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Die Jagd beginnt

Aus Avesfeuer
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Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
2498 Horas Von Neersand auf nach Vallusa
ING 2498 Horas Die Amazonengöttin
ING - PRA 2498 Horas Von Vallusa auf nach Greifenfurt
2498 Horas Von Neersand auf nach Vallusa
PRA 2498 Horas Die Abtei der Borbaradianer
HES - FIR 2499 Horas Zusammentreffen mit Asleif Phileasson
FIR - TSA 2499 Horas Der Wettstreit beginnt
ING 2507 Horas Wiedersehen in Baliho
ING 2507 Horas Der Aufbruch in die Sichelwacht
ING 2507 Horas Die Drachenpforte
RAH 2507 Horas Kampf auf Turm Drachentodt
RAH 2507 Horas - PRA 2508 Horas Aufenthalt in Weiden
RON - EFF 2508 Horas Nachforschungen über Borbarad
TRA 2508 Horas Einladung von Herzog Waldemar von Weiden
TRA 2508 Horas Unterwegs im Auftrag des Weidener Herzogs
TRA 2508 Horas Begegnung mit einem Vampir
TRA - BOR 2508 Horas Die Jagd beginnt
BOR 2508 Horas Das Mal des Vampirs
BOR 2508 Horas Versöhnung mit Aridhel
BOR 2508 Horas Die Reise zum Blautann
BOR 2508 Horas Die bunte Elfenkatze

27. Travia, 2508 Horas

Es war schon später Vormittag als wir uns alle beim Frühstückstisch einfanden. Gut gelaunt begrüßte ich meine Gefährten und gab Aridhel einen dicken Kuss. Es war doch ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man seine Seele noch hatte.

Torben nahm meine gute Laune gleich zum Anlass zu denken, ich hätte mich letzte Nacht im Hafenviertel vergnügt. Ich würdigte ihn nicht einmal einer Antwort. Wie kann man nur so dumm sein?

Die Thorwaler hatten mehr über die Morde herausgefunden. Im Travia waren bereits vier geschehen. Eine Dirne wurde mit drei Messerstichen getötet, einer fehlte das Herz, bei einer war die Haut aufgerissen und der letzten fehlten – wie wir bereits wussten – Kopf und Gliedmaßen. Diese Gräueltaten waren am 3., 10., 17. und 25. Travia geschehen. Hier zeichnete sich also ein Muster ab. Wir nehmen an, dass sich der nächste Mord Anfang Boron ereignen wird.
Ob alle Metzen Opfer eines Vampirs wurden, oder war es nur ein Zufall, das die letzte diese Bissmale getragen hat?

Wieder teilten wir uns auf. Torben stattete der Stadtwache einen Besuch ab, Grim begann Pflöcke zu schnitzen – angeblich kann man Vampire mit einen Pflock ins Herz töten, - und wir gingen Sachen einkaufen. Wir erwarben Knoblauch, Praiosblumenkerne, Bärentod (vielleicht konnten wir den Vampir so anzünden), Salz und Fingerfarbe für Aridhel. Am Nachmittag zogen Aridhel und ich uns auf unser Zimmer zurück. Wir wollten ein bisschen Zeit für uns haben und ich war noch müde von der Zeremonie in der gestrigen Nacht.
Abends brachen Torben und Grim dann wieder ins Hafenviertel auf, ganz zum Leidwesen von Ginaya, die alles andere als begeistert darüber war.

28. Travia, 2508 Horas

Im Hafenviertel erzählt man sich einige Gerüchte. Angeblich wurde das „Schwert der Schwerter“ - Dragosch Corrhenstein – in einen Hinterhalt gelockt und getötet.

Der Baron und Verwalter von Baliho – Avon Nordfalk von Moosgrund– soll verschwunden sein. Manche sagen, er kämpfe gegen die Orks, andere meinen er wurde entführt oder sogar getötet, wieder andere glauben zu wissen, er wäre derzeit gerade bei Kaiser Brin.
Vom nahen Nachtschattenturm erzählt man sich, es lebe dort ein schwarzer Magier, der schon viele Jahrhunderte alt ist, doch noch immer sei sein Antlitz das eines schönen Jünglings.
Es kursieren sogar Gerüchte, dass die Giganten in Weiden wären! Ach, diese Weidener! So beschränkt ihr Wissen ist, so blühend ist ihre Fantasie.

