Neue Feinde
Inhaltsverzeichnis
- 1 Eintrag vom 7. Travia 1019 BF
- 2 Eintrag vom 8. Travia 1019 BF
- 3 Eintrag vom 9. Travia 1019 BF
- 4 Eintrag vom 10. Travia 1019 BF
- 5 Eintrag vom 11. Travia 1019 BF
- 6 Eintrag vom 12. Travia 1019 BF
- 7 Eintrag vom 12. Travia 1019 BF
- 8 Eintrag vom 13. Travia 1019 BF
- 9 Eintrag vom 14. Travia 1019 BF
- 10 Eintrag vom 14. Travia 1019 BF
- 11 Eintrag vom 15. Travia 1019 BF
- 12 Eintrag vom 16. Travia 1019 BF
- 13 Eintrag vom 17. Travia 1019 BF
Eintrag vom 7. Travia 1019 BF
Wir sind in Aimar Gor. Der Tag heute war grauenvoll. Ich habe schon wieder schlecht geschlafen, diesmal plagt mich das schlechte Gewissen, weil wir in ein Grab eindringen wollen. Und zu allem Überdruss hielt uns Leudalia den ganzen Tag über eine Standpauke wegen unseres Vorhabens. Sie wirft uns vor, zuerst jemanden zu vertreiben, weil er Gräber schändet und jetzt aber selber das gleiche zu tun. Dieses Argument ist ja nicht von der Hand zu weisen. Sie hat schon Recht, mir ist auch nicht wohl bei der Sache. Aber dieses ständige Predigen ihrerseits geht mir auf die Nerven!
Heute Abend haben Aridhel und ich die Waffen von Joela, Grim und Torben magisch gemacht. Jetzt ist zwar etwa die Hälfte meiner astralen Kraft verbraucht, aber ich denke, das ist es wert. In unserer Herberge hörten wir heute einen Haimamud das Märchen von Dschadir dem Kühnen erzählen. Dschadir kam in die Stadt We’Selia. Dort klagen ihm die Menschen ihr Leid. Sie stehen unter der Herrschaft von Assarbad, die Stadt wird von seinem Diener Kurungur dem Schwarzen, einem grausamen Drachen, beherrscht. Jeden Monat verlangt er die schönste Tochter der Stadt. Fatima, ein bildhübsche junge Frau, sollte das nächste Opfer werden. Ihr Vater trat an Dschadir heran und bot ihm die Hand seiner Tochter, wenn er sie rettet. Fatima gab dem kühnen Recken ihren Schleier als Glücksbringer und als er sie sah, verliebte er sich natürlich in sie. Drei Täler voller Schrecken musste er durchqueren, bis er im dritten Tal auf Salfalya, den Feuerdschinn, traf. Er war magisch gefangen um den Palast Kurungurs zu bewachen. Da befreite ihn Dschadir und zum Dank versprach der Dschinn seinem Retter bei dessen Vorhaben zu helfen. Am Schluss besiegte Dschadir durch den Schutz Salfalyas den Drachen, er kehrte zurück, ehelichte Fatima und Salfalya war ihr Diener. Eine nette Geschichte zum Einschlafen. |
Eintrag vom 8. Travia 1019 BF
Langsam fällt mir das Übersetzen der Komponenten leichter. Jetzt haben wir Informationen zu Opfergaben, Gesten und einer Ritualformel: „Den getrockneten Kot vom Ongalobullen verreibst du zweitel auf der feuchten Oberfläche eines Gadang-Flusssteines, um dann den Mhanadisand beizumengen. Diese vermischst du mit dem Kreut, das zur Madazeit geerntet und bereits gekocht ist, wie man es zur Austreibung von Stechmücken nutzt.“ „Wandle baren Fußes auf Somos Leib, den Ast der Olme stets fassend. „Sprich: Turu al Teschbar Dschandra ai Nuransch! Immerhin sind die Opfergaben nicht schwer aufzutreiben. Der Bann scheint sehr komplex, ich hoffe, wir finden genug Informationen um ihn zu rekonstruieren. Die ganze Reise über hören wir merkwürdige Geschichten über die Gor. In Anchopal fiel uns auf, dass viele Häuser südwärts keine Fenster haben. Das liegt daran, dass die Menschen glauben, der Staub der Gor bringe den Tod. Rote Heuschrecken würden in einem nisten, schlüpfen und einen so zu Boron schicken. Von der Gor kommt sicher viel Unheil, das glaube ich gerne. Ich möchte nicht wissen, was dort noch lauert, was wir damals nicht gesehen haben… |
Eintrag vom 9. Travia 1019 BF
Die letzten zwei Nächte habe ich kaum geschlafen. Vielleicht ist es die Nähe zur Gor, vielleicht auch mein Zeichen. Aber die Albträume lassen mir keine Ruhe. In Birchaluk ist Leudalia heute nach Anchopal abgezweigt. Sie will mit unseren frevelhaften Tätigkeiten nichts zu tun haben. So ist sie uns wenigstens nicht im Weg. Wir wollen uns hier in ein paar Tagen wieder treffen.
