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Auf dem Weg nach Dragenfeld

Aus Avesfeuer
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Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
PRA - RON 1005 Wieder daheim
RON - EFF 1005 Die Verwandtschaft in Havena
EFF 1005 In Honingen
EFF - TRA 1005 Von Honingen weiter
TRA 1005 Auf dem Schiff nach Albenhus
TRA 1005 Durch den Eisenwald
TRA 1005 In Albenhus
TRA 1005 Der Auftrag
TRA 1005 In Trackenborn
TRA - BOR 1005 Zurück nach Hause
BOR - PHE 1005 Weiterbilden auf der Akademie
PHE 1005 - PRA 1006 Die Arbeit bei Herrn Prem
PRA 1006 Arbeiten in Lowangen
RON 1006 Auf dem Weg von Lowangen über Teshkal nach Andergast
RON - EFF 1006 Die Prüfungen im Kampfseminar Andergast
EFF 1006 Auf der Akademie in Andergast
TRA 1006 Unterwegs nach Gratenfels
TRA 1006 Die Festtage in Gratenfels
TRA 1006 Die Verfolgungsjagd
BOR - TSA 1006 Aufenthalt in Gratenfels
TSA - PER 1006 Weitermarsch nach Neersand
PER 1006 Die ersten Tage in Neersand
PER 1006 Auf dem Walsach
PER 1006 Unterwegs im Überwals
ING 1006 Von Neersand nach Vallusa
ING 1006 Auf dem Weg nach Kurkum
PRA - RON 1006 Von Vallusa nach Greifenfurt
RON 1007 Von Greifenfurt zum Turm Rohezals
RON 1007 In der Borbaradianerabtei
HES - FIR 1007 Das Fest in Thorwal
FIR 1007 Die Wettfahrt beginnt
FIR - TSA 1007 Unterwegs in Eis und Schnee
TSA 1007 Auf dem Weg zum Himmelsturm
TSA - PHE 1007 Im Himmelsturm und auf der Flucht
PHE 1007 Kampf gegen die Zorganpocken
PHE - ING 1007 Der große Viehtrieb


ING 1015 Wiedersehen in Weiden
ING 1015 Auf dem Weg nach Dragenfeld
RAH 1015 In Dragenfeld und wieder retour
RAH 1015 - PRA 1016 Zurück in Baliho
PRA 1016 Über Trallop nach Punin
RON - EFF 1016 Nachforschungen in Punin
TRA 1016 Herzog Waldemars Auftrag
TRA 1016 Erste Nachforschungen
TRA - BOR 1016 Nachforschungen in Baliho
BOR 1016 Von Baliho nach Rhodenstein
BOR 1016 Auf der Suche nach dem Erzvampir
BOR - TSA 1016 Der Winter in Weiden
TSA 1016 - PRA 1017 Die Reisen im Frühling 1016 BF
PRA - RON 1017 Unterwegs nach Arras de Mott
RON 1017 Im Kloster Arras de Mott
RON 1017 Das Tal der Elemente
RON 1017 Kampf um Arras de Mott
RON - EFF 1017 Der Auftrag des Heliodans
EFF - TSA 1017 Der Winter in Lowangen
TSA - RAH 1017 Auf dem Weg nach Greyfensteyn und Balträa
RAH 1017 - EFF 1018 Das Orakel der Elenviner Auen
EFF - HES 1018 Unterwegs im Auftrag Aromboloschs
HES - FIR 1018 Auf Liscoms Spuren
TSA - ING 1018 Firunwärts nach Ferdok
ING - RAH 1018 Der Auftrag der Boron-Kirche
RAH 1018 - PRA 1019 Auf nach Maraskan
PRA 1019 In der grünen Hölle Maraskans
PRA 1019 Die Endurium-Mine
PRA - RON 1019 Das Zepter der Echsen
RON - EFF 1019 Der Sturm auf den Fürstenpalast
EFF 1019 Auf der Suche nach den Bannkomponenten
EFF - TRA 1019 Die Erben der Gräber
TRA 1019 Neue Feinde
TRA 1019 Die vielen Hände Bastrabuns
TRA - BOR 1019 Den Chimären auf der Spur
BOR 1019 Der Chimärenmeister und die Hexe
BOR 1019 Kurzes Durchatmen
BOR 1019 Vom Licht in den Schatten
BOR - HES 1019 Aufträge im Schatten
HES 1019 Schatten über Tobrien
HES - FIR 1019 Schatten im Dschungel
FIR 1019 Schatten in Altaïa
FIR - TSA 1019 Verloren im Zwielicht
TSA - ING 1019 Warten auf die Apokatastase
ING 1019 Vorboten des Sturms
ING - RAH 1019 Das Artefakt der Oger
RAH 1019 Unter dem Banner von Kurkum
RAH 1019 Belagerungszustand
NL 1019 - PRA 1020 Warten in Beilunk
RON 1020 Auf in den Krieg
EFF 1020 Im Land des Feindes
EFF - TRA 1020 Eine hinterhältige List
TRA - TSA 1020 Das Ende Ysilias
TSA - PHE 1020 Ein kalter Frühling
PHE - ING 1020 Zeit der ersten Bündnisse
ING 1020 Morde am Konvent

Eintrag vom 24. Ingerimm 1015 BF

Was für ein herrlicher Tag zu reisen! Rahja war diese Nacht mit uns, ich fühle mich herrlich!

Heute wollen wir bis Braunsfurt reiten. Grim und ich haben gestern in der Bibliothek Karten der Gegend rausgesucht und abgezeichnet. Sie sollten uns eine große Hilfe sein. Wir sollten in etwa einer Woche in Dragenfeld sein. Ich hoffe, es ist dort alles in Ordnung und wir können noch Schlimmes verhindern, falls die Vision noch nicht eingetroffen ist.

