Aufenthalt in Weiden
Inhaltsverzeichnis
19. Rahja, 2507 Horas
Wir sind in Baliho angekommen. Die letzten Tage waren genauso unerfreulich, wie die davor. Uns ist irgendwie allen nicht nach Reden zumute. Ginayas Auge ist schlimmer geworden und nun ist sie so gut wie blind auf der einen Seite. Aridhel beobachtet uns ständig und manchmal merke ich, wie er leise seufzt, wenn er mich von der Seite anstarrt. Grim hat die letzten Tage nicht einmal aufgehört seine Stirn zu runzeln und Torben schweigt verbissen. Ich selber würde am Liebsten jemanden anbrüllen und wenn der Elf noch einmal in meiner Gegenwart seufzt, dann werde ich ihn eigenhändig verprügeln. Das einzig Positive ist, dass mich die letzten Nächte keine Träume mehr quälten. Wahrscheinlich bin ich einfach zu erschöpft dazu. Torben und ich sind am Abend ein wenig durch die Gassen gezogen. Die Leute hier haben noch nicht viel von den Vorfällen in der Sichelwacht gehört. Nur das seltsame Dinge vorgefallen sind und das wir irgendetwas damit zu tun haben. Die wüstesten Gerüchte kursieren. Davon das wir Weiden gerettet haben, bis dazu das wir mit dem Namenlosen (!) selbst im Bunde sind. Verrückte Ideen haben die hier... |
23. Rahja, 2507 Horas
Man kann hier nirgends hin gehen ohne von einer ganzen Schar Weidener Tölpel angegafft zu werden. Es ist kaum zu ertragen. Für Aridhel muss es besonders schlimm sein. Er ist ja ohnehin nicht gerne in Städten und die Menschen hier behandeln ihn alles andere als gut. Sie gehen ihm aus dem Weg und beobachten ihn misstrauisch. Viele haben Angst vor ihm. Heute hat eine Mutter ihre kleine Tochter panisch ins Haus gezogen, als Aridhel und ich den Weg entlang kamen. Sie bedeckte die Augen der Kleinen, damit der böse Elf ihr nicht die Seele aussaugen kann. Ist denn das zu fassen!? Abergläubische Spinner! |
25. Rahja, 2507 Horas
Wir haben heute Ginayas und Grims Hochzeit nachgefeiert. Es hat uns wirklich gut getan mal wieder gemeinsam etwas Lustiges zu machen. Ich habe Ginaya eine Magierrobe zum Geschenk gemacht – ihre sah nach Dragenfeld ganz furchtbar aus. All unsere Sachen waren danach eigentlich zum Wegschmeißen und wir mussten in den letzten Tagen alles erneuern. Was wirklich eine ganz schön teure Angelegenheit war. Ginaya hat zwar nichts gesagt, aber ich denke sie hat kaum Geld. Die Akademien verlangen ja viel für die Ausbildung. Und ich habe noch soviel auf der Nordlandbank. Also habe ich ihre die Robe zum Geschenk gemacht und sie hat sich wirklich außerordentlich darüber gefreut.
