weisheit meiner Worte und tat, wie ich ihm geheißen hatte. Zumindest für diesen Tag war das Schlimmste verhindert. Doch war das Unheil nur aufgeschoben.

Am nächsten Morgen war Roana immer noch wütend. Mento suchte nun seinerseits das Gespräch mit ihr und machte ihr klar, dass sie zwar alles schlecht hieße, was ihr Vater tat, sie jedoch selbst keine Lösungsvorschläge hatte. Schlussendlich wurden wir des Lagers verwiesen, nicht ohne aber Celio das Versprechen abzunehmen, dass er einen Angriff auf das Dorf durch Roana verhindert. So hatten wir zumindest etwas Zeit gewonnen. Mento und ich machten uns auf den Rückweg ins Dorf, wo wir uns mit Ludewich und Gerwin treffen wollten, die die Nacht dort verbracht hatten. Unterwegs trafen wir auf Gundelinde und ihre Tochter Thalina. Gundelinde war die Heilerin des Dorfes, sie hatte auch meine Brüder nach dem Tumult verarztet. Bei diesem Zusammentreffen fiel uns erst auf, wie ähnlich sich Thalina und Roana sahen und in der Tat – Thalina ist die uneheliche Tochter des Vogts!

Zurück im Dorf mussten wir empört feststellen, dass Ludewich und Gerwin der Burg verwiesen worden waren. Zuerst ließ man uns als Friedensstifter einsetzen und dann mussten wir uns den Vorwurf anhören, mit der anderen Seite zu kollaborieren! Kurzsichtige Narren! Wir berieten uns alle, wie wir das drohende Unheil noch aufhalten konnten. Schlussendlich kam der Vorschlag eines Gottesurteils auf. Vater und Tochter im Zweikampf. Ich warnte noch, diese Lösung würde nicht nachhaltig sein, es würde den Zwist nicht beilegen, nur entscheiden. Außerdem war die Gefahr einer Eskalation sehr groß. Ich wünschte, Ihr wäret hier gewesen und hättet mit mir gemeinsam für eine friedliche Lösung plädiert! Doch schlussendlich wussten wir keine bessere Möglichkeit und schweren Herzens unterbreitete ich den Vorschlag Vogt Kalman. Dieser hatte sich mittlerweile noch mehr verändert, völlig gefühlskalt, ständig den Einflüsterungen der Geweihten Prianna lauschend, warf er uns erneut vor, ihn verraten zu haben. Schlussendlich erklärte er sich aber mit dem Götterurteil recht schnell einverstanden.

Schon dachten wir, es würde nun etwas Ruhe herrschen, wurden wir eines Besseren belehrt. Roana hatte eine Patrouille des Vogts gedemütigt und sie bis auf die Unterwäsche auf einen Esel gebunden. Um eine weitere Eskalation zu verhindern, bat ich den Vogt zu einem Privatgespräch, doch es war nicht möglich, dieses ohne die Anwesenheit der Geweihten zu führen. Ich versuchte ihm vor Augen zu führen, dass er sich gleich verhielte wie seine Tochter, dass sie beide doch nur das Beste für das Dorf wollten und ein Dialog, wo er sich die Vorschläge seiner Tochter anhören sollte, zum Wohle aller wäre. Doch Kalman war bereits blind vor Wut und felsenfest überzeugt, im Recht zu sein. Mento überzeugt unterdes Roana, ihren Vater zum Duell zu fordern.

Nun kommt der Teil der Geschichte, auf den ich überhaupt nicht stolz bin. Doch meine Wut über die Dummheit dieser Menschen und ihre Verbohrtheit – Zwerge sind im Gegensatz dazu ja noch weltoffener und vernünftiger! So fand ich mich irgendwann am Abend in der Dorfschenke wieder. Ich weiß nicht mehr viel über diesen Abend, aber so frustriert war ich schon lange nicht mehr. Bis zu diesem Tage dachte ich, mit vernünftigen Argumenten könne man so ziemlich alles erreichen und ich war gewohnt, dass man mir zuhörte und meinem Rat folgte. Doch hier… all die Bemühungen waren vergebens und für jeden Schritt vorwärts folgte ein Ereignis, das uns noch weiter zurück warf, als wir es zuvor waren.

