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Die Amazonengöttin

Aus Avesfeuer
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Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
2498 Horas Von Neersand auf nach Vallusa
ING 2498 Horas Die Amazonengöttin
ING - PRA 2498 Horas Von Vallusa auf nach Greifenfurt
2498 Horas Von Neersand auf nach Vallusa
PRA 2498 Horas Die Abtei der Borbaradianer
HES - FIR 2499 Horas Zusammentreffen mit Asleif Phileasson
FIR - TSA 2499 Horas Der Wettstreit beginnt
ING 2507 Horas Wiedersehen in Baliho
ING 2507 Horas Der Aufbruch in die Sichelwacht
ING 2507 Horas Die Drachenpforte
RAH 2507 Horas Kampf auf Turm Drachentodt
RAH 2507 Horas - PRA 2508 Horas Aufenthalt in Weiden
RON - EFF 2508 Horas Nachforschungen über Borbarad
TRA 2508 Horas Einladung von Herzog Waldemar von Weiden
TRA 2508 Horas Unterwegs im Auftrag des Weidener Herzogs
TRA 2508 Horas Begegnung mit einem Vampir
TRA - BOR 2508 Horas Die Jagd beginnt
BOR 2508 Horas Das Mal des Vampirs
BOR 2508 Horas Versöhnung mit Aridhel
BOR 2508 Horas Die Reise zum Blautann
BOR 2508 Horas Die bunte Elfenkatze

1.Eintrag

Nach dem gestrigen Wiedersehen mit Jaloscha, haben wir uns für heute Mittag im Gasthaus „Zum goldenen Eber“ verabredet. Ginaya hat mich dort hin begleitet (Grim hat irgendeinen Auftrag angenommen und wird wohl die nächsten Tage beschäftigt sein) und auch Jaloscha hatte ihre Gefährten mitgebracht. Zafirah - eine Hellseherin und Woltan – ein bornländischer Kämpfer. Sie waren gerade auf dem Weg nach Neersand, der Heimat Woltans. Natürlich mussten Ginaya und ich gleich die Geschichte um die letzte Gabe zum Besten geben.

Als wir gerade so am Erzählen waren, schnappte ich am Nebentisch ein paar Gesprächsfetzen auf. Irgendwas von Stoerrebrandt und Yppolita – der Königin der Amazonen. Das weckte meine Neugier. Immerhin ist Stoerrebrandt als einer der reichsten und einflussreichsten Händler in Aventurien bekannt. Sein Imperium erstreckt sich über den ganzen Kontinent und noch darüber hinaus, wenn man den Gerüchten glauben darf.

Meine Freunde und ich sprachen die zwei Gestalten am Nachbartisch an. So fanden wir heraus, dass Stoerrebrandt ein paar mutige Leute suchte, die für ihn einen Auftrag erfüllen und ins Land der Amazonen reisen sollten. Jaloschas Gefährten sind wohl genauso avesgefällig wie sie selbst, und waren, ebenso wie Ginaya und ich, gleich Feuer und Flamme von der Idee, Stoerrebrandt im „Kapitän Huck“, wo er angeblich wohnen sollte, aufzusuchen. Ich konnte es kaum erwarten ihn kennen zu lernen, immerhin muss er mit Phex sehr gut sein.
Nachdem wir dem Diener unser Begehr vorgebracht hatten, wurden wir tatsächlich zu Stoerrebrandt vorgelassen. Er erzählte uns, dass er seit Jahren mit den Amazonen ein Handelsgeschäft hat und sie ihm regelmäßig Safran liefern. (Dieses wird aus den Narben der Krokosblüte gewonnen) Doch seit nunmehr sechs Monaten ist keine Lieferung mehr eingetroffen. Stoerrebrandt befürchtet, dass Yppolita beleidigt ist, weil er für die letzte Ladung nur den halben Preis gezahlt hat. Angeblich war die Ware von minderer Qualität. Ich aber denke, dass dieser Händler ein listenreicher Fuchs ist. Umsonst wird man nicht so unermesslich reich.
Jedenfalls sollen wir der Amazonenkönigin ein Geschenk überreichen, um sie milder zu stimmen. Dafür erhalten wir pro Kopf 30 Dukaten und die Hälfte bekamen wir schon im Voraus. Als wir uns zum Gehen wandten, blieb Zafirah noch kurz zurück. Sie wollte Stoerrebrandt wohl ein Geschäft vorschlagen. Beim Schließen der Tür konnte ich noch sein schallendes Gelächter hören.

