Den Chimären auf der Spur
Inhaltsverzeichnis
- 1 Eintrag vom 24. Travia 1019 BF
- 2 Eintrag vom 24. Travia 1019 BF
- 3 Eintrag vom 25. Travia 1019 BF
- 4 Eintrag vom 25. Travia 1019 BF
- 5 Eintrag vom 25. Travia 1019 BF
- 6 Eintrag vom 26. Travia 1019 BF
- 7 Eintrag vom 27. Travia 1019 BF
- 8 Eintrag vom 28. Travia 1019 BF
- 9 Eintrag vom 29. Travia 1019 BF
- 10 Eintrag vom 30. Travia 1019 BF
- 11 Eintrag vom 1. Boron 1019 BF
- 12 Eintrag vom 2. Boron 1019 BF
Eintrag vom 24. Travia 1019 BF
Heute Nacht habe ich von Zhamorrah geträumt. Es wundert mich nicht, denn wir sind nicht weit weg davon. Joela sagt, dass das Madamal in den Rubinen steht, günstig für Beschwörungen. Außerdem steht der Nandus im Drachen, also eine Warnung. Aber vor was? Heute zog ich bei den Inrah-Karten die Erd-As als Tageskarte. Das steht doch für das Wiederbeleben von Altem oder der Entstehung von Neuem und für den Beginn des Lebens. Seltsame Vorzeichen.
Wir werden jetzt nach Zhamorrah aufbrechen. Wer weiß, vielleicht werden wir ja dort fündig. Al'Ginaion könnte mir dabei helfen. Man sagt, wenn man Steine dort länger liegen lässt, entstehen mit der Zeit Glyphen darauf. Ich tue das eher als Märchen ab. So weit ich weiß, hat Borbarad hier geforscht. Meister Muntagonus schweigt sich aber aus, wenn man ihn über diese Stadt fragt. |
Eintrag vom 24. Travia 1019 BF
Bei Hesinde, was war das nur! Wir sind nach Zhamorrah geritten. Als ich dort ankam, flackerte dauernd mein Auge, ich hatte stärkeres Kopfweh als je zuvor. Al'Ginaion zeigte mir eine Kraftlinie, die in Nord-Süd-Richtung verläuft und zischelte „Hier ist der Ort“. Über all sind Zeichen für Rubine angebracht, Reste von Chimärenstatuen liegen herum. Mein Auge flackerte öfters auf und zeigte mir magische Fragmente uralter Zauber, bis es mich zu einem bestimmten Punkt lenkte. Ich sah auf den Mauerresten eine Bilderschrift, die ich jedoch nicht entziffern konnte.
Mein Kopfweh wurde immer stärker und stärker, bis ich zu einem Tempel kam, wo ich zusammenbrach, denn ich fühlte schreckliche Schmerzen. Und dann hatte ich eine Vision. Ich sah den Untergang Zhamorrahs. Chimärenheere marschierten auf, es waren Al'Ginaions Truppen, ein Blutbad fand vor meinen Augen statt. Dort, wo ich lag, war der Rubintempel gewesen. Plötzlich brachen elementare Gewalten über mich herein, heiliges Licht ging über die Stadt nieder. Ich spürte die Verzweiflung und die Wut Al'Ginaions in mir. Die Zwölfe erschlugen die Chimären, der Tempel explodierte. Al'Ginaion lag im Sterben, er war verraten worden. In ihm erkannte ich zu meinem Schrecken mein Gesicht wieder. Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf sagen: „Er muss dafür bezahlen!“. Dann fiel ich endgültig in Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, knieten alle besorgt neben mir. Es geht mir wieder besser, auch wenn mir noch etwas schwindlig ist. Etwas ist aber merkwürdig, kurz nachdem ich aufwachte, sah Joela eine Glyphe auf meinem Auge! Sie war plötzlich da. Es ist eine Chuchras-Glyphe, Grim hat sie abgezeichnet. Aber ich weiß nicht, was sie bedeutet. Torben hat einen zerborstenen Monolithen gesehen. Joela, Grim, Torben und Leudalia versuchen gerade ihn aufzurichten. Sie haben es soeben geschafft. Ja, da stehen zwei Bannkomponenten darauf! |
Eintrag vom 25. Travia 1019 BF
Was für ein Tag war das nur gestern. Ich kann es immer noch nicht glauben. Als wir gerade die neu gefundenen Bannkomponenten untersuchten, kam plötzlich ein Reiter der Garnison von Samra zu uns. Er sagte uns, dass Borbra von Chimären überfallen wird! Der Oberst bittet uns um Hilfe. Wir waren im ersten Moment nicht sicher, ob wir dem trauen könnten, oder ob das nur wieder eine Intrige von Achaz ist um uns von Zhamorrah wegzulocken. Doch schließlich ritten wir im Eilritt nach Samra.
