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Freude und Schmerz

Aus Avesfeuer
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Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
ING 2499 Horas Auf Wanderschaft im Norden Aventuriens
RAH 2499 Horas Nissingen und Ern Senns Grab
viele Jahre übersprungen Ohne Titel
EFF 2511 Horas Neuer Auftrag in Khunchom
EFF 2511 Horas Im Norden der Tulamidenlande
EFF 2511 Horas - TRA 2511 Horas Die Suche im Yalaiad
TRA 2511 Horas Von Anchopal über Birchaluk nach Rashdul
TRA 2511 Horas In Rashdul
TRA 2511 Horas Das Novadiloch Mherwed
MOND ZEITRAUM TITEL
TSA 2511 Horas -ING 2511 Horas Freude und Schmerz
ING 2511 Horas Auf der Löwenburg
ING 2511 Horas - RAH 2511 Horas Über den Arvepass nach Beilunk
RAH 2511 Horas Die Oger kämpfen mit uns
MOND ZEITRAUM TITEL
PRA 2513 Horas Vor der Schlacht
PRA 2513 Horas Für die Zwölfgöttlichen Lande
PRA 2513 Horas Über die verseuchten Meere
PRA 2513 Horas Schrecken auf der Insel Ilderasch

1019 BF = 2511 Horas

Abschied aus Mirham

Wir haben unsere erste große Schlacht verloren. Und unsere Verluste sind schwer. Die Wunden sitzen tief und wenn wir uns gegenseitig anschauen, schießen gleich wieder Tränen in unserer Augen. BORBARAD WIRD DAFÜR BÜßEN, ICH WERDE NICHT RUHEN BEVOR ER DERE VERLASSEN HAT UND IN DEN NIEDERHÖLLEN BEI SEINESGLEICHEN SCHMORT!!! Hass und Trauer lösen einander in einem Durcheinander der Gefühle ab. Das Mindeste das wir für die gefallenen Schatten tun können, ist einen Gedenkstein ihnen zu Ehren zu errichten und eine Andacht in ihrem Gedenken abzuhalten.


Wir haben noch immer keine Nachricht von Salpikon Savertin erhalten, wir machen uns Sorgen dass er die Flucht nicht geschafft hat. Dass Kalman als Borbarad -Paktierer in einem Dämonenverseuchten Gebiet gestorben ist will meine Seele nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich wälze mich Nacht um Nacht von einer Seite auf die andere, stets schweißgebadet und noch seine schmerzerfüllten Schreie im Ohr. Die Niederhöllen haben ihn fest im Griff, die Seelenmühle wird ihn zermalmen und ich habe ihn nicht retten können.


Die Mauern von Mirham lasten schwer auf unseren Schultern, bergen sie doch alle unsere Erinnerungen und die Pflicht ruft auch schon wieder zum Dienst. Dere muss gewarnt werden, der Bann muss errichtet werden und die letzten persönlichen Vorbereitungen für die letzte Schlacht müssen getroffen werden. Wir brechen also Mitte Tsa auf um nach Khunchom zu segeln. Die Reise verläuft unspektakulär mit Zwischenhalten in Selem und Port Corrad. Und nach einer stillen und nachdenklichen Woche sehen wir am Horizont die uns wohlbekannte Silhouette von Khunchom.

Khunchom und Punin

Sobald wir in Khunchom einlaufen, gehen wir schnellen Schrittes zur Drachenei-Akademie , wo wir natürlich auch gleich zu Khadil Okharim und Dschelef ibn Jassafer vorgelassen werden. Die beiden Spektabilitäten berichten uns von ihren mageren Fortschritten bei der Errichtung des Bannes. Die Komplexität ist weit höher als sie erwartet haben, und es wird weitere Monde wenn nicht gar Götterläufe dauern bis sie alle Komponenten heraus gearbeitet haben. Nachdem wir ausführlich über das vor kurzem Gesehene berichtet haben, laden die beiden Herren uns ein, so lange wie wir wollen in der Akademie zu bleiben. Da ich aber bereits am folgenden Morgen mit Aridhel und seinem Zauberpferd nach Punin reiten werde, bedanke ich mich recht herzlich für die Gastfreundschaft, die ich aber nur für eine Nacht in Anspruch nehmen kann. Aber natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, meine Seele in der Therme baumeln zu lassen, und mich nach dieser Woche auf See von den Salzkrusten auf meiner Haut zu befreien. Das erste Mal seit Mirham habe ich das Gefühl, dass meine Seele wieder etwas zur Ruhe kommt.


