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Belagerungszustand

Aus Avesfeuer
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Tagebuch Übersicht
Chronik Kapitel
PRA - RON 1005 Wieder daheim
RON - EFF 1005 Die Verwandtschaft in Havena
EFF 1005 In Honingen
EFF - TRA 1005 Von Honingen weiter
TRA 1005 Auf dem Schiff nach Albenhus
TRA 1005 Durch den Eisenwald
TRA 1005 In Albenhus
TRA 1005 Der Auftrag
TRA 1005 In Trackenborn
TRA - BOR 1005 Zurück nach Hause
BOR - PHE 1005 Weiterbilden auf der Akademie
PHE 1005 - PRA 1006 Die Arbeit bei Herrn Prem
PRA 1006 Arbeiten in Lowangen
RON 1006 Auf dem Weg von Lowangen über Teshkal nach Andergast
RON - EFF 1006 Die Prüfungen im Kampfseminar Andergast
EFF 1006 Auf der Akademie in Andergast
TRA 1006 Unterwegs nach Gratenfels
TRA 1006 Die Festtage in Gratenfels
TRA 1006 Die Verfolgungsjagd
BOR - TSA 1006 Aufenthalt in Gratenfels
TSA - PER 1006 Weitermarsch nach Neersand
PER 1006 Die ersten Tage in Neersand
PER 1006 Auf dem Walsach
PER 1006 Unterwegs im Überwals
ING 1006 Von Neersand nach Vallusa
ING 1006 Auf dem Weg nach Kurkum
PRA - RON 1006 Von Vallusa nach Greifenfurt
RON 1007 Von Greifenfurt zum Turm Rohezals
RON 1007 In der Borbaradianerabtei
HES - FIR 1007 Das Fest in Thorwal
FIR 1007 Die Wettfahrt beginnt
FIR - TSA 1007 Unterwegs in Eis und Schnee
TSA 1007 Auf dem Weg zum Himmelsturm
TSA - PHE 1007 Im Himmelsturm und auf der Flucht
PHE 1007 Kampf gegen die Zorganpocken
PHE - ING 1007 Der große Viehtrieb


ING 1015 Wiedersehen in Weiden
ING 1015 Auf dem Weg nach Dragenfeld
RAH 1015 In Dragenfeld und wieder retour
RAH 1015 - PRA 1016 Zurück in Baliho
PRA 1016 Über Trallop nach Punin
RON - EFF 1016 Nachforschungen in Punin
TRA 1016 Herzog Waldemars Auftrag
TRA 1016 Erste Nachforschungen
TRA - BOR 1016 Nachforschungen in Baliho
BOR 1016 Von Baliho nach Rhodenstein
BOR 1016 Auf der Suche nach dem Erzvampir
BOR - TSA 1016 Der Winter in Weiden
TSA 1016 - PRA 1017 Die Reisen im Frühling 1016 BF
PRA - RON 1017 Unterwegs nach Arras de Mott
RON 1017 Im Kloster Arras de Mott
RON 1017 Das Tal der Elemente
RON 1017 Kampf um Arras de Mott
RON - EFF 1017 Der Auftrag des Heliodans
EFF - TSA 1017 Der Winter in Lowangen
TSA - RAH 1017 Auf dem Weg nach Greyfensteyn und Balträa
RAH 1017 - EFF 1018 Das Orakel der Elenviner Auen
EFF - HES 1018 Unterwegs im Auftrag Aromboloschs
HES - FIR 1018 Auf Liscoms Spuren
TSA - ING 1018 Firunwärts nach Ferdok
ING - RAH 1018 Der Auftrag der Boron-Kirche
RAH 1018 - PRA 1019 Auf nach Maraskan
PRA 1019 In der grünen Hölle Maraskans
PRA 1019 Die Endurium-Mine
PRA - RON 1019 Das Zepter der Echsen
RON - EFF 1019 Der Sturm auf den Fürstenpalast
EFF 1019 Auf der Suche nach den Bannkomponenten
EFF - TRA 1019 Die Erben der Gräber
TRA 1019 Neue Feinde
TRA 1019 Die vielen Hände Bastrabuns
TRA - BOR 1019 Den Chimären auf der Spur
BOR 1019 Der Chimärenmeister und die Hexe
BOR 1019 Kurzes Durchatmen
BOR 1019 Vom Licht in den Schatten
BOR - HES 1019 Aufträge im Schatten
HES 1019 Schatten über Tobrien
HES - FIR 1019 Schatten im Dschungel
FIR 1019 Schatten in Altaïa
FIR - TSA 1019 Verloren im Zwielicht
TSA - ING 1019 Warten auf die Apokatastase
ING 1019 Vorboten des Sturms
ING - RAH 1019 Das Artefakt der Oger
RAH 1019 Unter dem Banner von Kurkum
RAH 1019 Belagerungszustand
NL 1019 - PRA 1020 Warten in Beilunk
RON 1020 Auf in den Krieg
EFF 1020 Im Land des Feindes
EFF - TRA 1020 Eine hinterhältige List
TRA - TSA 1020 Das Ende Ysilias
TSA - PHE 1020 Ein kalter Frühling
PHE - ING 1020 Zeit der ersten Bündnisse
ING 1020 Morde am Konvent

Eintrag vom 20. Rahja 1019 BF

Der Feind ist angekommen, heute Mittag erreichten die ersten Truppen das Vildromtal. Gewarnt von unseren Spähtrupps haben wir am Vormittag die letzten Leute und alle Pferde in die Burg geholt und die Brücken zerstört.

Sofort nach dem Eintreffen des Heeres begannen auch schon die Plünderungen. Sämtliche Häuser brannten die Borbaradianer nieder, was in der Bevölkerung weitere Panik auslöste, denn es gelang den Amazonen nicht, die Menschen davon abzuhalten, über die Burgmauern das Tal zu beobachten.

Am Nachmittag begannen die Söldner und Söldnerinnen Bäume zu fällen und Flöße zu zimmern. Die Truppen umzingelten die Burg, wir waren endgültig gefangen. Shiala trat vor die Bevölkerung und hielt eine Ansprache, um die verschreckten und teilweise auch aggressiven Menschen zu beruhigen und sie zu Gehorsam zu mahnen. Die Amazonen waren nicht gerade freundlich zu den Dörflern, doch immerhin strahlten sie Kraft und Zuversicht aus.