2.Eintrag

Wir sitzen gerade in der Kutsche Stoerrebrandts, die uns bis nach Beilunk bringen wird. Das Schreiben fällt mir ein wenig schwer in diesem wackligen Gefährt, aber mit ein bisschen Mühe klappt es leidlich. In Beilunk sollen wir uns an seine dortige Handelsniederlassung wenden, die uns für den weiteren Weg ausrüsten wird.

Bisher wissen wir nur, dass wir uns in Shamaham an einen gewissen Ulfried Erber wenden sollen, der bislang den Handel mit den Amazonen organisiert hat. Er wird uns dann auch den Weg nach Kurkum zeigen, immerhin ist die Lage der legendären Amazonenfeste geheim.
In einem ruhigen Moment habe ich mir das Geschenk für die Amazonen näher angesehen. Ein wahrhaft prachtvolles Stück! Es ist eine geweihte vergoldete Rondrastatue (!), die wir in einer recht unscheinbaren, aber massiven Kiste transportieren. Diese Statue ist zweifelsohne mehrere hundert Dukaten wert. Das Geschäft mit den Amazonen muss anscheinend äußerst lukrativ für Stoerrebrandt gewesen sein.
Ich muss zugeben, dass ich beim Anblick des wertvollen Geschenks, das wir mit uns führen, wieder das wohlige Kribbeln in den Adern spüren konnte, das ich einst so oft gefühlt habe, als ich noch gemeinsam mit Cronar, meinen phexischen Gewohnheiten und Pflichten nachgegangen bin. Doch weiß ich mich zu zügeln. Und die Abmachung mit Stoerrebrandt zu brechen, wäre kein guter Dienst an Phex.

Auch Jaloscha hat die Statue neugierig, und mich mit kaum verhohlenem Misstrauen, betrachtet. Seither wacht sie mit Argusaugen über die Kiste.

3. Eintrag

Als wir heute das Handelshaus von Stoerrebrandt aufgesucht haben, hätte uns beinahe der Schlag getroffen. Der Innenhof war total verwahrlost und überall lag Müll. Inmitten dem ganzen Dreck standen zwei Tische, an denen das Gesinde ein ausgelassenes Gelage feierte. Sie hießen uns zu verschwinden und als wir darauf nicht reagierten, griffen uns mehrere Saufbolde an. Was beinahe lustig anmutete, denn sie konnten sich kaum noch auf den Beinen halten.

Nach einem kurzen Geplänkel entdeckten wir den Leiter der Handelsniederlassung unter dem Gesinde, sturzbetrunken. Woltan tauchte ihn für uns so lange in die Tränke, bis er einigermaßen ansprechbar war. Er erzählte uns, dass er und seine Leute schon seit Monaten nichts mehr zu tun hätten, da ja die Lieferungen der Amazonen völlig weggefallen seien. Seither vertreiben sich diese Bauerntölpel anscheinend mit Saufgelagen die Zeit. Des weiteren gab er uns die Erlaubnis uns am nächsten Tag selbst mit allem nötigen auszustatten. Ein Entschluss, der nur seiner grenzenlosen Faulheit entsprungen sein kann. Ginaya drohte ihm noch, dass sein Verhalten ein Nachspiel haben und sie alles Stoerrebrandt berichten werde.
Nun sitze ich gerade mit Ginaya in einem kleinen Zimmer in einem Beilunker Gasthaus. Woltan ist noch bei dem Gesinde geblieben, um sich „ordentlich einen hinter die Binde zu gießen“ und Jaloscha und Zafirah haben beschlossen im Heuboden des Handelshauses zu übernachten. Ginaya und mir war es dort aber zu schmutzig. So haben wir beide wenigstens einmal Zeit, ungestört, ein Gespräch zwischen Frauen zu führen.

4. Eintrag

In der Früh haben wir uns mit Proviant und einem Packpferd ausgerüstet. Vom Leiter der Handelsniederlassung war nirgends etwas zu sehen. Der hat bestimmt noch seinen Rausch ausgeschlafen. Was soll´s, unser nächstes Ziel ist Erber in Shamaham.