In der Früh, nach einem ausgiebigen Frühstück, ruft Aridhel sein Da'Whynn und innerhalb kürzester Zeit treffen wir in Punin ein. Wir beide gehen sofort zum Raben von Punin , um Seine Erhabenheit über die neuesten Entwicklungen im Falle Borbarad zu unterrichten und ebenfalls das Bedauern der übrigen Gezeichneten auszudrücken. Der Langmut des Raben ist unendlich, denn obwohl er wenig erfreut ist, dass sie meine Gefährten noch nicht persönlich bedankt haben, weiß er, dass auch dazu noch die Gelegenheit kommen wird. Ich hoffe dass er recht hat. Wer weiß wie viel Zeit uns noch bleibt?! Nach der Audienz beim Raben, trennen sich meine und Aridhels Wege. Ich gehe zu meinem Onkel Enrique di Monteziro, um Zeit mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Auch schenkt er mir ein schnelles Pferd, das mich sicheren Schrittes ins Horasreich bringen wird. Die Situation in Punin ist angespannt. Wäre Enrique nicht schon seit seiner Kindheit hier in Punin, er würde wohl sehr angefeindet werden. Seine liebfelderische Herkunft macht ihm dieser Tage das Leben schwer. Aufgrund der andauernden Unruhen, hat er sich zwei Söldner als Leibgarde angeheuert, die für seine Sicherheit sorgen. Den Zwölfe sei Dank ist Oncle Enrique dennoch ein hoch angesehener Mann, und tätliche Angriffe haben bisweilen nicht stattgefunden. WER AUCH IMMER ES WAGT MEINER FAMILIE ZU NAHE ZU TRETEN, MUSS MIT MEINER WUT RECHNEN. JEDES LEID WERDE ICH RETOUR GEBEN!!!


Nachdem ich eine schöne, wenn auch sehr kurze Zeit bei meinem Oncle verbracht habe, sattle ich Sulva und reite Firunwärts nach Ragath . Dort steht ein wichtiger Tempel des Götterfürsten, die auf jeden Fall unterrichtet gehören. Die Praioten sind unsere Verbündeten, und als solche müssen sie auch behandelt werden.

Ragath und Vinsalt

Nun begann eine lange und mühsame Reise. Der Weg nach Ragath ist gut ausgebaut, eine Reichsstraße, aber die Feindseligkeit die einem entgegenschwappt sucht wohl ihresgleichen. UNMÖGLICH!! FRECHHEIT!! IGNORANTEN!! Einzig und allein der Fakt, dass ich Geweihte der Heiligen Leuin bin, scheint mich vor Schlimmerem zu bewahren. Aber eine finster drein schauende Gotteskriegerin greifen die Mittelländischen Bauern dann doch nicht an. In Ragath werde ich im Praiostempel vorstellig. Ohne große Umschweifen, wenn auch mit kühler Distanziertheit werde ich von der Hochgeweihten empfangen. Besorgt hört sie sich meine Berichterstattung an, verweist jedoch auf die Löwenburg in Perricum . Die Vorbereitungen zu treffen wäre die Aufgabe meiner Kirche. Zudem hätten die Diener des Praios noch immer die Wunden des Sturms auf Tuzak zu lecken und mit den dortigen Verlusten zu kämpfen. Das Fazit der zweistündigen Unterhaltungen war die Zusicherung dass man mir glaubt aber sich außer Stande sieht, jetzt zu helfen. Aber die anderen Kirchen würden informiert werden. Die Aufklärung unter den Gottesdienerinnen ist auch im Moment das Wichtigste. WIR MÜSSEN VORBEREITET IN DEN KRIEG ZIEHEN!