Am Abend wurde noch einmal der Kriegsrat einberufen, um einige Vorgehensweisen während der Belagerung festzulegen. Schnell waren wir uns einig, dass Kriegsvolk, Kranke und Verletzte Anspruch auf größere Essensrationen haben, als das einfache Volk. Heilmittel und Verbandsmaterial war nur den Wehrhaften vorbehalten. Über den Umgang mit den Bauern und Bäuerinnen spaltete sich das Lager in zwei Teile. Denn die gemäßigten Amazonen und auch wir schlugen vor, dass die sich durchaus auch an der Verteidigung der Burg und den Wachschichten beteiligen sollten. Die konservativen hingegen meinten, dies sei nicht rondragefällig. Doch unser Einwand war, dass die Leute dann zumindest beschäftigt sind und keine Zeit für Unfug haben. Einige der Wehrhafteren könnte man sicher im Umgang mit den Waffen schulen.

Schließlich fällte Königin Yppolita ihre Entscheidungen. Im Falle der Rationierungen und der medizinischen Betreuung folgte sie unseren Vorschlägen. Unschuldig Verwundete sollten nur im Notfall behandelt werden, Leute, die sich nicht an die Vorschriften hielten und daher verletzt wurden, soll die Behandlung verweigert werden. Die Medizinschränke sollen weiters gut bewacht werden, damit sich niemand Unbefugtes daran vergreift.

Sechs Wachschichten werden eingerichtet, die Amazonen halten zwei pro Tag, auch die Lehensleute werden verpflichtet. Unsere Aufgabe wird es sein, wehrfähiges Volk auszusuchen und im Kampf zu schulen. Löschmannschaften müssen auch eingerichtet und instruiert werden. Alle Menschen in der Burg haben die Pflicht mitzuhelfen, wo sie können, absoluter Gehorsam wird verlangt.

Nun denn, der Feind steht vor den Toren, warten wir ab, was passiert.

Eintrag vom 21. Rahja 1019 BF

Gerade wurde ich Zeugin eines wahren Rondra-Wunders – ich kann es kaum glauben! Am Morgen hielt Ayla Ylarsîl von Donnerbach eine Messe ab, unterstützt von Leudalia. Als die Königin den Raum betrat, fielen zu meiner Überraschung die Amazonen nicht wie sonst üblich auf die Knie. Später wurde mir erklärt, dass man im Tempel nur vor der Göttin knien darf. Ayla sprach ein Gebet der Rondra und hielt eine bewegende Predigt. Sie begann ein „Gebet vom Blut“ und mit ihren Säbeln ritzten sich die Amazonen in die Arme. Mitgerissen von der Stimmung nahmen auch wir daran teil.

Just als die Hochgeweihte das Schlussgebet mit den Worten „Mein Leib sei dein und den Leib des Feindes will ich dir opfern“ beendet hatte, entflammte plötzlich das steinerne Schwert der Rondra-Statue im Tempel! Alle sprangen auf und waren starr vor Ehrfurcht. Niemand getraute sich auch nur ein Wort zu sagen, erst als Ayla mit Tränen in den Augen den Choral „Trutzig Leuin steh mir bei“ anstimmten, fielen alle mit ein. Eine Woge an Zuversicht, Mut und Entschlossenheit schwappte über die Anwesenden hinweg. Schließlich trat die Königin vor und sprach zu ihren Töchtern, den Achmad'sunni. Sie erzählte, dass schon ein Mal, zur Zeit der Magierkriege, das Schwert sich in eine Flamme verwandelt hatte. Yppolita und Ayla knieten zusammen nieder und beteten. Als sie sich wieder erhoben hatten, erloschen die Flammen. Still traten wir aus dem Tempel, immer noch waren alle recht schweigsam, ergriffen von dem gerade Erlebten. Doch der Tatendrang sprühte den Amazonen aus den Augen und ich hoffe, das gibt den Menschen hier Hoffnung.

Eintrag vom 21. Rahja 1019 BF

Der heutige Tag ist nun fast vorüber, das Rondra-Wunder von heute Morgen wird aber noch lange nicht vergessen sein. Nun will ich über die restlichen Ereignisse dieses Praioslaufes berichten.

Gestern Nacht wurde das erste Mal Alarm geschlagen, zwei Stunden harrten wir in der Dunkelheit dem Angriff, doch nichts geschah. Möglicherweise bedeutete der Tumult im Feindeslager nur die Ankunft des Heeres der Untoten. Heute Vormittag rief man wieder Alarm aus, denn das Heer bezog Stellung. Nach zwei Stunden Bangen zogen sie sich aber wieder zurück – ganz klar eine Zermürbungstaktik!

Das Hauptheer lagert in Zehnthof, der Rest liegt um die Burg verstreut, aber natürlich außer Reichweite unserer Langbögen. Die Kavallerie reitet Patrouillen, während wir andere Teile des Heeres hinter einem Wäldchen arbeiten hören. Aridhel und ich haben uns für das Lazarett gemeldet, ich denke, hier können wir derzeit am besten helfen. Die anderen haben sich für die Wachen einteilen lassen. Torben bildete heute Nachmittag schon die ersten Leute im Kampf aus. Auch Grim arbeitet abwechselnd im Lazarett und in den Werkstätten.

Am Vormittag während der Messe, an der Aridhel nicht teilnahm, brachte die Frau Jadwina aus Kiesfurten mit der Hilfe des Elfen eine Tochter zur Welt. Die dankbare Mutter benannte ihr Kind umgehend nach unserem zweiten Gezeichneten Aridha. Alle werteten dies als gutes Omen und es motivierte die Leute bei den verschiedenen Arbeiten mitzuhelfen.

Eintrag vom 22. Rahja 1019 BF

Der heutige Tag verlief verdächtig ruhig, einzig die Ankunft von Xeraan im Morgengrauen versetzte die Amazonen in helle Aufregung. Ihre Erinnerung an diesen verfluchten Magier verursachte in ihrem Inneren Schamgefühle, aber auch blanke Wut und puren Hass. Begleitet wurde diese bucklige Missgeburt von einem hinter ihm schlurfenden Kind und neun Kämpferinnen und Kämpfern in schwarzer Brünne. Das Kind gehört vermutlich zur Legion von Yaq-Monnith. Mehr hat sich im feindlichen Heer heute nichts getan.