Wir sind heute nicht gerade gut vorangekommen. Vielleicht sind alle einfach bedrückt, weil die Gor so nahe ist. Wir haben die Gegend noch erkundet, Joela berichtete, dass sie gehört hat, Horatio di Bravaldi sucht auch das Grab! Das finde ich nun langsam sehr merkwürdig! Was interessiert ihn so an Bastrabuns Bann? Wir sollten das Grab auf jeden Fall vor ihm finden. Aridhel hat das Gebiet hier als Falke abgeflogen, aber er konnte nicht sagen, welcher der Hügel das Grab sein könnte. Joela und ich haben gemeinsam gebetet. Irgendwie scheinen mir die Zwölfe fern. Zusätzlich sind wir unruhig, dauernd hört man diesen heulenden Unheil bringenden Wind von der Gor. Hoffentlich lässt Bishdariel mich trotzdem ruhig schlafen! |
Eintrag vom 10. Travia 1019 BF
Phexverflucht, wir haben ein Problem! Horatio di Bravaldi ist schon beim Grab! Joela, Grim und ich suchten heute als Gruppe die Gegend ab. Da erreichten wir das Lager des Forschers. Die Leute hier waren bereits dabei, das Grab freizuschaufeln. Es ist eine fünffache Stufenpyramide, etwa vierzehn Schritt hoch und fünfunddreißig Schritt lang. Wir suchten Horatio di Bravaldi in seinem Zelt auf. Er ist ein elegant gekleideter Mann etwa Mitte fünfzig. Sein Lockenkopf und der Spitzbart geben ihm ein spitzbübisches Aussehen. Auf den ersten Blick durchaus sympathisch. Wir unterhielten uns etwas mit ihm, zuerst sehr freundlich, dann wurde die Stimmung seinerseits aber immer frostiger. Heimlich drang ich in seinen Geist ein, er war ärgerlich, weil wir auch nach dem Bann forschen, er sieht uns als Konkurrenz, die er aufhalten muss. Schließlich fragte er uns, ob wir ihm die Mondsteine für zweihundert Dukaten verkaufen würden. Natürlich schlugen wir das Angebot aus. Er wollte die Steine aber unbedingt sehen. Als wir alles verweigerten, ließ er uns von zwei Söldnerinnen hinauseskortieren. Bevor wir das Lager verließen, sah ich mit Hilfe eines Oculus, das durch das Grab eine Kraftlinie mit den Merkmalen Form und Erz geht.
Das war aber noch nicht alles. Was mich beunruhigt, ist die Frau, die bei di Bravaldi war. Als sie uns sah, erschrak sie richtig. Sie ist groß, schlank, vielleicht Mitte zwanzig. Ihre Augen leuchten opalfarben und ihre Haare sind rot mit schwarz-weißen Strähnen. Sie war verschleiert, aber ihre Augen zwinkerten immer wieder meinem Mann zu. Grim schwärmte den restlichen Nachmittag von ihr. Die hat ihn verzaubert, da bin ich mir sicher! Di Bravaldi meinte, sie wäre nur seine Gehilfin. Aber das stimmt garantiert nicht. Denn als wir den anderen berichteten, was geschehen war, ritten wir zusammen noch einmal zu der Ausgrabungsstätte und Aridhel und Torben sprachen mit dem Forscher. Als der Elf wieder aus dem Zelt kam, war er völlig aufgelöst. Seine Katze sah bei dieser angeblichen Assistentin kein Seelentier! Im Gegenteil, es tat ihm richtig weh in der Brust. Diese Frau hat definitiv etwas zu verbergen! Das steht nun fest. Ich vermute, sie ist Borbaradianerin! Und sie will uns daran hindern, den Bann zu errichten. Wahrscheinlich hat sie uns als Gezeichnete erkannt. Wir wollen heute Nacht in das Grab einsteigen. Die Borbardianer dürfen den Mondstein nicht in ihre dreckigen Finger bekommen! Der Eingang ist zu unserem Glück schon freigeschaufelt. Auf jeder Seite der Pyramide sind laut Aridhel dreizehn Steintafeln. Er hat einen Adlerauge gewirkt, so konnte er das alles sehen. Die Steintafeln tragen Reliefs. Darauf sieht man Ibis, Löwe, Koramsbestie, Feuervogel, Rabe, Esel, Hai, Eidechse, Wüstenfuchs, Gans, Schlange und Amboss. Eine Tafel ist leer, dazwischen geht ein Gang weg. Die Reihenfolge er Platten auf den anderen Seiten der Pyramide ist anders, nur die