Am folgenden Tag reite ich dann los Richtung horasiche Grenze. Als in durch Punin durchreite, diesmal ohne Halt bei meinem Oncle, fühle ich mich ohnmächtig, mit einem Klumpen im Magen, und dem Gefühl, dass das wohl das letzte Mal war dass ich hier in Punin bei meinem Oncle war. Aber jetzt noch mal anzuhalten um mich noch einmal verabschieden bringe ich dann aber auch nicht fertig. Je näher ich zu dem Grenzübergang komme, desto unheimlicher wird mir. DIESE OFFENE FEINDSELIGKEIT, SOGAR GEGENÜBER EINER GEWEIHTEN DER RONDRA. UNERHÖRT! Beim mittelländischen Grenzposten habe ich sogar das Gefühl dass sie glücklich sind dass ich in meine Heimat zurück kehre. Es fehlt nur noch dass sie mir hinterher jubeln weil ich ihr Land verlasse. DIESE KURZSICHTIGKEIT WIRD UNS ALLEN NOCH DAS GENICK BRECHEN!!! Und als ich dann am horasischen Grenzposten vorbei reite, werde ich misstrauisch beäugt, so als ob ich eine Abtrünige wäre, die jetzt zum Spionieren ins Horasreich einreitet. AAAAHHHHHHH!!!!!!!


Nachdem der Ärger verflogen ist, macht sich langsam doch Freude breit. Denn ich reite nach Vinsalt , wo ich meine liebste Dolora in die Arme schließen kann. Außerdem werde ich das Kaiserhaus Firdayon auch über die neuesten Ereignisse im Perlenmeer in Kenntnis setzen. Hier so weit im Norden begegnen einem ein paar Flüchtlinge aus dem Süden, und man hört immer wieder von ein paar Aufständigen die gen Vinsalt marschieren wollen, aber ansonsten ist es in dieser Provinz eher ruhig. Das beruhigt mich. Zumindest Dolora ist gut aufgehoben... Einmal in Vinsalt angekommen, besuche ich zuerst ein Badehaus. Ich will weder am Hofe Ihrer Exzellenz, noch an der Akademie meiner Tochter schmutzübersät vom langen Ritt vorstellig werden. Ich quartiere mich in der Nähe der weißen Magierakademie ein, und schreibe eine Visitenkarte an Dolora dass ich für ein paar Tage in der Stadt weile und ich mich freuen würde, wenn sie neben ihren Studien Zeit für ihre Mutter finden könnte. Nachdem ich dem Dienstboten beauftragt habe die Nachricht meiner Tochter zu überbringen, gehe ich zum Kaiserpalast. Dort bitte ich um Audienz beim Hauptsekretarius, um ihn über die aktuelle Lage im Osten von Dere zu unterrichten, welche auch unsere nationale Sicherheit betreffen würde. Ich hinterlasse dem Portier meine Adresse, bei der ich abgestiegen bin, und gehe dann wieder ins Gasthaus zurück.


Dort wartet dann auch schon eine Nachricht von Dolora auf mich. Sie hat morgen Ausgang, und würde mich zum Mittagessen in meiner Absteige aufsuchen. Ich freue mich wirklich, meine Dolora wieder zu sehen. Aber wie mache ich ihr klar, dass sie mich morgen vielleicht das letzte Mal gesehen hat???


Wir haben gemeinsam gespeist und auch den Nachmittag miteinander verbracht, bis dass es für sie an der Zeit ist, wieder in die Akademie zurück zu kehren. Und was mich besonders freut: ich konnte bei ihr nicht die kleinste Andeutung auf eine dämonische Präsenz feststellen. Ich habe ihr dann noch versprochen, dass ich sie täglich bis zu meiner Abreise besuchen würde. Es sollten noch 4 Tage ins Land ziehen, bevor ich dann im Hause Firdayon empfangen wurde. Man hört mir gespannt und auch besorgt zu, jedoch sehen sie sich außer Stande, auch nur in irgendeiner Weise einzugreifen. Das Horasreich versinke im Chaos, wenn ich weiter Rahjawärts reite würde ich das Ausmaß besser sehen können. Noch immer gäbe es Aufständische, dann die Rote Keuche und die vielen Intrigen die sich gegen die Horas persönlich spinnen, und der Arivorer Blutkonvent ist nur die Spitze des Eisberges. Mein schönes Heimatland! Es blutet gerade aus. Danach verabschiede ich mich von Dolora ohne ihr gesagt zu haben, was im Osten des Landes vor sich geht. Sie soll ihre Kindheit genießen, und mit Freude an ihre Mutter denken, und nicht ständig befürchten müssen, dass ihre Mutter wahrscheinlich sterben wird.