Nach der Feier habe ich noch lange mit Aridhel geredet. Es hat ihn sehr entsetzt, was uns Menschen in Dragenfeld widerfahren ist. Ich denke, er hat zum ersten Mal so wirklich verstanden, dass mein Volk viel kurzlebiger ist, als das seine. Er hat Angst, dass wir nicht genug Zeit haben werden den Sinn unseres Daseins zu erforschen. "Welchen Sinn hat das Leben der Menschen? Ich kann ihn nicht erkennen. Das Kaninchen weiß von Anfang an, welchen Platz es in der Harmonie der Welt einnimmt, sogar einnehmen muss. Dort bleibt es bis es seinen letzten Sinn erfüllt und seiner Umgebung zurückgibt, was es genommen hat. So ist es mit allen Tieren. [...] Doch was ist mit den Menschen? Wir sind eine so kleine Gruppe, doch ist jeder von euch völlig anders in seinem Wesen. Ihr seid verschiedener zu einander als es selbst grin fey und biunfey jemals sein könnten. Wie wisst ihr, was eure Aufgabe ist, wenn ihr niemanden habt, an den ihr euch halten könnt, da ihr alle so unterschiedlich seid? Wir suchen unseren Weg bis wir ihn gefunden haben, doch spielt die Anzahl der Tage keine Rolle für uns. Doch was ist mit euch? Vor allem jetzt." Er hat mir danach noch versichert, dass er nicht von unserer – von meiner Seite – weichen würde, bis das alles hier ausgestanden ist. Dabei strich er sanft meine Haare aus der Stirn und betrachtete mich zärtlich. Ich weiß, er ist sehr froh, das mir nicht soviel Zeit, wie meinen Gefährten, genommen wurde. Vielleicht ist es wirklich die Verbindung zu ihm, die mich beschützt hat. |
27. Rahja, 2507 Horas
Ich habe einen Brief an meinen Freund Eolan geschickt. Die Nanduriaten sollten wissen was hier vor sich geht. Außerdem hat er vielleicht nützliche Informationen für uns. Sobald ich weiß, dass wir uns wo länger aufhalten werden, werde ich ihn um ein Antwortschreiben bitten. |
1. Praios, 2508 Horas
Die Namenlosen Tage sind ohne größere Zwischenfälle vorüber gegangen. Sind die Straßen an diesen Tagen ohnehin wie leergefegt, traute sich dieses Mal wirklich niemand vor die Tür.
Am späten Vormittag hörten wir einen Ausrufer vor unserer Schenke: „Blankes Entsetzen in Sichelwacht – Große Landstriche verwüstet“. Er erzählte von der Verwandlung dieses einst fruchtbaren Landes in eine graue, staubige Ödnis. Von 500 Todesopfern ist die Rede, - möge Boron ihrer Seele gnädig sein - die wenigen Überlebenden befinden sich in der Obhut der Inquisition oder der Noioniten. Ginayas Auge bekommt so einen seltsamen rötlichen Schimmer. Außerdem war sie heute mal wieder besonders ungehalten, was natürlich Grim büßen musste. Nachdem er irgendwas Unpassendes gesagt hat, hat sie ihn mal wieder paralysiert. Es sah einfach zum Schreien aus, denn er hatte sich just in dem Moment am Hintern gekratzt. Ich konnte nicht widerstehen und musste ihm ein Vogelnest auf den Kopf setzen. Am Liebsten hätte ich ein Bild gemalt, von dieser herrlichen Szenerie. Ich beschloss, dass es aber vermutlich klüger wäre, ein Stück weit entfernt zu sein, wenn der Thorwaler aus seiner Erstarrung aufwacht. |
2. Praios, 2508 Horas
Ginaya und Aridhel brechen nach Salthel auf um bei den Magi um Rat zu fragen. Wir reiten inzwischen nach Trallop. Vielleicht können wir dort herausfinden, ob es während der Namenlosen Tage zu „ungewöhnlichen“ Vorfällen gekommen ist. Die Prophezeiung, dass ein Magier unter dem Zeichen des Regenbogens geboren werden soll, lässt uns einfach keine Ruhe. Schließlich wurde sie für die Namenlosen Tage vorhergesagt.