Eintrag vom 24. Ingerimm 1015 BF

Wir sind nun in einem kleinen Bauernhof eingekehrt, Braunsfurt haben wir nicht erreicht. Ein Junge am Straßenrand, lud uns auf den elterlichen Hof ein. Bei uns ist Ayla von Schattengrund, ich kenne sie aus Leudalias Erzählungen. Sie ist unterwegs nach Ysilia zum Schwert der Schwerter Dragosch Aldewîn Ferlian von Sichelhofen um eine wichtige Nachricht zu überbringen, wie sie sagt.

Doch nun zu der Erklärung, warum wir nicht bis Braunsfurt gekommen sind, wie ursprünglich beabsichtigt. In Anderath hielt uns ein Treffen der Bannstrahler auf. Als ich jedoch einen davon ansprach wurde ich völlig ignoriert! Wenigstens Respekt könnten sie einem entgegenbringen! Was ist das nur für ein ungehobeltes Verhalten! Als wir jedoch weiterreisen wollten, wurden wir aufgehalten und in einen Wehrhof geführt. Viele Anhänger der Praioskirche waren hier anzutreffen, auch Sonnenlegionäre waren darunter. Und auch zwei Kutschen konnte ich sehen, die aber überhaupt nicht hier her passten: Gesandte der Akademien zu Perricum und Gareth (Magische Rüstung) waren angereist.

Schließlich wurden wir Inquisitionsrat Amando Laconda da Vanya persönlich vorgestellt! Er ist hier um seltsame Vorgänge in der Gegend zu untersuchen. Deshalb wohl auch die Konzentration an Praios-Gläubigen in der Gegend.

Dann kam aber noch ein gewisser Ucurian Jago dazu, der keinen Hehl daraus machte, was er vom Inquisitionsrat hielt. Wir wurden schließlich aufgefordert zu erzählen, warum wir hier waren. Wir berichteten von Mutter Linais Vision. Sofort entbrannte ein Streit zwischen den Geweihten, wie man nun vorgehen müsse und wie man das interpretieren müsse und so weiter. Auch ein gewisser Brunn Baucken, der Hochgeweihte von Baliho, diskutierte mit und auch die stellvertretenden Spektabilitäten der oben genannten Akademien waren anwesend: Thiron von Uckelsbrück (Gareth) und Selara Moriani (Perricum).

Selara Moriani erklärte uns, dass Weiden schon seit einiger Zeit unter Beobachtung stünde. Die Schule der Austreibungen zu Perricum beherbergt seit einiger Zeit einen angeblich verrückten Magier, der seltsame Visionen hatte. An den namenlosen Tagen soll unter Regenbogen ein Magier geboren werden, der seine Feinde mit der Roten und der Schwarzen Sichel erschlagen wird.

Was hat das zu bedeuten? Spielt der Regenbogen auf Tsa an? Ist gar der Bethaner selbst gemeint?

Auch Brunn Baucken, der Hochgeweihte aus Baliho, hatte eine Vision vor kurzem. Aus einem Greifenei wird eine Eidechse schlüpfen, die sich in eine schwarze Schlange verwandelt und ihre eigenen Eltern auffrisst.

Ist mit Greif die Praios-Kirche gemeint? Bezieht sich Eidechse auf Tsa? Was hat die schwarze Schlange zu bedeuten? In den Prophezeiungen ist die Rede von dem Schlangenfürst. Ob es da eine Parallele gibt?

Nach langen Diskussionen wurde schließlich beschlossen, dass mehrere Gruppen mit Nachforschungen betraut werden. Wir sollen in Dragenfeld nach dem Rechten sehen, Ucurian Jago zieht in die Rote Sichel und der Magister und die Magistra sollen Erkundigungen einholen. Am 15. Rahja soll hier in Anderath wieder eine Besprechung stattfinden, wenn wir bis dorthin keine Nachricht schicken, wird die Tsa-Kirche auf häretische Umtriebe untersucht. So wurden wir wieder entlassen, aber ich glaube, Ucurian Jago ist nicht gerade glücklich darüber, dass wir die Erlaubnis haben, den Vorfällen weiter nachzugehen. Ich hoffe, wir bekommen keinen Ärger wegen ihm.

Eintrag vom 24. Ingerimm 1015 BF

Wir haben weiter mit den Bauersleuten hier gesprochen. Wieder haben wir von dem Gerücht gehört, dass sich ein Schwarzer Mann herumtreibt. Schreckliche Dinge werden ihm zugeschrieben. Er mache Leute verrückt, töte Menschen. Ob damit Korobar gemeint sein könnte? Es würde mich nicht wundern. Was führt er nur im Schilde?

Und was haben diese Prophezeiungen zu bedeuten? Ich kann mir noch keinen Reim darauf machen. Dieses Treffen in Anderath… ich habe das Gefühl, dass uns sicher nicht alles erzählt worden ist. In den Augen von Ucurian Jago waren wir sowieso nur „irgendwelche dahergelaufenen Söldner“. Ich habe öfters so meine Probleme mit den Praios-Geweihten, sind sie doch nicht gut auf Magie zu sprechen. Aber der Inquisitionsrat da Vanya… er war derjenige, der uns am meisten Respekt entgegengebracht hat. Er behandelte uns nicht anders als seine Kolleginnen und Kollegen. Auch war er der einzige, der im Raum für Ruhe sorgen konnte. Alle hatten Achtung vor ihn. Auch ich, er ist eine wahrhaft imposante Person. Er sagte in den Diskussionen nicht viel, er hörte sich alle Seiten an, wog die für und wider ab und entschied dann. Das hat ihm wahrhaft meinen Respekt eingebracht.

Ich werde mich nun schlafen legen. Die letzte Nacht habe ich nicht viel geschlafen. Wir haben nur ein Lager auf Stroh, aber es ist immerhin ein Dach über dem Kopf.

Eintrag vom 25. Ingerimm 1015 BF

Was für eine Nacht. Die Praiosscheibe ist gerade dabei aufzugehen. Wir haben alle kaum geschlafen.