Um zumindest den Gerüchten über den Verweser auf den Grund zu gehen, suchten wir seine Residenz auf. Dort trafen wir den Burggrafen aber nicht an und so gingen wir weiter zum Landvogt. Angrist von Baliho wirkte mehr wie ein Ritter, als wie ein Landherr. Er sagte uns, der Verweser sei zur Zeit beim Kaiser. Über die Morde konnte er uns nicht mehr erzählen, als wir schon von der Stadtwache erfahren hatten.

Grim und Torben sind wieder zum Hafen gegangen. Ginaya ist schon sehr böse auf die beiden. Ich kann sie verstehen. Zwei Männer, die den Traviabund eingegangen sind, haben in so einem Viertel nichts verloren.
Ich habe mich mit Aridhel aufs Zimmer begeben. Meine Gefühle für ihn sind wieder so stark wie eh und je, vielleicht sogar noch stärker. Es ist schön, wenn wir mal ungestört die Nacht miteinander verbringen können.

29. Travia, 2508 Horas

Wir haben beschlossen uns heute aufzuteilen. Aridhel und ich reisen nach Süden, in das Dorf Altnorden und die anderen werden in Rudein nach dem Rechten sehen.

Wir beide haben die Kaleschka genommen. Eigentlich hält sich Aridhel nicht gerne in engen Räumen auf, aber ich konnte ihn von den Vorzügen der Kutsche überzeugen. Wir konnten uns drinnen aneinander kuscheln, während draußen der Schnee in dicken Flocken auf das Land herabfiel.

Kurz vor unserem Ziel hielt Boril auf einmal die Pferde an. Neugierig streckten wir die Köpfe aus der Kaleschka. Unser Kutscher hatte abseits vom Weg ein Bündel im Schnee entdeckt. Beim Näherkommen entpuppte sich dieses Bündel als die Leiche eines Mannes. Sie war schon leicht eingeschneit und steif gefroren. Als wir sie umdrehten entdeckten wir Krallenspuren auf der Brust und auch Bissspuren am Hals.
Wir konnten den Mann schlecht liegen lassen. Was wenn er als Vampir wiederauferstand? Aridhel kehrte zur Kutsche zurück und holte eine Axt. Inzwischen sah ich mich ein bisschen um. In der Nähe lag ein Holzprügel und dort konnte ich Asche entdecken. Hatte der Mann seinen Angreifer noch töten können und war dann an Schwäche gestorben?
Wir wollten kein Risiko eingehen und so hackte Aridhel der Leiche den Kopf ab. Mit einem schaurigen Knirschen gab das gefrorene Fleisch und die steifen Knochen nach dem dritten oder vierten Hieb nach. Wir wickelten Körper und Kopf in Decken und brachten sie zur Kutsche. Boril saß mit glasigen Augen auf dem Kutschbock und klammerte sich an einer Flasche Bärentod fest. Der Arme! Wir muteten ihm ganz schön viel zu.

Altnorden selbst bot einen recht ungewöhnlichen Anblick. Das Dorf wird von einer halbfertigen Wehrmauer umgeben, an der aber fleißig gearbeitet wurde, als wir ankamen. Und das mitten im Winter!
Wir suchten das Haus des Vogts auf, wo wir aber erfuhren, dass sich der Herr, gerade auf der Baustelle aufhielte. Also marschierten wir dorthin. Aridhel hatte seinen Mantel fest um sich gewickelt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Nach den ganzen Anfeindungen in Weiden war er vorsichtig geworden.
Als wir näher kamen, starrten uns einige Arbeiter neugierig an. Der eine oder andere hielt sogar kurz in seiner Arbeit inne. Auf meine Frage nach dem Vogt hin, wurden wir an einen wohlgenährten Mann in der Mitte der Baustelle verwiesen. Wir hatten uns gerade bekannt gemacht – sein Name ist Bervis von Dunkelstein – als ich ein Flüstern hörte: „Ist das etwa ein Elf? Ja, natürlich!“ Und dann schrie auch schon einer der Bauarbeiter: “Ein Elf! Ein Elf auf der Baustelle!“ Panik brach rund um uns aus. Einige Arbeiter ließen ihre Werkzeuge fallen und drückten sich in die nächste Ecke, doch viele kamen mit drohend erhobenen Hämmern und Meißeln auf uns zu. „Scher dich weg, Elf! Und wage es nicht über die Mauer zu springen!“
Bervis von Dunkelstein sah uns erbost an: „Was hat ein Elf hier zu suchen?!“ Ich tat einen Schritt nach vorn und stellte mich zwischen Aridhel und dem Vogt mit seinen Männern. „Wir sind im Auftrag des Weidener Herzogs hier. Ich bin seine Gesandte und der Elf ist mein Geleit,“ erwiderte ich fest. Misstrauisch beäugte der Vogt uns und meinte schließlich, es wäre wohl besser in sein Haus zu gehen. Dort könnten wir unser Anliegen in Ruhe darlegen.
Beim Verlassen der Baustelle hörte ich noch heftiges Stimmengemurmel hinter uns. „Und er war sicher ein Elf?“, „Hast du seine glühenden Augen gesehen?“, „Die Zwölfe stehen mir bei! Er hat mich angesehen. Ich muss jetzt sicher sterben!“, „Ist er auch ganz bestimmt nicht über die Mauer gesprungen?“, und noch vieles mehr.