Grim hat die Erlaubnis bekommen, aus der heiligen Firunsföhre, die in der Mitte des Burghofes steht, einige Äste abzuschneiden und daraus Pfeile zu fertigen! Falls dieser Blotgrim wirklich eine Belshirash-Paktierer ist, dann werden die uns noch nützlich sein!
Ich selbst habe mit Ayla Ylarsîl von Donnerbach gesprochen, den Amazonen ist es nicht gestattet, die Heiltränke, die ich zubereite, anzunehmen. Nun gut, wie sie meint, werde ich sie eben unter meinen Gefährten und Gefährtinnen verteilen. Da ich sonst nicht so viel zu tun hatte, habe ich vorhin eine Glyphe des Erzes auf Grims Eisenmantel gemalt, sie wird einen Mond lang den Schutz verstärken.

Am späten Nachmittag haben wir beratschlagt, ob wir einen Spähtrupp ins feindliche Lager schicken sollten. Die einzige, die wirklich dafür in Frage kam, war Joela. Sie ist jetzt unterwegs, um die Stabsbesprechung am Abend zu belauschen. Aridhel ließ sie durch seine Magie über den Burggraben laufen, nach sie heimlich über die Frauenpforte hinaus gelangt war. Ich hoffe, sie kommt unerkannt wieder zurück, denn wenn nicht, können wir ihr kaum helfen.

Eintrag vom 23. Rahja 1019 BF

Es ist früher Nachmittag, kurz nach der Dämmerung hat sich der Feind wieder aufgestellt. Bis jetzt ist aber noch nichts geschehen. Aridhel und ich haben Torbens Schwert mit Magie versehen, denn der Angriff eines Dämons steht bevor. Joela hat gestern wahrlich viel heraus gefunden – Phex selber hätte es wohl kaum besser machen können! Sie konnte fast alles der Stabsbesprechung mitanhören, erst ein heran nahender Karmanath zwang sie zum Gehen. Folgende Dinge hat sie belauscht:

Lutisana von Perricum möchte in der Schlacht wenig Belagerungsgerät einsetzen, da die Burg heil bleiben soll. Sie lässt die Geschütze zum Missfallen von Ingolf Notmarker nur schlecht bewachen, da ihr das Lager mit dem Material wichtiger ist.
Xeraan plant, einen Dämon zu beschwören, der das Burgtor einreißen soll. Allerdings wissen wir nicht, wann der Angriff stattfinden wird. Der bucklige Magier weigert sich übrigens, seine Garde und den Legionär von Yaq-Monnith Lutisana zu unterstellen, was für reichlich Unmut sorgt. Er hat für den Legionär einen Spezialeinsatz vorgesehen, er möchte testen, ob seine Kreaturen für die offenbar geplanten Schlachten in Beilunk und Warunk schon geeignet sind. Weiters fordert der gierige Xeraan das Plünderungsrecht für Kurkum, was Lutisana ihm aber nicht gewährte. Er erwähnte auch den Eisbarbaren – vermutlich Blotgrim – der mit der Dämonenklinge allein auf die Mauern geschickt werden soll, denn er allein wiege fünfzig Amazonen auf. Ich sehe schon, dies wird ein Gegner für Torben werden! Sulman al'Venish äußerte sich im Verlauf der Besprechung abschätzig über das Rondra-Wunder vor zwei Tagen. Das hat uns stutzig gemacht, denn das bedeutet, er weiß von den Vorgängen hier in der Burg Bescheid. Was wiederum darauf hinweist, dass möglicherweise ein Spion oder eine Spionin am Werk ist.
Ein gewisser Torxes von Freigeist, auch die „Stimme Borbarads“ genannt, soll die Kapitulationsaufforderung überbringen. Wir vermuten, er ist der von mir so genannte Schwarzschelm. Sein Name kommt mir bekannt vor, ich bin mir sicher, ich habe ihn schon einmal gehört, kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern wo.

Nun, das waren die Erkenntnisse, die wir gewonnen haben. Das hilft uns wirklich viel weiter, denn nun wissen wir, dass wir besonderes Augenmerk auf das Burgtor legen müssen. Unser Plan ist es, Torben, Grim und Leudalia mit drei Amazonen auf der Zugbrücke zu positionieren, unsere Geweihte wird dann versuchen, den Dämon zu exorzieren, während die anderen ihn in Schach halten. Hoffen wir, das klappt. Denn ist das Tor zerstört, gibt es für den Feind kein Halten mehr!

Eintrag vom 23. Rahja 1019 BF

Es ist Abend und die erste Schlacht ist geschlagen, aber wir waren siegreich! In der Dämmerung sahen wir blauen Feuerschein, Wolkentürme bäumten sich über den Häusern auf. Der Dämon Dharai wurde gerufen. Die feindlichen Langbogenschützen setzten sich in Bewegung und feuerten eine Salve auf uns ab. Wir selbst konnten nichts darauf erwidern, da der Trupp außerhalb unserer Reichweite lag. Ein Dutzend Untote löste sich vom Heer und begannen eine Behelfsbrücke heran zu schaffen. Doch ein Ausfall von sechs Amazonen bereitete ihnen ein Ende. Aridhel und ich stärkten Grim und Torben für den bevorstehenden Kampf und das war auch gut so, denn der Dharai stellte sich als harter Gegner heraus.

Während unsere Leute ihre vorgesehenen Positionen einnahmen, startete der Feind einen Angriff mit Sturmleitern von allen Seiten. Doch nur wenige kamen dank der Amazonen überhaupt auf die Mauer. Ich selbst stand auf dem Gang zwischen den zwei Türmen oberhalb der Zugbrücke.
Bald schon geriet Torben in die Klauen des Dharai. Selbst ein Ignisphaero und ein nachgesetzter Fulminictus konnten den Dämon nicht daran hindern, ihn weiter zu zermalmen. Auch Grims Schläge schienen nichts auszumachen. Da kam mir Hesinde zu Hilfe und ich rief Joela zu, sie solle den Mondstein von den drei Spektabilitäten auslösen. Und tatsächlich – für einen Moment wich der Dämon zurück und entließ Torben seinem Griff. Schlussendlich war es Leudalia, die ihn mit der Kraft ihrer Göttin in die Niederhöllen zurück schickte.

Als der Feind merkte, dass das Manöver missglückt war, zogen sich die Truppen schnell wieder zurück. Auf unserer Seite gibt es etwa ein Dutzend Tote, davon drei Amazonen. Lutisana hat aber immerhin auch ein Zehntel ihrer Streitmacht verloren. Wir behandelten die Wunden der verletzten Streiterinnen. Die der Bevölkerung jedoch wurden nur sehr notdürftig versorgt, was für einigen Unmut sorgte. Der erste Angriff ist überstanden, aber ich bin mir sicher, der nächste wird bald folgen.