Heute Nacht hörten wir ein Wimmern, ein Krächzen, Schreie. Als wir dem nachgingen, führten uns die Geräusche in Aylas Zimmer. Sie röchelte, war wie von Hesinde verlassen und überall mit Blut beschmiert. Ihre Finger bohrten sich in den Bauch und in ihre Handflächen. Es sah aus, als würde sie sich selbst zerfleischen! Torben schüttete Wasser über sie, doch sie erwachte nicht, sie musste schrecklich träumen! Mir war bald klar, dass dies keine gewöhnlichen Alpträume sein konnten.

Es blieb nicht viel Zeit zu handeln, also sprach ich einen Paralys über sie. So hatten wir zumindest mal Zeit zu beraten, was zu tun sein. Ich analysierte sie und konnte feststellen, dass sich um ihren Kopf ungewöhnlich dicke Kraftfäden fanden. Irgendjemand oder –etwas beeinflusste ihre Träume. Sie kamen von außerhalb, jemand hatte ihr diese Träume geschickt.

Aridhel meinte, er könnte es mit einem Ruhe Körper probieren. Es war einen Versuch wert. Wir hielten Ayla mit all unseren Kräften fest, und ich löste ihre Erstarrung, worauf sie wieder wild zu toben begann. Doch auch wenn sie sich nun nicht mehr selber verletzen konnte, vergrößerte sich die Wunde am Bauch trotzdem, so intensiv war wohl ihr Traum. Hesinde sei Dank wirkte der Zauber von Aridhel. Ayla beruhigte sich und fiel in einen erholsamen Schlaf.

Als sie wieder erwachte, erzählte sie uns, dass sie geträumt hatte, dass vor ihr graue Schleier zu sehen waren. Sie hatte einfach den Drang sie auseinanderzureißen um dahinter treten zu können. Merkwürdig.

Wir versuchten die restliche Nacht noch etwas Schlaf zu finden, doch wir hielten Wache, wenn wieder wer so zu träumen beginnt wie Ayla, dann musste schließlich sofort jemand zur Stelle sein. Wir hatten Glück, Boron war uns gnädig. In der Nacht passierte nichts Besonderes mehr.

Wir wollen nun bald weiterreiten. Mutter Linai spricht noch mit Ayla von Schattengrund unter vier Augen. Vielleicht kann sie ja Ayla helfen. Wir haben der Rondrianerin geraten, bei den Praios-Geweihten und Weißmagiern in Anderath um Hilfe zu fragen, wer weiß, was diese Träume zu bedeuten haben. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn wir nicht eingeschritten wären. Ich will es mir gar nicht erst ausmalen!

Eintrag vom 25. Ingerimm 1015 BF

Mutter Linai wirkte heute den ganzen Tag sehr nervös und unruhig. Sie ist schon seit Beginn der Reise anders als sonst. Normalerweise hat sie immer einen Scherz auf den Lippen, doch etwas bedrückt sie, das merke ich.

Wir haben mittlerweile Braunsfurt passiert. Das einzige, was wir herausbekommen haben, war, dass auch hier der Schwarze Mann umgehen soll. Er mache Tiere krank, die Ernten schlecht und Leute noionitisch mit dem Ziel Weiden unter seine Kontrolle zu bringen. Die Geschichten sind sicher übertrieben, doch irgendetwas ist sicher Wahres dran.

In Dreybircken kam vor einiger Zeit ein Mann mit Augenklappe vorbei. Ob das Korobar war? Auf jeden Fall wurden hier von Rinderbaron Gero von Hollbrinck zwei Viehdiebe aufgeknüpft. Wir fanden auch bald deren Leichen, die noch an den Bäumen baumelten. Zu unserem Schrecken fehlten ihnen teilweise die Finger und Zehen. Ist es doch ein alter Aberglaube, dass das Drücken dieser Gliedmaßen von Gehängten Glück bringt. Was für ein Frevel an Boron! Vater Corvus würde rasen vor Wut! Mutter Linai konnte es beim Baron arrangieren, dass die Leichen borongefällig bestattet werden. Eine dritte Leiche fanden wir auch noch, es war jemand aus dem Volk der Utulu, er sah aus wie einer der Waldmenschen, doch seine Haut war noch dunkler. Wir suchten unter den Gehängten nach Alraunen, doch leider blieb die Suche ohne Erfolg.

Der nächste Ort, den wir passierten, war Aelderwald, wo wir auch die Nacht verbringen wollen. Der Ort ist sehr traviagefällig, aber das Gasthaus lässt wirklich etwas zu wünschen übrig. Die Bornäpfel schmeckten wirklich fad. Dazu muss ich aber auch sagen, dass in den letzten Tagen im „Kaiserstolz und Orkentod“ das gleiche Problem auftrat.

Wir trafen auf Vater Bostell, den hiesigen Travia-Priester, er hat uns ein Schlafpulver für Mutter Linai mitgegeben, weil es ihr so schlecht geht. Wir sollen es ihr unter das Essen mischen, sie lässt sich sonst nicht helfen.