Dort suchten wir gleich Oberst Daromir vom Tann auf. Ein Bauer war als Bote zu ihm gekommen. Er erzählte mit bleichem Gesicht, dass Borbra von hunderten von Chimären angegriffen wird! Zur Sicherheit sprach ich einen Odem auf ihn, aber er war nicht verzaubert. Ich konnte ja kaum glauben, was er da sagte! Die Chimären würden bereits über den Fluss nach Borbra schwimmen. Zweihundert Leute der Garnison standen bereit mit uns zu reiten und zu kämpfen. Wir hatten kaum Zeit mehr. Aridhel hielt eine Rede, die uns allen Mut schenkte. Seine Stimme erklang klar in unseren Ohren und unserem Geist. Während dem Ritt überlegten wir uns, wie wir vorgehen könnten. Ich ahnte schon, dass die heilige Eiche in Gefahr sein könnte, so beschlossen wir Bogenschützen auf den Dächern zu postieren, die sie schützen sollten. Ich war für ein Lazarett zuständig, während die anderen in den Gassen kämpfen würden. Joela ritt als Späherin mit Leudalia vor, doch die Geweihte fiel bald zurück. So kundschaftete Joela alleine die Lage aus. Was sie berichtete, ließ uns allen einen Schauer über den Rücken laufen. Die Chimären waren in der dreifachen Übermacht, es gab viele kleine Chimären, wenige große. Ein Wesen schien der Anführer zu sein. Als wir in Borbra eintrafen, war es bereits finster. Ein kurzes Durchatmen, dann ging es in den Kampf. Die Chimären waren schon dabei, das Dorf wahllos zu zerstören. Nach einer kurzen weiteren Ansprache von Aridhel stürmten wir Borbra, ohne zu wissen, ob wir überhaupt den Hauch einer Chance hatten. Die großen Chimären waren zweieinhalb bis drei Schritt große Bären mit einem Stierkopf, die aufrecht gehen konnten. Jeder von ihnen war umringt von den kleinen Chimären, einer Mischung aus Schakal und Wolf. Wie wir bald merkten, war wohl noch eine Blutotter daran beteiligt, denn sie besaßen ein leichtes Gift. Ich blieb in der Nähe von Aridhel und Grim. Bald schon standen wir mehreren dieser Blutschakalen gegenüber. Ich blieb erfolgreich in Verteidigung, mein Mann kämpfte souverän, sogar einen der Bärbullen besiegte er, doch Aridhel lag bald blutüberströmt am Boden. Ich zog ihn in ein Gebäude, während Grim meinen Platz einnahm. Während ich versuchte Aridhel ins Leben zurückzuholen, hielt Grim die Chimären vom Hauseingang fern. Doch diese verfluchten Blutschakale verbissen sich so in ihn, dass ich eingreifen musste. Eines der Biester konnte ich erschlagen, den Rest erledigte Grim. Gerade als ich Aridhel einigermaßen stabilisiert hatte – Grim war schon wieder in einen Kampf verwickelt -, hörte ich Leudalia rufen. Joela und einige Bauern aus dem Dorf waren schwer verletzt. Ich brachte sie in das Haus zu Aridhel, während die Geweihte sich wieder in den Kampf stürzte. Joela nahm einen Heiltrank von Aridhel, dann stürmten wir gemeinsam hinaus zum Hauptplatz um den anderen beizustehen. Denn dort tobte bereits ein erbitterter