leere Tontafel ist immer in der Mitte. Es sind sicher die heiligen Tiere der Zwölfe, auch wenn es nicht immer die typischsten sind, die man ihnen zuordnet. Ich hoffe, wir werden nicht bemerkt, wenn wir in das Grab eindringen. Es sind vier Wachen um die Pyramide stationiert, zwei weitere patrouillieren im Lager. Unser Plan sieht etwa so aus, dass wir mit einem Silentium von Aridhel uns anschleichen, eine Wache auf der dem Lager abgewandten Seite ausschalten und uns ins Grab schleichen. Grim will auf keinen Fall mitkommen, er wird also draußen Wache halten. Wir werden die eine bewusstlose Wache so drapieren, dass es so aussieht, als sitze sie. Hoffen wir, dass im Dunkel niemand merkt, dass sie nicht wach ist… |
Eintrag vom 11. Travia 1019 BF
Wir haben den Mondstein aus dem Grab! Horatio di Bravaldi wird sich so ärgern, wenn er herausfindet, dass wir ihn ausgetrickst haben! Tja, er soll sich eben nicht mit uns anlegen! Dieser angebliche Forscher, er ist nicht hinter dem Wissen her, er will nicht seinen Geist erweitern, er möchte Ruhm haben! Er möchte bewundert werden und mit seinen Forschungen angeben, das ist alles. Und so behindert er uns, die Dere retten wollen! Einfältiger, geblendeter Tor!
Wie auch immer, die Erforschung des Grabes war ein Abenteuer. Hineinkommen war kein Problem, die Wache wurde bewusstlos geschlagen und in eine sitzende Stellung gebracht. Niemand hat etwas gemerkt. Den Eingang fanden wir auch bald, man musste die Reliefplatten in der Reihenfolge der Monate drücken und zum Schluss die leere Platte. Letztere schwang zur Seite und wir konnten eintreten. Aridhel mussten wir eher zwingen den muffigen Gang zu betreten, aber dann riss er sich zusammen. Am Boden lagen tote Skorpione, die jeden Schritt knirschen ließen. Plötzlich hielt Torben inne, züngelte und meinte, dass da etwas Magisches wäre. Ich sah mich um und tatsächlich! An einer Wand, gut versteckt, war eine Glyphe der Elementaren Attraktion für Luft angebracht! Dieses Wissen ist schon lange verschollen! Und jetzt habe ich es wieder entdeckt! Ich habe mir die Glyphe gleich mit einem Memorans eingeprägt. Immer wieder war dieses Zeichen angebracht. Torben überkam auf einmal ein ungutes Gefühl. Er warf die Fackel vor, die Luft entzündete sich und wir wurden von einer Explosion zurückgeschleudert! Da hatte ich plötzlich die Erkenntnis – das Luftzeichen in der Glyphe war invertiert! Im Gang vor uns befand sich giftiges Gas! Ein Glück, dass wir es rechtzeitig bemerkt haben! Leider mussten wir feststellen, dass wir in einer Sackgasse gelandet waren. So mussten wir das Grab wieder verlassen, wieder eine Wache ausschalten und einen anderen Gang probieren. Phex sei Dank hat draußen niemand etwas von der Explosion bemerkt. Die Mauern des Grabes sind doch sehr dick. Der Gang, den wir nun betraten, war mit der Kunst der Magiermogule geschmückt. Viele Tiere, wie Skorpione und Käfer, waren abgebildet. Mich beschlich das Gefühl, dass sich diese Bilder bewegen, ich wurde richtig paranoid, ich sah zerfallene Städte, Grauen überkam mich. Joela redete beschwichtigend auf mich ein, ich schloss die Augen und sie führte mich. Wenn ich darüber nachdenke, könnte es ein Zauber gewesen sein, der Eindringlinge abhalten wollte. Ich bin doch sonst nicht so ängstlich. Am Ende des Gangs war ein steinerner Torbogen, links und rechts von zwei Wächterstatuen flankiert. Für einen Moment dachte ich, sie würden uns angreifen, wenn wir hindurch gehen – es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Doch alles blieb ruhig. Wir kamen in eine ausgeraubte Grabkammer. Zerbrochene Tonkrüge lagen herum und der marmorne Sarkophag war verschoben und