Bervis von Dunkelstein führte uns in sein Arbeitszimmer. „Nun was führt euch hierher?“ fragte er mich. Ich erkundigte mich, ob in letzter Zeit Leute verschwunden sind. Tatsächlich sind mehr als ein halbes Dutzend Arbeiter „desertiert“. Sie bauen diese Wehrmauer mitten im Winter, um gegen einen Angriff der Orks gesichert zu sein. Dazu haben sie eine zweite Schicht eingeführt, die die Arbeiten auch nach Einbruch der Dunkelheit fortsetzt. Bei der Nachtschicht verschwinden immer wieder Arbeiter. (Einer davon scheint unsere Leiche zu sein.) Laut Vogt tauchen sie unter, weil ihnen die Arbeit zu anstrengend ist.
Ernst redete ich auf Bervis ein, um ihn davon abzubringen auch weiterhin in der Nacht zu bauen. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, dass seine Arbeiter ermordet – oder auch noch Schlimmeres mit ihnen angestellt – wurde. Wir berichteten ihm auch von der Leiche, die wir gefunden haben. Doch was wir auch sagten, er blieb stur und uneinsichtig. Herrin Hesinde hilf, und spende diesem Thor deine Gaben!
Mehr oder minder unverrichteter Dinge mussten wir also wieder abziehen. Wir würden den anderen davon berichten. Vielleicht hatten ja Ginaya oder auch Grim eine gute Idee, wie wir den Vogt überzeugen könnten.

Zurück in Baliho brachten wir die Leiche gleich zum Hochgeweihten Brunn Baucken, damit er sich um sie kümmern konnte. Er scheint mir ein wirklich sehr vernünftiger Mann zu sein, und ist uns gegenüber sehr hilfsbereit. Auch er sorgt sich wegen den Entwicklungen in Weiden.
Unsere Freunde waren inzwischen schon längst aus Rudein zurückgekehrt. Auch sie hatten viel zu berichten. Ein Bauer ist vor ein paar Wochen aus seinem Grab verschwunden und kurz darauf ward seine Frau nicht mehr gesehen. Im Haus der besagten Eheleute konnten unsere Freunde noch Kampf- und Blutspuren entdecken. Etwas derartiges hatten wir mehr oder minder schon erwartet. Anscheinend ist ganz Weiden von dieser Vampir-Plage betroffen.
Bei ihrer Rückkehr nach Baliho erlebten sie allerdings eine wirkliche Überraschung. Ein spärlich bekleideter, tulamidischer Magier taumelte ihnen entgegen. Es war Dschelef ibn Jassafer, die – inzwischen ehemalige – Spektabilität von der Akademie in Rashdul, mit der wir einst einen sehr feuchtfröhlichen Abend beim Gauklerfest in Mherwed verbracht haben. Ginaya meinte, er hatte schwerste Erfrierungen und war Boron näher als Tsa, als sie ihn fanden. Sie haben sich um ihn gekümmert und ihn in den hiesigen Traviatempel gebracht, dass er gut versorgt sei.