Eintrag vom 25. Rahja 1019 BF

So friedlich es gestern zu ging, so viel Tumult gab es heute. Am Morgen war die Stimmung der Dorfbewohner und –bewohnerinnen immer noch schlecht. Allen voran war dies dem sturen „Baron“ zu verdanken, der das Volk auch noch extra aufwiegelte. Er stellte sich, angefeuert von zwei Frauen namens Savolina und Perdia, in den Hof und machte die Amazonen für die missliche Lage verantwortlich. Kurz bevor die Leute den Vorratskeller plündern wollten, marschierten schon die Amazonen auf, um notfalls die Revolte mit Gewalt nieder zu schlagen. Aridhel versuchte mit seiner Stimme des Waldes die Lage zu entspannen. Dank seiner Fähigkeiten gelang ihm das auch, doch sie reichten nicht aus, um den Baron von seiner Meinung abzubringen. Immerhin konnten wir Xaviera davon abhalten, ihn zu inhaftieren, es hätte ihn zu einer Art Märtyrer gemacht und das war das letzte, was wir wollten.

Gestern hat Aridhel Katze auf ihren Rat hin nach Lorgolosch geschickt, um die Zwerge vor den Borbaradianern zu warnen. Heute kam sie wieder zurück und konnte berichten, dass die Zwerge dankbar seien und sie uns etwas mehr über Calamans Rüstung erzählen werden, sollten wir zu ihnen kommen. Soweit wir wissen, war der Zwerg Calaman einer der acht Urväter, der vor etwa 4000 Jahren lebte. Er besaß eine magische Rüstung, die er angeblich aus dem Hort Pyrdacors gestohlen hatte. Der Drache soll ihm bis nach Xorlosch gefolgt sein, damals wäre die Stadt deswegen fast gefallen. Wieso erwähnen die Zwerge die Rüstung? Ist sie es etwa, zu der das vierte Zeichen gehört? Ich vermutete ja schon auf Grund der vielen losen Kraftfäden, dass sie Teil von etwas Größerem ist.

Wie auch immer, die Hand juckte Joela heute wieder ziemlich, sie war ganz unruhig und drängte darauf, etwas zu unternehmen. So ist meine Gefährtin wieder unterwegs im Feindeslager, um neue Informationen für uns zu besorgen.

Ich werde mich jetzt zur Ruhe begeben, doch so viel geht mir durch den Kopf. Mich beunruhigt, dass heute Morgen Rauhreif zu sehen war und das mitten im Sommer! Ob dieser Paktierer Blotgrim damit etwas zu tun hat?

Eintrag vom 26. Rahja 1019 BF

Heute ist dieser verfluchte Schwarzschelm, Torxes von Freigeist, aufgetaucht, um eine Nachricht zu überbringen. Sein Gesicht beschmiert mit greller Schminke, einer Narrenkappe am Haupt und gehüllt in buntes Flickengewand baute er sich vor der Burg auf und wartete, bis ihm auch ja alle zuhörten. Unter dem Arm trug eine tote gerupfte Gans, die er alsbald als Handpuppe führte.

Er verkündete den Willen Borbarads, der mit der siebengehörnten Krone gekrönt ist, des Alveraniars Borbarad. Dann fing Torxes an, mit der toten Gans zu sprechen, die er götterlästerlich Travia nannte: „Was sagst du da, Travia? Es ist nur vertane Zeit, sie werden es nicht begreifen. Warum wir dann hier sind? Weil er es so will! Es wird ein herrliches Schauspiel geben, auf der einen Seite die gierigen Menschen, auf der anderen die Amazonen. Beide wähnen sich auf der richtigen Seite, beide werden sterben, nichts werden sie gewinnen. Eine köstliche Komödie wird das!“ Dann verfiel der Schwarzschelm in irres Gelächter. Noch ein Mal blickte er zur Burg, setzte schon an, um etwas Weiteres zu sagen, schüttelte dann aber doch den Kopf und hüpfte pfeifend davon. Einem von den Amazonen auf ihn geschossenen Pfeil wich er plötzlich überderisch schnell aus und hüpfte weiter außerhalb unserer Reichweite.

Der verfluchte Schelm erfreut sich also an dem bevorstehenden Blutvergießen. Wir werden ja sehen wer zuletzt lacht!

Heute Abend werden Joela und Aridhel sich aus der Burg schleichen, Joela soll das Belagerungsgerät mit Öl schmieren und dann mit göttlichem Feuer anzünden. Aridhel wird mit Feuerpfeilen auf die Bauten schießen. Das sollte die Borbaradianer schön ärgern!

Eintrag vom 27. Rahja 1019 BF

Wie wir ihnen, so sie uns. Phexverflucht! Unser Sabotageakt gestern war erfolgreich, zwei Onager und zwei Belagerungstürme gingen in Flammen auf. Aber auch bei uns hat es gebrannt. Ein Torturm fing gestern plötzlich Feuer. Erst mit meinem reversalierten Ignisphaero konnte ich die Flammen löschen. Die Menschen hielten es erst für ein Efferd-Wunder, bis ich sie aufklärte, dass sie ihre Rettung mir zu verdanken hatten. Zu meiner großen Verwunderung gestand der Brandstifter auch sofort, es war der Baron, der ganz verdattert dreinschaute ob seiner Tat. Ein schneller Odem und ein Analys hinterher und ich wusste, dass er in Wirklichkeit von einem satuarischen Einflusszauber dazu gebracht worden war. Trotz dieser Erkenntnis ließen wir den Mann verhaften, denn die wahre Täterin sollte nicht Verdacht schöpfen.

Wir sind heute schon durch die Burg spaziert, haben versucht, der Hexe auf die Spur zu kommen, doch es war umsonst. Torben hat geschnüffelt, Joela ihre Hand um Hilfe gefragt. Ich selbst habe während der Essensausgabe mit Hilfe eines Oculus die Bevölkerung untersucht, aber keine Spur von Magie war zu sehen. Eigentlich hatte ich ja diese Aufwieglerinnen Perdia und Savolina unter Verdacht, heimlich habe ich auf sie einen sehr starken Odem, dem ich noch zusätzliche Kraft von mir gegeben habe, auf sie gesprochen, aber die beiden sind so magisch wie Koschbasalt. Also wieder eine Sackgasse. Diese Hexe hat sich vermutlich in die Burg gestohlen und ist danach wieder verschwunden.