geöffnet. Die Mumie lag noch drin, aber sonst war alles leer. Wir dachten schon, andere wären vor uns da gewesen, doch dann sahen wir Totenkäfer aus einer Ritze des Sarkophages kriechen. Joela vermutete sofort, dass hier irgendwo ein Mechanismus versteckt sein musste. Das Grab war noch nicht ausgeraubt worden, das war nur eine Täuschung um Eindringlinge zur Umkehr zu bewegen! Aridhel nahm die Mumie heraus. Beim Sarkophag konnte ich magische Fäden entdecken, die aber ins Leere gingen. Als Torben sich hineinlegte, änderte sich etwas. Ein Klicken war zu hören. Torben traute sich aber nicht, den Deckel des Sarkophages zu schließen, der Feigling. Also tauschte ich mit ihm und legte mich in den Sarkophag. Als ich den Deckel schloss, öffnete sich bei meinen Füßen eine Luke! Eine Wendeltreppe führte weiter nach unten. Ich rief den anderen zu, was passiert war und sie folgten mir, wenn auch sehr zögerlich. Die Treppe führte zu einem Gang. Joelas Nackenhaare stellten sich auf, sie roch Gefahr. Sie band sich ein Seil um und ging vorsichtig weiter. Leider wurde ein Mechanismus ausgelöst, eine Bodenplatte klappte nach unten und Torben und ich stürzten in die Tiefe. Wir landeten auf spitzen Lanzen, aber wir hatten Glück, wir waren noch am Leben. Joela schaffte es, den Mechanismus wieder auszulösen, sodass Aridhel uns hochziehen konnte. Zum Glück hatten wir einen Heiltrank von Khadil, so war ich bald wieder auf den Beinen. Torben und ich waren zusammen so schwer, dass wir die Falle ausgelöst haben. Alleine konnten wir die Bodenklappe betreten. So konnten wir das Hindernis überwinden. Wir erreichten eine Kammer. Vorsichtig betraten wir sie, wer weiß schon, was uns noch für Fallen erwarten würden! In dem Raum standen zehn Wächter entlang einer Wand, ein Leichnam mit einem bronzenen Zweihandsäbel kniete in der Mitte. Als wir weitergehen wollten, erhob sich der Leichnam, jemand musste gegen ihn kämpfen. Torben erledigte das. Zwischen den Rippen des Toten befand sich ein blauer Juwel, den wir mitnahmen. Wir sprachen ein kurzes Gebet, möge diese Seele Ruhe finden. Ich werde morgen den Bericht fortsetzen, der Tag war anstrengend und wir haben kaum geschlafen. Immerhin wollten wir nicht von di Bravaldi eingeholt werden. Ich bin mir sicher, er ist ziemlich wütend. |
Eintrag vom 12. Travia 1019 BF
Wir sitzen hier in Birchaluk und warten auf Leudalia. Ganz wohl ist mir nicht bei der Sache, ich würde lieber wieder weiterreiten.
Nun möchte ich aber meinen Bericht über das Grab fortsetzen. Bei der nächsten Tür, die wir durchschreiten mussten, war wieder eine Arkanoglyphe angebracht. Diesmal war es die, die man „Zähne des Feuers“ nannte. Eine magische Analyse gab mir Aufschluss über ihre Funktion. Berührt man sie, so brennt sie sich durch sämtliche Materialien. Sie dient als einmaliger Türöffner. Torben tippte die Tür an, woraufhin die Glyphe aufglühte und sich durchbrannte. Der Durchgang war geöffnet. Wir kamen nun in einen Raum, wo Tontäfelchen aufgereiht waren. Es sah aus wie ein Arbeits- oder Studierzimmer. Auf den Tafeln waren die Fingerabdrücke von Menschen abgebildet. Dies diente als symbolischer Akt, der Tote sollte auch weiterhin die Kontrolle über seine Bevölkerung haben. Reliefs an den Wänden zeigten Laboratorien, einen Folianten, die Landschaft von Gorien und den Palast mit dem Eingangstor. Dieses Tor war auch in der Realität eine Tür, durch die man in den großräumigen Grabestempel gelangte. Die Wandreliefe stellten einen Wohnraum da, der Boden war ein Mosaik aus toten Insekten und Spinnen, das einen Skorpion darstellen sollte. Mir kam das Grausen. An der Decke war der Sternenhimmel so abgebildet, wie er am