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Ein Gespräch unter Freunden

Aus Avesfeuer
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Eindrücke Übersicht
Chronik Kapitel
??? Die Welt der Menschen
??? Dem Fluss entlang
??? Durch den Wald
??? Ein Gespräch unter Freunden
??? Abschied
ING 1015 Ancoron
ING 1015 Wieder vereint
RAH 1015 Kampf im Albtraum
TRA 1016 Das Mal
Wieder bin ich in der Menschenwelt. Und wieder bin ich mit meinen Gefährten ausgezogen, um, wie sie sagen, ein Abenteuer zu erleben. Leider kennst du sie noch nicht so gut wie ich. Ich weiß, es ist hart. Das ist es mit ihresgleichen anscheinend immer. Gedulde dich! Sie werden dir ihren Wert beweisen. Umso mehr muss ich mich bei dir bedanken, dass du meiner Bitte entsprochen hast. Ich weiß, du hast noch nie mit Menschen zu tun gehabt. Doch diese sind anders. Sie bedeuten mir etwas. Bis du ihnen vertrauen kannst, möchte ich dich bitten, auf mein Wort zu vertrauen. Vielleicht sollte ich dir erzählen, was ich erlebt habe, seit wir die Stadt der Menschen, die sie Neersand genannt haben, verließen. Vielleicht verstehst Du dann, warum ich wieder die Welt der Kurzlebigen durchreise, und vielleicht auch, warum mit jenen von ihnen.

Zu meiner Erleichterung blieben wir nicht lange in der Stadt, nachdem das Buch versenkt worden war. Und so machten wir uns auf den Weg nach Süden. Wir kamen nur recht langsam vorwärts. Doch war es beinahe zu schnell für mich. Trotzdem fand ich genug Zeit, mich an der Schönheit der erwachenden Wälder und Wiesen zu erfreuen. An jedem Abend saßen wir zusammen um das Feuer, dass ein kundiger Grim geschürt hat. Ich beginne, diesen lebenslustigen Menschen aus den Norden immer mehr zu schätzen. Immer frohgemut scheint er in kaum einer Situation seinen Humor zu verlieren. Selbst ich muss manchmal über seine Witze lachen. Auch die Geschicklichkeit seiner Finger erstaunt mich. Wäre er als Elf geboren worden, wären seine Erzeugnisse wohl mit Liedern besungen worden. Jeden Abend erzählte er uns neue Geschichten über seine Kämpfe gegen allerlei gefährliche Tiere. Er scheint darauf stolz zu sein. Doch fragte ich mich immer wieder, warum man für Nahrung und Kleidung gerade die gefährlichsten Tiere jagen sollte. Eine Verschwendung von Pfeilen und Kraft. Doch vielleicht lassen solche Wesen diese großen telora, die sich Thorwaler nennen, niemals zur Ruhe kommen. Das würde deren Größe und Stärke wohl erklären. Nun vielleicht werde ich dieses Land einmal mit eigenen Augen sehen. Immerhin ist da diese Einladung...

Die zweite, die mir immer lieber wird, obwohl sie noch nicht lange mit uns gezogen ist, ist Joela. Von den anderen habe ich dir ja bereits berichtet. Von allen Menschen, die ich bis jetzt getroffen habe, tritt sie mir wohl am offensten entgegen. Bis jetzt konnte ich kein Falsch in ihr erkennen. Trotzdem hielt ich mich von ihr fern. Ich hatte noch nicht Ginaya über die Verbindungen von Menschen gefragt. Und sie schien in letzter Zeit auch unwillig mir gegenüber zu sein. Vielleicht auch nicht, wer kann das bei Menschen schon wissen. Also hatte ich mich von meinen menschlichen Gefährten immer ein wenig entfernt gehalten. Ich hatte beschlossen, meine Antworten durch Beobachtung zu finden. Du darfst nicht glauben, dass mir die Nähe meiner Gefährten unangenehm ist. Jedenfalls zu unangenehm. Ginaya scheint sich um mein Wohlbefinden zu sorgen, genau so wie Vatercorvus oder auch Corvus. Einzig Leudalia dürfte mich nicht zu mögen. Darum habe ich mich bis jetzt immer so weit als möglich fern von ihr gehalten.