Eintrag vom 26. Ingerimm 1015 BF

Endlich, wir sind in Braunenklamm! Die Reise durch die Klamm selber war furchtbar! Joela, Mutter Linai und ich sind wahrlich die einzig vernünftigen Personen hier! Unsere Männer haben sich heute nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

In der Klamm konnten wir mit den Pferden nicht mehr reiten, wir mussten tatsächlich zu Fuß gehen. Aridhel, der übrigens sowieso schon heute schlecht gelaunt war, glaubte wieder, er bräuchte das nicht zu tun und wäre dabei fast mit samt seinem Reittier abgestürzt. Dieser unvernünftige Elf! Aber damit nicht genug. Wir sahen unten am Fluss ein abgestürztes Reh. Grim wollte es von seinem Leiden mit einem seiner Pfeile erlegen, zielte jedoch wie ein Garnelschütz, rutschte aber irgendwie ab und stürzte selber in den Fluss! Wir konnten ihm noch rechtzeitig ein Seil zuwerfen, bevor er abtrieb. Joela und Aridhel mussten runterklettern um ihn wieder raufzuholen. Später stürzte dann der Elf auch noch ab. Aridhel trug eine böse Wunde am Bauch davon. Aber immerhin sind - den Zwölfen sei Dank! – alle noch am Leben! Ich musste Aridhel sofort behandeln, so eine Verletzung darf man schließlich nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Wir dachten schon, dass wir das Schlimmste überstanden hätten, aber Torben bekam plötzlich einen Angstanfall und lief aus der Schlucht davon! Einfach so, ohne sich um sein Pferd zu kümmern! Aridhel hingegen wollte sich nicht mehr vom Fleck bewegen. Mir ist früher schon aufgefallen, dass er sich in Höhlen nicht wohl fühlt, die Schlucht war ihm wohl zu eng. Aber das Torben auch so ängstlich sein kann, wusste ich nicht. Noch dazu kam uns ein Händler mit seinem Karren entgegen, wir mussten also mit allen Pferden zurück zu einer breiteren Stelle. Grim lief Torben hinterher, jetzt hatten wir sein Pferd auch noch am Hals. Joela führte Aridhel, der seine Augen geschlossen hatte, an der Hand durch die restliche Klamm, Mutter Linai und ich kümmerten uns um die Pferde.

Diese dummen Thorwaler! Denken überhaupt nicht an uns! Wir hatten nur Scherereien! Wir rasten noch kurz hier in Braunenklamm und dann werden wir weiter Richtung Balcken ziehen.

Der Ort hier ist wirklich schön, die Häuser sind mitten in die Felsen gehauen. Nur über eine Hängebrücke erlangt man Zutritt. Es ist zudem noch ein historischer Ort, schließlich wurde Selindian Hal hier geboren. Man merkt immer noch, wie stolz die Bewohnerinnen und Bewohner darüber sind.

Eintrag vom 26. Ingerimm 1015 BF

Unser Plan hat sich schlagartig geändert. Wir bleiben in Braunenklamm. Etwas sehr Beunruhigendes ist passiert. Wir wollten schon weiterziehen, als wir hörten, wie der hiesige Müller über sein Mühlrad schimpfte. Der Zwerg erklärte uns, dass sich etwas darin verfangen haben musste. Hilfsbereit, wie Grim nun mal ist, wagte er sich ins Wasser um das Hindernis aus dem Weg zu räumen.

Joela, Aridhel und ich setzten uns ans Ufer um Grim zuzusehen. Wir scherzten noch albern herum, dass das wahrscheinlich eine Wasserleiche sei, hat Grim doch Angst vor Toten. Wie bleich wurden wir, als Grim prustend wieder auftauchte von Joela, die ihm zu Hilfe geeilt war, ans rettende Ufer gezogen wurde und mit firnweißem Gesicht erzählte, dass ein Toter unter dem Mühlrad nach ihm gegriffen hatte!

Gleich darauf sahen wir einen Leichnam im Fluss treiben. Torben, der sich inzwischen bequemt hatte, den örtlichen Gasthof zu verlassen, holten ihn mit einem langen Ast vorsichtig ans Ufer. Es war ein Mann in Lederrüstung, einer der „formidablen Sechs“, der Söldnertrupp, mit dem Delian von Wiedbrück losgezogen war um Korobar zu suchen. Doch nicht genug, als ich den Toten untersuchte, fiel mir auf, dass er nicht nur ein Mal getötet wurde! Er wies Schwert- und Brandwunden auf, von denen jede für sich schon tödlich gewesen wäre! Die Schwertwunden waren nach meiner Einschätzung aber jünger. Ich nehme an, er wurde durch Feuer getötet, dann wiedererweckt und bei einem Schwertkampf erneut zu Boron geschickt.

Laut Grim hatte er im Kopf einen metallenen Zapfen stecken, doch er musste im Fluss verloren gegangen sein, denn ich konnte nur noch ein Loch an der besagten Stelle ausmachen. Mit einem Analys konnte ich eine exorbitante Konzentration an Kraftnodices rund um dieses Loch feststellen. Ich glaube, dass es sich bei dem Metallstück um einen Fokus zum Beschwören und Beherrschen handelte. Das Opfer wurde auf jeden Fall dämonisch wiedererweckt.

Mit meinen letzten arkanen Kräften versuchte ich mit einem Odem im Fluss nach diesem Metallpflock zu suchen, doch ich war am Ende mit meiner astralen Macht. Die Leiche wurde nun verbrannt, ich hoffe, seine Seele findet Frieden in Borons Hallen.

Eintrag vom 27. Ingerimm 1015 BF

Ein schrecklicher Traum hat mich heute Nacht heimgesucht! Ich war auf einer roten Ebene, ich sah einen Turm, es war meiner, dann befand ich mich plötzlich in einer grauen Ebene, ein Wesen oder so etwas in der Art war neben mir, und ich hatte das Gefühl fliehen zu müssen. Ich lief und lief, Schmerzen überkamen mich, irgendwann sah ich schließlich ein grünes Tor mit einer grünen Ebene vor mir. Dies war meine Rettung, im letzten Moment erreichte ich dieses Tor und dann fiel ich plötzlich ins Nichts und mit mir das Wesen. Ein schwarzer Schatten durchdrang mich, ich fühlte Schmerzen, ein Zischen neben meinem Ohr und ich erwachte. Neben mir saß Grim, schweißgebadet. Er hatte den gleichen Traum! Doch nur bis zum Fall, an den letzten Teil konnte er sich nicht erinnern. Eigenartig!

Kurz darauf der nächste Schrecken, Grim sah einen schwarzen Mann in der Nähe der Mühle, wir weckten sofort alle anderen und nahmen die Verfolgung auf. Doch umsonst. Ich fühle mich ermattet, der Alptraum hat mich geschwächt. Auch Mutter Linai hatte diesen Traum, ihr Befinden ist nicht besser als das Unsere.

