Die Erben der Gräber
Inhaltsverzeichnis
- 1 Eintrag vom 26. Efferd 1019 BF
- 2 Eintrag vom 27. Efferd 1019 BF
- 3 Eintrag vom 28. Efferd 1019 BF
- 4 Eintrag vom 29. Efferd 1019 BF
- 5 Eintrag vom 30. Efferd 1019 BF
- 6 Eintrag vom 1. Travia 1019 BF
- 7 Eintrag vom 2. Travia 1019 BF
- 8 Eintrag vom 3. Travia 1019 BF
- 9 Eintrag vom 4. Travia 1019 BF
- 10 Eintrag vom 4. Travia 1019 BF
- 11 Eintrag vom 5. Travia 1019 BF
- 12 Eintrag vom 6. Travia 1019 BF
- 13 Eintrag vom 6. Travia 1019 BF
Eintrag vom 26. Efferd 1019 BF
Die anderen haben sich gestern noch etwas in Anchopal nach Kanopen umgehört. Doch niemand hat etwas gesehen. Fragt man nach Bastrabun, hört man immer wieder das Märchen von Rashtul und dem Sieg der Menschen über die Echsen. Aber auch von Zhamorrah ist öfters die Rede. Wir reisen jetzt Richtung Yalaiad. In Dörfern und Raststätten sprechen wir oft mit Reisenden um zu fragen, ob sie etwas über die Kanopen und Obelisken wissen.
Heute Abend hörten wir in einer Karawanserei das Märchen von Zulhamid und Zulhamin. Der Riese A’Dawati formte damals aus dem Lehm der Gadang die ersten Menschen. Ein Mann und eine Frau namens Zuhamid und Zulhamin. Sie lebten in einem Gebirge, das man „Rückgrat der Welt“ nannte. Nur in der Nacht wagten sie es, herauszutreten, denn die Echsen bedrohten sie. Mich indes beschäftigt der Meuchelversuch auf uns. Schicken die Borbaradianer jetzt Leute hinter uns her, um uns umzubringen? Ich hoffe nicht! Aber das heißt, dass wir Borbarad zumindest in Bedrängnis bringen bzw. er uns als Gefahr wahrnimmt. Ob das nun positiv ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. |
Eintrag vom 27. Efferd 1019 BF
Ich genieße die Reise eigentlich, die Landschaft ist hübsch, aber Leudalia ist da ganz anderer Meinung. Die ganze Zeit meckert sie über die Gegend hier. Wie unzivilisiert die Menschen seien, dass die Landschaft langweilig sei und dass die vielen Viehherden sie an Weiden erinnern würden. Wenn sie nicht bald aufhört, schmeiße ich sie vom Pferd. Es stimmt schon, die Menschen sind hier schon recht rückständig, hier leben eben einfache Bauern und Fischerinnen. Aber dieses ständige Gejammer macht die Reise auch nicht besser.
Hinzu kommt, dass Leudalia dauernd über die Zahori schimpft. Ihr passt es gar nicht, dass sie sich mit so wertlosen Menschen abgeben soll. Hoffentlich vermasselt sie mit ihrer Arroganz nicht das Treffen mit Tamura, wir brauchen ihre Hilfe, so ungern ich das zugeben mag. |
Eintrag vom 28. Efferd 1019 BF
Wir haben heute Tamura gefunden! In einem Dorf erzählte man uns, wo sie und ihre Sippe sich ungefähr aufhalten. Dort befand sich auch ein Grenzstein, dem Opfergaben dargebracht wurden. Der Stein gilt als alter Zauberstein der Echsen, wir durften uns ihm nicht nähern, da er sonst entweiht würde. Die Menschen hier waren ganz begierig uns Legenden über Bastrabuns Bann zu erzählen, die meisten tue ich aber als reine Gruselgeschichten ab.