Grangor und Kuslik

Nun heißt es nach Grangor aufbrechen. Dort gibt es sowohl ein wichtiger Efferdtempel als auch ein wichtiger Rahjatempel. Auch dort werde ich vorgelassen und angehört. Aber die Reaktion ist wieder die gleiche: "Danke für die Informationen. Das ist sehr beunruhigend. Wir werden unsere Geweihten über die drohende Gefahr unterrichten. Aber wir können da nicht eingreifen, solange wir nicht wissen wo genau Borbarad zuschlagen wird. Euer Gnaden soll sich an Ihre Kirche, an die Kriegsgöttin wenden." NATÜRLICH WERDE ICH DAS TUN!!! ABER JEDE KIRCHE GEHÖRT INFORMIERT!


Nachdem ich in Grangor einige Tage zugebracht habe, noch einmal durch die Kanäle geschlendert bin, muss ich nach Kuslik weiterreiten. In die Hauptstadt des Wissens, dort wo der wichtigste Hesindetempel steht. Wieder das gleiche Spiel (Bei Rondra, bin ich froh dass ich keine Diplomatin geworden bin, sondern eine Frau der Tat!!!) mit dem gleichen Ausgang, nur dass die werten Geweihten der Allwissenden einen viel detaillierteren Bericht wollten, und sich auch alles genau notierten: "Welche dämonischen Wesenheiten waren das? Und die Ma'hay'tamim gehören wirklich mehreren Antitäten an? Und Borbarad hat tatsächlich eine Komponente zur Beherrschung über alle Anwenderinnen seiner Zauber eingewoben?" Mit völlig rauer Kehle ging ich noch zur magischen Schule, in der alle drei Gilden repräsentiert sind und unterrichtete den Schwarzmagier zusätzlich über Salpikon Savertin, dass er nach meinem Wissen noch immer nicht aufgetaucht ist nach der Schlacht von Andalkan. Über die Gefährlichkeit der borbaradianischen Sprüche war er allerdings schon informiert worden. Als ich den beiden anderen Gilden von eben dieser Gefahr ebenfalls berichtet, wurden die Augen groß vor Vorwürfen, die auch verbalisiert wurden. Ob ich denn von Sinnen sei, so etwas auch nur anzunehmen, sie könnten solche dunklen Sprüche benutzen. Das sei ja unerhört. Schrecklich. Wenn nicht gar frevelhaft. Man muss vielleicht dazu sagen, dass hauptsächlich der Weißmagier gegen mich wetterte, der Graumagier hörte einfach nur interessiert zu und beruhigte schlussendlich auch den Weißmagier.


Jetzt hatte ich nicht nur Halsweh vom Reden im Hesindetempel sondern auch noch Kopfschmerzen vom Gezeter des Weißmagiers. In einem solchen Zustand sollte ich wirklich nicht weiter nach Arivor reisen, und aus diesem Grunde blieb ich noch einen zusätzlichen Tag in Kuslik.