Diese Träume werden unheimlich, ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen. Wer weiß. Warum haben nur alle das gleiche geträumt? Das kann doch kein Zufall sein… ich vermute, dass auch unsere Träume von jemanden geschickt worden sind. Doch von wem?

Eintrag vom 27. Ingerimm 1015 BF

Heute sind wir bis Salthel gekommen, es ist bereits der 27. Ingerimm und wir müssen uns beeilen um bis zum 15. Rahja wieder zurück zu sein.

Vor Balcken wurden wir wieder aufgehalten, dieser Räuberbaron Terkol von Buchenbruch, ein Gauner, verlangte einen Dukaten Wegzoll von uns! Ich wusste, wir hatten keine Chance gegen ihn und sein Gefolge, wäre ich eine Hexe, hätte ich ihm einen Fluch auf den Hals gehetzt! Dieser Halsabschneider!

Auf unserem Weg hier her passierte sonst nicht viel, keine Spur von Delian von Wiedbrück oder Korobar. Doch ich hatte das Gefühl, dass uns irgendwer verfolgte, ich habe schon die Befürchtung, dass Korobar Späher auf uns angesetzt hat. Ich möchte wissen, seit wann er uns beobachten lässt. Das heißt aber auch, dass wir irgendetwas auf der Spur sind.

Mutter Linai geht es weiterhin nicht gut. Ich habe ihr heute das Schlafmittel in ihr Essen gemischt, ich hoffe, es hilft ihr, dass sie nicht von diesen Träumen heimgesucht wird. Wir müssen zu unserem Leidwesen in einem Schlafsaal übernachten. Das hat aber immerhin den Vorteil, dass wir uns gegenseitig wecken können, wenn jemandem etwas passiert. Auch Aridhel wird hier in der Schenke die Nacht verbringen. Draußen ist es einfach nicht sicher.

Eintrag vom 28. Ingerimm 1015 BF

Unsere Reise wird von einem weiteren tragischen Ereignis überschattet. Mir läuft es noch immer kalt den Rücken hinunter, wenn ich daran denke.

Mitten in der Nacht find Joela zu schreien an, Torben war sofort bei ihr und versuchte sie zu wecken. Am ganzen Bett waren Blutspuren zu sehen, sie musste sich selbst verletzt haben, wie damals Ayla von Schattengrund. Als sie erwachte, griff sie in ihrem Wahn Torben an bevor sie mir erschöpft und in Tränen aufgelöst um den Hals fiel. Wir versorgten sofort ihre Wunden, ihre Brust war zerkratzt und blutig.

Als ich ihr ein Glas Wasser holen wollte, fand ich im Schankraum den Wirten und seine Frau vor. Er war bleich im Gesicht und sah fürchterlich verstört aus. Auch er hatte einen schrecklichen Traum. Wir setzten uns alle runter in den Schankraum. Plötzlich kam ein Junge aufgeregt hereingelaufen, er erzählte, dass eine Bettlerin tot aufgefunden wurde, sie hatte sich selbst das Herz herausgerissen!

Ich lief sofort zu der Leiche. Welch schrecklicher Anblick erwartete mich dort! Viel habe ich schon gesehen, aber das übertraf so einiges. Ich nahm sofort eine arkane Untersuchung vor, wieder ähnliche Muster, wie die, die ich bei Ayla von Schattengrund feststellen konnte. Auch in diesem Fall wurden die Träume von etwas oder jemandem beeinflusst. Wären der Wirt und Joela nicht geweckt worden, hätte sie wohl das gleiche Schicksal erwartet, wie die arme Bettlerin. Mir lief es kalt den Rücken herunter, als ich diesen Gedanken hatte.

Mutter Linai ist noch beunruhigter als sonst, ich bin mir nicht sicher, ob sie uns etwas verschweigt. Sie ist sehr verschlossen und sagt fast nichts mehr. Ich habe ein Auge auf sie, hoffentlich geht es ihr bald besser!

Eintrag vom 28. Ingerimm 1015 BF

Wir sind in Runhag angelangt, dem letzten Ort vor Dragenfeld. Die EinwohnerInnen hier sind sehr verschlossen, misstrauisch beäugen sie uns.

Endlich haben wir eine Spur von Korobar. Wir begegneten zwei Männern, sie waren wohl aus dem Gefangenenlager in Balcken geflohen. Sie baten uns, ihren getöteten Gefährten zu begraben. Ich sagte, sie sollen uns sagen, von wo sie geflüchtet sind, da griffen sie mich an – diese Narren! Torben war sofort zur Stelle um mir zu helfen. In einem Wutanfall, weil sie mich angegriffen hatten, schlug Grim sie auch noch, diese armseligen Gestalten! Ist ihnen doch Korobar begegnet, er war unterwegs mit einigen Gefangenen! Laut der Beschreibung mussten das Delian von Wiedbrück und sein Trupp, oder was davon übrig war, gewesen sein.

Die beiden konnten uns außerdem berichten, dass die Kämpfer an der Seite des norbardisch aussehenden Magiers seltsam gleichgültig ihren Dienst verrichteten, ich vermute, dass auch sie Untote waren. Die beiden dummen Halunken wollten den Magier doch tatsächlich zu viert überfallen, dabei wurde eben der eine getötet, ihre Gefährtin wurde mitgenommen. Nachdem sie ordentlich aufgerieben worden waren, verkündete der Magier: „Rennt, Korobar ist wieder da!“ Sein Aussehen und diese Aussage machen es klar, Korobar, der Schrecken der Tobimora, ist nun in Weiden aktiv, und er plant etwas, da bin ich mir sicher. Wir haben den Toten unter einem Steinhaufen begraben, Mutter Linai hat den Segen gesprochen.

