In der Borbaradianerabtei
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Eintrag vom Rondra 1007 BF
So, alle haben sich einen Zweitnamen zugelegt. Ich hoffe, ich merke mir alle.
Rohezal hat uns noch gesagt, dass irgendetwas die Seelen fängt. Wenn man nicht magiebegabt ist, muss man seine Seele als Pfand hergeben um zaubern zu können. Was ist das bloß für ein Kult?!? Nun geht es los und mein Gefühl verheißt mir, dass uns nichts Gutes erwarten wird… |
Eintrag vom Rondra 1007 BF
Der Tag fing so gut an. Der Kaiserdrache Goldener Faldegorn brachte uns zur Abtei. Bis auf dass, das Jaloscha den Drachen angriff, weil Angroschim nun mal Drachen hassen, verlief alles gut. Wir stellten sie ruhig und fesselten sie. Angekommen auf einem Hochplateau ließen wir Jaloschas Schimpftiraden über uns ergehen. Dann wollte sie auch noch gegen Joela kämpfen, fing dann aber schlussendlich eine Rauferei mit Grim an.
Irgendwann schafften wir es zu einer Mauer zu gelangen, es entpuppte sich als Burg, die wir vorher nicht gesehen hatten. Zwei Türen waren zu sehen. Schließlich öffnete Aridhel das große Tor, es war nicht verschlossen. Wir gelangten in einen Innenhof, wo wir bald zwei Menschen trafen, Jargo und Tala. Der Anführer hier, Westor, sei im Moment nicht hier. Tala fing an uns vorzuschwärmen, was wir hier alles lernen konnten. Was uns überraschte, war, dass niemand genau wissen wollte, wie wir hier her gelangt waren. In blinder Euphorie erzählte Tala uns von der borbaradianischen Magie. Leider war ich so dumm ihr mein Kurzschwert aus Kurkum für einen Demonstration zu leihen. Kurze Zeit später verbog sie es ohne Probleme. So verformt bekam ich es wieder zurück. Unfähig, es wieder zurückzuverwandeln, zeigte Tala auch noch, wie sie Wasser erstarren lassen konnte. Unheimlich schien es mir und unnatürlich. Denn sie zählte zu jenen, die vorher nicht fähig waren, Magie zu wirken, da ihr die astrale Macht fehlte. Laut ihr waren das zwei der großen sieben Formeln. Ich erinnerte mich, dass ich gelernt hatte, dass in Borbarads Testament etwas davon stand. Weitere 70 Formeln sollten noch folgen… Sie und Jargo zeigten uns unsere vorläufigen Quartiere, die gerade mal aus ein paar Strohmatten bestanden. Die anderen sind jetzt unterwegs um etwas zu essen zu suchen. Es ist wirklich unheimlich hier. Die Leute hier wirken völlig entrückt und weltfremd. Ihnen ist nicht klar, was sie hier Schreckliches tun. Wenn man Wasser erstarren lassen kann, was ist dann mit Luft? Oder gar Blut…? Mein Kurzschwert ist auch dahin. Ich könnte platzen vor Wut. Wenigstens kann man es vielleicht für die Forschung noch brauchen. Rohezal wird hoffentlich was damit anfangen können. Vielleicht kann er es auch entzaubern. Man muss sofort herausfinden, was man gegen diese Sprüchen tun kann. Ein Schwert zu verbiegen zählt sicher noch zu den harmlosesten Dingen, die man damit anstellen kann… |
Eintrag vom Rondra 1007 BF
Der gestrige Tag war der Schlimmste in meinem Leben. Dass wir noch alle am Leben sind, grenzt an ein Wunder. Die Gottheiten Alverans waren uns wohl gut gesonnen. Ich bin noch völlig verwirrt. Es ist alles so furchtbar! Wir haben versagt, und ich hätte uns auch noch fast ins Verderben geführt…
