Die Festtage in Gratenfels
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Eintrag vom Travia 1006 BF
Heute am 21. Travia haben die Festspiele in Gratenfels begonnen. Ich sitze hier in der Sonne und warte auf Aridhel. Hier herrscht ein großer Trubel. Schon als wir die Stadt durch das Westtor betraten, sahen wir viele Schauwägen vorfahren. Unter anderem sahen wir drei Käfige, auf ihnen war geschrieben „Meister Buras Bizarres Bestiarium“. Da wurde ich schon neugierig. Ein niederhöllischer Gestank ging von einem der Wägen aus. Später erfuhr ich auch den Grund dafür.
Als wir in der Stadt ankamen, haben wir sofort den Rondra-Tempel aufgesucht. Die Vorsteherin Bodia von Leuenfels begrüßte uns und führte uns zu Leudalia. Wie freute ich mich sie wiederzusehen. Ihr erging es auch so, doch als sie Aridhel erblickte setzte sie ihren "Ginaya-mit-was-für-Leuten-treibt-Ihr-Euch-herum-und-warum-tut-ihr-das-ausgerechnet-mir-an"-Blick auf. Es überraschte mich nicht. Zu allem Überdruss erklärte Aridhel auch noch, dass er ein guter Bogenschütze sei und zudem noch magiebegabt. Um dem Ganzen auch noch die Krone aufzusetzen, sagte er daraufhin, dass er aber keine Kämpfe suche, sondern sie vermeide, wo es geht. Leudalia war kurz vor dem Explodieren. Erst durch die Anwesenheit von Vater Corvus konnte sie beruhigt werden. Er zog sich jedoch nach dem Besuch gleich in den hiesigen Boron-Tempel zurück. Wie wir so weiter durch die Stadt spazierten, wurden wir Zeuge eines Missgeschicks. Irgendwie kippte ein Korb um, heraus kroch eine zwei Schritt lange Schlange und bedrohte einen jungen Gardisten. Leudalia, die sich gerade eine Decke gekauft hatte, nahm diese und wollte sie über Schlange werfen. Zu meiner Belustigung musste ich jedoch sehen, dass sie stattdessen den Gardisten bedeckte. Ein Lachen konnte ich mir trotz der ernsten Situation kaum verkneifen. Schließlich hieb sie die Schlange mit ihrem Schwert entzwei. Der verwunderten Menge erklärte sie dann auch noch, dass sie die Decke absichtlich über den Gardisten warf, damit sich dieser nicht fürchtete. Wie lachhaft! Ich glaube, niemand war so dumm und glaubte ihr diese Geschichte. Doch angesichts der Tatsache, dass sie die Schlange erschlagen hatte, war das wohl allen egal. Der Gardist Arto von der Marsch bedankte sich überschwänglich bei uns und lud uns auch gleich zum Abendessen zu sich ein. Wie nett von ihm! Vater Corvus werden wir mitnehmen, Herr von der Marsch hat sicher nichts dagegen. Aridhel hingegen lassen wir besser daheim. Wo bleibt er eigentlich überhaupt? Wir wollten uns schon längst hier wieder treffen! Diesen Elfen kann man auch keine Minute in einer Stadt alleine lassen! Wer weiß in welche Schwierigkeiten er schon wieder gekommen ist! |
Eintrag vom Travia 1006 BF
Schreckliche Dinge geschehen hier! Wieder einmal braucht ein Unschuldiger unsere Hilfe. Es ist wahrhaftig Meister Balthusius! Er wurde entführt!!! Ist das nicht schrecklich? Genaueres ist uns noch nicht bekannt, aber morgen werden wir uns gleich darum kümmern. Dabei hatte alles so gemütlich angefangen.
Nachdem wir Aridhel endlich wieder gefunden haben (er war eine Stunde zu spät dran!!!), begaben Leudalia, Vater Corvus und ich uns zu dem Haus von Arto von der Marsch. Zu unserer Verwunderung hatte Aridhel auch eine Verabredung. Wir fragten nicht weiter nach, und so waren wir doch sehr erstaunt, als wir ihn im Haus unseres Gastgebers trafen. Und noch überraschter waren wir, als wir erfuhren, dass Arto von der Marsch der zukünftige Schwiegersohn von Meister Balthusius ist! Aridhel hatte diesen in der Zwischenzeit aufgesucht und wurde von ihm auch heute Abend eingeladen. Vollständig versammelt verbrachten wir einen sehr netten Abend, der nur durch die Anwesenheit einer gewissen Person etwas getrübt wurde: Frau Sintelfink, Leiterin der Bibliothek von Stoerrebrandt. Sie recherchiert über die Kosch-Berge und suchte deshalb Meister Balthusius auf. Eine so unmögliche Person habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getroffen! Sie ist hochmütig und hat überhaupt kein Benehmen!! Als sie meinen Namen erfuhr, fragte sie mich nach Onkel Alrik, er sei angeblich wegen Pferdediebstahls verhaftet worden! So eine bodenlose Frechheit, so eine Unterstellung! Und diese dann auch noch in der Öffentlichkeit zu äußern! Ich mochte diese Person von Anfang an nicht. Und mein untrüglicher Instinkt hat mich nicht im Stich gelassen, ich hätte gleich auf ihn hören sollen. Wir unterhielten uns über den berüchtigten Schwarzmagier Algorton, der zu der Zeit der Magierkriege hier in der Gegend sein Unwesen trieb. Er stellte Forschungen über Chimärologie und Dämonologie an. Balthusius versucht zusammen mit seiner Kollegin Frau Domaris genaueres über die damaligen Geschehnisse herauszufinden. Irgendwann verschwand er nämlich plötzlich, bis heute weiß man nicht, was mit ihm geschah. Ich muss aufhören, Leudalia ruft, wir müssen los. Wir verfolgen die Entführer von Meister Balthusius. Ich hoffe, wir kommen noch rechtzeitig! |
Eintrag vom Travia 1006 BF
Wir machen gerade eine Pause. Die Verfolgungsjagd stellt sich als schwierig heraus, das Wetter könnte uns noch Probleme bereiten. Es fängt an zu schneien. Ich hoffe, es wird nicht noch stärker.