Arivor

Wiedersehen mit der Familie

Ahhh, Arivor, meine Stadt und meine Liebe. Schon bei Einreiten fühle ich mich, als hätte ich Arivor nie verlassen. Die vertrauten Straßen und Häuser, bekannte Gesichter und viele Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend, die schon längst vergangen sind. Doch schon bald, als das Bild der Stadt mehr in die Tiefe sank, vielen mir auch die vielen Unterschiede auf. Die Augen der Menschen wirkten müder, die Gesichter schienen blass und eingefallen. Überall erzählte man sich von den Aufständischen, um die sich Tag um Tag ein Trupp der Ardariten kümmern muss. Und, als ich mich an meinen Weg hierher zurück erinnere, fällt mir auf, dass links und rechts des Weges, etwas abseits der Straße, Flüchtlingslager aufgerichtet wurden. Diese dürfen auch nicht in die Stadt, aus Angst vor Ansteckung. Ein paar wenige Peraineanhänger bringen den Flüchtlingen Speis und Trank. Auch das eiserne Herz des Horasreiches ist nicht verschont geblieben. Die Auswirkungen der Roten Keuche, der Intrigen gegen die Kaiserin und der Aufständischen sind auch bis hierhin vorgedrungen. Ich reite schnellen Schrittes zum Anwesen meines Mannes. Auf dem Weg dorthin werde ich ständig begrüßt und man möchte erfahren, welche Taten ich denn im Namen Rondras in der Zwischenzeit errungen hätte. So dauerte es ganze zwei Stunden, bis ich schlussendlich vor der Tür vom Algloriansichen Anwesen stand. Es hatte sich natürlich schon herumgesprochen, dass eine Tochter der Stadt wieder zurück gekehrt sei, und mein kleiner Raul ( Der ist ja noch immer so schmächtig... Ich hoffe Damiano gibt ihm genug zu essen...) begrüsste mich freundlich, wenn auch etwas distanziert. Allzu viele Erinnerungen hat er ja nicht an seine abenteuerlustige Mutter. Außer in der Zeit der Karmalqueste werde ich mich auf jeden Fall darum kümmern, dass seine Erinnerungen neu belebt werden und neue hinzu kommen. Auch meinen Ehemann Damiano wieder zu sehen bereitet mir Freude. Ich kann sofort erkennen dass er mit voller Liebe auf unseren kleine Sohn herunter schaut und sich auch sorgsam um ihn kümmert. Damiano erzählt mir, er habe schon Nachricht an meine Eltern und meinen Bruder geschickt, und das sie sich gemeinsam zur 6. Stunde zum Abendmahl hier eintreffen würden.


Gemeinsam nehmen wir also ein Bad in der hauseignen Therme und bereiten uns auf das Abendessen vor. Voller Inbrunst pflege ich meine Waffen bis sie auf Hochglanz poliert sind. Auch meine Tracht lasse ich von unserem Domestiken waschen, pflegen und bügeln. Satinav dreht die Zeit schneller als gedacht nach vorne, und der Barbier ist gerade fertig meine Haare wieder in einen sauberen Zopf zu flechten, als unser Domestik José die Ankunft der montezorischen Familie verkündet. Da stehe ich nun, auf Hochglanz poliert, und unterwerfe mich dem kritischen Blick meines ehrenwerten Vaters. Der beäugt mich voller Misstrauen, und etliche Minuten vergehen, bevor Père Raul zustimmend nickt und sagt, dass ich präsentabel sei. Welch Zustimmung von meinem Vater. Ich bin überglücklich! Und mein Bruder Ardor hat auch eine Neuigkeit auf dem Arm: seine Frau Linda hat ihm ein viertes Kind geboren. Eine kleine Tochter. Und zu meiner Freude hat er seine Tochter nach mir benannt, Leudalia. Ich bin zutiefst gerührt über solch große Ehrerbietung! Der Abend vergeht wie ein üblicher in unserem Hause. Mein Bruder und ich scherzen miteinander, Mutter rezitiert einige Gedichte, wir diskutieren über derische Politik, mein ehrenwerter Vater bemängelt meine liberale Einstellung und mein fragwürdigen Kontakt mit den vielen Magierinnen, die ich frequentieren würde, die salutaristische Einstellung in der Schlacht auch mal den Rückzug anzutreten und meine magisch begabte Tochter kommt auch wieder zur Sprache. Aber ich kann nicht umhin, auch Stolz aus seiner Stimmer heraus zu hören als ich ihm vom Exorzieren von Dämonen und von Zweikämpfen mit Paktierer erzähle. Und als ich dann beim Nazuleum angelangt bin, kann ich das erste Mal in seinem Gesicht wahrhafte Zufriedenheit mit seiner Tochter feststellen. Dann kommt allerdings die Sprache auf die derzeitige Situation zu sprechen, und die Mienen aller verfinstern sich zusehends. Jeden Morgen patrouilliert mein Vater als Kopf einer Reitereinheit in der Umgebung um Aufständische mit dem Schwert zu beruhigen und in Gewahrsam zu nehmen. Immer mehr Flüchtlinge werden zu Dieben und die Situation mit dem Mittelreich spitzt sich auch immer mehr zu. Die Ardariten seien auf jeden Fall bereit zu marschieren. Ob gegen Borbarad oder das Mittelreich spiele nicht wirklich eine Rolle, sie seien bereit und stark. Der Abend geht bis tief in die Nacht, es wird noch viel diskutiert, aber auch gelacht und getrunken.