Wir sind also nach Norden – den Radrom – entlang losgezogen. Irgendwann mussten wir dann nach Osten abbiegen. Nach einer Weile hörten wir Hufgetrappel hinter uns. Fünf Amazonen tauchten auf und hielten auf unseren Gruß hin an. Doch als Woltan die Worte== „Rondra zum Gruße Mädls, wie geht’s!“ schmetterte, wendeten sie beleidigt ihre Pferde und ritten von dannen. Den strafenden Blick, den ich Woltan schenkte, ignorierte er entweder äußerst gekonnt oder er bemerkte ihn tatsächlich nicht. Jedenfalls begann er nun fröhlich darauf los zu plappern, das er gehört hätte, dass Amazonen nur eine Brust besäßen und das er das unbedingt heraus finden wolle,...
Noch etwas später hatten wir eine sehr unangenehme Begegnung mit einer Jagdgesellschaft, die in rasendem Galopp den Weg entlang geprescht kam. Wir konnten nur mit einem Sprung in die Büsche heiler Haut davon kommen. Jaloscha kroch vor Zorn kochend aus einem Gebüsch und auch Ginaya zupfte sich wutschnaubend ein paar Blätter aus dem schönen Haar. Wie man im Horasreich sagt: In der Warunkei kennt man kein Benehmen!
Am Abend suchte Woltan uns einen guten Lagerplatz. Ganz in der Nähe lagerten zwei Frauen und zwei Männer. Eine von ihnen war anscheinend eine Amazone. Wir gingen näher und sahen, dass es sich dabei um drei Söldner handelte, die eine gefesselte Amazone dabei hatten. Natürlich fragten wir, was es damit auf sich hatte. Die Amazonen terrorisieren angeblich seit geraumer Weile die Gegend und überfallen immer wieder Handelstrosse, auch aus dem Hinterhalt. Ginaya und ich warfen uns einen zweifelnden Blick zu. Rondragefällige Amazonen, die aus dem Hinterhalt Leute überfielen? Das konnte doch gar nicht sein!

Woltan begann sofort wieder mit seinen Nachforschungen über die Anzahl der Brüste von Amazonen und wir ließen ihn mit den Söldnern alleine.

5. Eintrag

In der Früh weckte uns Woltan. Vom Lager der Söldner drang Kampflärm zu uns und kurz darauf das leiser werdende Getrappel von Pferdehufen. Anscheinend hatte sich die Amazone irgendwie befreit und war geflüchtet.

Wir setzten unbeirrt unseren Weg durch Wiesen und Felder fort. Nach ein paar Stunden Marsch konnten wir in der Ferne eine Hügelkette erkennen. Der Weg, den wir eingeschlagen hatten, führte weiter durch eine schmale Schlucht. In der Ferne wurden wir zweier Reiter gewahr, die bei unserem Anblick davon sprengten.

Also, wenn das nicht nach Hinterhalt roch! Ginaya bot sich an, als Eule die Gegend zu erkunden, doch mussten wir sehr vorsichtig vorgehen, denn wir hatten von Jaloscha erfahren, dass Woltan sehr empfindlich auf Magie reagierte. Ich verwickelte Woltan also in ein Gespräch, während Ginaya vorgab, Pflanzen suchen zu gehen.
Dieser Woltan ist irgendwie ein amüsanter Kerl. Nicht unbedingt von Hesinde gesegnet – er schafft es nicht einmal sich unsere Namen zu merken – aber durchaus mit Sinn für (derben) Humor ausgestattet. Außerdem strotzt er vor Kraft. Ganz so, wie man es sich von einem Krieger erwartet.
Es dauerte nicht lange, da war Ginaya wieder zurück. Sie hatte vier Leute ausmachen können, die am Hügel auf der Lauer lagen. Woltan wunderte sich zwar, wie Ginaya das herausfinden hatte können, aber es bedarf nur einer einfachen Lüge, um dieses Problem zu lösen.