Gegen Abend erreichten wir die Zahorisippe. Es wurde dort viel gesungen und getanzt, Aridhel blieb plötzlich stehen und meinte, er möchte die Leute hier nicht stören. Wir sahen ihn verwirrt an, Zahoris tun den ganzen Tag ja eh nichts anderes als singen und tanzen und stehlen, wie man hört. Wir schupften Aridhel also vorwärts, ich übersetzte für ihn, als er nach Tamura fragte. Aridhel sollte sich was schämen, ist Zweiter Gezeichneter und kann immer noch nicht Tulamidya sprechen, nicht einmal die einfachsten Wörter beherrscht er. Wir betraten also Tamuras Zelt. Die Frau ist auf den ersten Blick für mich als Hexe erkennbar gewesen. Sie ist schon alt, strahlt aber immer noch eine gewisse Autorität aus, das kann man ihr nicht absprechen. Ihr Vertrauter, ein großer dunkler Rabe mit klugen und wachsamen Augen, saß auf einer Stange. Er wirkt ziemlich mächtig, er ist sicher doppelt so groß wie seine gewöhnlichen Artgenossen. Der Rabe zupfte seine Hexe etwas an ihrem Kleid, als wir eintraten, denn sie döste gerade vor sich hin. Tamura schreckte daraufhin hoch und als sie uns sah, lächelte sie weise. Wir erzählten ihr von unserem Begehr mit den Erben der Gräber in Kontakt treten zu wollen und überreichten ihr Tarlisins Ring. Tamura willigte ein und bot uns noch an, uns aus der Hand zu lesen. Neugierig wie wir sind, willigten wir ein. Außer Leudalia versteht sich, bei so „Scharlatanismus“ würde sie nie mitmachen. Doch ich weiß um ihre Identität, dass sie eine Seherin der Hexen ist, und ich habe gerade durch Luzelin und Gwynna gelernt, die Schwestern Satuarias zu schätzen. Als erstes war Torben an der Reihe. Sie sagte, Veränderungen würden auf ihn zukommen, sein Schicksal läge in seinen Händen. Ob sie meint, dass er zur Echse mutiert?! Wie schrecklich wäre das nur! Mit diesen kryptischen Andeutungen entließ uns die Seherin. Im Lager konnten wir nicht bleiben, wir wurden nicht als Gäste akzeptiert. Wenn die wüssten, wen sie da vor sich haben! Einfältige Tölpel! Tamura versicherte uns noch, dass sie sich bei uns melden würde, wenn sie Kontakt zu den Erben der Gräber aufgenommen hat. So zogen wir uns zurück. Aridhel sonderte sich ab und jetzt sitzt er irgendwo, nur sein trauriges Lied klingt zu uns herüber. Der Arme… gerade er, der so harmoniebedürftig ist, wird keinen Frieden finden. Die Bürde, die man als Gezeichneter zu tragen hat, ist nicht leicht. |
Eintrag vom 29. Efferd 1019 BF
Ich nutze die freie Zeit um weiter die Pfeilschrift zu studieren. Die anderen hörten sich in der Umgebung etwas um. Leudalia schaffte es, einen Hinweis auf einen Tonkrug zu erhalten, doch als wir dort ankamen, mussten wir zu unserer Enttäuschung feststellen, dass der Tonkrug völlig zerstört war. Ich sah zerfledderte Reste von Kraftsträngen, doch nicht einmal eine Richtung konnte ich ausmachen. Aridhel flog als Falke los, um die Umgebung abzusuchen und fand die zerstörten Reste einer Kanope.
Joela hörte von einem fahrenden Gewürzhändler, dass ein Reisbauer im Dorf Weshtar einen Mondstein besitzen soll. Auf dem Weg dorthin sollten wir auch an der Kanope vorbeikommen, die Aridhel gesehen hat. Hoffen wir, dass wir da mehr Glück haben. |
Eintrag vom 30. Efferd 1019 BF
Als wir auf dem Weg zu der Kanope waren, kamen wir in einem Tal vorbei. Im Flussbett lagen überwucherte Steine. Irgendetwas zog uns dorthin, also gingen wir zu der Stelle und fingen an zu graben. Mit bloßen Händen schaufelten wir den Schlamm und den Dreck weg. Nur Fräulein Leudalia war sich wieder einmal zu fein dafür. Manchmal könnte ich sie prügeln für ihr Etepetete-Getue!!! Immerhin wurden wir fündig – vor uns lag tatsächlich eine zerbrochene Stele! Der Mondstein war leider nicht mehr da, aber dafür konnte ich einige Zeilen in Pfeilschrift abschreiben. Ein Oculus verriet mir, dass die Kraft hier früher stark war, jetzt aber leider die Quelle der astralen Macht wie ausgetrocknet ist. Dort, wo der Mondstein eingelassen war, bündelte sich die Kraft. Leider blieb mir noch keine Zeit, die Komponente zu übersetzen.
