Auf Liscoms Spuren
Inhaltsverzeichnis
- 1 Eintrag vom 2. Hesinde 1018 BF
- 2 Eintrag vom 15. Hesinde 1018 BF
- 3 Eintrag vom 20. Hesinde 1018 BF
- 4 Eintrag vom 23. Hesinde 1018 BF
- 5 Eintrag vom 25. Hesinde 1018 BF
- 6 Eintrag vom 27. Hesinde 1018 BF
- 7 Eintrag vom 1. Firun 1018 BF
- 8 Eintrag vom 5. Firun 1018 BF
- 9 Eintrag vom 6. Firun 1018 BF
- 10 Eintrag vom 10. Firun 1018 BF
- 11 Eintrag vom 13. Firun 1018 BF
- 12 Eintrag vom 17. Firun 1018 BF
- 13 Eintrag vom 21. Firun 1018 BF
- 14 Eintrag vom 29. Firun 1018 BF
- 15 Eintrag vom 29. Firun 1018 BF
Eintrag vom 2. Hesinde 1018 BF
Wir sind an Bord eines hübschen Schiffes. Die Fahrt verläuft sehr gut, wir haben Rückenwind. Das Schiff ist sehr schnell, dafür bezahlen wir aber auch nicht gerade wenig.
Seit heute Morgen kann ich endlich wieder lesen! Oh wie bin ich froh darüber! Ich habe sofort damit begonnen, wieder unser geheimnisvolles Pergament zu untersuchen. Diesmal gelang mir der Zauber einwandfrei und ich war erstaunt, was ich las. Das Dokument enthielt die ersten drei Sprüche der Orakelsprüche von Fasar! Die Übersetzung war recht gut gelungen. |
Eintrag vom 15. Hesinde 1018 BF
Die Bootsfahrt war nicht weiter ereignisreich. Wir sind nun in Selem angelangt. Doch das, was wir hier sehen, ist traurig. Die Stadt war früher einmal groß, doch die Reste hier sind nur ein winziges Überbleibsel, gerade einmal dreitausend Personen wohnen hier. Merkwürdige unheimliche Leute gehen durch die Straßen. Von einigen würde ich sagen, sie sollten sich besser in die Obhut der Noioniten begeben. Auch einige der seltsamen Achaz laufen hier herum. Sie beäugten uns alle misstrauisch. In dieser Stadt herrscht Elend und Wahnsinn vor. Kein Wunder, dass Liscom sich hier her verkrochen hat – er passt zu dieser Gegend.
Mir ist es unheimlich hier. Überall stinkt es nach Schnaps und Rauschkraut. Händler verkaufen verdorbenen Fisch, am liebsten würde ich mir die ganze Zeit die Nase zuhalten. Es ist, als ginge man in Gareth durch das schlechteste Viertel. Doch hier ist die ganze Stadt ein solches! Aridhel musste sich schon mehrmals übergeben. Der Arme leidet am meisten von uns allen. |
Eintrag vom 20. Hesinde 1018 BF
Jeder Tag hier länger ist eine Qual. Wir versuchen verzweifelt herauszufinden, wo Liscom seine Villa hatte. Doch die Leute sind so tumb – den Ausdruck „dumm wie Selemer Sauerbrot“ könnte man auch zu „dumm wie ein Selemer“ ändern. Mit kaum jemandem kann man ein vernünftiges Gespräch führen. Man möchte meinen, diese Stadt raubt einem irgendwann den Verstand.