Im Tempel der Ardariten

Am nächsten Morgen ging ich dann zu meinem Tempel, der Sitz der Ardariten. Dort nehme ich zuallererst meinen Sold entgegen, schließlich bin ich ja auch in ihrem Auftrage unterwegs. Dann folgt eine lange Unterhaltung über alles Überstandene und noch Bevorstehende. Der Hochgeweihte hört interessiert zu, verweist mich aber ebenfalls auf die Löwenburg. Die Ardariten seien zwar bereit zu marschieren, sie müssten aber wissen wohin. Ich erzähle ihm natürlich dass meine erste Handlung eine göttliche Verständigung an unser Oberhaupt, Ihre Eminenz die Patriarchin Ayla von Schattengrund, Schwert und Schild Deres war, nachdem wir von der Schlacht bei Andalkan zurück gekehrt waren. Wie erwartet sind die Ardariten, eher honorisch oder traditionalistisch eingestellt, nicht sonderlich über meine Flucht, wie sie es nennen, erfreut. Ich bitte darum dass mir in dieser Angelegenheit und noch vielen anderen verziehen werden möchte, dass ich immer nach Bestem Wissen und Gewissen handele und niemals Schande über unsere Herrin Rondra bringen möchte.


Bevor ich jedoch meine Karmalqueste machen kann, muss ich noch zwei Sachen erledigen. Ich reiche beim Sekretarius unseres Seneschallen-Vorsteher Nepolemo ya Torese meine zwölf Taten ein und lege noch bei meinem direkten Vorsteher die Beichte ab. Ich kann nicht vor die Göttin treten und zusätzliche karmale Kraft von ihr verlangen, wenn mein Gewissen nicht rein ist. So erzähle ich denn vom Kapern der mittelreichischen Flotte und meiner Unfähigkeit, dies auf göttergefällige Weise zu tun. Als Buße muss ich während meines gesamten Aufenthaltes hier in Arivor in absoluter Askese leben. Kein Wein, keine Bälle, kein Theater. Nur Kampfübungen, göttliche Meditationen und Pflichterfüllungen. Am nächsten Tag solle dann meine karmale Queste beginnen. Es waren zwei Wochen voller Erschöpfung und Entrückung. Die Rauschkräuter brachten mich in die Nähe meiner Göttin, jedoch war ich am Abend kaum noch ansprechbar. Kein Essen wollte mir mehr schmecken und der Schlaf kam auch nur sehr langsam. Am Ende der zwei Wochen war ich völlig ausgemergelt und hatte dunkle Boronsringe unter den Augen. Aber ich hatte mich meiner Göttin geöffnet und sie schenkte mir die Kraft, mein Gefäß für ihre unendliche Energie zu vergrößern.


Ich hatte mich noch nicht vollends von der Karmalqueste erholt, als ein Beilunker Reiter an mich herantrat und mir ein Brief von einer Knappin der Leuin aus Perricum überbrachte. Unsere Patriarchin hatte meine göttliche Nachricht erhalten, und lud die Gezeichneten auf die Löwenburg ein, um ausführlich über die drohende Gefahr zu berichten. Wir sollen uns am 19. Ingerimm diesen Jahres in Perricum einfinden. Wahnsinn! Eine Einladung vom Schwert der Schwerter! Wahnsinn!


Und es ging noch weiter, Schlag auf Schlag. Zuerst willigt der Hochgeweihte ein, mir die Variante des Exorzismus gegen gehörnte Dämonen anderer Antitäten als der von Rondra beizubringen, und dann wird mir die Nachricht überbracht, dass ich meine zweite Weihe in Perricum, auf der Löwenburg erhalten soll. Womöglich im Beisein der Patriarchin Ayla von Schattengrund. Ich drehe gleich durch vor Freude!!! Da ich natürlich noch immer Buße tue, können wir nicht auf die traditionelle Weise feiern. Wir zelebrieren diesen Anlass allerdings mit ordentlichen Zweikämpfen und gemeinsamen Gebeten.