Ibn Jassafer könnte uns nach dem Bericht unserer Gefährten noch eine sehr große Hilfe sein. Er hat sich sehr ausführlich mit den Orakelsprüchen von Fasar beschäftigt und hat Ginaya sofort als erste Gezeichnete erkannt. Er ist der Meinung, dass die Al´Anfanischen Prophezeiungen davon abgeschrieben sind. Das würde auch erklären, warum die Orakelsprüche viel detaillierter sind. Ginaya hatte, aufgrund seines geschwächten Zustands, noch keine Gelegenheit sich ausführlicher mit ihm zu unterhalten. Sie weiß nur, das er denselben Linien gefolgt ist, denen auch sie schon einmal nachgegangen ist. Ibn Jassafer denkt, dass auch welche dieser magischen „Kraftlinien“ durch Dragenfeld gehen.
Er hatte auch ein Horoskop für den 2.Rahja erstellt. Wie erwartet verhieß dieses gar nichts Gutes. Es warnt vor der Macht und dem Ende der Zeit und einem ungewöhnlichen Beginn in der Macht der Zeit. Es berichtet von Freiheit vom Tod, Vergeblichkeit von Heldenmut und schließlich verkündet es doch den Sieg der Strömungen. Na, was das wohl bedeuten könnte...
So wie die Sterne an diesem schicksalsträchtigen Tag standen, war das alles aber erst der Anfang. Borborad war und ist anscheinend nicht Borons Macht unterworfen. Viel Böses wird noch auf uns zukommen und Weiden wird es besonders hart treffen...
Die Sternenkonstellation am 22. Boron, 2082 Horas, also am Tag von Rohals Entrückung und Borbarads Verbannung, war übrigens ähnlich.

30. Travia, 2508 Horas

Den Tag verbrachte ich mit Ginaya in der Bibliothek. Ich half ihr bei ihren Nachforschungen, was sich angesichts des relativ geringen Bestands an Büchern, zum Glück, nicht als allzu schwierig erwies.

Wir fanden einige interessante Buchpassagen: Es heißt die tausendjährige Eiche steht auf einer Ader Sumus. (In ihr treffen sich zwei der „Kraftlinien“)
Über Vampire stand etwas im Großen Aventurischen Almanach geschrieben. Sie können sich in Fledermaus und Wolf verwandeln und Ratten und Wölfe herbeirufen. Sie hassen Knoblauch und heilige Symbole des Praios, sowie geweihtes Wasser. Man kann sie mit Pflöcken aus Weißdorn oder Steineiche töten.
Des weiteren entdeckten wir eine Erzählung über einen Vampir auf der Acheburg in der Märchensammlung des Weldmar von Arpitz. Er lebt dort seit Jahrhunderten und besitzt auch die Fähigkeit neue Vampire zu erschaffen.
Im Geheimnisse des Lebens stand geschrieben: Vampire saugen Sikaryan durch Beißen und Blutsaugen. Sie werden von der unstillbaren Gier nach Blut beherrscht.

Aridhel war in der Zwischenzeit bei Brunn Baucken gewesen. Der Hochgeweihte hat ihm einen Brief ausgestellt, dass er die Sichelwacht betreten darf. Aridhel möchte unbedingt einmal zurückkehren zu diesem Ort des Schreckens. Er möchte versuchen eine Teil des Landes zu „heilen“ und so sich und uns und vor allem seinem Volk ein wenig Hoffnung zurück geben. Ich verstehe nicht ganz, was er damit meint, aber so ist er halt nun einmal. Ich für meinen Teil kann liebend gerne darauf verzichten noch einmal in meinem Leben dort hinzureisen.

Grim und Torben zogen nach Altnorden. Sie wollten den Vogt und die Leute davon überzeugen die Nachtarbeit einzustellen. Wie erwartet waren ihre Bemühungen allerdings ergebnislos.
Bei ihrer Rückreise haben sie in einer Scheune eine Leiche mit Bissspuren am Hals entdeckt. Mit wie vielen Vampiren wir es wohl zu tun haben?

In der Nacht waren wir im Hafenviertel. Der Mörder/Vampir wird wohl in den nächsten Tagen wieder zuschlagen und dann wollen wir zur Stelle sein. Die Nacht war sehr kalt und es schneite in dicken Flocken.
Um ein größeres Gebiet überwachen zu können, haben wir uns aufgeteilt. Aridhel und Grim und Ginaya und Torben bilden jeweils eine „Einheit“, die durch die Straßen streift. Ich selbst versuche von den Dächern aus den Überblick zu behalten und bleibe immer in Rufweite der beiden Gruppen.
Bis zum Morgengrauen blieb allerdings alles ruhig. Aber morgen werden wir uns wieder auf die gleiche Weise auf die Lauer begeben.