Ich bete zu den Zwölfen, dass wir hier wieder heil herauskommen und nicht auch noch ein Fall für die Noioniten werden. Hoffen wir, dass wir bald finden, was wir suchen! |
Eintrag vom 23. Hesinde 1018 BF
Endlich – wir sind bei der Villa Liscoms. Sie ist riesig, es wird Tage dauern, sie zu durchforsten und zu untersuchen. Wer weiß, wie viele Geheimgänge es hier gibt. Wir werden erst einmal eine Zeit lang das Haus beobachten, wer weiß, wer hier noch ein- und ausgeht. Könnte ja sein, dass sie mittlerweile ein Treffpunkt für borbaradianische Zirkel ist. |
Eintrag vom 25. Hesinde 1018 BF
Wir haben nichts Auffälliges an der Villa bemerkt und sind nun heute hineingegangen. Alles ist verstaubt und die Papiere liegen durcheinander. Grim sieht nicht gerade glücklich aus bei dem Gedanken hier die nächste Zeit zu bleiben. Vom oberen Teil des Hauses hört man merkwürdige Geräusche. Wir werden jede Nacht Wachen aufstellen, wer weiß, was hier lauert. Es gibt außerdem eine riesige Bibliothek – die möchte ich auch durchforsten, mich würde nicht wundern, wenn hier einige gefährliche Bücher herumstehen würden. |
Eintrag vom 27. Hesinde 1018 BF
Die Arbeit hier in der Villa ist alles andere als angenehm. Im oberen Stock gehen einige Geister um. Sie sehen schrecklich aus. Mir scheint, sie wurden für einige finstere Rituale missbraucht. Ich habe versucht sie auszutreiben, aber ich beherrsche den Geisterbann nicht sonderlich gut… jetzt gehen wir den Geistern so gut es geht aus dem Weg. Sie scheinen etwas angriffslustig zu sein. |
Eintrag vom 1. Firun 1018 BF
Wir haben noch gar nicht angefangen, die Dokumente und Bücher durchzusehen, sondern sind nur damit beschäftigt, die Villa sicher zu machen. Gestern hat Joela eine versteckte Falltür entdeckt. Sie war von magischen Runen umgeben. Diese sollten verhindern, dass etwas von unterhalb der Falltür nicht in die Villa kommt. Und wirklich, unten im Keller fanden wir eine Ritualstätte. Ein großes Heptagramm war im Boden eingelassen, dort fanden sicher grausige Beschwörungen statt. Daher auch die Runen, wenn etwas schief gehen sollte, konnte der Dämon nicht in das obere Stockwerk.
In einem weiteren unterirdischen Raum machten wir einen grausigen Fund. Etwa vier Dutzend Leichen lagen dort und moderten vor sich hin. Einige waren schon länger tot, nur mehr die Skelette waren übrig. Ich vermute, dass sie für einige Rituale missbraucht wurden. Es ist ein furchtbarer Anblick. Leudalia hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, sie alle zu begraben. Sie kann mir bei den magischen Analysen sonst eh nicht helfen. Joela wird die Dokumente im Arbeitszimmer durchsuchen. Viele Briefe liegen dort herum. Wir erhoffen uns, dort einige Namen von Borbaradianern zu finden. Grim fühlt sich gar nicht wohl. Die ganzen Geister und dann auch noch die Leichen im Keller. Leudalia wollte ihn bitten, die Leichname in den Garten zu tragen, damit sie dort bestattet werden können, doch das ist gar nicht seines. So ist er dafür zuständig, die Gräber auszuheben. Ich glaube, er ist froh, sich nicht in dieser verfluchten Villa aufhalten zu müssen. Aridhel hilft ihm. Beim Durchsuchen der Dokumente und der Bücher ist er keine große Hilfe, daher hat er sich dazu entschlossen, lieber Gräber auszuheben. |
Eintrag vom 5. Firun 1018 BF
Joela hat einige Briefe durchgesehen. Immer wieder taucht der Name von Azaril Scharlachkraut auf. Sie ist Mittelsfrau für einzelne Zirkel, die über ganz Aventurien verteilt sind. Joela versucht nun herauszulesen, wo diese Zirkel sind und wer ihnen vorsteht. Als der Name der Elfe fiel, bekam Aridhel ein trauriges Gesicht. Immer noch schmerzt es ihn, dass eine seines Volkes sich der Verführung hingegeben hat. Er ist seither sehr nachdenklich. Wir lassen ihn besser in Ruhe, ich denke, er muss jetzt etwas allein sein. Ich glaube, es beschäftigt ihn, ob noch mehr seines Volkes die Seite wechseln werden. Doch wie soll ich ihn trösten – ich kann ihm keine Garantie dafür geben, dass sie ein Einzelfall ist.
Ich selbst bin auf einige Tagebucheinträge von Liscom von Fasar gestoßen. Er schreibt darüber, was passiert ist, nachdem er in der Gor durch Teclador von seinem Turm gestoßen wurde. Am 1. Namenlosen Tag 1009 BF kehrte er als Nachtalp zurück, er war von da an ein Wiedergänger, der sich von Sikaryan ernährte. Ich glaube, einige der Leichen im Keller waren seine Opfer, andere könnten vielleicht auch zu Vampiren geworden sein. Kurz nach seiner Wiederkehr fing Liscom an Borbarads Rückkehr erneut vorzubereiten. Er nannte sich ben Seyshaban, seine Narben überdeckte er mit viel Schminke und seinen fauligen Geruch mit Parfum. Mehr habe ich noch nicht gefunden, das Haus ist halb verfallen. Ich muss Grim bitten mir zu helfen, einige Balken und Mauerteile wegzuräumen. Ein Teil der Decke ist eingestürzt. Darunter könnte noch einiges begraben liegen. |
Eintrag vom 6. Firun 1018 BF
Ich habe weitere Informationen über Liscom gefunden. Es sind aber nicht viele Neuigkeiten dabei. Liscom begann schon 1012 BF sich in Weiden umzuhören. Bald stieß er dabei auf Dragenfeld. Anhand alter Aufzeichnungen fand er heraus, dass dies ein Ort ungewöhnlicher Kraft ist. Bald traf Liscom auf Korobar, der sich ihm anschloss. Er ließ Burg Drachentodt auf seine Kosten renovieren. Die Angaben aus dieser Zeit decken sich mit denen aus Laniares Aufzeichnungen.