Kampf gegen den Anführer der Chimären, einem Mantikor. Zuvor hatte das Wesen seinen Stachel in die heilige Eiche gebohrt, die nun verwelkt war. Als ich mit Joela am Hauptplatz ankam, kroch mir Grim schon schwer verletzt entgegen, Leudalia war auch nicht mehr kampffähig. Der Mantikor war ein harter Gegner, selbst für unseren Dritten Gezeichneten. Bevor Joela und ich uns todesmutig in den Kampf stürzen konnten, holte Torben zu seinem finalen Schlag aus. Der Mantikor ging zu Boden. Seine letzten Worte hallten über den Platz: Während wir noch alle starr vor Schreck auf die tote Eiche sahen, ging Torben zu dem Mantikor und weidete ihn aus. Da fiel uns erst auf, dass unser Gefährte sein ganzes Haupthaar verloren hatte. Das Madamal schien hell auf die Luola-Malereien, die er immer so erbittert versucht hatte zu verbergen. Seine Verwandlung in eine Echse war also wieder fortgeschritten. Nachdem ihr Anführer gestorben war, flohen auch die restlichen Chimären. Die heilige Eiche fiel in sich zusammen. Ich stürmte zurück zu Aridhel, der noch im Sterben lag. Mein letzter Stabzauber, ein Balsam, holte ihn zu uns zurück. Draußen warf sich der Tsa-Geweihte Zadikhar in den Staub und schluchzte: „Tsa hat ihren Segen von unserem Dorf genommen!“ Immerhin, eine einzige Eichel war von dem Baum übrig geblieben. Die pflanzte Grim als Zeichen der Hoffnung, und als Zeichen dafür, dass Tsa Borbra doch nicht ganz verlassen hatte. Doch tröstete das in dieser dunklen Stunde niemanden. Torben und ich machten uns daran, die Verletzten zu versorgen. In Gedanken versunken behandelte ich Grims schwere Wunden, als ich plötzlich mit dem Wundbesteck abrutschte und sein Bein stark zu bluten begann! Wie konnte mir das nur passieren! Ich habe danach nur noch Leudalia und Torben mit einem Balsam ihre Brustwunden geheilt, zu viel Angst hatte ich davor, jemandem noch mal weh zu tun. Wie konnte ich nur so unkonzentriert sein! Tarlisin von Borbra kommt gerade. Mal sehen, was er zu den Vorfällen sagt. |
Eintrag vom 25. Travia 1019 BF
Tarlisin von Borbra hat sich überschwänglich bei uns bedankt, weil wir das Dorf gerettet haben. Gerettet ist gut, zweihundert Menschen sind etwa gestern Nacht gestorben, davon etwa siebzig vom Regiment aus Samra. Alle hier sind in Lethargie versunken, niemand schöpft mehr Hoffnung. Wir haben uns mit Tarlisin von Borbra unterhalten. Er sagt, dass er damals etwas aus einer anderen Sphäre gebannt hat, als er seinen Stab opferte. Wir haben ihm von Abu Terfas erzählt und was wir über ihn wissen. Aridhel hat inzwischen versucht, den Leuten hier Trost zu spenden und sie zu ermuntern, nach vorne zu sehen. Doch nicht einmal der Zweite Gezeichnete vermag es, die Stimmung hier zu heben. Tarlisin hat immerhin die neu gepflanzte Eichel mit einem Haselbusch zum Wachsen gebracht, auf dass der zarte Spross den Menschen Hoffnung schenkt.