Heute Morgen hat Joela von gestern Nacht berichtet, sie hat gehört, dass es geplant ist, den Fluss zufrieren zu lassen! Ich wusste, diese niedrigen Temperaturen mitten im Rahja können nicht natürlich sein! Ihre Hand fing plötzlich an zu zucken, ich gab ein etwas bissiges Kommentar ab, als die Hand mir auch schon eines auf die Nase gab! Ich blutete sogar! Sie deutete Joela etwas auf dieser merkwürdigen Gebärdensprache, laut meiner Gefährtin sagte sie „Calamans Hand“. Joela zieht es nach Lorgolosch, die Hand dürfte tatsächlich zu dieser Rüstung gehören. Wer weiß, vielleicht sind diese Zwerge ja in Besitz von ihr! So hat meine Freundin beschlossen, zu den Zwergen zu gehen. Es dulde keine Aufschub. Schweren Herzens werden wir Joela gehen lassen, gerade jetzt, wo wir kurz vor einer entscheidenden Schlacht stehen! Ich wollte ihr eine Salbe und einen Trank mitgeben, doch letzteren wollte sie nicht, wir würden ihn nötiger brauchen, sagte sie lächelnd. Irgendwie sah meine Gefährtin seltsam aus, als sie heute ihre Sachen packte. Mir schien, als verschwiege sie etwas. Möge Phex mit ihr sein und sie begleiten, wie er es immer schon getan hat!

Eintrag vom 28. Rahja 1019 BF

Die Vorfälle hier auf der Burg werden immer merkwürdiger. Jeden Tag wird es kälter, heute hat es sogar zu schneien begonnen. Grim weckte mich mitten in der Nacht, er hat eine ehemalige Magd, Alena, bei einem heimlichen Gespräch mit Ayla Ylarsîl von Donnerbach belauscht. Die Hochgeweihte sprach von Verrat, der Königin und Rache! Ich befürchte jetzt schon, dass in Ayla eine Nachtseele lebt oder sie in Wirklichkeit ein Quitslinga ist! Wir haben Torben und Leudalia geweckt, ich schlich mich zu Alena, doch keine Magie war an ihr zu sehen. Die beiden anderen gingen in den Tempel, dort war aber alles in Ordnung.

Heute Morgen wurden wir schon von Geschrei geweckt, denn der Firun-Schrein wurde zerstört, die darauf gestandene Statue ist kaputt. Ein Odem offenbarte mir, dass jemand magisch Begabtes ihn berührt hatte. Vermutlich wieder diese Hexe! Grim konnte wenigstens die Statue wieder halbwegs in Stand setzen. Zusammen mit Aridhel und Grim gingen wir zu Alena, die offensichtlich etwas zu verbergen hat, doch sie sagte auch unserem Elfen nichts. Wir beobachteten sie den ganzen Tag, doch sie verhielt sich unauffällig. Aridhel sagt, ihr Seelentier sei die Koramsbestie, spricht nicht gerade für sie. Unser Elf redete noch einmal mit ihr, doch Alena schwor ihm, dass sie nichts gegen die Burg hätte.

Torben und er haben sich heute unter die Leute gemischt, doch erfolglos, keinerlei neue Hinweise. Leudalia sprach heute mit Ayla, doch die war ungewöhnlich unhöflich und schroff. Zu dem Gespräch in der Nacht mit Alena äußerte sie sich gar nicht. Sehr seltsam und verdächtig!

Auch heute marschierte wieder der Feind auf, der nächste Angriff droht. Grim hat es endlich geschafft, Tor und Zugbrücke zu reparieren. Seit gestern analysiere ich meine hergestellten Heiltränke hinsichtlich ihrer Wirksamkeit. Zu meiner Freude sind mir alle gelungen. Den restlichen Tag habe ich mit Unterricht verbracht, die Amazonen müssen auf den Angriff von Dämonen vorbereitet werden. Heute Abend habe ich nach einem Gebet zu Phex die Inrah-Karten zu Rate gezogen. Sie zeigten mir den verkehrten Fürsten des Eises, nun um dies zu deuten, brauche ich keine großartigen Fähigkeiten.

Eintrag vom 29. Rahja 1019 BF

Heute Nacht wurde ein Junge aus Kiesfurten namens Alrik mit einem Dolch getötet! Leudalia und Grim haben ihn im Tempel gefunden. Aridhel stellte fest, dass er von vorne ermordet wurde, er vertraute vermutlich der Person. Ich selbst startete sofort eine magische Visitation und tatsächlich, auf der Waffe waren magische Spuren zu sehen. Außerdem waren rußige Fingerabdrücke auf ihr zu erkennen. Auch Grims Finger waren rußig, da er die zerstörte Firun-Statue wieder zusammengesetzt hatte. Die Person, die Alrik getötet hat, war vermutlich dieselbe, die auch den Schrein geschändet hat. Soweit wir es rekonstruieren können, ist der Junge freiwillig mitgegangen, denn keine Kampfspuren waren zu sehen. Im Boden allerdings fanden wir eine Belshirash-Sigille geschrieben in Zhayad. Ich vermute, Alrik wurde als Blutparaphernalium benutzt. Wir haben die Rune selbstverständlich zerstört, doch gebracht hat es nichts.

Dafür haben wir bald darauf schon die Übeltäterin entlarvt, es war tatsächlich Savolina, die ich schon früher in Verdacht hatte! Aridhel hat sie am Vormittag mit seinem Gespür ausfindig gemacht und uns verständigt. Wir umstellten sie, doch die verfluchte Hexe rief „Belshirash, gefrier die Welt“ und flog in ihrem Fass davon. Wir hingegen waren wie gelähmt durch diese erzdämonische Anrufung und so entkam das verfluchte Weib. Aridhel und ich gingen zum Baron, sobald wir uns dem eisigen Einfluss des Erzdämons entziehen konnten. Er zeigte sich vernünftig und versprach, mit den anderen Schulzen Fremde hier in der Burg zu identifizieren, nachdem er von Xaviera freigelassen worden war. Hoffen wir, dass Savolina die einzige Spionin Borbarads war.

Inzwischen war Grim zu uns geeilt, er hatte den Tag über Alena verfolgt. Wieder traf sie sich heimlich im Stall mit Ayla. Alena sagte, die Burg würde bald fallen, alles wäre sinnlos, sie würden „es“ heute Nacht tun müssen und dann etwas von den Gemächern der Königin. Die Geweihte war unsicher, sie befürchtete, ihr Kopf würde rollen, wenn dies heraus käme. Rondra sehe es nicht gern. Und dann nannte sie Alena „Mutter“! Alena entgegnete, sie würde ihr Vorhaben auch alleine in die Tat umsetzen. Höchste Alarmbereitschaft ist also angesagt, vermutlich ist tatsächlich eine Attentat auf Yppolita geplant!