Als ich gerade weiter an meinem Tagebuch schreiben wollte, kam Joela hereingestürmt, Grim und Aridhel hätten fast jemanden umgebracht. Wie dumm kann man nur sein??? Wir wollen uns wo einschleichen und die beiden töteten fast den Schlachter! Da ist es egal, ob er angefangen hat, oder nicht!!! Wie Joela und ich später herausfanden, war dieser Mann nicht ganz klar im Kopf und griff jeden an, der sich näherte. Aber das sagen wir Grim und Aridhel nicht, dann meinen die beiden noch, sie hätten Recht gehabt. Joela holte mich zum Glück und ich heilte diesen Schlachter. Das ging ja noch glimpflich aus. Doch verrieten wir uns immer wieder, nicht nur, weil wir uns nicht die neuen Namen behalten konnte, die wir uns zugelegt hatten. Im Speisesaal hingen zwölf Ölbilder. Auf dem in der Mitte sahen wir alle einen Dämon, doch für die Anhänger hier, war es wohl was anderes. Einen kurzen Aufschrei konnte ich mir nicht verkneifen. Ich faselte dann irgendwas von wegen, dass ich nur so überrascht war, weil man bei uns in Lowangen keine Bilder in Speisesälen aufhänge. Wie dumm, doch mir fiel nichts Besseres ein. Und dann, ich untersuchte gerade die Bibliothek (was für schreckliche hesindefrevelnden Werke standen da…!), als Joela zu schreien begann. In der Halle nebenan stand eine Statue vom Bethaner persönlich. Joela erkannte sie nicht und fragte eine Magierin, was sie hier machte. Irgendsowas ist vorgefallen, mit dem Effekt, dass man einen ganz und gar niederhöllischen Zauber auf sie sprach. Sie krümmte sich in Schmerzen. Wir konnten ihr nicht helfen. Auch Jaloscha wurde gepackt und mit einer Angst vor Schwarz belegt, wie ich später herausfand. Die beiden wurden in ein Turmzimmer gesperrt. Ich versuchte noch vorzutäuschen, die Statue anzubeten, als ich dazustieß. Wahrscheinlich hat mir niemand geglaubt, aber mir passierte nichts. Ich hatte solche Angst um Jaloscha und Joela, die sie bewusstlos aus der Halle schleppten. Doch nicht genug. Wir, die noch frei waren, suchten die Elfe Azaril. Wir fanden sie auch. Erzählte uns, dass sie einen Zauber gelernt hätte, der sich „Eigne Ängste quälen dich“ nannte. Das Artefakt was wir suchten, war das gläserne Abbild eines Dämons. Wenn fünf Personen gleichzeitig „Für Borbarad“ sprechen, dann würde die Statue zerstört. Da wurden wir wohl misstrauisch. Aber Aridhel war überzeugt davon, dass eine Elfe niemals zu den Borbaradianern wechseln würde. Und auch ich glaubte ihr. Wie naiv von mir. Am Abend wollte sie uns noch zu der Statue führen. Ich kann nicht mehr, ich bin mit meinen Kräften und Nerven am Ende. Ich muss mich ausruhen. |
Eintrag vom Rondra 1007 BF
Wir sind auf dem Weg zurück zu Rohezals Turm. Alle sind niedergeschlagen, niemand spricht ein Wort. Joelas vorwurfsvolle Blicke treffen mich wie Pfeile, die sich tief in mein Herz bohren.
Auch wenn ich das alles am liebsten verdrängen würde, ich muss es niederschreiben um meine Seele zu erleichtern. Wie sehr wünsche ich mir, dass Vater Corvus nun hier wäre, er könnte uns sicher helfen. Helfen, mit dieser Last zu leben. Aridhel und Grim suchten noch nach weiteren Hinweisen und nach Joela und Jaloscha. Sie wurden auch fündig. Außerdem trafen sie noch einen Mann, der ihnen erzählte, dass man beim Intornationsritus „Für Borbarad“ sagen musste. Das weckte schon unsere Zweifel. Aber vielleicht würde es umgekehrt, wenn genau fünf Leute das gleichzeitig sprechen. So versuchte ich mir das zu erklären. Joela und Jaloscha konnten sich selbst befreien. Wir trafen uns mit Azaril, die uns in den Keller führte. Als sie eine Wand berührte, öffnete sich eine geheime Tür, die in einen Gang führte. Sie wollte, dass wir voraus gehen, doch das taten wir nicht. Unser Vertrauen reichte dafür nicht aus. Plötzlich schrie sie um Hilfe. In unserer Hast schlug Jaloscha sie nieder, und wir trugen die Elfe in den Gang. Doch schon hörten wir unsere Verfolger. Azaril erwachte und gab uns noch eine letzte Chance. Sie rief, dass alles in Ordnung sei. Dann schloss sie die Tür. Ein ungutes Gefühl machte sich breit. Die Elfe sagte, wir sollen das Licht löschen und plötzlich ging es uns