Ich habe danach eine schlimme Entdeckung gemacht. Die Kraftlinie, die durch den Ort führt, ist jetzt Asfaloth zugehörig! Und sie ist stärker geworden! So weit ich das sehen kann, führt sie ins Gebirge. Abu Terfas plant etwas Schreckliches, das ist jetzt sicher. Plötzlich fiel mir das Palimpsest, das ich in der Rashduler Bibliothek gefunden habe, ein. Dort war Azzra als wichtiger Ort für den Bann genannt, das ist doch der alte Name für Borbra! Und dann stand dort auch etwas von Al'Churâm! Wir wollen morgen jetzt den Chimären folgen. Und der Kraftlinie. Vielleicht führen sie uns zu Abu Terfas und zu Al’Churâm! Joela und Leudalia sind jetzt dabei, das Lager von di Bravaldi zu suchen. Heute können wir so oder so noch nicht aufbrechen, wir brauchen einen Tag Ruhe. Wir werden jetzt einen Brief an die Boronis in Punin schreiben und uns entschuldigen, dass wir vermutlich nicht rechtzeitig zur Messe dort sein können. Und einen Brief an die drei Magier in Khunchom werden wir auch noch schreiben. Ich habe versucht, auf der Kraftlinie Grims Bauchverletzung zu heilen. Das hatte den Effekt, dass mich diese dämonische Linie astral völlig leer gesaugt hat! Ich kann nicht einmal mehr eine astrale Meditation in Gang setzen! Phexverflucht, was mache ich nur? Dann werde ich mich eben profan um die vielen Verwundeten kümmern. Grim und Torben haben angefangen unsere Waffen und Rüstungen zu reparieren. Ich befürchte, dies war nicht unser letzter Kampf gegen diese Chimären. |
Eintrag vom 25. Travia 1019 BF
Leudalia und Joela sind gerade zurück. Achaz hat di Bravaldi ermordet! Das erzählten die Arbeiter, die dabei waren, das Lager aufzulösen! Es gab einen Streit zwischen den beiden, aber ich vermute, das war nicht der einzige Auslöser für diese Gräueltat. Achaz hatte sicher immer schon geplant gehabt, di Bravaldi zu töten. Sie hat ihn nur für ihre Zwecke benutzt. Joela berichtete weiters, dass der Trupp um den Archäologen tatsächlich die Höhle gefunden hat, wo die Prinzessin aus dem Märchen verschüttet worden war. Ihr Geist ging dort noch um, jetzt ist er allerdings verschwunden. Am Abend haben wir noch gemeinsam mit den Menschen hier gebetet, nur Aridhel und Torben hielten sich der Andacht fern. Torben war heute übrigens den ganzen Tag über sehr nachdenklich. Er hat sich vor allem am Vormittag zurückgezogen. Wir fragten ihn, was los sei. Da erzählte er aus seiner Vergangenheit. Dass er von einem Kor-Geweihten ausgebildet worden war. Und dass die Tätowierung auf seinem Kopf einen rot-schwarzen Mantikor darstellt! Torben hat seine Vergangenheit verflucht, und doch erkennt er jetzt, dass sie das aus ihm gemacht hat, was er heute ist. Er ist jetzt der Dritte Gezeichnete, gestern hat er einen Mantikor besiegt. Wir haben viel über Schicksal und Vorbestimmung gesprochen. Was, wenn Torben immer schon dazu bestimmt war, diese Aufgabe zu erfüllen? Vielleicht hatte alles seinen Sinn, dass er damals von einem Kor-Geweihten ausgebildet wurde, dass er in der Arena gekämpft hat. Vielleicht war das alles eine Vorbereitung auf seine Aufgabe als Gezeichneter. |
Eintrag vom 26. Travia 1019 BF
Wir folgen nun den Spuren der Chimärenhorde. Schwer ist es nicht. Zwei Soldaten reiten mit uns, sie werden später unsere Pferde mitnehmen, wenn es ins Gebirge geht, können wir sie nicht mehr brauchen.