Abschied aus Arivor

Die Zeit verfliegt schneller als mir lieb ist, und Ingerimm kündigt sich alsbald an. Neben den gemeinsamen Stunden mit meiner Familie und meinen Freunden, muss auch noch Zeit fürs Studium aufgewendet werden, und so vergehen die Tage, und mit jedem Tag wird mir schmerzlicher bewusst, dass meine Zeit hier in Arivor in der Geborgenheit meiner Familie bald zu einem Ende kommen wird. Ich habe in diesen zwei Monden zu Hause einiges erlebt und erledigt: meine Verpflichtungen gegenüber den Ardariten erfüllt, mit meinem Vater gute Zweikämpfe ausgefochten, die Bindung zu meinem Sohn Raul aufgefrischt und meine Freundschaft und Zuneigung zu Damiano wieder neu belebt. Und obwohl es nach wie vor keine Liebe ist, die uns verbindet, weiß ich dennoch wo ich den Abend meines Lebens verbringen will: hier in Arivor, bei meiner Familie.

Und genau das ist der Grund (und das Versprechen das ich gegeben habe), warum ich Anfang Ingerimm meine Sachen zusammen packe und mein Pferd besteige um nach Perricum zu reiten. Wenn ich will dass es einen gemeinsamen Lebensabend in Arivor gibt, muss ich mit allen Mitteln und mit allem Können helfen, Dere zu erhalten und nicht der dämonischen Herrschaft Borbarads zu unterwerfen. Mein Kampf ist kein anderer als der für die Zukunft Deres, die Zukunft meines geliebten Landes und die Zukunft meiner Familie. Habe ich vorher gegen Borbarad aus wohl noblen Gründen gekämpft, für Rondra und ihre heiligen Geschwister, für die Menschen Deres und mit meinen Freunden die sich schon länger in diesem Kampf befinden, so sind zu diesen Gründen noch die persönliche Motivation hinzu gekommen: ich kämpfe für meine Heimat und meine Familie.


Jetzt heißt es wieder stark zu sein, keine Furcht zu zeigen, und mit mutigem Herzen vor dem Übel dieser Welt zu stehen. Keiner außer der Tod wird mich von meinem Wege abbringen können, Borbarad endgültig zu seinesgleichen in die Niederhöllen zu schicken. Nur der Tod alleine oder der Erfolg können mich vom Ziel, Dere aus dem Joch Borbarads, das er über Dere werfen will, zu befreien, abbringen. Die Zwölfe stehen uns bei. Nie werden wir SIE aus den Augen verlieren. Nur mit den Götter können wir siegen. RONDRA, HÖRE DAS GEBRÜLL DEINER DIENERIN. SIE WIRD FÜR DICH KÄMPFEN!!


Und so treffe ich am Nachmittag des 16. Ingerimms in Perricum ein und quartiere mich im Ardaritenkloster ein. Als ich mich anschließend in der Stadt nach meinen Gefährten umhöre, dauert es nicht lange, bis ich Hinweise über ihre Bleibe erhalte. Ich hätte es nach meiner Zeit daheim und des schmerzvollen Abschiedes nie gedacht, aber der Anblick dieser bunten Truppe zaubert wieder ein Lachen auf mein Gesicht. Ginaya , meine älteste Freundin (in beiden Sinnen des Wortes), immer mit arrogant angehobener Nase und stolzgeschwellter Brust. Welch mächtige Magierin. Grim , der wüteriche Haudrauf, den Blick immer auf seine geliebte Ginaya oder seinen neuen Hammer gerichtet. Torben , der große Kämpfer und jetzt Kor -Akoluth, hätte mir in den letzten Monden keine größere Freude bereiten können, als die die er mir erwiesen hat als er mit Boron ins Reine kam. Joela , meine liebe Freundin aus dem Horasreich, welche Stütze und Hilfe sie doch immer ist. Und Aridhel , der Elf, der immer wieder Harmonie in der Gruppe herstellen kann. Ihr Anblick festigt meinen Entschluss, mit ihnen im Kampf zu stehen, bis wir gemeinsam siegen oder gemeinsam sterben. BORBARAD, DU WIRST UNTERGEHEN. ICH WERDE NICHT RUHEN BIS DU AUF IMMER UND EWIG IN DEN NIEDERHÖLLEN ENTSCHWUNDEN BIST!!!