Todestag aussah. Der Leichnam in der Mitte des Raumes war noch sehr gut erhalten. Um ihn herum auf drei Diwanen lagen drei weitere Tote. Es waren Frauen. Alle vier Leichen waren mit Gestein bearbeitet worden, der Mann war aus Alabaster, die Frauen aus rosa Marmor. In der Nähe der Leichen stand eine Statue aus grünem Marmor, sie trug einfache Kleidung und griff gerade nach einem der herumliegenden Schätze. Eine böse Vorahnung überkam mich, vielleicht waren die Schätze durch einen Zauber geschützt, die einen in Stein verwandeln! Mir war auf jeden Fall nicht wohl bei der Sache. Bald hatten wir den Mondstein unter den Grabbeigaben entdeckt. Drei Tontäfelchen mit der Kartusche von Bastrabun lagen daneben. Außerdem gab es noch eine Statue des berühmten Magiers, bei der die linke Hand überdimensional groß war. Ich war gerade dabei, mir das Grab mit einem Oculus anzusehen, als plötzlich von irgendwo ein unheimliches Summen zu hören war. Zu unserem Schrecken mussten wir feststellen, dass sich das Mosaik aus den toten Tieren am Boden zusammenzog und einen riesigen Insektengolem in Form eines Skorpions bildeten, der es offensichtlich auf uns abgesehen hatte! Joela schnappte sich die Tontafeln, Torben den Stein (zum Glück verwandelten sich beide nicht in eine Statue!) und wir rannten so schnell wir konnten nach oben. Keine Falle hielt uns auf und so kamen wir alle heil nach draußen. Das Summen hatte aufgehört, der Golem war uns wohl nicht gefolgt. Ich fiel Grim erleichtert um den Hals. Leise schlichen wir uns aus dem Lager und ritten die Nacht durch. Am Tag gönnten wir uns nur wenig Schlaf, aus Angst von di Bravaldi verfolgt zu werden. Wir schafften es gestern schon bis hierher nach Birchaluk. Es gibt hier einige Schreine, wo vor allem Joela und ich innig beten. Wir haben trotz guter Absichten Boron gefrevelt und ich hoffe, er zürnt uns nicht. Grim und Torben haben sich heute in Birchaluk etwas umgehört. Ein Haimamud erzählte ihnen eine Geschichte über Bastrabun. Sein Gegner soll eine Schwarzechse gewesen sein, sie war der Anführer der Echsen. Diese Echse konnte furchtbare Wesen in die Welt setzen, erzählt man sich. Bastrabun hat ihn aber schließlich besiegt. Dieser merkwürdige Echsenpriester im Friedhof der Seeschlangen hatte auch schwarze Schuppen. Ob das etwas zu bedeuten hat? Ich habe vor dieser Begegnung nicht einmal gewusst, dass es Echsen mit schwarzen Schuppen gibt. Echsen sind grün oder braun. Eigenartig. |
Eintrag vom 12. Travia 1019 BF
Um ein Haar wären gerade Joela und Aridhel gestorben! Mir wird immer noch schlecht, wenn ich daran denke. Heute Abend kam Leudalia zurück. Sie hat von der Archivarin in Anchopal drei Übersetzungen von Bannkomponenten erhalten. Wir saßen gerade nichtsahnend beim Abendessen, als plötzlich Aridhel und Joela von Krämpfen geschüttelt wurden. Ich sprach schnell im Affekt einen Klarum Purum auf mich, doch mein Essen war anscheinend rein. Uns war klar, es war Tulmadron in ihrem Essen gewesen! Nothilf wäre die Rettung gewesen, doch hatten wir keines dabei. Grim schrie geistesgegenwärtig zu mir, ich solle sie doch paralysieren, was ich auch tat. Jetzt hatten wir wenigstens Zeit, Tulmadron tötet sein Opfer ja in wenigen Herzschlägen! Torben rannte zum Koch, der berichtete, dass der Botenjunge niedergeschlagen wurde. Ein Maraskani hat das Essen vergiftet. Torben nahm gleich die Verfolgung auf. Leudalia schaffte es in Birchaluk eine Portion Nothilf aufzutreiben. Doch wir hatten hier zwei Sterbende vor uns. Ein versuchter Salander auf eine von Grim beschaffte Ratte schlug fehl. Ich wollte sie in Nothilf verwandeln. Leudalia erinnerte sich zum Glück daran eine Peraine-Geweihte