Wir erreichten kurz darauf die Kanope, von der Aridhel erzählt hat. Aber wie wir schon erwartet hatten, war sie völlig zerstört und unbrauchbar. Morgen werden Joela und ich weiter zu diesem Dorf reiten, während die anderen die Umgebung nach einer dritten Kanope absuchen, es heißt ja, dass eine Stele von dreien umgeben sei. Am Abend wollen wir uns wieder hier beim Obelisken treffen. |
Eintrag vom 1. Travia 1019 BF
Gestern Nacht flog Tamuras Rabe zu uns und sprach zu uns. Er sagte nur „Friedhof Amarash, drei Tage, Mitternacht“ und flog in der Finsternis wieder davon. Wir haben genug Zeit, dieses Dorf Amarash liegt nicht weit weg.
Joela und ich sind heute nach Weshtar gereist. Gerade als wir ankamen, herrschte am Dorfplatz ein großer Trubel. Ein Novadi stand dort und predigte von diesem Götzen Rastullah! Und diese einfältigen DorfbewohnerInnen glaubten diesem Manne auch noch! Hesinde, wie dumm sind die Menschen hier nur! Aber als ob das nicht schon genug wäre, loderte mitten auf dem Platze ein Feuer, das von zwölfgöttlichen Dingen genährt wurde!!! Ich konnte es kaum glauben, Joela und ich starrten fassungslos auf das, was dort geschah. Und dann erkannten wir plötzlich, dass ein Bauer einen Mondstein in die Flammen werfen wollte! Sofort sprach ich einen Paralys auf diesen verwirrten und fehlgeleiteten Dummkopf, Joela preschte auf ihrem Pferd zu ihm, ich löste die Starre, Joela schnappte sich den Stein und wir suchten schleunigst das Weite. Die Menschen riefen uns noch wüste Beschimpfungen hinterher, aber wir achteten nicht darauf. Es ist nur das Geschwätz von Menschen, denen der Geist von einem dreckigen Novadi vernebelt wurde. Der Mondstein, den wir gerettet haben, ist etwa faustgroß, weiß und milchig schimmernd. Auf ihm sind Zaubersymbole eingeritzt, darunter auch die für die Elemente und für Feqz. Am Abend versuchte ich mich noch in einer magischen Analyse, die aber leider nicht viel brachte. Dem Stein wohnt eine magische Kraft inne, aber mehr kann ich auch nicht erkennen. Mir scheint, es fehle eine Verbindung. Kann schon sein, dass der Stein seine Kraft erst im Bann entfaltet. Wir legten ihn auch in die vorgesehene Vertiefung im Obelisken, aber es ist nichts passiert. Die anderen hatten übrigens auch kein Glück, keine weitere Kanope war zu finden. Phex war uns heute wirklich hold. Er hat uns noch genau im letzten Moment zu dem Dorf geführt. Ein paar Augenblicke später und der Stein wäre nicht mehr zu finden gewesen! |
Eintrag vom 2. Travia 1019 BF
Wir sind nun unterwegs nach Amarash. Einige Reisende begegnen uns, aber hier ist es fast noch abgeschiedener als in Tobrien. Außer Reisfeldern und Vieh ist nichts zu sehen.
Gestern versuchten wir noch die Sterne zu deuten. Der Ring steht unter der Eidechse. Eine Möglichkeit, das zu deuten wäre, dass der Ring für Bastrabuns Bann steht. Oder auch als Verdrehung für Tsa, das könnte auf Chimären hinweisen. Ein Ring bedeutet aber auch Gemeinschaft und Tsa steht für Anfang, es ist also vielleicht auch der Beginn einer Gemeinschaft, vielleicht ja die Gemeinschaft der Gezeichneten. Wie auch immer, wirklich schlau geworden sind wir nicht. |
Eintrag vom 3. Travia 1019 BF
Die Reise ist etwas zermürbend. Erstens fühlen wir uns fern jeglicher Zivilisation, zweitens habe ich schon wieder Albträume und drittens ist hier absolut nichts über Bastrabuns Bann zu erfahren. Die Menschen hier haben von ihm zwar gehört, aber brauchbare Informationen können sie keine liefern.