Wir sind in Arborea vorbeigekommen. Auch dieses Dorf ist von den Chimären angegriffen worden. Wir fanden den hiesigen Rahja-Geweihten tot im Mostbottich treiben. Wir haben ihn in seinem Schlafgemacht aufgebahrt. Menschen sind hier keine mehr. Die wenigen, die überlebt haben, flüchteten sich nach Borbra. Etwa sechzig Leichen liegen am Dorfplatz, ein paar wenige tote Chimären daneben. Wir trafen heute auf ein Nomadenvolk, das sich Ulad Barshîm nennt. Sie sind mit den Ferkinas verwandt, aber haben die wilden Sitten schon lange abgelegt. Die Ulad Barshîm warnten uns vor den Bân Sharîda, einem barbarischen Stamm der Ferkinas. Wenn wir ihnen begegnen, sollen wir besser ihre Bräuche annehmen, riet man uns, aber welche das sind, wurde uns nicht gesagt. Auch die Soldaten bestätigten, dass dieser Stamm gefährlich sei. Dort seien Frauen noch weniger wert als bei den Novadis! Dass man das noch überbieten kann, ist mir neu. Diese Ferkinas spielen ein grausames Spiel unter dem Segen von Raschtula und Rascha, das sie Buskurdh nennen. Zwei Mannschaften stehen sich auf einem Gebirgszug mit Ponys gegenüber. Der Spielball ist je nachdem ein Gefangener, eine Sklavin oder im Notfall eine Ziege. Gewonnen hat die Partei, die den größten Teil des Opfers ins Ziel bringt. Pro Tag sollen sie ein bis zwei Dutzend Gefangene so töten! Wir übernachten heute bei einer Weggabelung. Rechts würde es nach Ivrinno gehen, wir nehmen aber den anderen Weg, der weiter ins Gebirge führt. Jetzt werde ich eine astrale Meditation durchführen, bevor ich schlafen gehe. Ich muss bei vollen Kräften sein, wenn wir gegen Abu Terfas antreten! |
Eintrag vom 27. Travia 1019 BF
Wir sind bei diesen Bân Sharîda gelandet! Und haben sogar ein Abkommen mit ihnen geschlossen! Bleibt nur zu hoffen, dass sie ihren Teil auch einhalten.
Wir haben uns von unseren Pferden und den Soldaten getrennt. Die Berge hier sind etwa zwei- bis dreitausend Meter hoch, die Gegend ist weit und wild. Bei unserem Aufstieg trafen wir vier Zwerge, die angeblich eine Zwergenbinge suchen. Ganz traute ich denen nicht, vor allem weil sie dann auch noch begannen unsere Horasierinnen als Drachenpaktiererinnen zu beschimpfen. Zum Glück sind sie gleich wieder weitergezogen, ohne weiteren Ärger zu machen. Dann trafen wir auf Ziegenhirten der Ferkinas, die uns auch in Ruhe ließen. Sicherheitshalber senkten wir Frauen den Kopf, als sie fragten, was wir hier wollen. Die zu beleidigen wäre sicher keine gute Idee. Schließlich erreichten wir ein kleines Dorf. Und aus dem kamen die Ferkinas schon laut schreiend auf uns losgestürmt. Da wir nicht wussten, was wir hätten sonst machen sollen, hielten wir uns an den Rat, den wir erhalten hatten, und zeigten uns unbeeindruckt. Und tatsächlich – die brüllende Meute bremste kurz vorher ab. Grim und Torben wurden als Anführer unserer Gruppe erkannt. Mit ihnen versuchte man zu sprechen, was aber nicht funktionierte, weil die beiden ihre Sprache nicht verstanden. Ich konnte etwas aushelfen, da ich Ur-Tulamidya kann. Also übersetzte ich mit demütig gesenktem Kopf. Wie mir das widerstrebte! Wir wurden als Tafsash empfangen, das ist ein Ausdruck