Schließlich im Jahr 1015 BF besuchte er hier in Selem einen Satinav-Tempel. Dort legte er den Grundstein für sein Ritual. So weit ich das verstanden habe, hat er im Tempel mit dem Ritual schon begonnen, Liscom schreibt, er habe sich dort in Einklang mit dem Herren der Zeit gebracht. In langen Aufzeichnungen beschreibt er das Ritual, doch es ist nichts dabei, was mir helfen könnte, es rückgängig zu machen. Liscom schreibt, Borbarad wurde vor 400 Jahren in den Limbus verbannt, wo er gefangen war. Das Zeitniveau musste für die Beschwörung seines Geistes angepasst werden. Deshalb lief die Zeit so merkwürdig in der Umgebung von Dragenfeld. |
Eintrag vom 10. Firun 1018 BF
So weit es sich vermeiden lässt, verlassen wir die Villa nur wenig. Wir wollen kein Aufsehen erregen. Nur Grim hält sich meist außerhalb des Hauses auf. Er ist es auch, der uns mit Essen versorgt und kocht. Die Gräber sind fertig ausgehoben, die Leichen begraben. Leudalia möchte sie heute Abend in einer kleinen Zeremonie bestatten.
Joela hat mittlerweile einige Anhänger von Borbarad herausgesucht. Wieder einmal fällt der Name Urdo von Gisholm, doch er dürfte trotz allem nur ein Handlanger sein. Weiters liest man öfter wieder von Sulman al'Venish und von Rayo Brabaker. Beide Namen kamen uns damals schon in Punin unter. Brabacker dürfte ein verbindendes Glied zwischen einzelnen Gruppen sein, während Sulman al’Venish ein Schüler Liscoms ist. Dann ist noch die Rede von einem Harun al Matassa, der einer der Erhabenen in Fasar sein dürfte! Dem müssen wir unbedingt nachgehen! |
Eintrag vom 13. Firun 1018 BF
Ich durchforste mittlerweile die Bibliothek. Hierbei kann mir niemand gut helfen, denn mit den alten Sprachen und Schriften ist niemand vertraut. Ich lerne nebenher Zelemja und die eigenartige Schrift dazu. Dann kann ich endlich das Liber Zhammoricam flüssig lesen. In der Bibliothek habe ich ein altes Geschichtsbuch gefunden, dass einige interessante Informationen enthält. Es steht etwas über diese Stadt und den Stern von Selem darin.
Früher war hier das Großsultanat Elem. Einem rubinernem Herz soll die Macht entsprungen sein (was immer das auch sein soll). Doch dann griffen die Zwölfe ein, sie schickten einen Kometen, der eine Flutwelle verursachte, die wiederum die Stadt zerstörte. In den Ruinen fand man der Legende nach den Stern von Selem. Der Stern von Selem trat nun seine Reise an und gelangte zu verschiedenen Herrschern und Herrscherinnen, die jedoch allesamt gestürzt wurden. Auch von Hela Horas ist hier die Rede. Der Legende nach wurde der Rubin geteilt. Der Teil, den Hela besaß, soll heute in der Krone von Tjeika von Jatleskenau sein, während der andere in Selem geblieben sein soll. Letzterer wechselte öfters den Besitzer, alles zwielichtige Gestalten. Viele Dämonologen und Beschwörerinnen waren darunter. Liscom selbst dürfte seinen Aufzeichnungen nach statt dem linken Auge den Rubin getragen haben. Er hatte vor, seinen Körper Borbarad zu überlassen. Als ich diese Geschichte las, war ich beunruhigt. Ich habe Leudalia alles erzählt. Auch sie meint, dass das keine guten Nachrichten sind. Was, wenn ein Teil Liscoms im Auge zurückblieb. Vielleicht ist es seine Stimme, die ich höre. Sind es seine Seelenschatten, die Leudalia im Auge sieht? Wir haben so ziemlich alles Wichtige hier durchsucht. Leudalia hat einige der Bücher aus der Bibliothek zerstört, weil sie unheiliges Wissen bergen. Ganz ihrer Meinung war ich nicht immer, aber was blieb mir anderes übrig, sie hätte sich nicht umstimmen lassen. Um einige der Bücher ist es wirklich schade. Aber ich verstehe, dass sie in den falschen Händen viel Unheil anrichten können. |