1. Boron, 2508 Horas

Es war bereits die Praiosstunde angebrochen, als ich mich aus meinem Bett quälte. Damit wir nicht bis zum Einbruch der Nacht untätig herumsäßen, beschlossen Ginaya und ich uns in den umliegenden Scheunen und Feldern von Baliho umzusehen. Diese Suche verlief ohne jedes Ergebnis.

Bei Einbruch der Dunkelheit kehrten wir zurück und ich unterhielt mich mit der Stadtwache am Tor. Das letzte Opfer hatte ein Stück Pelz in der Hand gehabt. Ein Pelz von derart guter Qualität, wie in eigentlich nur der Händler Elbaran verkauft.
Ginaya und ich horchten auf. Elbarans Geschäft war ja überfallen worden und Teile der letzten Leiche sind dort gefunden worden. Meine Freundin und ich machten uns sofort auf den Weg. Im Geschäft trafen wir nur seine Angestellte an. Meister Elbaran erscheint immer erst abends. Er sei eher ein Einzelgänger und ein wenig eigenbrötlerisch, meinte sie. Könnte er der gesuchte Vampir sein?
Wir kehrten zum „Kaiserstolz und Orkentod“ zurück, um unseren Freunden schnell von unserer Entdeckung zu berichten. Gemeinsam gingen wir dann zum Händler zurück, doch Meister Elbaran war gerade ausgegangen. Verflucht! Wie konnten wir nur so hesindevergessen sein und sein Geschäft nicht überwachen?!
Wir ließen uns den Mann von seiner Angestellten beschreiben. Demnach schien er große Ähnlichkeit mit dem Metzenschnitters zu haben.

Ohne Umschweife machten wir uns auf den Weg ins Hafenviertel und teilten uns wie gehabt auf. Die „Jagd“ war eröffnet.
Wir verfolgten Elbarans „Spur“ durch das Viertel. Jemand hatte ihn im „Blauen Stier“ gesehen – ein sehr fragwürdiges Etablissement. Dort war er aber nicht mehr, als wir eintrafen. Wir hetzten weiter zum „Wütenden Keiler“, wo er angeblich hingegangen war. Auch in dieser windigen Spelunke trafen wir ihn nicht an. Er hatte die Kneipe vor kurzem in Begleitung eines jungen Mädchens verlassen. Man sagte uns, sie wären nordwärts gegangen.
Während sich meine Freunde ihren Weg durch die Straßen bahnten, lief ich, hoch auf den Dächern, vor. Vielleicht konnte ich Elbaran und das Mädchen irgendwo ausmachen.
Tatsächlich! In einer Seitengasse bemerkte ich eine schwarze Gestalt, die sich gerade über ein Mädchen beugte. So laut ich konnte schrie ich: „Hierher, Freunde!“ und sprang mit einem Satz vom Dach hinunter in die dunkle Gasse. Ich zog sofort mein Rapier und den Pflock, den Grim für mich geschnitzt hatte. „He, du da!“ rief ich, doch der Mann reagierte nicht. Also nahm ich meine Kraft zusammen und rammte mein Rapier tief in das Fleisch der schwarzen Gestalt. Einen normalen Menschen hätte dieser Schlag kampfunfähig zu Boden sinken lassen, doch der Mann drehte sich langsam um und funkelte mich wütend an.