im Dorf gesehen zu haben und holte sie. Das alte Mütterchen betete zusammen mit unserer Geweihten und ich löste den Paralys auf. Aridhel bekam das Nothilf verabreicht. Ein Bäumchen sprießte neben Joela, aber trotz unserer Bemühungen lagen beide immer noch im Sterben. Leudalia begann einen Heilsegen zu sprechen, ich löste alle Zauber aus meinem Stab bis noch ein Balsam und ein reversalierter Fulminictus übrig waren. Immerhin war dann Joela stabilisiert. Mit meinen letzten Kräften sprach ich einen Balsam auf den Elfen, der ihn endlich rettete. Erschöpft sank ich auf den Boden. Der Schreck saß noch fest in unseren Gliedern. Torben und Grim zögerten nicht lange und versuchten den feigen Attentäter aufzuspüren. Leudalia hat noch einen Heilsegen gesprochen, damit Joela und Aridhel schnell wieder zu Kräften kommen. Jetzt sitze ich hier in unserem Zimmer und warte auf ihre Rückkehr. Hoffentlich erwischen sie ihn!!! |
Eintrag vom 13. Travia 1019 BF
Torben und Grim konnten den Maraskani nicht mehr aufspüren. Er war ein Profi, so viel stand fest. Aridhel erkannte ihn übrigens. Es war einer aus dem Lager von Horatio di Bravaldi. Scheint, als hätten wir einen neuen Feind, der vor nichts zurückschreckt. Wir hielten Wache diese Nacht. Schlaf fand ich kaum, immer wieder träumte ich davon, dass Aridhel und Joela starben. Und von di Bravaldi und seiner angeblichen Assistentin, die mich verhöhnten und mir einredeten, es wäre alles meine Schuld.
Wir haben uns jetzt an den vergifteten Schüsseln den Geruch von Tulmadron eingeprägt. Wer weiß, ob nicht wieder so ein feiger Anschlag auf unser Leben durchgeführt wird. Tulmadron ist schrecklich teuer, di Bravaldi lässt sich unseren Tod einiges kosten! Ab heute müssen wir viel vorsichtiger sein. Ich denke, wir werden in Zukunft nur noch frisch gekauftes Essen vom Markt zu uns nehmen. Gegen Tulmadron hilft nicht einmal ein Antidot – denn ein klassisches Gegengift enthält das Gift selbst und würde die Giftwirkung nur verstärken, anstatt sie zu stoppen! Wir sind gleich nach dem Frühstück nach Khunchom aufgebrochen. Die drei Magier müssen die Bannkomponenten so schnell wie möglich erhalten. Ich habe mir sicherheitshalber die Übersetzungen mit einem Memorans eingeprägt, falls sie uns gestohlen werden. Wer weiß, was sich di Bravaldi noch alles einfallen lässt. A propos Bannkomponenten. Aus den Tontafeln, die wir in dem Grab gefunden haben, lasst sich eine Komponente ableiten. Sie lautet: „Das Zeichen des Wassers: Die Übersetzungen, die Leudalia mitgebracht hat, sind auch interessant. Sie beinhalten nämlich einige Glyphen. „Der letzte Weg der Ahnen führt vom Forst zum Flusse herab: „Und Feruzef sprach: Kämpfe für die Freiheit. „Kleide dich in das Gewand von Nurajach al-Shekaza. Scheinbar wird ein Stab der Ulme benötigt. Ob wir da den Stab Borbarads nehmen könnten? Meine Gefährten und Gefährtinnen meinen, das sei viel zu gefährlich. Aber der Stab birgt eine große Macht. Und vielleicht dient es uns wie ein Fokus, der es leichter macht Kreaturen Borbarads zu bannen. Nun, ich werde den Vorschlag mit den drei Magiern besprechen, denke ich. Wir möchten zu ihnen reiten um ihnen die ersten Erkenntnisse mitzuteilen. |
Eintrag vom 14. Travia 1019 BF
Verfluchter Elf!!! Wieso nimmt mich hier niemand ernst?! Ja, manchmal verdächtige ich vielleicht eine Person zu viel, aber verflucht noch mal, jemand versucht uns umzubringen! Aber nein, wozu mehr aufpassen, es gibt ja gar keinen Grund dazu! Dieser dumme Elf! Das hat er jetzt davon. Jetzt hat er einen Fluch am Hals. Dahinter steckt sicher dieser di Bravaldi. Vielleicht ist seine nette Begleiterin ja eine Hexe, das würde einiges erklären.