Wir sind uns sicher, dass es hier keinerlei Dinge zu finden gibt, die mit dem Bann zu tun haben. Wirklich alles haben wir abgesucht. Immerhin habe ich die Bannkomponente übersetzt. Es heißt dort: Heute Nacht ist das Treffen mit den Erben der Gräber. Ich hoffe, sie helfen uns. Wir haben heute über die Qabalyim gesprochen. So weit ich weiß, gingen sie nach den Kriegen der Magiermogule in den Untergrund. Damals wurden viele Akademien geschlossen. Seit langem gelten sie als eingeschworener Kreis, die aber kein Interesse an Politik oder Religion bekunden. Es heißt, sie seien arrogant und selbstherrlich. Die Erben der Gräber gelten als kleine Vereinigung, die sich dem Studium der alten Katakomben und Gräber verschrieben hat. Alles in allem sollen die Mitglieder einer Qabalya nicht gerade angenehme Zeitgenossen sein. Das kann ja eine nette Zusammenarbeit werden… Leudalia und ich werden jetzt am Boronanger zusammen beten. Meine liebe Freundin, sie macht sich Sorgen um mich wegen der Albträume. Ich bin froh, dass sie mir beisteht und ich Trost und göttliche Unterstützung bei ihr finde. |
Eintrag vom 4. Travia 1019 BF
Das Treffen gestern verlief erfolgreich. Zu meiner Verwunderung wollen die Erben der Gräber uns wirklich helfen. Aber natürlich verlangen sie eine Gegenleistung von uns. Da liegt das Problem. Weil nun streiten wir uns, ob wir den Handel überhaupt eingehen wollen, vor allem weil die Bedingung, die an weitere Informationen geknüpft ist, etwas heikel ist. Abu Barun, das war unser Kontaktmann, möchte von uns, dass wir einen Mittelreicher namens Praioslob von Reckenstein aus der Gegend vertreiben. Er ist Junker von Alshairabad. Vor vielen Jahren erhielt er es als Lehen von Kaiser Reto. Von Reckenstein gibt sich als Gelehrter aus, er sei jedoch völlig untalentiert. Er erzählt, die Geschichte der Tulamiden zu studieren, doch sammle er nur Irrglauben zusammen. Seiner Meinung nach hätten die Tulamiden zur Zeit der Diamantenen Sultane in Barbarei gelebt und wären erst von den Garethern errettet worden. Weiters beschimpfte Abu Barun ihn als Grabschänder, denn der Junker betritt jedes Grab, das ihm unterkommt und sammelt alles gierig, was alt und bemerkenswert aussieht. Er hat das Land geplündert und Schätze geraubt, die ihm nicht zustehen. Die Menschen hier wollen ihn loswerden und unsere Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass er verschwindet und die Gräber in Ruhe lässt. Außerdem besitzt Praioslob von Reckenstein einen der Mondsteine.
Im Gegenzug dazu würden wir von den Erben der Gräber den Aufenthaltsort eines weiteren Steines erfahren. Leudalia war dagegen, den Junker zu vertreiben. Erst als sie erfuhr, dass er ein Grabräuber ist, war sie nicht mehr ganz so abgeneigt. Nach einigen Minuten Bedenkzeit teilten wir Abu Barun mit, dass wir den Handel eingehen. Leudalia schmollt jetzt etwas, sie ist beten gegangen. Wir anderen beraten nun, wie wir den Junker am unauffälligsten vertreiben. Es soll bei der ganzen Aktion natürlich kein großes Aufsehen erregt werden. Leudalia will nicht, dass wir über unsere Pläne reden, wenn sie dabei ist. Gut, wenn das ihr Gewissen beruhigt. Hesinde sagt „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ und der Ansicht bin ich auch. Aber so lange sie uns in Ruhe unsere Arbeit machen lässt und uns nicht verrät, soll es mir recht sein. Abu Barun war ein seltsamer Geselle. Er war eine hagere Gestalt, ganz in schwarz gehüllt, sein Kopf von einer Kapuze bedeckt. Seine Stimme war seltsam verzerrt, sodass ich mir nicht einmal sicher bin, ob es ein Mann oder eine Frau war. Also eine Geheimniskrämerei haben die da schon, die Qabalyim. |
Eintrag vom 4. Travia 1019 BF
Unser Plan ist fertig. Wir wollen den Junker mit einem inszinierten Geisterspuk vertreiben. Aridhel wird den Geist spielen, es soll einer der Toten sein, dessen Grab Praioslob von Reckenstein geschändet hat. Der wird nie wieder eine Ruhestätte stören!