Sein Gesicht war blutverschmiert und der Frau am Boden troff das Blut vom Hals. Es bestand wohl kein Zweifel wer, oder besser gesagt was, da vor mir stand. Ich empfahl mich den Göttern und betete, dass meine Freunde bald eintreffen würden. Mit festem Griff umschloss ich den Pflock und stürzte mich auf den Vampir. Ich versuchte ihm das Holz ins Herz zu rammen, doch schon beim ersten Stich, zersplitterte die Steineiche. Merde!
Phex sei Dank, war aber gleich darauf Aridhel neben mir. Elbaran drehte sich um und floh in die Dunkelheit der Gassen. Aridhel sang kurz und setzte dann hinterher. Ich versuchte den beiden zu folgen, aber mein Gefährte war viel schneller als ich.
Als ich um die nächste Ecke bog, sah ich die beiden vor mir. Sie kämpften. Ich stellte mich an Aridhels Seite und half ihm so gut ich konnte. Hinter uns hörte ich Schritte. Grim, Ginaya und Torben. Nur wenig später schoss etwas durch die Luft und traf nicht den Vampir, sondern Aridhel, der plötzlich seine Waffen fallen ließ und sich zurück zog.
Gleich darauf war Torben neben mir. Er versuchte mir seinen Pflock zu geben, ließ ihn aber fallen. Ich konnte ihn aber am Boden ausmachen und mit einer geschickten Bewegung greifen. Wieder versuchte ich den Vampir ins Herz zu treffen. Ich bemühte mich ein paar mal vergeblich, aber schließlich traf ich.
Schmerzerfüllt schrie der Vampir auf. Ich tat einen Schritt zurück. Rauch trat aus der Wunde. Doch Elbaran griff nach dem Pflock, riss ihn sich heraus und schleuderte ihn fort. Ich versuchte das Ding im Dunkeln zu finden. Torben hackte wie ein Besessener auf den schwarzen Mann ein. Er schien ihn unbedingt köpfen zu wollen.
Endlich hatte ich das Holz gefunden. „Mach Platz,“ rief ich Torben zu, aber er reagierte nicht. Noch einmal versuchte ich mich bemerkbar zu machen, aber er schien seine Umwelt überhaupt nicht wahr zu nehmen. Schließlich rempelte ich ihn leicht an. Mit einem Wutschrei führte Torben den nächsten Schlag – ein wahrer Praiostagsschlag – und der Kopf von Elbaran polterte über den Boden.
Schnell schob ich mich an Torben vorbei und rammte dem Vampir zur Sicherheit den Pflock ins Herz. Neuerlicher Rauch stieg auf und kurz darauf zerfiel die Kreatur zu Asche.

Wir hoben das Mädchen auf, das noch immer bewusstlos war, und brachten sie in den Praiostempel. Seine Eminenz Brunn Baucken war alles andere als begeistert, dass wir ihn aus dem Schlaf rissen, aber er nahm sich des Mädchens an und versprach uns sie gut zu versorgen.

2. Boron, 2508 Horas

Beim verspäteten Frühstück heute morgen waren wir alle gut gelaunt. Außer Torben, der ein wenig verstimmt zu sein schien. Keine Ahnung, was der schon wieder hat.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, haben wir uns in Elbarans Haus umgesehen. Viel Interessantes konnten wir nicht finden. Nur eine Kiste, in der er anscheinend übernachtet hat. Danach machten wir uns auf, dem Landvogt von den Ereignissen der Nacht zu berichten. Der wimmelte uns aber ziemlich schnell ab. Von Vampiren wollte er überhaupt nichts hören. Diese dummen Weidener! Verschließen lieber die Augen vor der Gefahr, als sich ihr zu stellen.

Ginaya machte sich auf zum Traviatempel, um Dschelef ibn Jassafer zu sprechen. Danach wollte sie noch einmal in die Bibliothek gehen, um mehr über die Acheburg herauszufinden. Ich begab mich in die Stadt, um ebenfalls Nachforschungen anzustellen.
Zusammen fanden wir ungefähr folgendes heraus: Die Archeburg war früher eine mächtige Feste. Zur Zeit der Priesterkaiser wurde sie von der Sonnenlegion eingenommen und eingeebnet. Seither soll sie verflucht sein. Immer wieder ist die Rede vom „Schwarzen Mann vom Finsterkamm“. Ein Blutsauger, der über Mensch und Vieh herfällt. Besonders soll er alle Diener der Zwölfe hassen. In der Gegend um die Burg verschwinden immer wieder Reisende.
Der Anführer der Sonnenlegionäre – die einst die Archeburg gestürmt hatten – verstarb kurz darauf auf mysteriöse Weise. Er wurde schwer verletzt in einem Dornengebüsch aufgefunden und siechte wochenlang dahin. Er tötete einige Menschen. Angeblich stand er mit finsteren Mächten im Bunde. Von seinem Tod oder seinem Begräbnis konnte Ginaya keine Aufzeichnungen finden.

Übrigens haben die Geweihten Ginaya nicht zu ibn Jassafer gelassen. Er müsse sich erst erholen. Das ist wirklich zu schade, vielleicht könnte er Licht in die Vorgänge hier in Weiden bringen. Ginaya hat einen Brief an ihn hinterlassen. Denn morgen werden wir nach Altnorden aufbrechen. Uns erkundigen, ob dort weitere Menschen verschwunden sind, seit wir das letzte Mal dort gewesen sind.