Nachdem ich die Kiste auf einem Baum in Sicherheit gebracht hatte, machten Zafirah, Jaloscha, Woltan und ich uns auf den Weg genaueres auszukundschaften. Wir kletterten vorsichtig, darauf Bedacht möglichst wenig Lärm zu verursachen, den Hügel hinauf. Wir konnten insgesamt acht Wegelagerer ausmachen. Vier auf dieser Seite der Schlucht und vier auf der anderen. Woltan und Jaloscha wollten sich gleich auf die Bande stürzen und nur mit Mühe und viel Überzeugungskraft gelang es Zafirah und mir die beiden davon zu abzuhalten. Vorsichtig zogen wir uns zurück.
Wir werden jetzt südlich um die Hügelkette herumgehen. Den Kampf mit dieser Räuberbande zu suchen, macht wohl keinen Sinn. Wer weiß, was bei den Amazonen noch auf uns zukommen mag. Es scheint hier nicht mit rechten Dingen zuzugehen und ich bezweifle, dass man uns dort mit offenen Armen empfangen wird. Wir werden sicher all unsere Kräfte brauchen können.

6.Eintrag

Der Umweg den wir machen mussten, war zum Glück nicht allzu groß. So waren wir bald wieder auf unserem ursprünglich eingeschlagenen Pfad nach Shamaham.

Wir begegneten einem alten Mann der auf einem Karren ein paar Waren mit sich führte. Er erzählte uns, dass die Amazonen zur Zeit Dörfer überfallen würden. Nach kurzer Unterhaltung zogen wir weiter, nicht ohne ihn vorher vor dem Hinterhalt in der Schlucht zu warnen. Er bedankte sich recht herzlich und nach einem prüfenden Blick in die Runde, drückte er mir ein kleines Fläschchen in die Hand. Ein Heiltrank! Im Namen meines Herren bedankte ich mich recht herzlich für sein phexgefälliges Gebaren.
Nicht lange danach kreuzte eine in Lumpen gehüllte Gestalt unseren Weg. Ihre Aufmachung konnte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, das sie von sehr stattlicher, beinahe imposanter Statur war. „Ich spüre die Anwesenheit von Rondra,“ sagte sie und näherte sich langsam unserer Kiste. Nachdem sie uns kurz gemustert hatte, hieß sie uns ihr zu folgen.

Wir sahen uns ein wenig ratlos an. Was war jetzt zu tun? Wollte sie uns in eine Falle locken, oder uns helfen?

Inzwischen war sie schon einige Schritt in den Wald hinein getreten. Wir zögerten noch einen Moment, um ihr schließlich doch zu folgen. Nach 5 Minuten erreichten wir einen Schrein. Dort erklärte uns die Frau, dass sie die Hohepriesterin des Rondratempels in Shamaham sei. Die Amazonen hatten den Tempel überfallen und sie hatte nur knapp dem Tode entrinnen können. „Die Kriegerinnen sind völlig verändert. Doch seht selbst.“ Mit diesen Worten zog sie ein schwarzes Auge – wie mir Ginaya später erklärte – aus einer Lade im Schrein hervor. Durch diesen Gegenstand konnten wir direkt in den Rondratempel von Kurkum schauen. Dieser war aber leer und dunkel. Sogar die obligatorische Rondrastatue stand nicht auf ihrem Podest. In diesem Moment betrat eine gnomhafte Kreatur den Raum. „Oh Rondra, was ist das für eine Kreatur?!“ Die Hohepriesterin stöhnte auf und sank ohnmächtig zu Boden.
Wir warteten noch ab, bis sie wieder zu Bewusstsein gekommen war und setzten dann unseren Weg fort. Kurze Zeit später erreichten wir das kleine Shamaham. Am Dorfeingang saß ein etwa 12-jähriger Junge, der für ein paar Sekunden verschwand um gleich darauf wieder aufzutauchen. Woltan zog seinen Zweihänder – der ein gutes Stück größer war, als der Junge – und begann irgendetwas von „Dämonen“ und so einem Zeug zu faseln. Irgendwie gelang es uns Woltan in das Dorf zu lotsen, ohne das er sich auf den armen Buben stürzte. Ginaya befragte diesen inzwischen und konnte erfahren, dass Erber vor drei Monaten ermordet worden war. Seiner Frau hatte man eine Kiste mit seinem Kopf darin geschickt. Was für eine furchtbare Greueltat!
Trotz allem machten wir uns auf den Weg zum Hause Erber. Dort fanden wir eine Frau mit Kind vor, die in einem erbärmlichen Zustand waren. Völlig ausgemergelt, kaum mehr als Haut und Knochen. Ich musste an meine Mutter Maria und mich denken und Mitleid überkam mich. Sie erzählte uns mit zittriger Stimme, dass sich ihr Mann, nach dem die Lieferungen der Amazonen abgebrochen waren, auf den Weg nach Kurkum gemacht hatte. Dort wollte er mit Yppolita reden. (Angeblich ist sie sehr launisch und leicht erzürnbar) Kurz darauf kam die Kiste mit seinem Kopf. An dieser Stelle begann sie leise zu schluchzen.