Der Abend verging (zu unserem Leidwesen blieb Frau Sintelfink den ganzen Abend über), und irgendwann machten wir uns auf den Heimweg. Herr von der Marsch begleitete uns zu einem Gasthof, den er uns als Quartier empfahl. Auf dem Weg dorthin überschlugen sich die Ereignisse. Doch da kam schon der Schröter auf uns zugelaufen. Der Kampf war wirklich hart! Vater Corvus wurde von diesem Untier mit seinen Scheren gefangen. Aber er kämpfte tapfer weiter. Doch der wirkliche Held war Aridhel, dem ein Meisterschuss mitten ins Auge der Bestie gelang! Damit war Vater Corvus wieder frei. Durch Leudalias vernichtende Schläge wurde der Schröter schlussendlich besiegt. Aber die Kämpfe waren damit noch nicht vorbei. Denn der Tatzelwurm würde wieder aufwachen. Leider konnten wir nichts finden, mit dem wir ihn bewegungsunfähig machen könnten. So mussten wir uns ihm auch noch stellen. Wieder feuerte Aridhel einen Meisterschuss ab, diesmal in das geifernde Maul der Bestie. Es schwächte das Untier deutlich. Der Gestank benebelte mit der Zeit unsere Sinne. Irgendwann wurde ich von seinem herumschlagenden Schwanz getroffen. Ausgerechnet als Leudalia laut schreiend einen Sturmangriff startete, stand ihr Aridhel im Weg. Ich glaube, seither hasst sie den Elfen noch mehr… irgendwann bekam das Tier sie zwischen die Zähne. Und dann setzte sich Aridhel fast selber außer Gefecht. Ich glaube, er versuchte einen Fulminictus, doch er ging gehörig daneben. Seither raucht er gelegentlich aus den Ohren, aber ich glaube, dass das vorbei gehen wird. Es sah schon schlimm für uns aus, denn wir waren alle schon geschwächt. Doch am Ende blieben wir siegreich! |
Eintrag vom Travia 1006 BF
Wir sind bei unserer ersten Raststation angekommen, der Koschwacht. Morgen wollen wir die Kollegin von Meister Balthusius besuchen, Frau Domaris. Sie hat zwar einen schlechten Ruf, aber hoffentlich kann sie uns weiterhelfen.
An jenem Abend waren wir auf jeden Fall die gefeierten Helden und Heldinnen von Gratenfels. Zuerst wurden wir im Peraine-Tempel mit einem Trank gestärkt, und dann wurde ausgiebigst gefeiert. Alle luden uns ein, ich weiß nicht, wie oft ich den Kampf gegen die Untiere erzählen musste. Es war ein fröhliches Fest. Wenn da nicht noch etwas gewesen wäre. In der Früh wurden wir von Herrn von Gratenfels vorgeladen. Ich muss sagen, ich musste mich zusammenreißen, nicht anders erging es Leudalia, waren wir von den Feierlichkeiten des Vorabends doch noch etwas mitgenommen. Außerdem stanken wir noch immer erbärmlich nach dem Tatzelwurm. Zu unserem Glück ließ sich Graf Alrik Custodias von Gratenfels nichts anmerken, als er uns empfing. Er war überaus freundlich und überreichte uns allen eine Ehrenbürgerschaft der Stadt. Was für eine Ehre! Aber dann erfuhren wir es. Meister Balthusius wurde entführt, und der Graf bat uns, die Verfolgung aufzunehmen. Gratenfels konnte keine Gardisten entbehren, die das übernehmen könnten. Doch diese gemeinen Entführer hatten auch noch in der Asservatenkammer eingebrochen und ein wertvolles Artefakt gestohlen. Eine Kristallkugel, die einst Algorton persönlich gehört haben soll. Auch sie sollten wir zurückholen. Er versprach uns dreißig Dukaten Belohnung. Es muss ein mächtiges Artefakt sein und weiß Hesinde, was sie in den falschen Händen für Unheil bringen kann! Wir nahmen sofort die Ermittlungen auf. Das waren wir Meister Balthusius schuldig. Wie wir erfuhren, steckte diese verfluchte Frau Sintelfink hinter all dem! Sie hatte Lena, Balthusius’ Tochter, und Arto einen Schlaftrank verabreicht, doch Lena konnte sie trotzdem beobachten, wie sie mit ihren Verbündeten sprach. Sie erzählte uns auch, dass sie Bücher mit Aufzeichnungen aus Balthusius’ Büro gestohlen hatten. Wir wussten nicht, wo wir mit der Suche beginnen sollten, doch wir vermuteten, – wie sich später herausstellen sollte – richtig, dass sie sich auf den Weg über den Greifenpass machten. Es war der logischste Fluchtweg. So machten wir uns so schnell wie möglich auf den Weg. Leider verloren wir etwas Zeit, weil wir uns erst für das Wetter hier richtig einkleiden mussten. Es war eine gute Idee, denn mittlerweile schneit es recht heftig. Wir sind alle sehr erschöpft. Ich werde später weiter schreiben. zuerst werde ich mit den anderen zu Abend essen. |