für Freund oder so. Unsere drei Männer wurden zum Schamanen Jikhab iban Tscharik gebracht, uns Frauen wurde unterdes rohes Fleisch und Innereien serviert. Ich fühlte mich etwas erinnert an unser Treffen mit den Yetis vor zwölf Jahren. Eisern habe ich das eklige Zeug hinunter gewürgt, ich wollte mich schließlich hier nicht blamieren. Ich bin ja gespannt, was das für ein besonderes Pferd ist… sicher ein magisches Wesen. Oder eine Chimäre. Wir bekommen ein goldenes Zaumzeug, das sollen wir verwenden um das Tier einzufangen. Bleibt nur zu hoffen, dass wir das Pferd finden. |
Eintrag vom 28. Travia 1019 BF
Was für ein merkwürdiger Tag! Heute Nacht erschien mir der Schamane im Traum. Er sagte zu mir: „Suchst du Bastrabuns Tabu? Ich kann dich lehren.“ Verwirrt wachte ich auf. Mir war schnell klar, dass Jikhab iban Tscharik mir den Traum geschickt haben musste. Also ging ich zu ihm. Der Schamane sagte, ich dürfe als Turum, also als Gast, bleiben. Das ist zwar nicht so hochgestellt wie ein Tafsash, aber sicher eine große Ehre für eine Frau. Grim bleibt als Schutz bei mir, während die anderen bereits nach dem Ross suchen.
Ich war heute den ganzen Tag in der Hütte des Schamanen. Er hat Kerzen und Räucherstäbe angezündet. Der ganze Raum war mit schweren Nebelschwaden erfüllt, die meinen Geist verwirrten. Der Schamane erzählte mir teils singend, teils flüsternd von dem Ritual des Tabu. Er war wie in einer Trance. Ich musste mich sehr konzentrieren, dass ich nicht das Bewusstsein verlor, dieser Rauch hatte eine ganz seltsame Wirkung auf mich. Eine Bannkomponente konnte ich bereits rekonstruieren. Sie lautet: „Das Zeichen der Weisheit: |
Eintrag vom 29. Travia 1019 BF
Der Tag mit dem Schamanen war wieder sehr anstrengend. Aber er ist mir eine große Hilfe beim Bann. Ich habe auch Zeit gehabt, die Bannkomponenten von Zhamorrah zu übersetzen. Sie lauten:
„Lausche der Melodie der Kabas. „Opfere den Göttern: Der Schamane hat mir heute in den Lehmboden der Hütte Zeichen eingeritzt, die ich versucht habe, so gut es bei dem fahlen Lichtschein ging, abzuzeichnen. Er sagte dazu: „Füge ein die Runen von Nandarsu: Grim ist immer ganz nervös, wenn ich beim Schamanen bin. Er ist ihm nicht ganz geheuer. Auch Aridhel macht sich etwas Sorgen, er spielt jeden Abend das Sorgenlied für mich. Dabei geht es mir wirklich gut hier. Der Schamane behandelt mich überraschend respektvoll und ich schlafe hier hervorragend. Ich meditiere zusätzlich, damit ich hoffentlich mit meiner astralen Kraft bald wieder voll einsatzfähig bin. Heute habe ich einen Reversalis Fulminictus in meinen Stab gespeichert. Den werden wir sicher noch brauchen können! |
Eintrag vom 30. Travia 1019 BF
Joela kam heute tatsächlich am Nachmittag auf dem gesuchten Ross angeflogen! Ein seltsames, etwas unheimliches Tier ist es. Ich war so froh, dass wir nun ohne Probleme weiterziehen konnten, dass ich es gar nicht untersucht habe. Außerdem wollte ich mir die astrale Kraft für unseren bevorstehenden Kampf aufsparen. Der Rest von uns wartet nun bei einem Weg weiter vorne. Wir wollen keine Zeit verlieren und sind daher heute schon wieder vom Dorf aufgebrochen. Vom heutigen Treffen mit dem Schamanen konnte ich folgendes notieren: „Hebe die Hände und falte sie, einen noch grünen Pinienzapfen umfassend! Ich werde jetzt noch einen Armatrutz in meinem Stab legen und dann schlafen gehen. Morgen sollten wir auf den Rest unserer Gruppe treffen. |