Ich deutete meinen Gefährten mit mir nach draußen zu kommen. Wir mussten dieser armen Familie unbedingt helfen! Ginaya, Woltan und ich beschlossen ihnen jeweils drei Dukaten zu geben und nach kurzem Zögern stimmten auch Jaloscha und Zafirah zu. Frau Eber war überglücklich über das Geld, dafür übernachten wir heute bei ihr. Sie erzählte noch, dass der Kurkumpalast irgendwo südlich von hier in den Beilunker Bergen liege. Ungefähr zwei Tagesreisen weit entfernt.

7. Eintrag

Heute stellten wir einige Nachforschungen im Dorf an. Wir stießen auf eine verbrannte Ruine, die augenscheinlich einmal der Rondratempel gewesen war. Das passte zu der Geschichte der angeblichen Hohepriesterin. In den Ruinen stöberte eine alte greise Frau, die uns äußerst misstrauisch musterte. Helika war ihr Name, doch mehr konnten wir nicht aus ihr heraus bekommen. Wir erzählten ihr von unserem Auftrag und Woltan zeigte ihr das Amulett, das ihm die Hohepriesterin gegeben hatte. Als Helika es sah, wich das Misstrauen aus ihrem Gesicht und sie meinte, wir sollten am Abend zum Hellborn Haus kommen.

Gesagt, getan. Nur Woltan ließen wir bei den Erbers. Denn Hellborn ist der örtliche Magier und bei seinem Verhältnis zur Magie wollten wir lieber nichts riskieren.

Die Villa Hellborn scheint eher eine Festung als ein Haus zu sein. Zwei Bluthunde bewachten den Garten. Oh, wie ich diese Biester hasse! Hellborn selber ist schon recht alt und humpelt, scheint aber ein sehr mächtiger Magus zu sein. Jedenfalls war Ginaya sehr beeindruckt von ihm. Helika war auch anwesend und erklärte uns genauer den Weg nach Kurkum. Sie meinte, wir sollen den alten Magier Ogenin, der in der Nähe der Festung lebt, aufsuchen.

Schließlich konnten wir an diesem Abend noch ein weiteres Mal einen Blick in die Amazonenburg werfen, denn auch Hellborn ist Besitzer eines schwarzen Auges. Wir sahen eine ernst dreinblickende zerzauste Frau, die wohl Yppolita sein musste. Dann flackerte das Bild kurz und zeigte uns abermals den Tempel. Dort lagen mindestens dreißig Amazonen bäuchlings vor einer äußerst seltsamen nachtschwarzen Frauengestalt, die den angestammten Platz der Rondrastatue einnahm.

8. Eintrag

Zeitig in der Früh brachen wir auf. Unser Weg führte uns in einen Wald hinein. Nach ein paar Stunden Marsch entdeckten wir zwei Trolle am Wegesrand. Schnell sprangen wir ins Gebüsch, um uns vor ihnen zu verstecken. Meine Gefährten stellten sich dabei aber allesamt so unglücklich an, das die Trolle natürlich prompt auf uns aufmerksam wurden. Sie verlangten Zoll von meinen Freunden und ließen dann alle ziehen. Nur Zafirah kam nicht ganz unbeschadet davon, denn sie versuchte sich mit ein paar Hellern den Weg frei zu kaufen. Das fanden die beiden hünenhaften Gestalten aber gar nicht lustig. Als meine Gefährten ein Stück weit weg waren, stand ich leise aus meinem Versteck auf und schlich vorsichtig bei den Trollen vorbei, um kurz darauf wieder zu ihnen zu stoßen.