besser. Wir vertrauten ihr wieder. Ein arger Fehler. Wieder sollten wir voran gehen in einen Gang, diesmal taten wir es um es kurz darauf bitter zu bereuen. Hinter uns schlug Azaril die Tür zu und wir waren gefangen. Gefangen in einem Raum. Immerhin entdeckten wir einen Spalt, der in ein unterirdisches Gängesystem führte. Ein Labyrinth, in dem schrumplige Kreaturen in Massen langsam auf uns zugingen. Dann rannten wir nur noch um unser Leben. Grim übermannte eine schreckliche Angst, genau wie Aridhel. Jaloscha litt noch immer unter ihrer Angst vor der Farbe schwarz. Joela stützte Aridhel und wir drei liefen voran. Irgendwann sahen wir Licht und kamen auf eine Wiese, die an einen Wald grenzte. Beim nächsten Baum sanken wir zusammen. Erschöpft, verängstigt und mit den Nerven und den Kräften am Ende. Bis zum Schluss habe ich versucht mir einzureden, dass Azaril keine Borbaradianerin geworden war. Es wäre fast unser aller Tod gewesen. Was für schlimme Dinge gehen auf Dere vor? Dies ist sicher nicht der einzige Zirkel der Borbaradianer. Alle hier sind noch immer schweigsam. Auch Grim und Jaloscha, die normalerweise immer etwas reden, sind still. So versuchen wir so schnell wie möglich zurück zu Rohezal zu kommen. Ich bete zu Hesinde, dass die Borbaradianer keinen Suchtrupp nach uns aussenden. |
Eintrag vom Rondra 1007 BF
Immer noch ziehen wir durch das Gebirge. Jaloscha und Grim führen uns in ungewohnter Einigkeit. Angesichts der Erlebnisse wundert es mich nicht. So etwas schweißt zusammen.
Joela sagt immer noch nicht viel, aber sie wirkt mir gegenüber freundlicher. Ich glaube, sie ist enttäuscht von mir. Aber ich habe wirklich nur verzweifelt versucht, das Richtige für die Gruppe zu tun. Ich hoffe, sie erkennt das irgendwann. Der Gedanke, uns beinahe in den Tod geführt zu haben ist schlimm genug. Ich will nicht auch noch eine Freundin verlieren. |
Eintrag vom Rondra 1007 BF
Wir sind endlich nach zwei Tagen bei Rohezals Turm angelangt. Mir graute vor dem Moment sagen zu müssen, dass wir versagt haben. Doch zu meiner Überraschung sah Rohezal die Mission nicht als Niederlage an. Er meint durch unsere Informationen kann er gezielt nun das Artefakt vernichten. Ich hoffe, er behält Recht. Außerdem wird er mit meinem Schwert Untersuchungen anstellen, die vielleicht helfen, die borbaradianische Magie zu entschlüsseln um sie bekämpfen zu können.
Die Stimmung in der Gruppe ist nun nach einer anständigen warmen Mahlzeit, einer Nacht in einem warmen Bett und mit dem Gefühl der Sicherheit wieder besser. Zögernd sprechen wir über das Erlebte. Aridhel fällt es schwer zu akzeptieren, dass Azaril offensichtlich übergelaufen ist. Auch Rohezal bedauerte es, scheinbar konnte sie irgendwann nicht mehr standhalten. |
Eintrag vom Rondra 1007 BF
Wir werden weiterziehen Richtung Thorwal. Die nächsten Tage und Wochen werden wir noch brauchen um das Erlebte zu verarbeiten. Vor allem Aridhel nimmt das Ganze sehr mit.
Rohezal hat sich bereit erklärt mein Kurzschwert zu ersetzen. Er hat mir ein paar Dukaten gegeben, damit ich mir ein Neues kaufen kann. In den nächsten Tagen werden andere Leute kommen, die dann die Abtei ausheben wollen. Rohezal hat versprochen uns über den Ausgang der Mission Bescheid zu geben. Wie er das machen will, wenn wir auf Reisen sind, weiß ich nicht, aber ein so mächtiger Magier hat damit sicher kein Problem. Nun werden wir gehen, im Wissen immerhin mitgeholfen zu haben, eine Abtei der Borbaradianer zu vernichten. Wir sollten und gut fühlen, wäre da nicht das bedrohliche Gefühl, dass es nicht der letzte Zirkel dieses Kultes auf Dere ist. Und wer weiß schon, was sie noch so alles vorhaben… |