Mento fand an diesem Abend noch einiges heraus. Gundelinde war immer noch die Geliebte Kalmans und versorgte ihn wohl auch mit Informationen aus dem Lager Roanas. Der Kämmerer Brunn, ein schmächtiger unauffälliger Mann, wiederum war ein alter Jugendfreund Roanas und erzählte ihr von Neuigkeiten aus dem Dorf. So war sie immer informiert und konnte den Überfall auf die Lebensmittellieferung und die Patrouille planen. Es gab also Spitzel auf beiden Seiten, Lug und Trug wo man nur hinsah!

Am nächsten Morgen kam bald schon Roana ins Dorf und forderte am Marktplatz offiziell ihren Vater zu einem Kampf heraus. Prianna erschien mit Bedeckung und erwiderte, der Vogt würde das Urteil akzeptieren. Zu Mittag versammelte sich das ganze Dorf am Platz und erwartete mit Spannung den Kampf. Ich hingegen hatte den ganzen Vormittag ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und ich schwöre, es war nicht nur mein Abend in der Schenke daran schuld! Schließlich war es Mittag und Mento ergriff das Wort. Er rügte in klaren Worten das Verhalten der beiden Praios-Geweihten, die ihren Zwist auf dem Rücken von Vater und Tochter austrugen. Die beiden Angesprochenen waren erbost über die Dreistigkeit Mentos, doch war es an der Zeit diese deutlichen Worte auszusprechen! Vielleicht hätten wir es früher machen, wer weiß, vielleicht hätte es was gebracht.

Der Kampf startete und wogte eine Zeit lang hin und her. Immer erbitterter wurde er geführt und auch wenn sich beide verbissen um einen Sieg bemühten, Roana behielt als Kriegerin die Oberhand. Der Vater geriet immer mehr in Bedrängnis, und als wir bereits dachten, der Kampf würde nur noch ein paar Herzschläge andauern, geschah das Unfassbare – der Vogt rief in seiner Wut und Verzweiflung den Herrn der Rache an und versenkte mit dessen Hilfe sein Schwert tief in der Brust Roanas. Durchbohrt vom Schwert des eigenen Vaters und an der Schwelle des Todes sank die Tochter mit ungläubigem Blick zu Boden. Die Zeit herum schien wie stehen zu bleiben, jegliches Gemurmel erstarrte, nichts regte sich mehr. Nur das hämische Lachen des Vogts durchbrach die kurze Stille. Ich drängte mich durch die Menschenmenge und wollte zu Roana, um sie zu retten, doch Vogt Kalman der Dämonenbündler stellte sich in den Weg. Mento trat in den Kampf mit ihm, währenddessen schickte ich ein Stoßgebet an Praios und der gleißende Herr war mir gnädig und verschloss die Wunden Roanas. Doch blieb uns keine Moment um durchzuatmen, denn umgeben von einer rot-schwarzen wabernden Aura streckte der Vogt gerade Mento nieder, der schwer verletzt von seinem Gegner zurückweichen musste. Euer wackerer Bruder – er ist mutiger in seinem Herzen, als man es ihm auf den ersten Blick zutraut – stellte sich nur mit einem Dolch bewaffnet aber gestärkt durch seine Magie dem Paktierer. Die Stadtwache, die DorfbewohnerInnen, niemand wagte es, ihm beizustehen, zu erschüttert waren alle ob der schrecklichen Ereignisse. Und da wusste ich – ich konnte Gerwin nicht allein lassen, es hätte seinen Tod bedeutet. So rief ich meinem Bruder und meiner Schwester im Glauben zu, sie mögen gemeinsam mit mir gegen den größten Feind des Herrn antreten, auf dass er nicht dieses Gottesurteil unterlaufe. Und tatsächlich zog Celio mit entschlossenem Blick sein Szepter und schritt mit mir gemeinsam in den Kampf. Obwohl er das, was nun kam, sicherlich erahnt hatte: Blind vor Wut stürzte sich der Vogt auf den in seinen Augen Verursacher der ganzen Misere und bald schon war auch Celio schwer verletzt. Schwester Prianna unterstützte uns von der Ferne und rief das Licht des Herrn herab, auf dass es den Fehlgeleiteten blenden mochte. Gerwin unterlief tapfer das Schwert des Vogts und stach geschickt mit seinem Dolch durch die Rüstung unseres Gegners. Schließlich gelang es auch mir ein paar wohlgesetzte Hiebe zu landen, sodass schlussendlich Vogt Kalman dem Tode nahe zu Boden sank.