Mein Verhalten schien meine Gefährten nicht zu stören. Einzig Joela sah mich manchmal besorgt an. Ich war neugierig, ob sie mich wegen des Tages ansprechen würde, als sie sich, trunken von zu viel Alkohol, mit mir verbinden wollte. Doch sie schien alles vergessen zu haben; etwas das beim Trinken dieses Giftes üblich zu sein scheint. Ich wollte schon dasselbe tun, als ich eines Nachts aufschreckte. Ein Geräusch hatte mich geweckt. Es kam aus der Richtung meiner Gefährten. Leise schlich ich zwischen sie. Schnell erkannte ich, dass es Joela war, die im Schlaf schluchzend unruhig auf ihrem Lager lag. Sanft weckte ich sie. Wer wusste schon, wen oder was sie erträumte? Dann fragte ich sie, ob sie in Ordnung sei. Sie brauchte recht lange, um zu antworten. Doch dann erzählte sie mir, dass sie von ihrer Mutter, die gestorben war, geträumt hatte. Anscheinend hatte sie diesen Verlust noch nicht verwunden. Das verstand ich sehr gut. Auch ich hatte einen Verlust erlitten, den ich nicht überwinden wollte. Doch habe ich zumindest noch die Möglichkeit, Ariana in dieser Welt zu suchen und vielleicht zu finden. Nachdem ich ihr versichert hatte, dass ich sie verstand, ging ich langsam zum Lagerfeuer. Dort setzte ich mich gut sichtbar für Joela hin. Wenn sie mich brauchte, war ich da. Wenn nicht, würde sie wohl weiterschlafen. Als sie sich ruhig neben mich setzte, begann ich, mein iama zu spielen. Ich wusste zuwenig über Menschen, um ihr mit Worten in einer für mich fremden Sprache zu helfen, wie es Vatercorvus wahrscheinlich ohne Mühe gekonnt hätte. Ich ließ meine Musik erzählen, was meine Worte nicht konnten. Und so spielte ich in der Nacht mit dem Mal der Madaya über mir.

Gefangen durch die Klänge meiner eigenen Musik, konnte ich nur mehr ins Feuer blicken, als ich meine Flöte abgesetzt hatte. Trauer und Verlorenheit umfingen mich und vernebelten meinen Geist. Plötzlich spürte ich eine Berührung, die mich aufschreckte. Es war Joela, die zaghaft ihre Hand nach der meinen ausgestreckt hatte. In ihren Augen konnte ich nichts sehen, außer Besorgnis um mich. Nun war der Tröster zum Getrösteten geworden. Trotz meines Misstrauens Menschen gegenüber konnte ich dieses wertvolle Geschenk nicht ablehnen. Ich ergriff ihre Hand und plötzlich schien die Welt außerhalb der sala nicht mehr so feindlich und fürchterlich zu sein. Die Kanten und Schneiden waren verschwunden. Die Gefahren verblassten. Der Schmerz des Heimwehs wurde kleiner. Zum ersten Mal konnte ich in dieser Welt frei atmen. Und so saßen wir still nebeneinander, umgeben vom Zauber dieser Nacht, und teilten den Frieden, den sie uns brachte.

War vorhin noch tiefste Dunkelheit gewesen, graute auf einmal der Morgen. Ein Grunzen schreckte uns auf, worauf Joelas Hand kurz zuckte. Wahrscheinlich hatte sie es nicht einmal bemerkt. Doch wie sehr spürte ich es. Auf einmal war ich in die feindliche Welt zurückgestürzt und noch weiter gefallen. Ich spürte den Schmerz in meiner Seite. Eine Erinnerung, die mich wohl nie verlassen wird, bis ich wieder in Frieden mit meiner Sippe leben kann. Wieder sah ich Jargo vor mir, als ich sterbend vor ihm lag. Das blutige gebogene Schwert über den Kopf erhoben. Doch viel mehr spürte ich wieder das Gefühl des Verrates und Verlusts in mir. Es war ein Mensch gewesen, der mir dies angetan hatte. Der meine Schwester von uns genommen hatte. Ich konnte nicht mehr in Joelas Nähe bleiben. Nicht nach der Vertrautheit, die wir in dieser Nacht geteilt hatten. Überwältigt floh ich diesen Ort der Schmerzen, der vor kurzen noch so voller Glück gewesen war.