So, ich werde mich trotzdem wieder hinlegen. Ich möchte so viel astrale Kraft regenerieren wie möglich. Die anderen wollen mit Ayla sprechen und Alena zur Rede stellen, sie haben mir versprochen, mich zu wecken, sobald sich etwas Neues ergibt.

Eintrag vom 29. Rahja 1019 BF

Das Geheimnis um Alena und Ayla ist endlich gelüftet. Erst Dedlana konnte alles aufklären. Nachdem Leudalia und Aridhel mit Ayla sprechen wollten, schloss diese sich ein und ließ niemanden mehr zu sich. Daraufhin übergab Torben Dedlana einen Brief für Königin Yppolita, in dem unsere Befürchtungen niedergeschrieben waren. Als Grim und Aridhel Alena zur Rede stellen wollten, kam Xaviera hinzu, um meine Gefährten dazu zu bringen, sie in Ruhe zu lassen. Doch mein Liebster konnte die Amazone überreden, Dedlana hinzu zu holen. Diese erkannte Alena plötzlich, denn diese war in Wirklichkeit Ulissa, Yppolitas Halbschwester! Sie und ihre Tochter Ayla wurden sofort unter Arrest gestellt.

Grim weckte mich und informierte mich über das kurz zuvor Geschehene. Dedlana trat schließlich zu uns und erzählte die Geschichte, die wir teilweise schon von Graf Arve vom Arvepass gehört hatten. Im Jahre 954 BF geschah es, dass Königin Gilia von Halman ui Bennain Zwillinge gebar. Der Junge wurde nach alter Sitte getötet, die Tochter war Yppolita. Zwei Jahre darauf kam Ulissa zur Welt. Als Königin Gilia 971 BF starb, folgte ihr Yppolita auf den Thron. Zwischen ihr und ihrer Schwester gab es zunehmende Zwiste, Ulissa wollte selber gern herrschen. Also entsann sie eine niederträchtige Intrige, um ihre Schwester vom Thron zu stürzen. Yppolita erwachte eines Morgens neben einem Mann, was gegen die Zölibatspflicht der Amazonen verstieß. Der Mann, der im Auftrag Ulissas unter Drogen zu der Königin gelegt worden war, wurde umgehend getötet, die Intrigantin bestieg den Thron, Yppolita wurde verbannt. Die Amazone Hana hatte allerdings von der neuen Königin den Auftrag erhalten, die Verstoßene zu töten, doch befolgte sie dies zum Glück nicht. Stattdessen wuchs Yppolita bei einem Druiden auf, der deren Gedächtnis löschte, so dass sie nie nach Kurkum zurückkehren konnte. Hana hingegen blendete sich selbst, damit sie nie den Ort, an dem Yppolita sich aufhielt, verraten würde.

Zwei Jahre nach diesem Zwischenfall sandte Halman ui Bennain einen Trupp aus, darunter Arve vom Arvepass, um seine Tochter zu suchen, die verschwunden war. Diese fanden Yppolita tatsächlich, auch ihre Erinnerung kehrte langsam zurück und so wurde sie sich ihrer wahren Herkunft bewusst. Sie stellte ihre Schwester in Kurkum zur Rede und so kam es zu einem Duell, bei dem Yppolita siegreich war. Es wurde beschlossen, Ulissa dem Kaiserdrachen Smardur zu opfern, der von Zeit zu Zeit von den Amazonen Tribut fordert. Doch war dies immer ein gutes Zeichen, den die Schlachten danach wurden immer gewonnen. Doch der Drache erschien zehn Jahre lang nicht und so wurde Ulissa verbannt. Ihr war es untersagt, den Namen der Göttin im Munde zu führen und wer Ulissa hilft, soll selbst verbannt werden. Im Exil schließlich kam Ayla zur Welt, ihre Mutter gab sie aber in einem Tempel ab. Dort hat Yppolita sie aufgespürt und sie 1014 BF nach Kurkum geholt, nachdem sie der Geweihten die Wahrheit über ihre Herkunft offenbart hatte.

Dies ist also die Geschichte von den beiden Schwestern. Morgen soll Gericht über Ayla und ihre Mutter Ulissa gehalten werden. Ich bin gespannt, wie Yppolita entscheiden wird.

Es schneite heute den ganzen Tag, die Kälte wird immer schlimmer und lähmt die Glieder. Vor allem Torben leidet sehr darunter. Morgen werde ich eine Glyphe des Feuers auf seine Rüstung malen und Magie durch sie fließen lassen, das sollte ihn etwas wärmen. Der große Angriff wird bald kommen, ich spüre es. Und die namenlosen Tage stehen auch vor der Tür – welch passender Zeitpunkt für eine Schlacht.

Eintrag vom 1. Namenlosen 1019 BF

Die Schlacht ist geschlagen, Kurkum ist vernichtet, die Amazonen zerschlagen, fast niemand hat überlebt. Die Königin ist tot, genau wie der Kaiserdrache Smardur, der sich geopfert hat, damit Kurkum nicht in die Hand des Feindes fällt. Wir rasten gerade hier mitten im Gebirge auf der Flucht von Borbarads Truppen. Die wenigen Überlebenden, die mit uns ziehen, sind schweigsam und traumatisiert.

Gestern Mittag hielt Yppolita noch Gericht über ihre Schwester. Auch wir wurden zu unseren Beobachtungen befragt. Die Königin war etwas melancholisch, doch entschlossen. Dedlana beschuldigte beide Frauen des Hochverrats und des eventuellen Paktierens mit dem Feind. Aylas Kopf zuckte erschrocken und erbost hoch, doch wurde er sofort wieder herunter gedrückt. Yppolita fragte sie, ob sie nach Thesia Gilias Thron greife, doch die Angeklagte verneinte, sie gewährte ihrer Mutter nur Unterschlupf. Immer noch sei sie Kurkum und der Königin treu ergeben.

Schließlich wandte sich Yppolita ihrer Schwester zu, der sie vorwarf, im Moment da Kurkum dem Schicksal gegenüber steht, Rache üben zu wollen. Doch Ulissa bat unter Tränen einzig um Vergebung, nur ein Mal noch wollte sie den Namen der Göttin nennen dürfen, ein Mal noch vor ihrem Tode zu ihr beten. Die erstaunte Königin betrachtete sie und Ayla lange. Dann erhob sie sich entschlossen, ging auf ihre Schwester zu, legte ihr die Hand auf die Stirn und sprach: „Wir, Yppolita von Kurkum, verzeihen der ausgeschlossenen Ulissa im Namen Rondras“.