Aridhel kann durch sein Zeichen nun den Projektimago. Wir werden ihn als Tulamiden verkleiden und er soll dann als Geistererscheinung im Zimmer des Junkers erscheinen und ihm Rache androhen, wenn er nicht von hier verschwindet. Dazu muss ich dem Elfen aber erst ein paar Brocken Tulamidya beibringen. Wenn möglich, sollte er Ur-Tulamidya sprechen, das wirkt glaubhafter. Da ich mich heute sonst nicht wirklich nützlich machen konnte, habe ich ein Amulett hergestellt. Es gehört Joela, ich habe einen Visibili mit Hilfe eines Applicatus daraufgelegt. Der Zauber sollte zwei Tage daran haften bleiben. Grim hat das Haus beobachtet, es ist nicht gut bewacht, wir sollten uns also einschleichen können. Aridhel verwandelte sich in eine Katze (auch das hat er durch sein Zeichen erlernt) und kundschaftete das Haus aus. Wir wissen nun, wo sein Schlafgemach und die Schatzkammer sind. Joela und Torben hörten sich derweil etwas im Dorf um. Der Junker ist tatsächlich nicht sonderlich beliebt, aber niemand traut sich etwas gegen ihn zu unternehmen. Torben hat in der Schenke etwas von Horatio di Bravaldi gehört. Das ist der Archäologe, von dem Hilbert von Puspereiken gemeint hat, er wäre ein Grabschänder. Di Bravaldi zieht angeblich auch durch das Land um nach Bastrabuns Bann zu forschen. Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? |
Eintrag vom 5. Travia 1019 BF
Der Spuk war erfolgreich. Ich beobachtete den Junker durch ein Fenster als Eule. Er war ziemlich beunruhigt, als Aridhel ihm Rache androhte. Für heute Nacht haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Aridhel soll wieder erscheinen, während Joela und Torben im Haus spuken, das heißt Poltergeist spielen. Ich hingegen werde heimlich einen Paralys ans Eingangstor haften, sodass die nächstbeste Person, die durchgehen will, paralysiert wird. Aridhel soll als Geist den Junker warnen, dass er Leute erstarren lassen wird, wenn er nicht verschwindet. Zusammen mit meinem Paralys sollte ihn das endgültig von der großen Macht des Geistes überzeugen.
Leudalia lässt sich den ganzen Tag kaum blicken. Sie betet irgendwo. Ich weiß ja, dass es nicht ganz rechtens ist, was wir tun, aber es dient einem höheren Zweck. Zumindest hoffe ich das. |
Eintrag vom 6. Travia 1019 BF
Wir sollten zum Theater gehen. Unser Spuk war großartig! Aridhel drohte dem Junker mit Rache, weil dieser die Warnung vom Vortag ignoriert hat. Der Elf sagte, Gegenstände würden nun herumfliegen und Leute würden erstarren. Für die schwebenden Gegenstände war Joela zuständig. Sie schlich sich unsichtbar ins Haus und schmiss mit Dingen um sich. Irgendein armer Dienstbote erstarrte heute Morgen wegen meinem Paralys. Da gerieten alle endgültig in Panik. Und heute zu Mittag verließ nun Praioslob von Reckenstein das Dorf und mit ihm seine Angestellten. Die Aktion war ein voller Erfolg. Im Dorf ist zwar, glaub ich, klar, dass wir für seine plötzliche Abreise verantwortlich sind, aber alle sind froh darüber, sodass niemand etwas sagt.