Eintrag vom 17. Firun 1018 BF
Wir werden weiter nach Mirham reisen. Ich möchte unbedingt mit Salpikon Savertin sprechen. Auch wenn ich Angst habe, dass er ähnlich reagieren könnte wie Thomeg Atherion. Einerseits bin ich froh, endlich aus dieser von den Zwölfen verlassenen Stadt herauszukommen, doch auf der anderen Seite behagt es mir nicht, noch weiter nach Süden zu reisen. Wer weiß, was uns in Mirham erwartet. |
Eintrag vom 21. Firun 1018 BF
Wir sind auf einem Schiff Richtung Mirham. Mit der Kapitänin ist nicht gut Kirschen essen und wir gehen ihr, so weit es uns möglich ist, aus dem Weg. Unsere Mitreisenden machen auch nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. Wir zahlen für diese Schiffspassage einen Wucherpreis. Was ist das nur für eine Gegend? Man hört ja viel vom Süden, doch diese Gerüchte sind nicht annähernd so schlimm wie das, was wir hier erleben. |
Eintrag vom 29. Firun 1018 BF
Man hat uns heute im Morgengrauen förmlich vom Schiff geschmissen! Uns ist allen klar, hier sollten wir so schnell wie möglich wieder weg. Aridhel versucht gerade für uns einen Besuch in der Akademie zu organisieren. Wenn es geht, gleich heute Abend. Mirham präsentiert sich von außen prachtvoll, alles scheint perfekt, die Häuser glänzen in weißem Marmor, alles ist penibel sauber gehalten und jedes Haus ist mit Schmuck überhäuft.
Doch im Inneren ist diese wunderschöne Frucht ausgehöhlt und faulig. Ohne Bestechungsgelder kommt man hier keinen Schritt weit und wer sich wehrt ist schon so gut wie tot. Es war schon schwer in die Stadt zu gelangen, ich habe jetzt schon 20 Dukaten hergeben müssen. Immer wieder kommt man an merkwürdigen Leuten vorbei, die Dublonen wollen und man ist besser daran es ihnen zu geben. Aridhel ist gerade zurück, wir haben in zwei Stunden einen Termin bei Spektabilität Savertin. |
Eintrag vom 29. Firun 1018 BF
Und schon sitzen wir wieder auf einem Schiff in Richtung Port Corrad. Noch nie war Richtung Firun so wunderschön! Diese Stadt hier ist wunderschön, aber so verdorben… ich habe allein für mich 54 Dukaten an Schmiergeldern ausgeben müssen – dazu war die Leibrente von Herzog Waldemar nicht gedacht. Eigentlich wollte ich Schulden an meiner Akademie zurückzahlen, aber das kann ich wohl vergessen.
Der Besuch in der Akademie verlief immerhin besser als gedacht. Salpikon Savertin ist ein unerwartet ruhiger Mann, der uns aufmerksam zugehört hat. Er gab sich bedeckt, sagte nicht allzu viel zu unseren Geschichten. Mit anwesend waren noch ein paar andere Magi und Magae, darunter Karjunon Silberbraue. Höflich bedankte er sich für unseren Besuch. Dann versicherte er uns glaubwürdig, dass er sich ganz klar gegen das Gefolge des Bethaners stellt. Spektabilität Savertin wird laut eigener Aussage Vorkehrungen treffen und entsprechende Schritte einleiten, denn nicht alle aus unserer Zunft werden den richtigen Weg gehen. Nun, der Meinung bin ich auch. Spektabilität Savertin bot uns sicheres Geleit, wo immer wir auch hinwollen. So hat er uns auch dieses Schiff organisiert, das uns gleich heute noch mitgenommen hat. Ich bin froh, dass wir bald von hier weg kommen. Aus dieser Gegend kommt nichts Gutes. Und es wundert mich nicht, dass sich Galotta und Liscom hier verkrochen haben. Hier kann man ungestört seinen finsteren Machenschaften nachgehen, ohne dass jemand viele Fragen stellt. Oh ihr Zwölfe, ich möchte meinen, es schade nicht, wenn hier noch einmal eine reinigende Flutwelle über das Land hereinbricht. Zu viel Unheil gebiert diese Gegend und mich würde es nicht wundern, wenn der Bethaner selbst sie zu seinem Zufluchtsort gewählt hat. |