Aber in diesem bewegenden Moment ertönte ein schriller Pfiff, Ulissa brach zusammen, als ein niederhöllischer Pfeil aus Eiskristallen ihren Hals durchbohrte. Der Feind griff an. Die entscheidende Schlacht hatte begonnen.

Ayla bat ihre Königin, sie an ihrer Seite kämpfen zu lassen und so geschah es auch. Kaum hatte Yppolita „Achmad‘sunni! Zu den Waffen!“ gerufen, gingen auch schon die ersten Feuergeschosse auf Kurkum nieder. Das Dach der Scheune ging sofort in Flammen auf, brennende Menschen liefen panisch durch den Hof. Der Legionär von Yaq-Monnith war es, der die Kugeln mit Hylailer Feuer zweihundert Schritt weit auf Kurkum warf.

Bei eisigen Temperaturen gingen wir in Stellung und sahen das Heer auf die Burg marschieren, allen voran Blotgrim mit dem dämonischen Schwert in der Hand, das Eiskristalle bei allem hinterließ, was immer es auch berührte. Der Hüne ließ so binnen kürzester Zeit den Fluss zufrieren, Aridhels Pfeile auf ihn zeigten keine große Wirkung. Gemeinsam versuchten wir die vielen Sturmleitern umzustoßen, die von überall aufgestellt wurden. Dabei wurde ich von zwei Pfeilen getroffen, sodass ich bereits einen meiner Heiltränke selbst zu mir nehmen musste. Immerhin konnte ich Leudalia helfen, einen Splitter aus ihrem Auge zu ziehen, den sie abbekommen hatte. Bald schon ließen die Fernkämpfer ab und wir befanden uns im Nahkampf.

Auf unserer Seite sah es zuerst nicht so schlecht aus, doch im Osten der Burg drohte Gefahr. Der Feind wollte sich zum Tor durchschlagen und die Brücke herunter lassen. Gerade noch rechtzeitig, konnte Torben den Zugmechanismus zerstören, das Tor ging wieder zu. Noch war niemand durchgekommen, der erste Ansturm war überstanden. Doch dann kam der Feind erneut mit den Leitern und diesmal schafften es einige bis auf die Mauern. Wir verteidigten oben so gut es ging, aber die Lage sah immer schlechter für uns aus. Da nahte plötzlich Hilfe, ein Zwergenbanner fiel dem Feind in den Rücken. Dorodosch der Kesselflicker hatte Hilfe bei seinesgleichen in Lorgolosch gesucht und rieb mit seinen von König Omgrasch geschickten Leuten sicher ein ganzes Banner auf. Doch konnten sie nicht in die Burg, denn das Tor war ja kurz zuvor geschlossen worden! Ich stärkte Grim mit einem Attributo, sodass er gemeinsam mit Torben und Leudalia das Tor aufdrücken konnte. Die Zwerge eilten in den Hof, aber das Öffnen des Tores hatte so lange gedauert, dass einige von ihnen im Kampfe inzwischen gefallen waren. Ich heilte den verletzten Dorodosch, den ich fälschlicherweise noch bis vor Kurzem für einen Verräter gehalten hatte. Er dankte für die Warnung von Aridhel, Lorgolosch werde bereits auf einen Angriff vorbereitet, dann stürzte er sich in den Kampf.

Langsam wurde es Abend, als der Feind seine Einheiten neu formierte. Königin Yppolita rief uns zu einem letzten Kriegsrat ins Kaminzimmer. Shiala erschien nicht, sie war bereits gefallen, Lane hatte einen Arm verloren. Doch hatten wir keine Gelegenheit uns auszutauschen, denn draußen marschierten zwei Einheiten von Untoten brüllend auf das Tor zu. Wieder mussten wir das Tor öffnen, denn waren die Untoten in der Burg, konnten wir sie leichter bekämpfen als außerhalb. Als einige von den Unheiligen bereits gefallen waren, kehrten die anderen wie auf Befehl um und marschierten weg.

Als ich mich kurz danach umsah, entdeckte ich Torben, der sich gerade gegen Blotgrim stellte. Der Barbar fegte mit seinem dämonischen Schwert Amazonen und Dörfler gleichermaßen im Vorbeigehen von der Mauer. Ein bitterer Kampf entbrannte zwischen ihm und dem dritten Gezeichneten. Ich musste erkennen, dass Torben daran war zu unterliegen. So stürmte ich los, kämpfte mich Schritt für Schritt zu ihm vor. Mit einem starken Fulminictus riss ich den bereits verwundeten Blotgrim von den Füßen, sodass er über die Brüstung in die Tiefe stürzte. Nur wenige Schritt trennten mich noch von dem im Sterben liegenden Gefährten. Ich kämpfte weiter gegen die finsteren Horden, bis ich ihm endlich zwei Heiltränke verabreichen konnte. Torben kam wieder zu sich, stand auf und kämpfte schon wieder weiter, aber nicht ohne ein paar Herzen der Feinde zu verspeisen, die er zu Boron geschickt hatte.

Ich werde meinen Bericht erst beenden, wenn wir einige weitere Stunden marschiert sind. Der Feind könnte uns suchen, wir müssen einen sicheren Platz finden.

Eintrag vom 1. Namenlosen 1019 BF

Ich kann nicht schlafen, daher halte ich hier bei Kerzenlicht die Ereignisse des gestrigen und heutigen Tages fest. Das Schreiben half mir schon immer, schlimme Erlebnisse zu verarbeiten und ich hoffe, so ist es auch jetzt.

Kurz nach dem Kampf gegen Blotgrim sah ich einen grellen Lichtblitz, eine Bresche wurde dadurch in die Mauer geschlagen. Wie ich später erfahren habe, war es jener Blitz, der den Legionär von Yaq-Monnith getötet hatte. Von wem er ausgelöst worden war, weiß ich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

An den Sternen erkannte ich bald, dass die Namenlosen Tage Einzug gehalten hatten. Durch weitere Brandpfeile fing der Stall, in dem sich auch mein Pferd befand, Feuer. Doch blieb ich weiter bei Torben, der die Bresche in der Mauer verteidigte. Leudalia lief kurz darauf an mir vorbei und rief mir zu, dass Aridhel mit dem „Raben“, dem geflügelten Pferd Yppolitas weggeflogen war. Der Elf erzählte später, dass das Pferd selbst zu ihm gekommen war und ihm gedeutet hatte, mit ihm zu gehen.