Einige Zeit später kamen wir zu den Salamandersteinen. Ich sagte meinen Gefährten, dass ich sie nun verlassen würde. Ginaya fragte mich, ob ich sie in der Menschenstadt Greifenfurt wieder treffen wolle. Nach kurzem Überlegen sagte ich zu. Meine restlichen Gefährten wünschten mir eine gute Reise. Sogar Leudalia. Sie ist bei Abschieden immer sehr freundlich zu mir. Nur Joela sah mich nur mit prüfenden Blick an.

Über die Reise muss ich dir wohl nichts erzählen. Vielleicht nur, dass ich noch bei keiner Rückkehr so erleichtert gewesen war, die bekannten Auen wiederzusehen. Doch konnte ich diesmal nicht heimkehren, nicht wirklich. Ich wurde ins salasandra aufgenommen und konnte wieder die Lieder meiner Sippe hören und selbst erklingen lassen, doch war ich mit Unrast erfüllt. Ich wusste nicht, wieso. Eines Nachts zwischen Wachen und Schlafen hatte ich eine Vision.

Ein Falke flog über eine graslose Steppe. Er suchte etwas, doch war es selbst für seine scharfen Augen verborgen. Er flog auf und ab, immer schneller, immer höher. Doch war sein verzweifeltes Suchen fruchtlos. Dann sah er auf einmal einen Wolf, der sich auf gemacht hatte, eben diese Wüste zu durchwandern. Neugierig geworden, folgte der Falke ihm. Auf einmal wurde der Pfad immer enger und steiler. Der Falke hatte das Gefühl, dass selbst er stürzen würde, sollte er vom Weg unter ihm abkommen. Am Ende balancierten der Wolf und der Falke über ihm über einen Weg, schmal wie eine Schwertschneide. Auf beiden Seiten konnten sie nur noch bodenlosen Abgrund sehen. Nach einer zeitlosen Ewigkeit konnte der Falke eine Spur im Wind erkennen, die sich zum Horizont erstreckte.

Was muss ich dir noch weiteres erzählen? Meine Lehrer Ancoron und Lionel erkannten in dieser Vision eine Warnung, aber auch Hoffnung. Und so begannen sie, mich weiter auszubilden. Sie zeigten mir weitere Wege, wie ich Schwert und mandra einsetzen konnte. Doch war Kampf nicht meine einzige Ausbildung. Auch lernte ich, das schönste Lied meiner Sippe zu spielen. Es sollte mir Trost und wärmende Decke sein, in der gleichgültigen und kalten Welt, die die Menschen ihr Reich nannten. Ich sollte nicht leben, um kämpfen zu können, sondern kämpfen können, um zu leben.

Wieder einmal verfloss die Zeit viel zu schnell. Innerlich lachte ich über mich, und mit mir die anderen. Jedes Mal, wenn ich Glück und Zufriedenheit fühlte, war dem so. Und so verließ ich meine Sippe ein weiteres Mal. Aber diesmal suchte ich nicht nach dem Wind allein. Schon nach kurzer Zeit – Wen wundert es noch? – kam ich zu der Stadt Greifenfurt. Wie üblich war es eine enge, stinkende Ansammlung von Häusern aus toten Holz und Stein. Während ich durch die Strassen schlenderte und mir die Gerüche langsam aber sicher das Wasser in die Augen trieben, begann ich mich zu fragen, wie ich meine Gefährten unter diesen vielen Menschen wiederfinden sollte. Kaum aber, dass mir diese Gedanken durch meinen Geist geflossen waren, hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir: „Aridhel?“ Worauf ich mich umdrehte. Zu meiner Freude konnte ich Joela erkennen, wie sie durch die Menge auf mich zu stürmte. Ich konnte gerade noch sagen, dass ich sie und die anderen bereits gesucht hatte, dann war sie bei mir und fiel mir um den Hals. Dann sagte sie etwas, dass mich erstaunte – auch ein Gefühl, dass mich in letzter Zeit nicht mehr verlassen wollte: „Ich dachte schon, wir würden dich nicht mehr wiedersehen, Aridhel.“ Ich hatte ihnen doch versprochen, dass ich sie hier wiedertreffen würde. Glaubte sie etwa nach dem einen Morgen, dass ich meine Versprechen nicht mehr halten würde? Als ich sie an meine Abmachung mit ihnen erinnerte, wurde sie auf einmal rot im Gesicht. Wieder eine interessante Farbe nach dem Grün, das ich bereits gesehen hatte. Ich muss Ginaya wirklich einmal danach fragen. Doch schien mit Joela alles in Ordnung zu sein, denn sie führte mich zu dem Rest meiner Gefährten. Die Priester fehlten, doch sah ich ein neues Gesicht. Eine alte Freundin von Joela. Eine Bartmurmlerin ohne Bart. Wir wurden einander vorgestellt. Sie war Jaloscha, die stolz war, die Tochter von einer Jorna zu sein. Nun die Zwergin fiel mir nicht um den Hals. Ich kann nicht sagen, dass es mich überraschte. Unsere Völker sind einfach zu verschieden.