Wir waren noch nicht weit gegangen, da wurden wir auf einmal von zwei Schrötern angegriffen. Das waren keine ernstzunehmenden Gegner für uns fünf, dennoch wurde Jaloscha ziemlich schwer verletzt, nachdem ein Schröter sie mit seinen Greifzangen gepackt hatte. Wir schulterten also den Proviant und setzten die Angroschna auf das Packpferd.
Die Praiosscheibe war noch kaum weitergezogen, als fünf Amazonen hinter uns heranpreschten. Sie versetzten Jaloscha zwei Hiebe und ritten dann weiter, noch bevor wir eingreifen konnten. Die arme Zwergin blutete aus etlichen Wunden und hielt sich nur noch mit Mühe auf dem Pferd. Ihr Zustand war besorgniserregend. Ich kramte in meinem Rucksack und reichte ihr den Heiltrank des Händlers: „Trink das. Dann geht es dir gleich besser.“
Wir zogen weiter und plötzlich wurden wir von einem Schwarm Borbarad-Moskitos angegriffen. Die Viecher versuchten sich sofort auf uns zu setzen und zu saugen. Dank eines Zauberspruchs von Ginaya, der die Biester reihenweise krepieren ließ, verlief diese Begegnung jedoch glimpflich. Ich habe schon von Leuten gehört, die nach dem sie in einen solchen Schwarm gekommen waren, ihren Verstand verloren haben.
Bei den Zwölfen, dieser Tag hatte es wirklich in sich. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für unser Vorhaben!

9. Eintrag

Uff, mir schmerzt jeder Muskel vom Schwerttraining mit Yppolita. Diese Frau ist wirklich eine begnadete Kämpferin! Ich kann es kaum fassen, dass wir sie erst vorgestern aus ihrem stinkenden Kerker befreit haben. Doch langsam, ich will eines nach dem anderen niederschreiben.

Meine Gefährten und ich haben weiter den Pfad durch den Wald verfolgt. War nicht weiter schwer, nachdem überall Hufspuren zu sehen waren. Am frühen Nachmittag haben wir dann zwei verlassene Gehöfte erreicht. Rundherum waren Felder auf denen scheinbar Krokus gepflanzt war. Wir ließen unser Packpferd auf einer der Koppeln, um unbemerkter voranzukommen. Wenig später konnten wir zwischen den Bäumen eine Wasserburg ausmachen. Das musste wohl Kurkum sein! Just in diesem Moment huschte ein Salamander über den Pfad und blieb genau vor uns sitzen. Bei genauerem Hinsehen entdeckten wir einen leuchtenden Schriftzug auf seinem Rücken: „Kommt!“

Dieser Aufforderung folgten wir natürlich. Das Tierchen führte uns zu einem moosbedeckten Blockhaus. Darin lag ein alter Mann. Er war blutverkrustet und mit seinen letzten Atemzügen teilte er uns mit, dass wir unbedingt Kurkum retten müssten. Dazu sollten wir die Statue hineinbringen und Yppolita befreien. Er warnte uns davor Xeran herauszufordern und erzählte uns von einem unterirdischen Gangsystem, das in die Burg führt. Bevor er uns aber sagen konnte, wo sich der Eingang befindet, hauchte er sein Leben aus. Boron möge seiner Seele gnädig sein!
Jaloscha war davon überzeugt, dass sie den Eingang finden würde, sofern er tatsächlich existierte. Ich war mir da nicht so sicher. Wir wussten ja nicht einmal, wo wir mit der Suche beginnen sollten. Trotzdem bot ich ihr meine Hilfe an.

Ginaya und Woltan kümmerten sich einstweilen um ein Begräbnis des alten Mannes, der zweifellos Ogenin gewesen war.
Nach vielen Stunden erfolglosen Suchens, kehrten Jaloscha, Zafirah und ich zur Hütte zurück. Ginaya hatte inzwischen mehr Glück gehabt und bei den Sachen des Magiers eine Beschreibung des Eingangs gefunden. Inzwischen war es schon fast dunkel geworden und nach kurzem Beratschlagen beschlossen wir noch heute nacht unser Glück zu versuchen.