Sofort übernahm ich das Kommando im Dorf und sorgte dafür, dass die Verletzten Versorgung erhielten, der Vogt in Gewahrsam genommen wurde und wieder Ruhe im Dorf einkehrte. In dem ganzen Trubel ging zuerst fast unter, dass Mento herausgefunden hatte, dass Kämmerer Brunn sich verdächtig gemacht hatte. Erst zu spät stellte sich heraus, dass er beide Seiten wohl gegeneinander aufgestachelt hatte. Als wir ihn zu den Vorfällen befragen wollten, mussten wir feststellen, dass dieser sich während des Kampfes heimlich davon gemacht hatte. Ludewich, Gerwin und ich versuchten ihn gemeinsam mit Hauptfrau Raxa und einer Gardistin zu verfolgen. Zuerst waren wir auch voller Zuversicht, Praiosblume hatte seine Fährte aufgenommen, doch es war umsonst, bald schon verloren wir im dichten Wald seine Spur.

Zurück im Dorf wartete bereits eine Delegation der Inquisition auf uns, Inquisitor Ungolf von Föhrenstieg hatte sich nach dem Rufe des Vogts und auf Bitte von Lumin von Ehrwald hin auf den Weg gemacht. Ich empfing ihn auf der Burg, ließ Unterkunft und Verköstigung für die Gäste bereitstellen und erzählte die tragische Geschichte, die sich hier zugetragen hatte.

Am nächsten Tag wurde bereits eine Gerichtsverhandlung angesetzt, sowohl Prianna Greifenstolz als auch Celio Praioslob wurden angeklagt, ihre Kompetenzen überschritten und die Parteien schlecht beraten zu haben. Ihnen wurde eine Mitschuld an den eskalierenden Ereignissen gegeben. Auch wir wurden eingehend befragt. Am Schluss wurden beide für mitschuldig befunden und abgemahnt. Der Geweihten Prianna wurde jedoch vermutlich auf Grund meiner Aussagen etwas mehr Schuld zugesprochen, und so wie es aussieht, wird sie wohl strafversetzt werden.

Kurze Zeit später wurden auch Roana und ihr Vater vor Gericht gestellt. Roana wurde eine Mitschuld an der Misere zugesprochen und verlor zur Strafe die Baronie. Vogt Kalman wurde zum Tode verurteilt. So wie es aussieht wird die Kaiserin die uneheliche Tochter Thalina legitimieren, sie soll fortan die Geschicke auf Burg Trollpforz leiten. Ich habe ihr mein Goldplättchen, das wir nach dem Praioswunder in Hallklee erhalten haben, gegeben. Auf dass es ihr eine Mahnung sei, niemals zu vergessen, was hier passiert ist, aber auch als Zeichen, dass Praios ihr hier bei einem Neuanfang zur Seite steht. Wenn ich darüber nachdenke, wie alles begann, so kann ich es nicht glauben, welch schlimmes Ende die Geschichte hier genommen hat. Niemals hätten wir das auch nur im Entferntesten erahnt. Wir haben so viel versucht, uns so bemüht, und trotzdem wurde immer alles nur noch schlimmer. Der Herr der Rache schleicht sich wie der Nebel an einem kalten Morgen im Wald durch unsere Gemeinschaft. Kaum merklich zuerst, bis wir plötzlich nichts mehr gesehen haben und vollkommen blind waren, keine Chance mehr einen Ausweg zu finden. Und der Stifter dieser Intrige des Herrn der Rache ist auch noch entkommen. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht frage, was ich hätte besser machen hätte können, um diesen schlimmen Ausgang zu verhindern. Auch Roana war kurz davor dem Herrn der Rache anheim zu fallen, ich sah es in ihren Augen. Und doch waren wir ohnmächtig, waren bloße Zuschauer bei einer großen Tragödie, unfähig das Unheil abzuwenden. Bleibt nur die Hoffnung, dass das reinigende Feuer Vogt Kalman von seinem Dämonenpakt befreit hat.

Wir müssen achtsam sein in Zukunft, ein Gefühl sagt mir, dass der Herr der Rache erstarkt. Die Mitglieder der Familie Nilsitz könnten Nachkommen des Heiligen Quanion sein, das hat Celio angedeutet. Er sah in seiner Vision jemanden für das Licht streiten, ein Kampf Gut gegen Böse. Der hiesige Altar wurde zudem von Quanion persönlich geschaffen, war deshalb dieser Ort hier ein Opfer der Intrige von Brunn? Und dann noch der Mordanschlag auf unseren Freund Lumin. Ich sage Euch - nehmt Euch in Acht, mein Freund, und seid wachsam! Das Böse lauert bereits im Verborgenen.

Eure Gefährtin Indra