In Sichelhag kam gestern ein Reittrupp vorbei, das könnte Korobar gewesen sein. Eine alte Frau, Witwe Haselbach, erzählte uns, dass der berüchtigte Schwarze Mann ein Magus sei, der ihren Sohn Mikal mitgenommen habe. Dieser Magus war auch bei dem Reitertrupp dabei. Meine Vermutung hat sich also bestätigt.

Als wir weiterreiten wollen, sah Joela plötzlich drei Raben auf einem Baum sitzen, worauf sie sich weigerte, weiterzureiten. Sie saß irgendeinem Aberglauben auf. Torben verjagte sie, worauf sie mit Entsetzen verkündete, dass dies ein großer Boronfrevel war. Erst als wir ein Gebet zu Boron sprachen, war sie bereit weiterzureiten.

Oh was ist nur in diese Gegend gefahren, sie macht uns noch alle verrückt! Dieser Ort ist verflucht, Untote wandeln hier herum und ein Magier plant unaussprechliche Gräueltaten. Ich hoffe, wir können diese Gegend bald verlassen, wenn noch mehr von uns solche Träume haben, dann Boron bewahre!

Eintrag vom 28. Ingerimm 1015 BF

Joela ist heute nicht sie selbst! Sie ist einfach in den Wald geritten, während ich und die drei Männer Einbeeren suchen waren! Sie sagte, sie hätte einen Mann gesehen am Fenster. Leider konnte sie ihn nicht mehr einholen. Es verfolgt uns wohl wirklich wer. Ob Korobar diese Person geschickt hat?

Mittlerweile habe ich erfolgreich einen Einbeerentrank gekocht. Ich denke, wir werden ihn noch brauchen können. Wenn wieder jemand so schlecht träumt, wie es Ayla von Schattengrund passiert ist, dann erst recht!

A propos Träume, Joela hat endlich über die gestrige Nacht gesprochen. Sie sagte, dass sie sich im Traum auf einem Schlachtfeld befand, sie vernichtete ganze Armeen, sie hatte das Bedürfnis weiterzutöten, und dann wollte sie sich selber das Herz herausreißen. Ich bin mir sicher, die Bettlerin – Boron sei ihrer armen Seele gnädig – hatte auch diesen Traum. Das ist sicher kein Zufall.

Auch Aridhel hatte einen Traum, es war in der Nacht, bevor wir in die Braunenklamm kamen. Er träumte, er wäre mächtig, wie ein Gott, alle würden ihm gehorchen. Er fühlte sich aber nicht als Sieger, er triumphierte nur, als sich die Menschen, seine Feinde, gegenseitig vernichteten.

Was hat das alles zu bedeuten? Wer schickt uns diese Träume? Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Ist diese Person, um die es immer geht, Borbarad? Wir müssen wirklich aufpassen in Zukunft...

Eintrag vom 29. Ingerimm 1015 BF

Heute Nacht wurden Joela, Aridhel und ich vom gleichen Alptraum heimgesucht. Wieder endete er mit Verletzungen. Wir träumten, wir wären gefallene Alveraner, mit uns fielen zahlreiche andere. Als wir am Boden aufprallten, fühlten wir den Schmerz in jeder einzelnen Faser unseres Körpers. Alle von uns hatten am Morgen Quetschungen und Blutergüsse. Zum Glück ist uns nicht mehr passiert.

Wir ritten weiter, die Gegend wurde nebliger und irgendwie auch unheimlicher. Schließlich fanden wir eine kaputte Steinbrücke, es war der einzige Weg über die Schlucht. Irgendwer hatte diese Brücke mit Absicht zerstört, sie wies Axthiebe und Brandspuren auf. Wollte uns jemand daran hindern weiterzukommen?

Wir suchten die Schlucht in der Nähe ab, kein Weg um darüberzukommen. Grim und Torben sind gerade dabei eine neue Brücke zu bauen. Joela und ich ritten zurück nach Runhag um mehr Werkzeug zu kaufen, denn wir haben nur eine Axt. Als wir zurückkamen, war Grim allerdings schon recht weit mit seinen Arbeiten. Ich versuchte ihm noch zu helfen, aber ich weiß nicht, ich fühlte mich nicht gut, seltsam ermattet, sodass ich, glaube ich, mehr ein Hindernis war für ihn.

In ein oder zwei Stunden sollte die neue Brücke fertig sein, ich hoffe, sie trägt uns auch alle…

Eintrag vom 29. Ingerimm 1015 BF

Der heutige Tag brachte nichts Gutes. Zuerst verloren wir ein Packpferd auf der Brücke. Es fand keinen sicheren Halt und stürzte hinab.

Je näher wir Dragenfeld kommen, desto mehr verändert sich die Umgebung. Ich habe das Gefühl, etwas stimmt nicht hier. Der Wind weht fauligen Gestank zu uns, es riecht nach Blut und Verderben… alles sieht trist aus, es wirkt alles irgendwie tot.

Dies ist sicher das Werk Korobars. Wir trafen ihn. Zuerst kam uns plötzlich Delian von Wiedbrück entgegengetorkelt, er konnte sich ob seiner Verletzungen kaum noch auf den Beinen halten. Bolzen versuchten ihn niederzustrecken, aber wir gaben ihm Schutz. Doch nicht lange, denn plötzlich erschien Korobar auf einem Pferd, das von Maden zerfressen unheilvoll auf einem Hügel stand. Mit ihm waren vier Untote, wohl wieder einige der formidablen Sechs. Korobar verlangte von uns ihm seinen Gefangenen auszuhändigen, doch das wollten wir nicht kampflos tun! Eine kleine Schlacht entbrannte, aber der feige Magier überließ seine Truppe ihrem Schicksal. Wir konnten sie schlagen, doch Korobar war inzwischen verschwunden. Alle von uns hatten Verletzungen, die behandelt werden mussten, allen voran Delian von Wiedbrück. Einen Überlebenden auf Korobars Seite gibt es, wir werden ihn morgen verhören. Die Toten haben wir verbrannt, auf dass Boron sie von ihrem unheiligen Schicksal erlöse.