Natürlich stürzte unsere Gruppe in ein weiteres Abenteuer, eben dieses, kaum dass ich angekommen war. Ginaya hatte eine Botschaft erhalten. Wir sollten jemanden in ein paar Tagen in einer weiteren Gaststätte treffen. Ich nutzte die Zeit bis dahin und pflückte ein paar Kräuter für Ginaya. Ich hoffte, dass sie ihr bei ihren Heiltränken helfen würden. Zumindest sahen sie schön genug dafür aus.

Als der Zeitpunkt gekommen war, trafen wir uns in der Taverne, die der Schreiber der Botschaft uns genannt hatte. Ginaya hatte sich, wie sie sagte, besonders hübsch gemacht. Ich war nicht so überzeugt, dass ihr die viele Farbe, mit der sie ihr Gesicht bemalt hatte, dabei geholfen hatte, doch schwieg ich. Wer weiß schon, was Menschen schön fanden. Immerhin leben sie auch in diesen Städten. In der Taverne trafen wir einen buckligen Menschen, der uns sagte, dass sein Meister, ein mächtiger taubrawra, unsere Hilfe brauchte. Ich wurde erst hellhörig, als er mir von einer Elfe berichtete, die den Zauberer ihren Freund nannte. Nach kurzem Überlegen stimmten wir alle zu.

Am nächsten Tag standen wir vor einem Gefährt der Menschen. Wieder war ich entsetzt, ob ihrer Grausamkeit. Vor dem hölzernen Kasten mit vier Rädern standen zwei Pferde gefesselt und geknebelt. Gezwungen den Befehlen ihres Sklaventreibers zu gehorchen. Du hast sie gesehen, nicht war? Hätten die beiden nicht so zufrieden ausgesehen, hätte ich sie wohl befreit. Vielleicht waren sie aber nichts anderes gewohnt. Ich wusste es nicht und wollte meinen Gefährten keine Probleme bereiten, doch weigerte ich mich, in diesem Kasten eingesperrt mitzufahren.

Als meine Gefährten dich sahen, reagierten sie unterschiedlich. Ginaya dachte, ich hätte dich gestohlen. Als würde ich eines der sterblichen Pferde benötigen, solange du mir antwortest. Grim und Jaloscha interessierte der Anblick nicht so sehr. Was will man von einer Zwergin auch anderes erwarten? Bei Grim bin ich mir nicht so sicher warum. Vielleicht erkennt er aber nur die Schönheit gefertigter Dinge. Joela aber betrachtete dich mit glänzenden Augen. Selbst ich, der ich erst seit so kurzer Zeit Menschen wirklich kenne, konnte den Wunsch in ihren Augen ablesen. Wieder möchte ich dir danken, dass Du meiner Bitte entsprochen hast. So konnte ich ihn ihr erfüllen. Ich weiß, dass eine gute Erinnerung nicht den Schmerz von anderen hinwegfegen kann. Doch kann sie ihn zumindest verdecken und verwischen. Danke, dass du mit uns über die Weiden geflogen bist. Noch immer habe ich Joelas Lachen in den Ohren. Es ist ein schöner Laut...

Komm Dhawyn! Ich glaube, der Kasten hat genug Vorsprung bekommen. Zeigen wir ihnen, was ein Ross aus den Nebeln vermag! Zeige du ihnen, warum ich dich nach dem Nordwind benannt habe!