Folgendes ist passiert: Am Abend kam ein Beilunker Reiter zu uns und übergab uns ein Paket von Fürst Selo von Khunchom. Mir kam das natürlich gleich verdächtig vor. Denn wir haben dem Fürsten noch keinen Besuch abgestattet. Nur Torben war auch der Meinung, dass wir dieses Paket besser nicht öffnen sollten. Aber der Rest unserer Gruppe war sich ja oh so sicher, dass das wirklich vom Fürsten stammt. Warum bei allen Zwölfen sollte uns der Fürst ein Paket schicken?? Aber Aridhel, dieser Naivling wollte nicht auf mich hören und öffnete das Päckchen. Darin befand sich nur ein Zettel, auf dem „Guten Appetit!“ geschrieben stand. Seitdem kann Aridhel kein Essen mehr angreifen, ohne das es in seinen Händen verfault. Eine magische Analyse bestätigte sofort meinen Verdacht. Der Zettel war verzaubert worden, ein Fluch haftete auf ihm. Vorherrschende Merkmale waren Eigenschaften und Form. Weiters ist der Fluch eindeutig der Satuarischen Representatio zuzuordnen. So wie ich das sehe, hält das noch zwei Wochen an. Wie kann man nur so leichtgläubig sein? Ich verstehe das nicht. Dies ist der dritte Anschlag auf uns in kurzer Zeit: Zuerst der Überfall in der Therme in Anchopal, dann das Tulmadron und nun das hier. Ab jetzt wird alles, was auch nur im Geringsten verdächtig aussieht, von mir zuerst untersucht! |
Eintrag vom 14. Travia 1019 BF
Wir sind wieder in der Akademie von Khunchom. Rakorium Muntagonus hat Aridhel von seinem Fluch erlöst. Da ich mit meinen magischen Kräften ziemlich am Ende bin, erklärte sich Dschelef bereit, einen Teil seiner magischen Kraft mir zu übertragen. Doch das gelang ihm etwas zu gut, ich vermute eine Kraftlinie ist dafür verantwortlich. Die gesamte Astralenergie der Umgebung floss auf mich ein, einige Mindergeister entstanden dabei. Es war ein bisschen wie das Gefühl damals auf Arras de Mott in dem Astralsturm. Zumindest bin ich wieder gestärkt. Wir haben die Magier vor di Bravaldi gewarnt. Leider wissen auch sie nicht, wer seine Begleiterin sein könnte. Aber sie ist gefährlich, Aridhels Schmerzen, als er sie sah, beweisen das. |
Eintrag vom 15. Travia 1019 BF
Schon wieder ein Anschlag auf uns! Wir sind schon ganz angespannt. Als wir Khunchom verlassen wollten, wurde Grim, wie es zuerst schien, von einer Beutelschneiderin fast erwischt. Doch dann rief die Frau ihm „Höllenpein, zerreiße dich“ hinterher! Grim war kurz darauf bewusstlos vor Schmerz. Die verfluchte Borbaradianerin konnte leider im Gewimmel der Stadt entkommen. Aridhel erkannte sie, wieder jemand aus di Bravaldis Lager. Damit war unser geplanter Eilritt heute zum Vergessen, Grim war ziemlich angeschlagen.
Vor unserer Abreise aus Khunchom haben wir noch ein Antidot und zwei Heiltränke von Khadil Okharim bekommen. Leudalia hat dem Fürst von Khunchom einen Brief geschrieben, als Entschuldigung, dass wir noch keine Zeit hatten, uns vorstellig zu machen. Sie hat Rakorium Muntagonus nach schwarzen Echsen gefragt. Der meinte nur, sie wären sehr gefährlich. Aber das sagt er ja von allen Echsen. Wir haben jetzt die Mondsteine ausgetauscht, den von Praioslob von Reckenstein und den des Bauern haben wir in der Akademie gelassen und dafür die von Khadil mitgenommen. Von denen nehmen wir an, dass sie ziemlich sicher echt sind. Den vom Grab haben wir behalten. Sicherheitshalber haben wir drei normale Mondsteine gekauft, für den Fall dass wir überfallen werden. Denn dann können wir die falschen aushändigen und vielleicht so die echten schützen. Torben hat hier einen Anderthalbhänder in Auftrag gegeben, den hat er jetzt noch abgeholt. Wir sind immerhin heute über Chete hinausgekommen und übernachten in der Wildnis. Es muss sein, wir können keine Zeit verschwenden. Di Bravaldi ist uns auf den Fersen. Ich habe mir die Bannkomponenten, die Leudalia aus Anchopal mitgebracht hat, mit einem Memorans eingeprägt. Joela beobachtet die Sterne. Der Drache ist erschienen, steht aber in keiner Konjunktion zu einem anderen Sternbild. Utars Pforte verschwindet bald, das Gehörn kreuzt fast seine Bahn. Der Held steht über der Khôm neben Levthan, die Ringe sind unter der Eidechse. Ich kann damit nicht allzu viel anfangen. Der Held über der Khôm, vielleicht sind ja wir gemeint. Ich habe eine Tageskarte für morgen gezogen. Es ist die verkehrte Humus 7. Die Humus 7 steht für gute Ernte, Toleranz oder einen guten Marktplatz. Verkehrt herum, vielleicht heißt das Konkurrenz? Schlechtes Angebot? |
Eintrag vom 16. Travia 1019 BF
Jetzt wissen wir endlich, mit wem wir es zu tun haben. Als wir weiter ritten, merkten wir bald, dass jemand uns in gebührendem Abstand folgte. Torben bestand darauf, herauszufinden, wer das ist. Wir anderen meinten, dass wir sicher entdeckt würden, aber der Thorwaler blieb stur und ritt weg. Gegen Mittag kam er wieder zu uns. Zwei Frauen aus dem Lager di Bravaldis folgten uns, eine davon war die Frau, die Grim in Khunchom angegriffen hat! Wir beschlossen ihnen aufzulauern. Leudalia war erwartungsgemäß gegen einen Hinterhalt. Nach längerem Diskutieren einigten wir uns darauf, dass Joela eine mit ihrer Bola einfängt, während ich die andern paralysiere. Wir versteckten in einem nahe gelegenen Wäldchen unsere Pferde und warteten etwa eine Stunde.