Joela wurde während des Kampfes bös von einem Bolzen verletzt, wir haben die Wunde behandelt, ich hoffe, sie verheilt bald. Delian von Wiedbrück sieht nicht gut aus, ich denke, er leidet an Wundfieber.

Wir ritten weiter, in nicht allzu weiter Entfernung sollte ein Lager von Bauarbeitern sein. Von dort erhofften wir uns Hilfe. Ich fühlte mich elend und mit mir die Umgebung. Der Wald ist seltsam hier, obwohl Ingerimm ist, sehen wir kaum Blumen oder Blüten. Noch dazu trafen wir vier Harpyien, sie verspotteten uns, doch – den Zwölfen sei Dank – ließen sie uns gehen. Aber nicht ohne uns zu drohen, dass wir uns bald wieder treffen würden…

Unsere letzte Hoffnung wurde schlussendlich zerstört, als wir die Überreste einer Wagenburg fanden. Ich fühlte mich zurückversetzt in jene Zeit des Orkensturms. Tod und Verderben wehte über die Leichen, alles war verkohlt und niedergebrannt. Jemand hatte hier gewütet, und ich wette, es war Korobar. Der Überfall musste vor etwa ein oder zwei Tagen stattgefunden haben. Wie schändlich, die Leichen einfach so liegenzulassen! Wir verbrannten sie vollends, damit sie ihren Frieden finden. Mehr war uns leider nicht mehr möglich.

Wir haben uns einen sicheren Platz gesucht, wir alle brauchen Ruhe, es geht uns nicht gut. Ich bin mit meinen arkanen Kräften ziemlich am Ende, ich muss sie mir aufsparen, wenn wir auf Korobar treffen um dem Schrecken der Tobimora ein Ende zu bereiten.

Mutter Linai hat gerade gesagt, dass die Sterne nicht gut stehen, ich konnte in den Sternbildern nichts erkennen, aber ihre Unruhe beunruhigt auch mich. Wir haben ihr immer ihr Schlafmittel gegeben, aber ich habe das Gefühl, dass es nicht viel genutzt hat. Grim behandelt uns alle bevor wir schlafen gehen, er ist ein fähiger Heiler. In der Nacht wollen wir Wachen aufstellen, ich werde zusammen mit Mutter Linai eine Schicht übernehmen.

Eintrag vom 30. Ingerimm 1015 BF

Boron sei uns gnädig! Beschütze uns vor diesen Träumen! Beinahe hätten wir Torben verloren! Als ich diese Nacht Wache hielt, bemerkte ich, dass Torben wohl einen Alptraum hatte. Er atmete nicht mehr und sein Herz stand plötzlich still! Ich weckte die anderen, Grim startete Maßnahmen zur Wiederbelebung, während Aridhel versuchte ihn aus seinen Träumen zu holen. Bange Minuten vergingen, wir dachten schon, er wäre über in Borons Reich gegangen, als er endlich wieder zu atmen begann! Er hatte Unmengen an Blut verloren und musste sofort behandelt werden.

Diese Träume werden immer schlimmer, ich fühle mich so hilflos, weil ich nichts tun kann. Über Träume weiß ich so wenig, das einzige, was hier wohl hilft, ist das Opfer so schnell wie möglich aufzuwecken.

Wir haben nun versucht, den Überlebenden aus dem gestrigen Kampf zu verhören, doch er gab nicht aus. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn mit Fußfesseln an einer Quelle zurückzulassen. Er ist uns nur ein Hindernis, und wir müssen weiter.

Die Erde erscheint verwundet, überall sind Risse in der Erde, wie in einer Wüste. Alles wirkt trocken, verdorrt und tot. Es ist ein beklemmendes Gefühl weiterzugehen. Die Bäume, sie scheinen sich vor Schmerzen zu winden, fast kann ich es fühlen. Welch Frevel hat nur diese Gegend so verflucht? Welch Schrecken wird uns erwarten, wenn wir erst in Dragenfeld sind?

Eintrag vom 30. Ingerimm 1015 BF

Mit jedem Schritt, den wir tun, verlässt uns ein Stück Hoffnung, Mut und Kraft. Ich sehe zu den Bäumen, sie strecken sich in Richtung Südosten, die Richtung, aus der wir kommen, die letzten übrig gebliebenen Zweige mit frischen Trieben zeigen dorthin. Jeder Schritt ist eine Qual, der Boden schreit unter unseren Schritten, er leidet mit uns. Etwas hat die Natur hier getötet, sie wurde regelrecht hingerichtet.

Auch die Tiere merken, dass hier etwas Schreckliches passiert sein muss. Sie fliehen, nicht selten geschieht es, dass eine Wildherde in die Richtung läuft, aus der wir kommen. Am blauen Himmel ziehen Vögelschwärme über unsere Köpfe hinweg, sie scheinen es eilig zu haben. Bei der Abzweigung zu Zollhaus machten schließlich unsere Pferde schlapp. Sie konnten einfach nicht mehr. Jeder Schritt mehr hätte für sie ihren Tod bedeutet, das war uns allen klar. Schweren Herzens ließen wir sie hier zurück. Ich habe einen Zettel an Sturmnacht gebunden, auf dem steht, wem es gehört und in welcher Lage wir uns befinden. Wenn ich wieder lebend hier herauskomme, dann habe ich vielleicht eine Chance mein Pferd wiederzubekommen.

Je weiter wir gehen, desto näher kommen wir ins Zentrum dessen, von dem die Zerstörung und dieser Fluch kommen. Und ich bin sicher, dass alles von Dragenfeld ausgeht. Dragenfeld ist der Schlüssel zu all dem. Und dort werden wir auch auf Korobar treffen und uns ihm stellen.