Ich schlüpfte schnell in meine eng anliegenden dunklen Kleider und streifte noch Cronars dunklen Mantel darüber. Was war das doch für ein herrliches Gefühl! Als ich zur Gruppe zurück kehrte, bemerkte ich Woltans erstaunten und bewundernden Blick, als er mich in dieser Aufmachung sah. Auch sah ich Rahjas Begehren in seinen Augen blitzen. Doch verzeiht mir Rahja, das ich weder zu dieser Zeit noch später gewillt war mit ihm einen Dienst an Euch zu tun. Aber mein Herz sehnt sich nach einem anderen.
Dank Ogenins Beschreibung war es für Jaloscha kein Problem den moosbedeckten Eingang zum Tunnelsystem zu finden. Es war weitläufiger, als wir anfangs vermutet hätten. Es gab viele Abzweigungen und viele Ausgänge. Wir erkundeten zuerst alles genau und entschieden uns dann dort hinauszugehen, wo der Speisesaal war. Ich schlich leise vor.

Wir entdeckten den Thronsaal und darüber die ehemaligen Gemächer der Königin. Hier sah es so aus, als hätte ein wüster Kampf getobt. Auf den Stiegen lag eine Amazonenleiche. In den Gemächern entdeckten meine Gefährten einen Stallburschen, der sich wohl gerade ein Bad zu gönnen schien. Welch Anmaßung! Ich wusste, dass ich meine Freunde mit diesem Problem getrost alleine lassen konnte und sah mich weiter um. Im Thronsaal entdeckte ich in einer verschlossenen Kiste ein wunderschön verziertes Schwert. In meinem Hinterkopf hörte ich eine Stimme, die mich davor warnte, dieses Schwert mitzunehmen. Ich hatte schon früher gelernt auf diese Stimme, die sich von Zeit zu Zeit meldete, zu hören. Also ließ ich das Schwert wo es war und berichtete meinen Freunden davon. Die waren sich alle einig, dass das nur Yppolitas Waffe sein könne und ich sie besser holen solle, um sie der Königin zu geben, wenn wir sie finden würden.

Also tat ich wie geheißen. Wie ich aber das Schwert ergriff, hörte ich plötzlich eine Stimme: „Hab ich dich!“ Eine fremde Macht hatte von mir Besitz ergriffen und ich stürmte die Treppe hoch, zu meinen Gefährten. Ich erblickte Jaloscha und das Schwert zwang mich sie anzugreifen. Zum Glück bin ich im Umgang mit dieser Waffe nicht bewandert und so führte ich das Schwert äußerst stümperhaft. Jaloscha konnte mich schnell entwaffnen und als ich das Schwert nicht mehr in Händen hielt, war auch der Bann sofort gebrochen.
Wir begaben uns erneut in die unterirdischen Gänge. Nach einigen Wirren fanden wir unterhalb des Kellers des Rondratempels einen sehr merkwürdigen Raum. (Im Keller selbst, waren nur zig Gruftasseln. Alles andere als angenehme Zeitgenossen. Eine von ihnen hat mir mit ihren kräftigen Kieferklauen beinahe den ganzen Wadenmuskel durchtrennt!) In diesem Raum waren zwei Trolle, die sich einen Spaß daraus machten drei eingesperrte und äußerst ausgemergelte Säbelzahntiger zu quälen. Seltsam war, dass der einzige Ausgang aus diesem Raum eine Holztür war, die viel zu klein war, um den beiden Trollen Durchlass zu gewähren. Im Tigerkäfig befand sich außerdem eine recht große Holzkiste und an der Wand lag ein ordentlicher Haufen Gold. Das Ganze war wirklich eigenartig und wir überlegten, wie wir uns dort drinnen genauer umsehen könnten, ohne von den Trollen zu Brei verarbeitet oder von den hungrigen Tigern gefressen zu werden. Nach kurzem Beratschlagen kam uns die Idee, das vermeintliche Schwert der Amazonenkönigin zu holen. Wir warfen es mitsamt der Kiste, in die wir es vorsichtig verfrachtet hatten, zu den beiden Kerlen hinein, in der Hoffnung, dass es einer von ihnen aus Neugier aufheben würde. Gespannt warteten wir hinter der Tür und lauschten.