Leudalia schnaubte nur verächtlich, als sie davon hörte, aber sie wird sich schon wieder beruhigen. Joela schlich ins Haus und fand in der Schatzkammer den Mondstein. Beschriftet war er übrigens mit „Versteinerte Stutenmilch aus dem Rahja-Tempel zu Fasar“ – ja, der Mann hatte wirklich keine Ahnung, was er da sammelte. Meine Freundin machte aber noch einen interessanten Fund. Und zwar lag versteckt zwischen all den Schätzen ein dunkler zackiger Stein – es war genau so einer, wie ich ihn von Emmerich von Falkenstein bekommen habe! Ich frage mich, wie viele es davon wohl geben mag! Wir warten nun auf Nachricht von Abu Barun, ich hoffe, er hält sich an seinen Teil der Abmachung! In der Nacht heute hatte ich Albträume. Ich denke, es ist das schlechte Gewissen was mich plagt, weil wir den Junker vertrieben haben. Mir erschien Praioslob von Preckenstein als Geist, der mir Rache schwor. Aber was hätten wir tun sollen? Die Bannkomponenten sind wichtig und die Erben der Gräber hätten uns sonst nicht geholfen. |
Eintrag vom 6. Travia 1019 BF
Heute Abend haben wir uns mit wieder mit Abu Barun getroffen. Er war sehr zufrieden und löste seinen Teil der Abmachung ein. Der zweite Mondstein liegt in dem Magiergrab vom Schamscherib. Dieses befindet sich etwa zwanzig Meilen südlich von Birchaluk in der Nähe der Gor. Es wird nicht leicht, in das Grab einzudringen, denn es ist sicher mit gefährlichen Fallen gespickt. Schamscherib war angeblich ein eher unwichtiger Magiermogul, aber trotzdem dürfte man in seinem Grab einige interessante Dinge finden.
Viele der pyramidenförmigen Hügel werden Magiergräber genannt, auch wenn es keine waren. Eher sind es Laboratorien oder Observatorien gewesen. In den meisten ist auch nichts zu finden. Das macht es etwas schwer, das Grab unter alle den Hügeln auszumachen. Dann erzählte uns Abu Barun etwas über Zhamorrah. Er bestätigte, dass die Stadt seine Macht aus einem großen Rubin bezog. Mit Kindesblut musste es angeblich gewaschen werden. Hier wird ein Schwarzes Auge oft Rotes Auge genannt, da rote Augen für Weisheit stehen. Ob mein Auge, dieser Rubin von Zhamorrah ist? Ich glaube es, denn das würde erklären, warum es mich zur Stadt zieht. Und in meinem Auge sitzt recht sicher der Geist Al'Ginaions, oder zumindest ein Teil davon. Noch eine wertvolle Information erhielten wir. Alle Hinweise, die wir haben, seien wertlos, wenn wir nicht die Hand Bastrabuns finden. Sie ist der Schlüssel, ohne sie kann der Bann nicht aktiviert werden. Die Hand Bastrabuns muss die Mondsteine berühren, damit diese ihre Kraft entfesseln. Es muss eine bestimmte Hand sein, aber ob es die rechte oder die linke ist, konnte uns Abu Barun nicht sagen. Eines steht aber fest – die Hand erkennt die Mondsteine und vice versa. Jeder Mondstein sehnt sich richtig nach der Berührung. Es gibt drei Stätten, wo eine Hand Bastrabuns liegt. Ich dachte zuerst, ich höre nicht recht. Denn Bastrabun hatte sicher nur zwei Hände, wie kann dann an drei Orten eine Hand liegen?? Doch es stimmt, es gibt drei Hände, mindestens eine wird wohl eine Fälschung sein müssen. In Rashdul, in Mherwed und in Samra liegt eine. Die in Samra haben wir schon gesehen, damals als wir nach Maraskan unterwegs waren. Die Reliquien sind von großer Bedeutung, die Menschen hier verehren sie, gilt Bastrabun doch als der große Retter. Es gibt so genannte Reliquienmeister, die die Hände bewachen. Ganz leicht ist es sicher nicht, zu einer Hand zu gelangen, geschweige denn, sie zu stehlen. Und ich befürchte, etwas anderes wird uns nicht übrig bleiben. Freiwillig wird uns sicher niemand die Hand überlassen. Zu guter letzt erhielten wir drei Überlieferungen von Bannkomponenten! Sie sind auch in Pfeilschrift geschrieben, ich muss sie also noch übersetzen. Wir fragten noch, ob die Erben der Gräber etwas über Horatio di Bravaldi gehört haben, aber dem ist nicht so. Mich beschäftigt es immer noch, dass auch er sich mit dem Bann befasst. Also dann, auf zum Magiergrab! |