Ich habe heute Früh bemerkt, dass unsere Haare und Bärte länger geworden sind. Was hat das zu bedeuten? Alles ist tot, aber unsere Haare wachsen schneller? Das passt nicht zusammen. Aber es ist nicht mehr lange, dann finden wir hoffentlich die Antworten. Wenn es hier schon so aussieht, dann möchte ich nicht wissen, wie es in Dragenfeld ist…

Hier, wo wir unser Nachtlager aufgeschlagen haben, ist alles still, boronsstill. Es gibt keine Tiere mehr, die Bäume sind völlig kahl, der Boden ist tot, es gibt keine Blumen oder Gras mehr, die darauf wachsen. Alles ist grau, eine einzige graue Ebene. Mittendrin fanden wir ein Tier, es hatte zwei Köpfe und drei Beine, was für eine Missgeburt, wie konnte so etwas geschehen? Wurden hier Chimären erschaffen? Die Antwort weiß ich nicht, mir fehlten die Kräfte um es zu untersuchen. Der Verwesungsprozess an ihm war nicht weit fortgeschritten, sogar die Maden und die Fliegen haben diese unheilvolle Gegend verlassen.

Nun denn, Sturmnacht, auf dass du wenigstens frei sein bist. Laufe weg, so lange es noch geht, ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder…

Eintrag vom 1. Rahja 1015 BF

Ich kann nicht mehr, doch ich weiß, ich muss weiter. In dem wir uns gegenseitig Mut machen, versuchen wir es zu schaffen.

Diese Nacht war die Schlimmste in meinem Leben, ich dachte, ich würde Grim für immer verlieren. Als ich erwachte, blutete er aus jeder Pore seines Körpers, es war ein grauenvoller Anblick! Ich konnte mich vor Schreck fast nicht bewegen. In meiner Not versuchte ich einen Balsam zu sprechen, doch er zeigte keine Wirkung. Wir versuchten alle ihn wach zu bekommen, doch ohne Erfolg. Irgendwann – es schien mir eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein – erwachte er aus diesem verfluchten Traum.
Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt, ich sah den Menschen, den ich am meisten liebe, dort am Boden im Sterben liegen, und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Meine Magie, auf die ich mich immer verlassen konnte, hatte versagt. Sie war völlig nutzlos. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn er neben mir einfach so stirbt.
In welches Verderben gehen wir bloß? Welche Schrecken erwarten uns noch?

Wir haben hinter einem Hügel Geräusche vernommen. Es klingt nach einem Lager. Joela und Torben sind gerade auf Erkundung, ich hoffe, sie bringen gute Nachricht.

Eintrag vom 1. Rahja 1015 BF

Das Lager, das wir gefunden hatten, wurde von den fliehenden Dorfbewohnerinnen und –bewohnern errichtet. Sie erzählten uns, dass nicht einmal die Hälfte hier ist. Die Menschen, die wir trafen, waren alle alt. Umso mehr erschraken wir, als sie uns mitteilten, dass niemand hier mehr zählt als etwa dreißig Götterläufe! Alle waren in der letzten Zeit schnell gealtert, viele sind gestorben. Irgendein schlimmer Frevel an Satinav musste hier begangen worden sein! Damit wäre auch zu erklären, warum unsere Haare, Fingernägel und Bärte so schnell wachsen. Ich glaube nicht mehr, dass wir diese Gegend noch lebend verlassen können. Wenn auch bei uns der Alterungsprozess so schnell vonstatten geht, dann überleben wir vielleicht die Rückreise nicht mehr.

Der Anführer des Dorfes bestätigte die Vision von Mutter Linai. Alle dachten, Schwester Laniare wäre eine Hexe, es gab im Dorf Fehl- und Totgeburten, Missbildungen kamen plötzlich vor. Die Ernten gediehen zuerst, wurden dann aber schlecht. Burg Drachentodt wird von Korobar besetzt, ein gewisser Hamid ben Seyshaban ist sein Verbündeter. Er ist Tulamide und laut den Erzählungen grässlich entstellt. Im Dorf wandeln nun Untote herum, da flohen die armen Menschen in der Hoffnung dem Fluch des Dorfes zu entkommen.

Wir haben nun beschlossen, dass wir Delian von Wiedbrück und Mutter Linai mit den Überlebenden zurückschicken. Herr von Wiedbrück leidet unter Wundfieber, und Mutter Linai – nun, auch sie ist gealtert, beide hätte keine Chance mehr auf eine Rückkehr, wenn sie weiter mit uns ziehen. Mögen die Zwölfe dieser Gruppe ihren Segen geben.

Eintrag vom 1. Rahja 1015 BF

Gerade haben wir unerwartete Hilfe bekommen, die uns wieder Kraft gibt. Ein Goblinstamm hatte uns umzingelt. Ein Kampf wäre sinnlos gewesen, Joela und Torben versuchten also mit ihnen zu verhandeln. Doch da sahen wir, dass es auch den Goblins nicht anders als uns ergangen war. Auch sie waren gealtert. Ihre Anführerin Jamutan, offensichtlich eine Schamanin, fragte uns, ob wir zu dem Schamanen gehören würden. Damit meinte sie zweifelsohne Korobar. Als wir dies verneinten und ihr den Grund für unsere Anwesenheit erzählten, rief sie Torben zu sich. Sie musterte ihn gründlich. Schließlich befahl sie ihm die Augen zu schließen. Sie murmelte etwas vor sich hin, es wirkte, als ob sie ihm einer Art Prüfung unterzog. Danach wirkte sie überzeugt von seiner Ehrlichkeit und sagte, dass sie für uns tanzen würde. Dies tat sie auch, mit allerlei Räucherzeugs und wilden Gesängen. Zu meiner Überraschung fühlte ich mich danach seltsam gestärkt und wieder von Hoffnung erfüllt. Was dies auch für ein Ritual war, es hilft uns nun die letzte Etappe nach Dragenfeld in Angriff zu nehmen.