Tatsächlich hörten wir kurz darauf einen gewaltigen Tumult aus dem Raum. Nachdem sich wieder alles beruhigt hatte, öffneten wir vorsichtig die Tür und lugten hinein. Einer von den Trollen war schwer verletzt. Noch immer hatten sie uns aber nicht bemerkt. Bei Hesinde, diese Kreaturen sind wirklich strohdumm!
Wir mussten unbedingt diese blöde Holzkiste erreichen. Irgendetwas hatte es damit auf sich! Es blieb uns wohl nichts anderes übrig: Einer von uns musste hinein und den Tigerkäfig öffnen. Vielleicht würden sich die gequälten Tiere ja auf ihre Peiniger stürzen.

Mit dieser üblen Wunde am Bein fühlte ich mich allerdings nicht behände genug diese Aufgabe zu übernehmen. Glücklicherweise erklärte sich Jaloscha dazu bereit. Sicherheitshalber wollte Ginaya sie unsichtbar zaubern, doch dazu mussten wir irgendwie Woltan weglotsen. Also schickten wir ihn nach oben, um „Wache“ zu halten. Der mutigen Angroschna gelang es auch tatsächlich die Tiger zu befreien, ohne von den Trollen bemerkt zu werden. Die Tiere stürzten sich auch sofort auf die beiden Wärter. Von dem Kampflärm aufgeschreckt, stand Woltan plötzlich hinter uns, doch Jaloscha war ja noch unsichtbar. Geschickt lenkten Zafirah und ich ihn ab, während Ginaya die Zwergin „entzauberte“. Inzwischen drangen auch keine Geräusche mehr aus dem „Troll-Raum“.

Vorsichtig öffneten wir abermals die Tür um hineinzuspähen. Beide Trolle waren tot und auch zwei der Säbelzahntiger hatten daran glauben müssen. Der Dritte fraß gerade genüsslich. Langsam schoben wir uns an ihm vorbei und gelangten zu der Kiste im Käfig.
Unser Instinkt hatte uns nicht getrübt. Unterhalb befand sich ein Eingang zu einem weiteren Tunnel, der scheinbar viel älter war, als die Restlichen. Dort fanden wir auch Yppolitas „Gefängnis“. Die Amazonen hatten sie im Kornspeicher eingemauert. Man stelle sich das einmal vor!
Sie erzählte uns, dass ein machtgieriger Magier – Xeran – sich bei ihnen eingeschlichen und die Amazonen in seinen Bann gezogen hatte. Jeden Tag beschwor er die Gestalt, die wir durch das Auge Hellborns gesehen haben, und befahl den Kriegerinnen Raubzüge und Überfälle zu begehen.

Sie erklärte uns weiter, dass sich die Amazonen immer morgens und abends im Tempel versammeln würden, um die von Xeran beschworene Gestalt zu huldigen. Zu dieser Zeit sollten wir zuschlagen. Während wir den Magier ablenken würden, wollte Yppolita versuchen, mit Hilfe der Rondrastatue, ihren Kriegerinnen wieder ein wenig Vernunft einzuhauchen.
Am nächsten Morgen, als alle Amazonen versammelt waren, schlugen wir zu. Meine Gefährten und ich wollten uns sogleich auf den Magier stürzen. Doch mussten wir mit Schrecken feststellen, das er von einem riesigen tigerartigen Wesen beschützt wurde. Eindeutig ein Dämon! Nichtsdestotrotz stürzten wir uns mit Kampfgebrüll auf diese Ausgeburt der Niederhöllen. Nach kurzem erbitterten Kampf löste er sich in Luft auf und zum selben Zeitpunkt verschwand auch Xeran. Übrigens eine mehr als hässliche Gestalt, dieser Magier.

Auch die Königin hatte sich tapfer geschlagen und mit Rondras Hilfe wieder die Kontrolle über ihre Kriegerinnen erlangt. Sie war uns sehr dankbar für unseren Einsatz und schenkte jedem von uns eine neue Waffe. Die Alte opferten wir allesamt Rondra, die uns bei unserem Kampf zur Seite gestanden war.
Derzeit bringt sie uns gerade ein wenig den Umgang mit dem Schwert bei. Bedauerlicherweise haben wir nicht mehr allzu viel Zeit hier zu bleiben. Wir müssen langsam zurück zu Stoerrebrandt, ihm von den Geschehnissen berichten. Vor allem Woltan scheint nicht gerade begeistert von der Idee, diese kämpferischen Frauen so schnell schon wieder zu verlassen. Woran das wohl liegen mag...