Eintrag vom 1. Boron 1019 BF
Der Weg heute ist nicht gerade angenehm. Die Gegend ist trist und karg, es fällt mir schwer, mich zu orientieren. Immer wieder sehen wir abgestürzte tote Chimären. Das zeigt wenigstens an, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Heute Nacht plagten mich wieder die schlimmsten Albträume. Ein Heer von Chimären und der Große Schwarm fielen über die Tulamidenlande her und vernichteten alles Leben. Grauenvoll. Werde noch etwas meditieren und dann vielleicht noch einen weiteren Zauber in meinen Stab legen. |
Eintrag vom 2. Boron 1019 BF
Heute gelangten wir gegen Abend durch eine schmale Schlucht in ein kleines Tal. Dort stand zu unserer Verwunderung ein Altar. Und daneben wehrte sich ein alter Mann in gelb-roten Lumpen gegen eine fliegende Chimäre, die eine Mischung aus Geier und Löwe war. Das Wesen wirkte wie eine groteske Karikatur eines Greifen. Es spie ein schleimiges, brennendes Sekret auf den Mann. Grim und Aridhel spannten bereits ihre Bögen, als dieser mit den Worten „Weiche beim Herren!“ das Wesen vertrieb. Die Chimäre flog Richtung Norden, dorthin, wo wir die Festung vermuteten.
Vorsichtig näherten wir uns dem alten Mann. Seine Haare standen wirr von seinem Kopf ab, seine Augenhöhlen waren schwarz und leer. Er hatte etwas von dem Sekret der Chimäre abbekommen und strömte einen abscheulichen Gestank aus. Der Mann wusch sich im Fluss das Ärgste ab, dann sprach er mit uns. Er heißt Jasper und ist ein ehemaliger Diener des Herren Praios. In seinem Auftrag bleibt er hier und verteidigt diesen Ort gegen diese Chimäre. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn angegriffen hat. Jasper sieht in Abu Terfas den Herren der Versuchung. Einst ging er in dessen Palast, um ihn zur Rede zu stellen, doch da blendete ihn der Magier und nahm ihn gefangen. Später ließ er ihn gehen. Jasper sieht seinen Dienst hier als auferlegte Prüfung Praios’. Wie lange der Mann schon hier ist, ist nicht klar. Wir schätzen etwa seit 1010 BF. Jasper konnte uns ein bisschen etwas über Al'Churâm erzählen. Es gibt einen Wohntrakt im vorderen Teil, wo die Frauen und Bediensteten wohnen. Im hinteren Bereich befindet sich der Labortrakt, der für uns sicher von größerer Bedeutung ist. Man sagt, Abu Terfas sei der Meister der Echsen. Der Palast liegt nördlich von hier in einem Seitental des Gebirges. Wir haben heute Abend zusammen am Altar gebetet, nur Torben hielt sich der Andacht fern. Aridhel hat Jaspers Wunden versorgt, während wir ihm erzählten, was in den letzten Jahren - insbesondere was die Praios-Kirche betrifft - geschehen ist. Wir haben den Altar gepflegt und ihn gesäubert. Grim hat ein Praios-Zeichen eingemeißelt. Morgen sollten wir den Palast erreichen. Dann werden wir uns Abu Terfas und seinen unheiligen Kreaturen in den Weg stellen und sie hoffentlich allesamt vernichten!!! |