Zu meinem Entsetzen gelang mir mein Paralys nicht und eine konnte entkommen. Aridhel und Grim schossen ihr mit Pfeilen hinterher und Leudalia verfolgte sie mit dem Pferd der gefangenen Borbaradianerin. Doch Leudalia wurde mit einem Höllenpein gequält und musste so die Verfolgung leider abbrechen. Immerhin haben wir eine erwischt. Wir konnten ihr einen Ring aus Mondsilber abnehmen, auf dem ein Zhayad B eingraviert war. Der Ring ist vermutlich ein Matrixgeber. Er ist stark magisch, aber kein extrem mächtiges Artefakt. Die Frau, die wir gefangen genommen haben, stritt zuerst alle Vorwürfe ab. Torben versuchte, sie mit Gewalt zum Reden zu bringen, doch Aridhel war da dann doch dagegen. Er führte von nun an das Verhör. Die Gefangene gab zu uns verfolgt zu haben. Sie hatte von Horatio di Bravaldi die Aufgabe erhalten, uns die Mondsteine zu stehlen. Außerdem sei die merkwürdige Tulamidin Achaz saba Arataz! Das ist also die geheimnisvolle Frau an di Bravaldis Seite! Diese verfluchte Hexe, warum ist sie auf einmal so jung? Ich möchte nicht wissen, mit welchen finsteren Methoden sie das bewerkstelligt hat! Der geblendete Forscher selbst dürfte keine Ahnung haben, wer sie wirklich ist. Er ist blind vor Gier und stellt scheinbar nicht allzu viele Fragen. Achaz habe laut der Frau auch die Verbindung mit dem „Meister“ hergestellt. Also arbeitet diese Hexe für Borbarad. Aber wozu braucht sie die Mondsteine? Weiß Borbarad, dass wir den Bann rekonstruieren wollen und möchte das verhindern? Wir überlegen jetzt, was wir mit unserer Gefangenen machen sollen. Mehr war aus ihr nicht herauszubekommen. Ich denke, wir werden sie der Stadtwache übergeben. Der Ring wird an Khadil Okharim weitergegeben, er kennt sich mit Artefakten gut aus. Leudalia ist dagegen, dass wir ihn benutzen oder ich ihn untersuche. Dabei könnte ich das genau so gut! Etwas Merkwürdiges ist heute noch passiert. Mein Auge flimmerte und ich hörte mich „Verschwinde!“ rufen, aber ich wollte das gar nicht! Al'Ginaion dürfte sich zu Wort gemeldet haben. Ich vermute, seine Aufforderung war an die Gefangene gerichtet. Er hat wirklich einen Hass auf alle, die mit Borbarad zusammenarbeiten. |
Eintrag vom 17. Travia 1019 BF
Aridhel hat noch mal allein mit unserer Gefangenen gesprochen. Sie hat erzählt, dass der Maraskani, der uns vergiften wollte, ein Fanatiker sei. Di Bravaldi war eher gegen ihn. Wir vermuten nun, dass der Giftanschlag auf den Befehl Achaz’ durchgeführt wurde, während di Bravaldi auf nicht ganz so brutale Methoden zurückgreift und „nur“ zwei geschickt hat, die uns bestehlen sollen. So wie wir das verstehen, weiß er nicht einmal, dass Achaz Anschläge auf uns verübt. Geblendeter Narr! |