Am Abend – in Braunsfurt – trafen wir unsere beiden Freunde. Sie waren schon wieder zurück aus Salthel. Ihre Suche nach den Magi war erfolglos gewesen. Keiner von ihnen ist mehr dort. Dafür sammeln sich Bannstrahler, Weidener Rundhelme und Draconiter in der Sichelwacht. Der Goblinsteig ist ab Salthel gesperrt. Das ganze Gebiet dort oben ist nun Sperrzone. |
3.Praios, 2508 Horas
Wir sind heute in Trallop angekommen. Ich bin immer wieder fasziniert von dieser Stadt. In der Flussmündung des Pandlaril erbaut, von dicken Wehrmauern umgeben, ist sie mehr als nur eine trutzige Feste. Sie scheint mir praktisch uneinnehmbar zu sein. Muss sie wohl auch, „als letzte Feste der zivilisierten Menschheit“. Naja, ob man bei den Kuhdörfern hier von Zivilisation sprechen darf, darüber lässt sich wohl streiten.
In der Stadt habe ich uns dann ein Zeitung von einem unaufmerksamen dicken Händler organisiert, der gerade an seiner Kuhhaxn kaute. Leider stand darin nicht viel Neues. |
3. Praios, 2508 Horas
Torben möchte zurück zu seiner Familie. Ich kann ihn gut verstehen, immerhin hat er elf hungrige Mäuler zu stopfen. Ginaya ist gar nicht davon begeistert. Ihr wäre lieber, wenn er hier an unserer Seite bleiben würde, falls es sich weitere „Vorkommnissen“ ereignen. Sie hat lange mit ihm gesprochen und ihn dazu überredet noch ein paar Tage zu bleiben. Vielleicht dringt doch noch Kunde von ungewöhnlichen Ereignissen an den Namenlosen Tagen bis zu uns vor.
Den Tag verbrachten wir mit der Suche nach Wirselkraut. Wir konnten ungewöhnlich viel davon finden. Vermutlich hatten die Leute in letzter Zeit keine große Lust dazu, alleine Wald und Wiesen zu durchstreifen. Zu unserem Glück. Jeder von uns hat nun einen Trank und die Restlichen haben wir recht ertragreich verkauft. |
8.Praios, 2508 Horas
Ich war die letzten Tage hauptsächlich im Tempel. Beten und Meditieren. Eigenartig ist, das ich schon seit langem keinen Traum mehr hatte, weder einen schlechten noch einen guten. Ich habe heute mit meinen Freunden darüber gesprochen und auch sie träumen zur Zeit nicht. Anderen Menschen scheint es aber nicht wie uns zu gehen. Sehr seltsam... |
10. Praios, 2508 Horas
Ginaya hat uns heute morgen zu sich gerufen und die Augenklappe, die sie seit Tagen trägt gelüftet. Dort wo früher ihr Auge war, erstrahlt nun ein makelloser Rubin! Sie muss wahrhaftig die erste Gezeichnete aus den Prophezeiungen sein. Vonwegen „das almadine Auge...“ Wertvoll gearbeitet ist es, ganz rund geschliffen. Das ist gut und gerne 800 Dukaten wert. Ginaya wird in Zukunft gut darauf aufpassen müssen. Wer weiß, auf was für Ideen Streuner und Diebe kommen, wenn sie das sehen. Als ich gerade so meinen Gedanken nachhing, funkelte Ginayas Auge plötzlich und sie riss das LZS aus ihrer Tasche und begann zu zaubern. Morgen werden wir nach Punin aufbrechen. In Weiden ist nach wie vor alles ruhig. Vielleicht können wir in Almada mehr herausfinden. Die Bibliothek dort ist riesig und sie müssen ja Aufzeichnungen über den Bethanier haben, nachdem er dort studierte. |
13. Praios, 2508 Horas
Ginaya hatte heute Nacht - zum ersten Mal seit langem - einen Traum. (Der Schlaf von uns anderen ist übrigens nach wie vor traumlos.) Sie sah das Madamal, die Sterne und unzählige Spinnen spannten ihre Netze um die Gestirne. Keine Ahnung, ob das was zu bedeuten hat.
In Wehrheim haben wir uns von Torben getrennt. Er reist nach Hause zu seiner Familie. Sobald wir etwas Neues erfahren, werden wir ihn benachrichtigen. |