Ein weiteres Banner kam in den frühen Morgenstunden gemächlich auf das Burgtor zu. In erster Reihe schritten die Hexe Savolina, Lutisana von Perricum und Sulman al'Venish gefolgt von drei Karmanthi und einem Dutzend Paktierern und Paktiererinnen selbstgefällig in den Hof, nachdem der Magier es zu Staub zerbröselt hatte. Wir wurden von einigen Amazonen gerufen, um ihnen zu Hilfe zu eilen. Das Gefolge ging sofort in den Kampf über, während Sulman al’Venish und Savolina abwarteten. Bald fiel Dedlana, aber auch Leudalia und Torben standen an der Schwelle des Todes. Ein letzter Reversalis Fulminictus auf meine Gefährtin bewahrte sie vor schlimmerem. Der Kampf lief nicht gut, auch wenn wir einige der Paktierer und Paktiererinnen zu Boron schicken konnten.

Da stimmte plötzlich Sulman al'Venish einen grauenvollen Choral an, der mich vor Angst lähmte. Ein riesiger Schatten löste sich, es schien der manifestierte blanke Hass zu sein. Der Magier sah sich um und zeigte dann schließlich auf den Körper von Dedlana. Der Schatten drohte, in die darniederliegende Amazone einzufahren, doch da öffnete die Totgeglaubte ihre Augen und begann entschlossen und in vollstem Vertrauen auf ihre Göttin, den Choral „Dir zu Ehren kämpfe ich“ zu singen. Der Dämon stieß einen weiteren Schrei aus, der uns durch Mark und Bein ging, änderte dann seine Richtung und fuhr stattdessen in seinen Beschwörer Sulman al'Venish selbst ein! Wir sahen einen flügelschlagenden Schatten, mit Schrecken musste ich erkennen, dass der Dämon ein Nirraven war. Der Magier nahm das Schwert von einer Amazone und zeigte auf diese, woraufhin sie wieder zu untotem Leben erwachte. Und ihr folgten zu unserem Schrecken noch viele andere.

Weder Torben noch Leudalia noch Grim vermochten gegen den Dämon etwas auszurichten. Doch plötzlich hörten wir hinter uns die Stimme Yppolitas an uns gerichtet: „Dies ist meine Prüfung! Die Welt und die Götter brauchen Euch noch zu anderer Zeit. Flieht in den Tempel, dort können die Untoten nicht hinein. Haltet die Untoten fern!“ Ayla, die die Schlacht überlebt hatte, begann sofort, die Verletzten in den Tempel zu transportieren, wir selbst gaben ihr und den letzten Überlebenden Rückendeckung. Zwischen Yppolita und dem vom Nirraven besessenen Sulman al'Venish aber entbrannte ein Duell, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Als ich gerade wieder einen Blick auf die Kämpfenden erhaschen konnte, spürte ich einen Schmerz in meiner Schläfe, meine Augen wechselten auf magische Sicht. Da sah ich den Nirraven als Abbild des Chaos, dessen jenseitige Matrix größer als die diesseitige war. Über dem Burghof lagen überall magischen Schwingungen, die Wand zwischen den Sphären war dünn. Ich sah die Kraftfäden im Beschwörer wurzeln, ein dünner Strang führte von dessen Astralleib zu der Klinge, die er führte.

Doch dann sah ich noch etwas, etwas sehr Mächtiges, dass sich in weiten Kreisen aus der Luft Kurkum näherte. Es war der Kaiserdrache Smardur, der mit donnernder Stimme verkündete „Smardur wurde gerufen, Smardur ist gekommen!“. Da sprang auch schon Aridhel von dessen Rücken, nachdem der Drache vor dem Tor Kurkums gelandet war. Yppolita rief ihm „Smardur, höre! Ich, Yppolita, bitte dich, lass Kurkum nicht in die Hände des Feindes fallen!“ zu, bevor sie sich wieder dem tödlichen Duell widmete. Wir liefen zum Tempel, gerade noch bevor eine wahre Feuersbrunst über das Tal hinweg fegte. Smardur vernichtete alles, weit und breit, nur der Tempel der Rondra blieb verschont. Selbst das Gestein begann unter der lodernden Hitze zu schmelzen.

Und dann plötzlich! Von unserer Zuflucht aus konnten wir beobachten, wie aus Yppolitas Klinge weiße Flammen loderten und ihr kräftiger Leib in strahlend weißes Licht getaucht wurde. Von da an gab sie jegliche Abwehr auf, ein Meer von Schlägen hagelte auf den Dämon ein, es war, als würde die kriegerische Göttin selbst vor unseren Augen kämpfen! Mit einem mächtigen Hieb enthauptete Yppolita Sulman al'Venish, ein dämonisches Kreischen ertönte und der Dämon fuhr zurück in die Niederhöllen. Die Königin der Amazonen aber blickte noch ein letztes Mal zu dem Drachen Smardur hoch und ihr Schwert glitt ihr sanft aus der Hand bevor sie tot auf den Boden sank.

Ein letztes Mal noch ließ Smardur seinen Kampfesschrei hören und eine Feuerlanze aus seinem Mund entweichen. Dann landete der mächtige Drache im Hof und verkündete: [[„Lebt wohl, ihr Menschen. Verkündet der Welt, dass Yppolita, die Erwählte Rondras, gefallen ist, dass Kurkum gefallen ist. Verkündet der Welt, dass Borbarad, der Sohn des Nandus und der Vernichter der Welt, gekommen ist. Kämpft ihr Menschen, kämpft! Kämpft dafür, dass Yppolitas Tod nicht umsonst war!“]] Mit diesen Worten erhob er sich ein letztes Mal in die vom Feuer flirrende Luft, Flammen brachen aus seinem mächtigen Leib hervor, die Kurkum und so auch den Leichnam der gefallenen Königin endgültig vernichteten. Alles rundum ist im Flammeninferno vergangen, der Feind, aber auch der Drache selbst.

Hier endet also die Kurkuma, die Geschichte der Amazonen auf der Burg Kurkum, aber auch das Leben von Yppolita, der größten Kämpferin, die Dere je gesehen hat. Eine der stärksten Festen des Kontinents ist gefallen und ich frage mich, wenn sie und die Amazonen nicht den schwarzen Horden stand halten konnten, wie sollen es dann nur andere nach ihnen tun?